September 2021 mit California und 1250 GS und 310 GS im Anhänger nach Venetien
Die Anfahrt
05. und 06.September 2021
Eigentlich hatten wir vor, am Freitag oder Samstag loszufahren auf die lang vermisste Tour gen Italien. Nachdem aber Sohn Kilian und seine Klara am Samstag, dem 4.9. ihre (vom Mai wegen Corona verschobene) Hochzeit angesetzt hatten, war klar, dass wir erst am Sonntag loskämen.
So war es dann auch: am Sonntagvormittag haben wir noch alles zusammengepackt und wollten dann ganz gemütlich ab Mittag bis Lauf an der Pegnitz düppeln. Das sind eigentlich gut 5 Stunden, nur diesen Sonntag wurden daraus doppelt so viele: Stau an Stau, Baustelle an Baustelle.
Naja, wir machen das Beste draus (wie gewohnt) und hören zwei Stunden den neuen Drosten-Podcast. In Lauf bekommen wir noch einen Platz auf dem Stellplatz und einen Wein im bekannten Café.
Am nächsten Tag geht es verhältnismäßig (LKW, Berufsverkehr) gut voran, so dass wir gegen 13 Uhr die Grenze nach Italien überschreiten und dann gegen 17 Uhr bei dem Campingplatz unterhalb des Monte Grappa einlaufen. Aber oh Schreck, alles ausgebucht! Wir bekommen keinen Platz mehr!
Also schnell umgedacht und zurück bis zum Lago di Corlo. Dort haben wir dann Glück und bekommen einen netten Platz auf dem Platz. Nach Auspacken und Austarieren des Fahrzeugs geht es abends zur vorzüglichen Pizza – angeführt von zwei Aperitivos – ins Lokal am Platze.
Venetien
Dienstag, 07. September 2021
Nach erholsamer Nacht gibt es ein Barfrühstück: Cappuccino und Croissant. Die Moppeds werden auch ausgepackt und schon bald geht es los auf den Monte Grappa. Auffahrt von Norden her bis auf den Gipfel, 39km. Bei schönstem Sonnenschein ein Kaffee um die Mittagszeit.
Dann hinab auf der Ostrunde bis Crespano. Das war durchaus herausfordernd für die junge BMW 310 GS Fahrerin, die total vergessen hat, wie man das macht mit den engen, steilen, abwärtsführenden Kehren. Flugs war der Guide bei Fuß und erteilte Nachhilfeanschauungsunterricht: von außen ansteuern, dann hinein fallen in die innere Falllinie und einfach weiterfahren. Das glückt auch zunehmend, wenn auch nicht jedes Mal.
Nach einer Gelato-Mittagspause geht es über die traditionelle 28 Kehrenauffahrt ab Semonzetto – Gleitschirmflieger beim Absprung gucken – wieder hinauf auf den Monte Grappa und von dort hinab durch das Val dello Stilzon bis Seren de Grappa. Nach einem Einkauf im Schroppelsupermarkt (Wein, Duschgel, Zahnpasta, Marmelade, Käse) kommen wir nach 135 Tageskilometern wieder heil auf dem Campingplatz an.
Den schönen Tag beenden wir wieder im Platzrestaurant bei Artischockenpizza und Spaghetti Carbonara.
Mittwoch, 08. September 2021
Gegen 9 Uhr schafft es die Sonne über die den Campingplatz einrahmenden Berge. Während des Frühstücks trocknet die nächtliche Nässe auf den Moppedsitzen.
Wir brechen gegen 10:15 Uhr auf, um die legendäre, nie vollendete Passrunde in Angriff zu nehmen. Zunächst steigen wir bei Grigno hinauf auf den Passo Brocon. Die alte Faustregel – pro 100 Höhenmeter 1°C kälter – zwingt uns ab 1200m das mitgenommene Zusatzfleece drunter zu ziehen.
