Unsere erste gemeinsame Reise mit dem Jimny. Seine erste Reise überhaupt, für uns die zweite gemeinsame. Abfahrt mit dem Autoreisezug von Berlin-Wannsee am Freitag, 10.08.2007 um 18:11Uhr.
Samstagmorgen kommen wir in Bozen an und fahren schnurstracks über mehrere Pässe in Richtung Comer See, machen einen Spaghetti Scoglio Stopp und setzen dann mit der Fähre über den See.
Weiter geht es über an Mailand vorbei in Richtung Turin bis nach Salbertrand auf den Campingplatz Gran Bosco.
Sonntag, 12.08.2007
Wir erkunden alles zusammen: das Fort Exilles, den Mont Jafferau (hier will ich mal übernachten, draußen, unter dem Sternenhimmel und morgens beim Sonnenaufgang aufwachen und die Nebel im Tal sehen).
Mittags pausieren wir in Bardonecchia und als die sonntägliche Sperrzeit vorbei ist, fahren um 17:00Uhr hinauf zum Colle Sommelier. Ich und Jimny sind das erste Mal dort oben, Martin zum x-ten Mal, bisher jedoch immer mit Motorrädern, heute mit einem Auto auch das erste Mal.
Abends gibt es wundervolle Pizza Pugliese in der Campingplatzpizzeria und eine sternenklare Nacht.
Montag, 13.08.2007
Wir fahren über die alte, mit dicken, kantigen Steinen belegte Straße von Barceniso aus zum Lac Mont Cenis und kreuzen die Grenzen Italien/Frankreich.
Danach geht es nach Susa- aber wir müssen hungern, es gibt nichts von dem, was auf der Karte steht! Munter geht es weiter über das Col de Finestre auf die Assieta Hochkammstraße. Neil Young singt uns vom „Harvest Moon“ dazu und ewig wird er damit die Assoziation damit hervorrufen.
Ich fahr´ kleines Weilchen auch das Auto, aber wohl nicht gut genug: ein entgegen kommender Fahrer ist irritiert von meinem Zögern und zeigt mir einen gewaltigen Vogel, also verleg ich mich lieber aufs Schauen und Genießen und lasse Martin wieder fahren.
Später als wir wieder runter fahren, durchqueren wir den fast schon mondän wirkenden Skiort Sestrière au Cesana….nicht schön. Im total vollen, hektischen Supermarkt kaufen wir ein für unser Abendessen, aber abends vor dem Zelt mit italienischer Salami und Oliven ist die Welt wieder rund.
Dienstag, 14.08.2007
Abfahrt vom Piemont, zunächst verfahren wir uns und finden die richtige Straße in Richtung Frankreich nicht. Beim zweiten Anlauf schaffen´s wir dann doch nach Briancon. Es geht weiter hinauf zum Col d´Izoard. Hier tummeln sich jede Menge Mountainbikefahrer, die sich abgeschwitzt und abgestrampelt haben, hier hinauf zu kommen.
Wir schwingen wieder hinab nach Italien über das Col d´Agnello. Unser Weg führt uns dann - einem Buschtaxi und einem Defender folgend – auf total nebeliges Gelände. Wir können kaum ausmachen, wo wir eigentlich sind! Es ist spannend: der Weg ist eng und schotterig und fällt rechts von uns steil ab- anscheinend, denn sehen können wir nicht viel. Nach ca. 8km treffen wir mit einem entgegen kommenden Motorradfahrer aus Deutschland zusammen, der uns dann sagt, dass wir zumindest keine Sackgasse fahren.
Beim Bergabfahren verlassen wir auch den Nebel wieder und der August und Sommer bekommt uns zurück. Wir fahren weiter bis Cuneo und können unser Zeltchen noch auf einem engen Fleck auf dem Campingplatz aufschlagen.
Abends „feiern“ wir den spannenden Tag im schönen Lokal in Cuneo/Vorort bei Entrecôte und Salat mit Rucola, Birnen und Parmesan.
Mittwoch, 15.08.2007
Von Cuneo aus geht es weiter ins „Käsetal“. Wir haben das Val Grana so getauft, weil wir gelesen haben, dass hier besonders toller und besonders vielfältiger Käse von den Bauern gemacht und verkauft wird. Am Straßenrand kaufen wir dann auch eine Scheibe Castelmaggio.
