Montag, 20. Oktober 2014
Später Sommer in Griechenland im Oktober. Martin döst in der Sonne.
Freitagabend sind wir losgefahren von Berlin. Diesmal nicht über die A9 gen Süden, sondern diesmal über die Autobahn gen Dresden. Diesmal ohne Moppeds, diesmal mit dem Caddy und einem Dachzelt obendrauf. Gegen 21 Uhr kommen wir in Prag an und checken ein im Ibis-Hotel.
Dann machen wir uns auf, das nächtliche Prag in seinem Lichterglanz ein wenig zu erkunden. Unmengen von jungen Leuten sind auf den Straßen unterwegs.
Am nächsten Morgen geht es nach dem Frühstück im Hotel weiter gen Süden. Die nächsten 900km führen uns durch Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Serbien. Serbien wirkt merkwürdig weitläufig märchenhaft und gleichzeitig trutzig abweisend. Wir kennen zu wenig davon. Für die Übernachtung hatten wir uns ein Hotel in der Nähe von Belgrad herausgesucht, aber das Navi führt uns in eine trübe Gewerbegegend. Doch den Holden ist das Schicksal gnädig und wirft uns kurz vor dem Ermüdungskippen vor ein super nettes kleines Hotelchen. Dort wird lautstark eine serbische Hochzeit gefeiert mit vielen Gästen und Musik. Wir bekommen ein sauberes Zimmerchen und im Souterrain des Hauses gibt es ein „Ethno-Restaurant“: urig eingerichtet, der Kellner trägt Landestracht und bedient zuvorkommend und freundlich. Die Portionen sind reichhaltig und schmackhaft und der abschließende Slibovitz ist, samt Dörrpflaume auf dem Boden des Glases, hausgemacht. Ein musizierendes Männerquartett umrahmt das Spektakel.
Sonntagmorgen Eier und Marmeladenbrot zum Frühstück und wir tuckern weiter gen Griechenland. Ein serbisches Erlebnis haben wir noch in der letzten Stunde der Durchquerung des Landes: Uns keiner Schuld bewusst, werden wir dennoch von durchaus freundlichen Polizeibeamten mit der Kelle rausgewunken. Sie zeigen uns einen Laservideobeweis, 25km/h zu schnell. Dass wir nicht mehr genügend Dinar haben, entschuldet uns nicht. Die nahe Tankstellenkasse wechselt ohne Probleme Euro in Landeswährung. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Unsere Strecke führt dann über Mazedonien bis wir an einem kleinen Grenzübergang in den thessalonikischen Bergen hinein fahren ins Bergbaugebiet Griechenlands.
Dann wird die Strecke recht mühsam und zieht sich. Hier gibt es keine touristische Infrastruktur, will heißen, keinen Kaffee, kaum eine Tanke, keine lauschigen Parkplätze. Als Launenunterstützer dient das spannende Hörbuch. Endlich – weitere 700km sind geschafft seit dem Morgen – kommen wir gegen 20 Uhr griechischer Zeit (eine Stunde plus zu unserer Heimatzeit) in Krastraki auf dem Campingplatz an und suchen uns einen netten Stellplatz.
Dann beginnt das griechische Leben mit Tzaiziki, Choriatiki und Lammkotletts und heimischem Wein. Als wir gegen 22Uhr in unser Dachzelt krabbeln sind wir sehr müd´ und ziemlich glücklich.
Am nächsten Morgen = heute Früh begrüßen uns die mächtigen Stalakmiten der Meteorafelsen von der Sonne bestrahlt. Noch ist es mäßig warm, ca. 10°C, wir sind ja auch in den Bergen. Mit wärmendem Tee im Bauch fahren wir dann los zu den Klöstern und schrauben uns Serpentine um Serpentine hinauf. Immer wieder legen wir einen Fotostopp ein und bestaunen die unglaublich steilen Felsnadeln und die auf ihnen vor Jahrhunderten gebauten Klöster. Wir besuchen auch zwei der Klöster und erklimmen dazu eine nicht zählbare Anzahl von steilen Stufen. In den Klöstern werden wirklich alte orthodoxe Ikonen gezeigt und nicht alte – halbindustrielle Neuanfertigungen – zum Verkauf angeboten. Man kann sich vorstellen, dass der auch heute rege touristische Verkehr in den Sommermonaten um ein Vielfaches anschwillt.