Oben auf der Passhöhe (1616m) tummeln sich jede Menge Moppedfahrer:innen und süffeln Cappuccino. Wir tun dem gleich und sausen danach abwärts bis Canal de Bovo und weiter über den Gobberapass nach Mezzano. Dies ist ein überaus ansehnliches Örtchen mit künstlerisch orientierten Holzskulpturen und -bildern. Dort gibt es wieder mal ein Eis bei einem verschlafenen Maetre de Café.
Unsere Fahrt geht dann weiter Richtung Süden bis Lamon und wieder hinauf in die Berge über Winzstraßen. Über eine Nebenstraße geht es in Richtung Castello Tesino, von dort biegen wir südlich ab über die Berge bis Arsié – vorbei am Fort Leone (Abstecher über Schotterkehren) und dem Col Perer. Die Verbindungsstraße ist trotz warnender Ankündigung (Bauarbeiten) nicht „chiuso“, sondern befahrbar.
Gegen 17 Uhr sind wir nach wiederum knapp 135km und 7 Stunden wieder auf dem Campingplatz und genehmigen uns – ungeduscht – erst Mal einen Negroni, um dann abends wiederum nach dem Besuch im Platzrestaurant mit vollem Bauch, uns in die Nacht im Aufstelldach einzufinden.
Donnerstag, 09. September 2021
Auch heute Morgen ist wieder alles vollbetaut = nass und sehnsüchtig wird die über den Berg kletternde Sonne gegen kurz vor 9 Uhr erwartet. Sie durchflutet und wärmt den ganzen Platz und alle Menschen krabbeln aus ihren Zelten und Campingmobilen und beginnen zu frühstücken.
Als dies für uns beendet ist, machen wir uns auf den Weg zum Passo Manghen. Komisch ist nur, dass Martin schon wieder den braunen Schildern Richtung Passo Brocon folgt. Endlich kommt eine Baustellenampel und ein Stopp und ich frage Martin, ob er heute nochmal auf den Passo Brocon möchte. Nein, wollte er gar nicht. Ein Versehen. Noch mal grad abgewendet und die Moppeds gewendet.
Bei Telve geht es nun hinauf auf den Manghenpass. Kurve um Kurve schwingen wir uns – jede:r in eigenem Tempo – bis zum Gipfel auf 2042m. Hinab stehen dann wieder die steilen Engkurven bergabwärts dem zügigen Fahren der BMW 310 GS entgegen. Martin muss wieder begleitetes Abwärtsgleiten anleiten. Solange niemand entgegenkommt, geht das.
Wir ziehen weiter über die Straßen entlang des Val di Fiemme und haben in Ziano, einem hübschen Ort auf 1000m Höhe, eine Mittagspause mit frisch zubereiteten Foccacia mit Salami und Käse. Es geht weiter durch das Val Travignolo auf den Passo di Rolle. Sanfte Kurven führen beständig hinauf und viele Motorradfahrer sind unterwegs. Immer wieder sind wir geflashed von den südlich des Val Cismon blitzenden 2800m hohen blanken Dolomitenfelsen.
Beim Abwärtsfahren passiert dann das Malheur: die noch unsichere BMW 310 GS Fahrerin kann die Situation in einer Abwärts-rechts-Kurve nicht managen, weil ein Auto plus zwei nebeneinander fahrende Motorräder (!) entgegenkommen. Und kippt um. Blaue Flecken und ein abgebrochener Bremshebel und zersplitterte Handschützer und ein fetter Schreck mit Wackelknien sind die Folge. Hilfreiche andere Moppedfahrer schieben das Bike auf die ungefährlichere Seite der Kurve und schwingen Fäuste den Doppelüberholern hinterher.
Fazit als der Liebste nach Ausbleiben der Partnerin wieder hoch gefahren kommt: Sachschaden, Mopped jedoch noch fahrbereit, Personenschaden gering. Einem geübteren Fahrer wäre das nicht passiert.
Nach erster Schadenssichtung fahren wir vorsichtig weiter und setzen unseren Heimweg fort. Es geht dann auch wieder, etwas fixer zu fahren und sich nicht von jedem Traktor überholen lassen zu müssen.