Heute ist Feiertag: Maria Himmelfahrt und alle Italiener plus Großfamilie und Omas scheinen sich auf den Weg gemacht zu haben um im Maira-Stura-Gebiet zu picknicken. Nur die Murmeltiere und die bimmelnden weißen Kühe lassen überhaupt nicht davon beeindrucken und pfeifen und läuten um die Wette.
Wir fahren weiter zum Tendepass und schauen eine Weile den Paraglidern zu wie sie sich vom Fort aus durch die Winde tragen lassen. Für uns geht es dann weiter auf der Ligurischen Grenzkammstraße und wir schaffen 8km in 1,5 Std. Wir sind weitgehend alleine hier oben und genießen die unglaublichen Blicke in die Berge.
Es ist später Nachmittag als uns ein entgegen kommender Offroadfahrer auf Französisch warnt vor Banditen und Halsabschneidern und uns dringend auffordert möglichst zügig weiter und hinunter zu fahren. Wir verstehen nicht alles, sind aber etwas erschreckt und machen uns flott auf die Weiterfahrt. Im Nachhinein denken wir, dass er uns vor dem Befahren der engen, steilen Passagen in der Dunkelheit warnen wollte, aber wir haben wegen unserer nur rudimentären Französischkenntnisse nur die Botschaft des Bedrohlichen verstanden.
Bei Nava, ca. zwei Stunden später, fahren wir ab von der Ligurische Grenzkammstraße und tauchen wieder ein in dicken, kalten Novembernebel. Wir streben gen Küste und lassen den Nebel wirklich wir hinter uns, es wird wieder wärmer. Aber abends gegen 20:00Uhr angekommen in San Remo finden wir keine Bleibe, weil alles voll von Ferien machenden Italienern ist.
Wir beschließen also, uns mit einer Pizza zu stärken und die Nacht über weiter zu fahren mit dem Ziel Rom. Schließlich führen doch alle Straßen nach Rom, oder?
Gegen Mitternacht sind wir in Portofino und machen einen kurzen Hafenspaziergang und bestaunen die bonzigen Schiffe und die Bademantel bewehrte Haute Voléé, die des nächtens Party feiert.
Übermüdet stoppeln wir uns weiter und ich sehe nachts Murmeltiere durch die Tunnel huschen, obwohl gar keine da sind.
Donnerstag, 16.08.2007
Morgens sind wir dann irgendwann am Meer bei Montalba. Aber der Strand ist zu dreckig um dort die Nachtfahrt ein wenig auszuschlafen. Wir fahren also weiter und kommen gegen 10:00Uhr in Rom an. Wir bekommen auch gleich einen Platz auf dem Campingplatz zugewiesen und bauen unser Zelt auf, fallen dann völlig übermüdet hinein ins Zelt und schlafen bei brütender Saunasommerhitze bis 14:00Uhr.
Dann machen wir uns auf mit dem nahegelegenen Zug an der Station Due Ponte nach Rom hinein. Wir treiben durch Rom und freuen uns an den schönen alten, bekannten Straßen und Plätzen.
Abends gibt es wunderbare Pizza unter freiem Himmel im Campingplatzrestaurant.
Freitag, 17.08.2007
Wieder geht es mit dem Zug nach Rom hinein und wir setzen unser Sightseeing fort: Colloseo, Campodoglio, Castor und Pollux, Forum Romanum, Circus Maximus.
Martin erzählt mir in unseren Pausen die ganzen Filminhalte von „Weites Land“ und „Wincester 73“. Dann geht es weiter zu den Caracalla Thermen, die ein wenig außerhalb liegen und zurück mit dem Bus bis zum Statione Termini. Jetzt müssen wir noch dem Petersdom unsere Aufwartung machen.
Danach sind wir reichlich k.o. und die Füße können sich in einer Cappuccinopause ausruhen. Mit dem Zug geht es zurück zum Campingplatz.
Samstag, 18.08.2007
Unseren wehen Füßen geschuldet wagen wir´s diesmal nach Rom hinein mit dem Jimny, was sich aber wegen des mörderischen Verkehrs, den unzähligen Einbahnstraßen und den geringen Parkplätzen als ziemlich chaotisch erweist. Wir fahren zum Gianiculo und werden bei einer Rasenliegepause durch unvermutet anspringende unterirdische Rasensprenger mächtig eingenässt.
Die Sommerhitze trocknet´s schnell wieder und so können wir das Foro Italico mit seinen Arno Brecker Monumentalfiguren sogar wieder als zivilisierte Menschen besuchen.
Den Nachmittag verbringen wir am und im Pool des Campingplatz und lassen die Eindrücke der letzten Tage in uns einsinken.