Um die Mittagszeit sind die Temperaturen auf sommerliche Grade angestiegen und wir beschließen unseren Treppensteigerwaden und unseren etwas erlahmten Beinen eine Pause zu gönnen und fahren auf unseren Campingplatz zurück zu einer ausgedehnten Siesta.
Abends wandern wir entlang der Straße hinein nach Kalampaka und speisen fürstlich in einem netten Restaurant, in dem wir beim Betreten desselben zunächst in die Küche gebeten werden und uns dort die versammelten Leckodauzientöpfe gezeigt und erklärt werden.
Dienstag, 21. Oktober 2014
Morgens Früh ist es wieder sehr frisch und nach Marmeladenbrot und Wärmetee verlassen wir das Meteoragebiet und fahren hinein in die thessalonische Tiefebene. Baumwollfelder erstrecken sich zu beiden Seiten. An einer etwas einfachen LKW-Ladestation bekommen wir einen annehmbaren Cappuccino und die jungen streunenden Hunde versuchen aus dem aufgehängten Mülleimer etwas Essbares heraus zu angeln.
Hinter Lamia besuchen wir noch die Thermophyllen, die schwefelstinkende Quelle und gleich daneben das Schlachtfeld auf dem vor über 2000 Jahren die Spartaner der Übermacht der Perser unter Xerxes trotzen und dann doch bis auf den letzten Mann fielen. Auch den Herodotspruch „Wanderer kommst du nach Sparta….“ finden wir nach einigem Suchen auf einer Steintafel einmeißelt.
Dann geht es über winzige Straßen hinauf ins Gebirge und wir sehen unter uns ausgedehnte Wälder und haben weite Ausblicke. Kaum ein Auto kreuzt unseren Weg und scheinbar unbelebte Bergdörfer durchfahren wir.
Am späteren Nachmittag kommen wir am Zielort an: dem Campingplatz Apollon kurz vor Delphi. Leider hat das Platzrestaurant zu dieser Jahreszeit schon zu, aber beziehen einen sonnigen Terrassenplatz mit unserm Caddy und geben uns erst einmal der Abendsonne im Relaxstatus hin.
Später dann wird die Luft gefüllt von vielstimmigem Glockengeläute: die Ziegen der Umgebung werden zusammen getrieben für die Nacht. Das Geläute begleitet uns dann noch ein Stück auf dem Weg entlang der Straße nach Delfi hinein.
Dort erwartet uns der volle Tourismus: Hotel an Hotel und Restaurant an Souvenirladen. Hier muss in der Hochsaison die Hölle los sein!
In einem der zahllosen Restaurants des Miniörtchens speisen wir dann gut, wenn gleich auch nicht exzeptionell. Heimwärts entlang der Straße („wo kein Gehweg ist, da geh´ ich links…“) unter einem fabelhaften Sternenfirmament und mit Gesangseinlagen zwischen Gesangbuch und Pfadfinderbibel seitens des weiblichen Teils des Duos.
Mittwoch, 22. Oktober 2014
Wesentlich wärmer als in den Bergen, bei voller Sonnenmaxime, frühstücken wir handgemacht im Provisoriumsstatus. Dann geht es per pedes 3km Richtung Dorf Delfi und darüber hinaus bis wir die heiligen Stätten des Apoll´ und des Orakels betreten und bestaunen. In Gesellschaft multinationaler Schüler- und anderer Reisegruppen durchwandern wir Theater, Säulen (dorisch und korinthisch), Stadium und Heiligtum der Athene sowie last not least das archäologische Museum.