Wie am Tag zuvor fahren wir entlang des Torrente Cismon durch die Gallerien und landen gegen 17:30 Uhr wieder auf dem Campingplatz. Nach einem Aperitiv und ausgiebiger Dusche gehen wir wieder ins Platzrestaurant und diesmal wird es ein Fischgericht.
Freitag, 10. September 2021
Heute geht es erstmal zu zweit auf der großen GS in Richtung Trento zum dortigen BMW-Händler. Wir versuchen – vergeblich – Ersatzteile für die lädierte kleine Maschine zu bekommen. Auch ein Anruf beim Händler in Bozen kreiert keine Hoffnung. Anscheinend sind die kleinen GS (noch?) keine Option für das motorradnarrische Italien.
Da in Trento der Bär steppt, wegen irgendwelcher Fahrradrennen und Teile des Stadtzentrums gesperrt sind für den motorisierten Verkehr, entfliehen wir trotz des eigentlichen Plans, Trento Downtown zu besuchen, der Stadt und machen uns auf zur Altopiano di Sette Comuni.
Bei Calliano biegen wir auf die Altopiano ein und fahren an Folgaria vorbei und hinauf auf den Passo del Sommo, den wir noch nicht kennen. Wir durchqueren das durchaus lohnenswerte Gebiet um den Lago Lavarone. Hinweisschilder deuten auf weitere ehemalige Forts aus dem 1. Weltkrieg hin (gucken wir uns das nächste Mal in Ruhe an). Im Winter tobt hier wohl das Ski- und Apresskileben. Besonders der Ort Chiesa oberhalb des Lago Lavarone ist schmuck und lädt zur Wiederkehr (im Hotel? mit den E-Bikes? als Wanderrefugium?) ein.
Weiter geht es über den Passo di Vezzena: Kurven aufwärts und abwärts. Und dann stoppen wir in Asiago für einen Cappuccino und ein Stück süßen Kuchen. Gerade ist Markt dort: produtti de malga = Alles frisch von den Almen: Käse, Brot, eingemachte Früchte, Wollprodukte etc.
Unsere Heimfahrt geht noch über den Monte Lisser und wir genehmigen uns die Schotterauffahrt zum Fort Lisser. Bis zur Schranke fährt die Sozia mit, dann schlängelt sich der Lonesome Rider hinauf bis zum Fort. Alles legal, alles erlaubt – die hinzukommenden Ranger grüßen freundlich.
Weiter abwärts geht es über Enego und über das Brentatal bis Arsié.
Der Campingplatz ist voller geworden, wir sind umringt von einem Bully mit Eltern und Baby und einem einsamen, jungen BMW- Fahrer im Zelt.
Samstag, 11. September 2021
Denkwürdiger Tag: vor 95 Jahren wurde Hilde geboren und vor 20 Jahren war der 9/11 in New Yorck.
Wir machen heute einen auf moppedfrei und fahren mit dem Bus nach Bassano. Über die ganze Stadt verteilt ist Markt heute, was schon morgens ein buntes Treiben erzeugt. Von den schönen Gebäuden der Stadt sieht man weniger deswegen (lauter Marktstände). Die Atmosphäre der Stadt wirkt weiterhin sehr positiv auf uns, auch wenn auf der Ponte Vecchio der Aperitivo rosso bei Nardini (coronabedingt?) in Pappbechern ausgeschenkt wird. Egal – wir freuen uns über das Wiederentdecken und bevorraten uns ein mit Nardiniflaschen für zuhause.
Dann laufen wir noch an der Brenta entlang bis zum Hemingway-Museum und besuchen die dortige Ausstellung. Mittags sind wir zurück an der Ponte Vecchio und versorgen uns mit Bruschette – ganz einfallsreich belegt.
Abgerundet wird der Bassanobesuch noch im nahe gelegenen Einkaufszentrum und dem Besuch bei OVS und im Supermarkt. Alle Errungenschaften, kulinarischer und andere Art, werden im Bus verstaut und es geht über einen Umweg über verschlungene Bergeserpentinen wieder heimwärts Richtung Campingplatz (der noch voller geworden ist).