Sonntag, 19.08.2007
Wir fahren ab von Rom in Richtung Neapel und finden bei Scono-Fratterna einen Schotterweg, der uns in die Schieferdachwelt der Abruzzen aufnimmt. Abends kommen wir in Giulanova an und finden direkt am Meer einen tollen Campingplatz.
Montag, 20.08.2007
Nun erkunden wir das Landesinnere und fahren vom Meer weg direkt in die Abruzzen Bergwelt. Das unglaublich weitläufige Campo Imperatore erinnert uns an amerikanische Filme in denen die Staubfahne der Cowboys den Horizont vernebelt. Das Licht ist hell und alles schimmert gelb und blau.
Wir besuchen L´Aquila, die schöne, alte, gemütliche Hauptstadt der Abruzzen und stärken uns mit Landbrot mit Schinken und Cappuccino und kommen ins Gespräch mit einem netten Dottore medicine.
Abends, zurück auf dem Campingplatz, lagern wir am Strand und verfolgen den Sonnenuntergang. Unser Abendessen bereiten wir aus den Supermarkteinkäufen und sitzen noch lange vor dem Zelt und trinken Rotwein.
Dienstag, 21.08.2007
Heute geht es nochmal hinein in die Bergwelt. Wir erkunden das „Linsental“, Castelluccio. Hier werden Hülsenfrüchte angebaut und im Frühjahr, wenn diese blühen sollen die jetzt abgeernteten Felder in den wunderbarsten Farben leuchten. Natürlich gibt es mittags in dem Lokal dort jede erdenklich Zubereitung von Linsen, lokale Spezialität!
Wir setzen unsere Fahrt fort auf die Gipfel hinauf. Ein alter Hirtenhund trottet völlig einsam durch die Berge. Oben auf dem Gipfel ist es saukalt und unwirtlich. Hier bleiben wir nicht.
Abends wärmen wir uns wieder am bei einer Strandlagerung und wiederholen unsere Selbstverpflegung vor dem Zelt.
Mittwoch, 22.08.2007
Langsam aber sicher treten wir die Heimreise an. Wir fahren 500km in Richtung Friaul und nutzen heute die Autobahnen. Zwischenstopp dann in Marostica, dem hübschen Flecken mit dem Schachbrettmarktplatz und Bassano di Grappa, das sich als angenehme Überraschung erweist.
Wie auf geheimen Wunderruf eilen von überall her gegen 17:00 Uhr Menschen auf die Ponte Del Alpi um bei Nardini einen Aperitivo zu ordern und dann auf der Brücke zu stehen, zu schwatzen und eine extrem gute relaxte Stimmung zu leben. Wir mischen uns unters Volk und tun es ihm nach.
Quartier beziehen wir auf dem Campingplatz am Lago di Corlo, quasi einer der Ersatzheimaten Martins und abends zeigt er mir dann das phänomenale Pizzaangebot im Campingplatzrestaurant (30 Sorten? oder sind es 50?).
Donnerstag, 23.08.2007
Oh je: den ganzen Tag Regen! Wir versuchen zumindest, uns nicht unterkriegen zu lassen und „erfahren“ den Schotterpass des Passo di Brocon von San Donato aus, Asolo und die Proseccostraße und auch nach Belluno, den Passo San Baldo und nach Feltre. Aber so richtig Spaß macht das Herumfahren bei dauernd beschlagenen Scheiben nicht.
Freitag, 24.08.2007
Morgens kriecht eine Schnecke die Zeltaußenwand hinauf und schüttelt die letzten Regentropfen von ihrem Körper ab. Über die Staumauer des Lago di Corlo fahren wir über einen Schotterweg hinauf zum Monte Grappa. Wir besuchen den Soldatenfriedhof unterhalb des Gipfels und tanzen dann die kurvenreiche SP 140 wieder hinab ins Tal. Eine Zeitlang beobachten wir die Gleitschirm- und Drachenflieger, die sich elegant von den Winden heben und senken lassen bevor noch einmal Bassano einen Besuch abstatten und uns noch einmal dem Ponte del Alpi-Nardini-Ritual anschließen.
Samstag, 25.08.2007
Morgens bauen wir unser Zelt ab und treten nun endgültig die Heimreise an. Nach 14 Tagen voll von Eindrücken feinster Couleur müssen und sollen wir nun heim, zurück in die Alltagswelt. Seid gewiss, wir kommen wieder.