Nach vier Stunden bergauf und –ab und Stufen erklimmend und herabsteigend tapern wir müde gen Heimat. Es erfolgt noch ein Einkauf von Oliven, Käse und Salami und schwer zu bekommendem Brot. Damit sind wir fürs Abendbrot am Platz gerüstet.
Die Sonne will uns kurzfristig und unangesagt verlassen und einzelne Regentropfen versuchen ihr Bestes. Doch die kennen Martin nicht, der als Gegenwehr das Tarp aufspannt. Da überlegen es sich die Regentropfen und belassen es bei einem Kurzangriff.
Kleines Maleur am Rande: beim Umstellen des Campingtisches verschütte ich Rotwein auf meinem gelben Mantel. Als Schnellintervention landet er eingeseift mit Duschgel in der Waschmaschine des Campingplatzes, mal sehen ob das gute Stück noch zu retten ist.
Donnerstag, 23.Oktober 2014
Das gute Stück scheint gerettet zu sein … zwar noch restfeucht, aber kaum etwas zu sehen von Rotweinspuren. Mitten in der Nacht begann der Regen auf das Dachzelt zu hämmern. Flugs raus in der Dunkelheit und Handtücher plus grad gewaschenen gelben Mantel rettend, dann eine Restnacht in Wärme und Regen erlebend. Morgens etwas ungemütliche Dachzusammenfalterei in einer regenfreien Viertelstunde und Abfahrt gegen 9:00Uhr.
Wir stöppeln uns durch die nebelverhangene Delfischlucht und erreichen das Kloster Osios Loukas. Sehr beeindruckende Architektur von roten und gelben Quadersteinen und eine wunderschöne Atmosphäre von Ruhe und stiller Einkehr.
Furchtbares Erschrecken als in der menschenleeren Kirche doch eine Person … nein es ist eine Puppe …oh, nein es ist doch eine betende Frau …. auf einmal am Rande in der Kirche sitzt.
Weiter führt uns der Weg durch bergige Kleinststraßen, quer durch die Pampa mit grober Richtung Theben. Schöne Landschaft, der Regen hat aufgehört. Wir kurven durch menschen-, auto-, verkehrsleere Straßen.
Mittagessen findet mitten im No-whereland statt: Büchsenfisch, Brot und Restkäse, Schokolade zum Dessert. Weiter geht es dann Richtung Korinth und wir werfen einen kurzen und intensiven Blick auf den Kanal von Korinth.
Dann wird in einer der beteiligten Reisekameraden der Schrei nach einem anständigen Kaffee übermächtig und verdunkelt die Stimmung. Der andere Reiseteilnehmer überwindet die Talfahrt und steuert einen Autobahnplatz an, wo es selbigen gibt. Schon ist die Welt wieder in Ordnung.
Nun kann auch Mykene samt Löwentor in der Abendsonne genossen werden. Hochherrschaftlich durchschreiten wir gut 3000 Jahre alte Siedlungsanlagen. Hier hat Heinrich Schliemann die goldene Agamemnonmaske gefunden.
Letzter Teil der Wegstrecke heute: über Nauplia/Nafplion nach Drepanon auf der Suche nach dem letzten offenen Campingplatz, den wir denn auch finden. Wir sind wieder mal (fast) alleine auf dem Platz. Zum Abendessen laufen wir hinein nach Drepanon (gut 1km) und speisen prächtig griechisch auf dem belebten Marktplatz.
Ein langer Tag geht mit Meeresrauschen dem Ende zu.
Freitag, 24.Oktober 2014
Morgens erwischen wir eine kleine Regenpause um das Dachzelt zusammen zu klappen. Bei leichtem Niesel verabschieden wir uns von Sophia, der Campingplatzbetreiberin und ihrem Mann, die es wohl gerne gesehen hätten, wenn wir noch geblieben wären. Sophia, Namensvetterin der kleinen neuen Sophia zuhause.
Unser Weg führt uns zunächst nach Epidauros. Martin kennt das phänomenale Amphitheater schon von früheren Besuchen und ist dennoch wieder beeindruckt von der Größe, dem intakten Status und der Akustik des alten Bauwerks.