Ein gemütlicher Abend vor dem Bus mit dem neu eingekauften Wein und den Oliven steht uns bevor. Ein deutsches Pärchen aus Berlin, in etwa in unserem Alter, singt begleitet von Gitarre die Songs aus unserer Zeit (Tears in Heaven, Sailing, Simon and Garfunkel, …).
Sonntag, 12. September 2021
Komisch: morgens gegen 6:30 Uhr fährt der junge Motorradfahrer mit Sack und Pack im Morgengrauen von dannen. Gestern Abend hatten wir noch ein nettes Schwätzchen und da hat er gesagt, er bliebe noch zwei Tage. Auch das Berliner Sängerpärchen ist ohne Gruß und Kuss am Abend weg. Man bleibt unverbindlich.
Wir machen uns nach dem Frühstück wieder auf zwei Motorrädern auf (Martin hat die kleine GS mit Zwei-Komponentenkleber und Feile wieder einsatzbereit gemacht). Zunächst fahren wir in das Val Cismon ein und kurven bis nach Fiera di Primiero. Wir bewegen uns nördlich der Bellunesischen Dolomiten, die kahlen, schönen Berggipfel begleiten unseren Weg. Dann geht es über den Passo di Cereda nach Agordo – ein äußerst hübsches Städtchen, muss man mal wiederkommen, um es genauer zu erkunden.
Den ganzen Tag haben wir uns rund um die Bellunesischen Dolomiten herumgetrieben. Am Nachmittag queren wir sie und fahren durch die Schluchten des Val di Mis auf kleinen Straßen durch viele dunkle Gallerien. Der Lago di Mis glitzert uns türkis entgegen.
Südlich der Bellunesischen Dolomiten angekommen, fahren wir nach Feltre und umrunden noch den Monte Avena auf einer nördlichen Tour. 155 Tageskilometer zeigt die Tachouhr an beim Heimkommen.
Es hat uns so gut gefallen und die Wetterprognose für Südtirol verspricht nicht so entscheidende Vorteile, dass wir kurzerhand beschließen, unseren Aufenthalt hier am Lago di Corlo nochmals um zwei Tage zu verlängern. Das enthebt uns auch des wiederholten Moppedverladens. In Südtirol wollen wir dann die Moppeds gar nicht entladen, sondern eher mit Liften in die Höhe, auf die Berge fahren und dort ein wenig wandern. Mal sehen, was der Wettergott uns bescheren wird.
Montag, 13. September 2021
Große Tour ist heute angesagt: ab in die Dolomiten. Zügig fahren wir von Feltre Richtung Belluno, nördlich der Piave, bis zum Canale di Algordo. Nach rund 60km und einer sehr guten Stunde sind wir wieder in Algordo und nehmen ein zweites Frühstück im Café (mit frisch gepresstem Orangensaft). Algordo ist ladinische Sprachinsel, wovon wir aber jetzt erst mal nicht viel mitbekommen. Der nette Eindruck von gestern aber verstärkt sich.
Dann geht es eine große Runde um den Monte Civetta, beständig gucken uns die kahlen, hohen, sonnenangestrahlten Gipfel der Dolomiten an. Es geht in die Berge über den Passo Duran – schöne weitläufige Kurven führen hinauf. Eine Truppe von Wiener Motorradfahrern muss natürlich zeigen, was sie kann und an unmöglichen Stellen überholen. Weiter geht es dann über den (unscheinbaren) Passo Staulanza und wir freuen uns über die freundlichen Gipfel um uns herum. Hinab geht es über das Col Santa Lucia und wieder südlich nach Alleghe. Dort pausieren wir am Stausee bei Eis und Kaffee, um dann in Richtung Süden wieder gen Algordo zu fahren.
Nun schlagen wir einen Abstecher in Richtung Belluno ein und pausieren dort noch einmal – bei 29° C! – in dem wunderhübschen Stadtkern.
Heimwärts geht es von dort südlich über das Tal der Piave auf der Schnellstraße nach Feltre.
Dolomitenfeeling pur und nach 211 Tageskilometern wieder heile angekommen auf dem Campingplatz. Vorletzter Abend hier auf dem Platz, die kleine Wehmut macht sich schon breit.
Dienstag, 14. September 2021
Gestern Abend haben wir beschlossen – nachdem wir auf den Wetterbericht für Südtirol geschaut haben und der eher Regen voraussagte – doch noch hier in Arsié zu bleiben, in der Sonne, der Wärme etc.
Damit geht unsere heutige Tour von Arsié aus über Primolano nach Enego, wieder auf die Hochebene der sieben Gemeinden. Kehre um Kehre klettern die Moppeds hinauf. Im strahlenden Sonnenschein bei Markttreiben erstreckt sich die Dorfmitte. Wie es scheint, sitzt die ganze Bevölkerung im Café bei Aperol Spritz oder Cappuccino, so dass es schwierig wird, überhaupt einen Parkplatz für die Bikes zu finden. Als dies dann doch noch gelingt, schließen wir uns auf einen Kaffee an.
Dann geht es weiter über eine Nebenstraße rund um den Monte Lisser in Richtung Enego 2000 (Skigebiet). Der Asphalt ist stark zerklüftet und die uns umgebende Landschaft hier oben mutet merkwürdig an: auf der einen Seite weite gelbliche Almwiesen mit grasenden Kühen, auf der anderen Seite überall vertrocknete, dürre Bäume, teilweise umgekippt, Baumstümpfe liegen wie herumgeschleudert herum. Holzlaster transportieren tonnenweise Baumstämme bergabwärts. Ist das normal? Oder werden hier auch die Folgen des Klimawandels sichtbar? Schön anzusehen ist das jedenfalls nicht.
Als der Zerklüftungsasphalt in einen Schotterweg übergeht, beenden wir die Weiterfahrt in diese Richtung und kehren um und fahren zurück Richtung Foza. Von dort geht es hinab ins Brentatal nach Valstagna. Die Straße ist geschmückt mit extrem vielen Kehren – Herausforderungen en masse für die BMW 310er Fahrerin.
Unten angekommen zeigt das Thermometer 33° C an und wir brauchen eine kleine Pause. Dann geht es an Bassano vorbei über schnelle Straßen und viel Verkehr nach Valdobbiadene, dem hübschen Proseccogeburtsort. Hier sind wir auch schon mehrfach gewesen und es ist immer wieder schön. Nach wiederum einer Espressoinfusion fahren wir über einen Quereinstieg bei Alano hinauf auf den Monte Grappa.
Ein Schild zu Beginn der winzigen, bergauf führenden Straße kündigt an, dass diese nach 10km „chiuso“ ist und man nicht über die Gallerien auf den Gipfel des Monte Grappa fahren kann. Wir diskutieren kurz und beschließen dann, es dennoch zu versuchen.
Die einspurige Straße auf den Berg hinauf ist wiederum von vielen, spitzen Kehren geprägt und je höher wir kommen desto mehr graust es dem weiblichen Teil des Duos bei der Vorstellung, dies alles wieder hinabfahren zu sollen. Unmöglich! Martin sagt irgendwann salopp, „dann müssen wir wohl hier oben übernachten“ – schmiedet aber auch schon Pläne, wie in einem Stöppelverfahren (kurze Strecke fahren, bei Kehre dem weiblichen Motorrad „helfen“, um die Ecke zu kommen, dann wieder weiter ein Stück fahren, ...) wir vielleicht bis 21 Uhr doch runterkämen.
Ganz erleichtert stellen wir dann nach den ominösen 10km fest, dass das „chiuso“ sich auf Autos bezieht, dass man aber mit einem Motorrad an den Barken gut vorbeikommt (auf eigene Gefahr) und auf dem ausbesserungswürdigen Asphalt bis zum Gipfel gelangt. Give me Five ist angesagt und ein dicker Stein fällt von dem bangen Herzen hinab ins Tal. Da sieht man mal wieder, dass das in der Zukunft liegende vermeintliche Grausen, den Mut für die Gegenwart empfindlich stört.