Ein ausgedehnterer Besuch der weitläufigen weiteren Ausgrabungsstätten auf dem Gelände – alle Äskulap geweiht – beendet der einsetzende Regen.
Wir tuckern wieder zurück auf der Straße, die wir kamen, nach Nafplion, dem Kleinod an Shoppinggässchen und ansehnlichem Tourismus. Gemeinsam mit multikulturellen Regenschirmen durchlaufen wir eine Weile die hübschen Straßen und wärmen und stärken uns dann in einem netten, kleinen Bistro bei Jazzmusik aus dem Äther (SwissJazzRadio garantiert werbefrei).
Auch die Palamidi-Burg hoch über der Stadt betrachten wir nur vom Auto aus durch die Regenwogen hindurch. Die 999 Stufen, die zur Burg von der Stadt hinauf führen, müssen wir ein ander´ Mal gehen.
Durch hügelige Berglandschaft setzen wir unseren Weg fort nach Süden gen Gythion. Ein neues Hörbuch begleitet uns. Wir beschließen ein Hotel in Gythion zu nehmen, weil wir bei Regen weder das Dachzelt aufklappen, noch es bei selben am kommenden Morgen nass verstauen wollen. Wir haben auch Glück und finden das im Reiseführer beschriebene, an der Uferpromenade gelegene Hotel Pantheon schnell und bekommen für kleines Geld ein prima Zimmer.
Dann machen wir einen Abendspaziergang – weitgehend regenfrei ! – hinaus zur Halbinsel, auf der Paris mit seiner Helena die erste Nacht nach der gemeinsamen Flucht verbrachte.
Ein freundlicher, aber aufdringlicher, blauäugiger Wirt will uns unbedingt in seine Baude buxieren. Es wird fast zum Spießrutenlauf auf dem Rückweg an ihm vorbei zu kommen.
Letztendlich speisen wir dann in einem anderen Lokal. Die Saison in diesem – wie in vielen anderen – Ort/en ist für dieses Jahr annähernd over und das Gerangel um die verbleibenden Touristen verstärkt sich.
Eine ruhige Nacht, mal wieder in gemauerten Wänden, mit verfügbarem Bad und Balkon rundet den nicht ganz einfachen Tag ab.
Samstag, 25.Oktober 2014
Der Frühstückkaffee in Gythion verläuft unkompliziert, die Sonne lacht schon wieder. Heute wollen wir die Halbinsel Mani, den „Mittelfinger“ des Peloponnes, umfahren. Über endlose Kurven, immer schmäler werdend, zaubert Martin – wie immer gekonnt – den Caddy.
Zunächst entlang der östlichen Seite hinab gen Süden. Die Landschaft ist karg, hügelig und von grau-rostfarbenen Steinen durchsetzt. Einzelne Wohntürme und Ansiedelungen der (ehemaligen) Bewohner von Mani, einer wehr- und streitlustigen Bevölkerung, tauchen immer wieder auf. Wir fahren bis zur südlichsten Spitze, dem Kap Tenaro, der Halbinsel und besuchen das Poseidon-Apollon-(Mini)Heiligtum.
Dann geht es zurück über die westliche Küste wieder gen Norden. Hier scheint der Tourismus die Gegend gut entdeckt zu haben: ganze alte Dörfer sind neu instand gesetzt worden. Jetzt ist das meiste verwaist. Nur in Areopoli, einem 800 Seelen Örtchen tobt der kleine Bär: etliche Cafés und Tavernen sind noch geöffnet, die Preise sind nicht im Niedrigsegment und sowohl einige griechische wie auch ausländische Urlauber bevölkern die Gässchen. Wir pausieren auch und laben uns an Pitabrot und Cappuccino.
Weiter geht es nördlich Kalamata entgegen. Der Blick auf Himmel und Wetteraussicht auf dem Smartphone versprechen noch keine Besserung. Und als wir in Stoupa ankommen und einige Sonnenstrahlen Hallo sagen, der Campingplatz aber äußerst verwaist ausschaut, wir die Uferpromenade mit doch ein paar Lokalen und Touristen inspiziert haben, beschließen wir abermals für die Nacht ein Hotelzimmer zu nehmen. Dies gelingt auch mühelos.