Oben auf dem Gipfel des Monte Grappa sind jetzt um 17 Uhr nur noch wenige Menschen unterwegs, auch die Bar hat schon zu. Der Abend bricht heran. Wir verabschieden uns für dieses Mal von dem schönen Monte Grappa und fahren sehr entspannt und erleichtert die nördlich Hauptabfahrt in großen, freien, weil gut einsehbaren Kurven hinab bis nach Seren de Grappa.
Kurz nach 18 Uhr sind wir nach 191 Tageskilometern zurück auf dem Campingplatz.
Mittwoch, 15. September 2021
So nun bricht unser wirklich letzter Tag auf diesem Campingplatz an. Am Vormittag verladen wir schon mal in aller Ruhe die Moppeds in den Anhänger und ordnen ein paar unserer Kisten.
Gegen Mittag brechen wir auf zu einer Wanderung um den Lago di Corlo. Wir stiefeln entlang des Südufers auf einem Fußgängerweg. Bei der Kirche von Rocca steigen wir ein wenig hinauf bis zum Friedhof von Rocca mit dem Fresko, das wie ein Comic eine alte Legende illustriert. Von dort geht der Wanderweg rund um den See los. Steil bergauf auf schottrigem Geröll kämpfen wir uns eine Stunde voran, um dann doch zu beschließen, wieder umzukehren. Für unsere jetzige Kondition und Fitness würden wir uns übernehmen. Für den gesamten Weg wären dann doch mindestens vier Stunden zu veranschlagen und wenn wir – weil erschlafft – im Wald liegen bleiben, wird uns eher der Bär fressen als uns jemand herausfährt.
Wir laufen dann noch bis zur ewig langen Ponte delle Bassane und queren diese – ohne hinabzugucken. Wir treten den Rückweg an und sind nach gut 2,5 Stunden am frühen Nachmittag zurück auf dem Campingplatz. Dann lassen wir den Abend austrullern und speisen nochmal im Platzrestaurant.
Apropos: wir haben beim Bezahlen erst festgestellt, dass der Campingplatz am Ende dieser Woche für diese Saison die Pforten schließen wird. Also sind wir eine der letzten Gäste in diesem Jahr.
Die Abfahrt
Donnerstag, 16. September 2021
In der Früh ist´s noch trocken und wir können ohne Probleme das aufgestellte Dach einfahren und unsere Siebensachen zusammenpacken. Nach Verabschiedung vom Platznachbarn fahren wir gegen 9 Uhr ab und so langsam beginnt deshalb der italienische Himmel zu weinen an.
Am Lago di Caldenazzo finden wir dann auch eine offene Bar, in der wir mit Rosinenschnecke und Cappuccino frühstücken. Auf Nebenstraßen geht es dann bis nach Tramin, wo wir im strömenden Regen die Brennerei Rohner besuchen, um unsere Grappavorräte aufzustocken.
So langsam nähert sich der Brenner. Ein letzter italienischer Cappuccino bei Lanz und schon sind wir in Österreich. Das weiterhin mittlerweile echt schlechte Wetter stört uns nicht, da wir gefesselt sind vom Poznanski Krimi.
Unseren ursprünglichen, letzten Plan, in Bayern bei Schliersee einen Campingplatz anzufahren und morgen noch einen Wandertag einzulegen in den bayrischen Bergen, geben wir auf wegen des Schürlregens.
Stattdessen fahren wir in die Nähe von Fischbachau zum „Sonnenkaiser“ und dinieren wie König Ludwig persönlich bei Schweinsbraten mit Knödel und Bratwurst auf Kraut in dem bayrischen Wirtshaus. Die Nacht dürfen wir dann im Bus auf dem Hof der Wirtschaft stehen und den vollen Bauch streicheln.
Am nächsten Morgen schaut die Welt schon wieder etwas sonniger drein und nach Butterbreze und Kaffee geht es die letzten 650 km heimwärts auf der good old A9.