Zwar sind wir die einzigen Hotelgäste und auch der Wirt ist nicht da über Nacht, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch.
Am Abend gehen wir einen schmalen Fußweg hinunter zum Meer, zur Promenade und finden ein nettes einfaches Lokal.
Sonntag, 26.Oktober 2014
Morgens versuchen die Sonnenstrahlen wieder Oberhand zu bekommen und schaffen dies auch geraume Zeit. Am Ende unserer Mani-Umfahrung entdecken wir noch bei Kardamili die alte Stadtanlage, mittlerweile gefördert aus EU-Mitteln, bewahrt vor dem Verfall und der Öffentlichkeit zur Besichtigung zur Verfügung gestellt. Für uns ein hübscher Morgenspaziergang.
Weiter geht es zur byzantinischen Stadt Mistrás. Wir stellen unser Auto ab beim „Fortness Gate“ und steigen steilste Stufen und Wege hinauf zu der Burganlage aus dem 15.Jahrhundert. Dann geht es wieder hinab über die Ruinen von Klosteranlagen und auch noch einem heute von Nonnen bewohnten Kloster. Sehr beeindruckend die Weitläufigkeit der Anlage und die ausgefeilte Baukunst und Kirchenraumbemalung der Byzanz.
Gut zweieinhalb Stunden sind wir kletternd auf dem Gelände unterwegs bis wir beim Haupttor ganz unten auf dem Gelände ankommen. Wir beschließen den Weg hinauf zum „Fortness Gate“, wo unser Auto steht über die normale Straße zu machen und nicht wieder weiter kletternd im Museumsgelände.
Zur selben Zeit als wir diesen Beschluss gefasst haben, hat auch der Himmel beschlossen, seine Schleusen wieder zu öffnen und wie begossene Pudel kommen wir nach einer guten halben Stunde bei unserem Auto an.
Wetterbesserung ist nicht in Sicht und somit erübrigt sich das Aussuchen eines netten Campingplatzes. Wir entscheiden, wieder nach Nafplion zu fahren (2,5 Std. durch die Berge) und dort ein Zimmer zu nehmen.
Das war eine gute Entscheidung! Wir beziehen ein fürstliches Gemach mitten in der Altstadt. Allein das Bad macht unserem Zuhause ordentlich Konkurrenz: Marmor, Whirlpool, Spiegelflächen. Die kleine Stadt ist voll von – meist griechischen – Wochenendurlaubern mit Geld. An allen Ecken wird gefeiert und gezecht, die Lädchen sind offen. Und wir mittendrin. Wir verbringen einen angenehmen, lustigen Abend in mehreren Bistros und Bars.
Montag, 27.Oktober 2014
Nach entspannter Nacht im Kingsizebett wird morgens das Frühstück aufs Zimmer serviert. Frisch gepresster Orangensaft natürlich auch dabei.
Wieder versucht die Sonne zu beweisen, dass es sie noch gibt. Wir fahren hinauf zu der Burganlage Palamidi - das war die, die wir vor ein paar Tagen nur im strömenden Regen von außen sahen. Heute können wir sie besuchen und die schöne Altstadt Nafplions liegt wie ausgebreitet zu unseren Füßen.
Doch unser Plan steht fest. Wir werden versuchen, unser Fährticket umzubuchen und zwei Tage früher den Heimweg antreten. Dazu machen wir uns auf gen Patras. Doch an der angegebenen Adresse der Fähragentur erwartet uns ein aufgegebener Standort. Fragezeichen im Gesicht. Eine nette Angestellte eines anderen Reisebüros klärt auf: 5km weiter in dem neuen Hafen ist unser Fährbüro zu finden.
Martin ist viel schneller zurück als angenommen und reckt den linken Daumen der linken Hand nach oben als er zum Auto zurück kommt. Alles hat anstandslos und ohne Zuzahlung geklappt, wir werden morgen Abend gen Triest einschiffen.
Jetzt geht es erst einmal gen Westen. Wir wollen den Campingplatz bei Killini „Aginara Beach“ als Abschlussevent aufsuchen auf dem Martin bereits mehrmals vor 20 und 25 Jahren schon war.
Eine gute Stunde nachdem wir Patras verlassen haben, checken wir dort auch ein. Mittlerweile hat der Himmel sich wieder mit Wolken bezogen, aber die Luft ist lau und die Regentropfen trauen sich nur vereinzelt heraus. Fast wie ein botanischer Garten mutet der Campingplatz, der direkt am Meer liegt an, alles ist voller blühender exotischer Pflanzen.
Sogar das Platzrestaurant, von dem Martin sagt, es sei das beste Lokal Griechenlands, hat geöffnet. Na, wir werden das mal prüfen heute Abend.
Dienstag, 28.Oktober 2014
Im Platzlokal war´s nett gestern Abend: der Wirt spielte sprechende Speisekarte, die Bude war ordentlich voll mit den Campinggästen – weitgehend Deutschen, und das Essen sowie der Wein waren prima. Noch bevor wir uns ins Dachzelt verzupft haben, begann es wieder zu regnen, die ganze Nacht hindurch.
Morgens dann wieder eine kleine Glückssträhne: wenigstens beim Einpacken pausiert das Wasser von oben. Ein Muss muss heut noch sein: Olympia. Auf dem Weg dorthin, nehmen wir in Gastouni unseren Frühstückskaffee ein. Heute ist der griechische Nationalfeiertag, der Ochi-Tag. Die Straßen sind beflaggt und aus der gegenüber liegenden Kirche tönen die episkopalen Gesänge, im Café die Männerelite des Ortes. Dann Schreck als wir weiter fahren wollen: die Polizei hat bereits die Straße – in der unser Auto geparkt steht – gesperrt für den Festumzug zum Feiertag. Mit Millimetermanöver rückwärts befreit Martin uns aus dem vermeintlichen Dilemma.
In Olympia ist wegen des Feiertags freier Eintritt auf dem Gelände der antiken Stätte und im dazu gehörenden Museum. Man muss zwar viel Vorstellungskraft besitzen um die darnieder liegenden Säulen sich als Tempel oder Gymnasium vorzustellen, aber das ganze Gelände strahlt – trotz Regenwetter – Atmosphäre aus.
Nach dem Besuch fahren wir über die Berge nach Patras. Wir vernichten dort noch ein Pita und einen Kaffee jeder, um uns dann ins langwierige Abfertigungsprocedere zum Hafen zu begeben.
Kurz nach 18:00Uhr legen wir ab von Patras. Gut 19 Stunden Fahrt liegen vor uns.
Freitag, 31.Oktober 2014
Die Fährpassage war okay. Wir hatten eine nette Aussenkabine, aber auf Dauer war die dann doch nervig, weil laut (Belüftungsanlage) und doch beengt. Das Essen auf der Fähre war unter aller Kanone, dafür war es teuer.
Donnerstag gegen 01:30Uhr nachts kamen wir in Triest an. Sehr weit kamen wir nicht voran, der biologische Rhythmus sagt: "schlaaaafen...", egal, was wir im Kopf wollen. Es gibt dann einen Sitzschlaf kurz vor der Grenze nach Österreich im Morgengrauen.
Etwas ausgeschlafen geht es dann weiter und kurz vor mittags laufen wir in München ein. Es gibt einen 3stündigen Viktualienmarkt- und Weißwurst-Aufenthalt.
Am Nachmittag geht´s dann weiter bis nach Regensburg. Dort bleiben wir für den Abend. Kleiner Rundgang in der Altstadt und netter Abend beim Italiener.
Morgens Früh am Freitag dann auf den Heimweg. Wir eilen nicht, wir schlendern beflügelt Berlin entgegen und laufen entspannt ein.