Freitag, 30. Mai 2014
Arlebanc, abends 18:20Uhr. Auf der Wiese nebenan spielen das deutsche Pärchen aus Waiblingen und die französischen Zaungäste zusammen KUBB. Martin wienert seine Beta mit Metallschwämmchen und Tüchlein.
Nach gut 1,5 Jahren sind wir wieder in der Ardeche, diesmal auf eigene Faust und bei sommerlichen Temperaturen.
Mittwochabend sind wir losgefahren und haben mit einem nächtlichen Zwischenstopp vor einem Schwimmbad in Neckarsulm die 1400km bis nach Südfrankreich verhältnismäßig zügig wie lässig absolviert.
Auf dem Campingplatz Arleblanc direkt an der Beaume ist es schön, weitläufig, er ist gut belegt (vorwiegend von französischen Touristen), aber nicht überlaufen.
Das Campingplatzrestaurant hat uns gestern blendend verköstigt. Auf dem nächtlichen Rückweg zu unserem Bus haben wir in der Dunkelheit eine gut 80cm hohe Stufe/Mauer übersehen und sind übereinander purzelnd runtergefallen – aber außer einer Lachsalve ob dieses Slapsticks ist uns nichts passiert.
Heute waren wir mit den beiden 200er Betas unterwegs auf on- wie offroad Wegen - eine kleinere Tour, durchaus ausreichend für den ersten Tag.
Samstag, 31. Mai 2014
Der heutige Tag verlief ganz anders als geplant. Martin hatte sich gestern Abend beim Versuch aus dem Bus den nicht funktionierenden Kühlschrankkonverter zu angeln, den Kopf so sehr an einer metallenen Bettstrebe angehauen, dass er nicht nur stark blutete, sondern sich auch noch ein Stück skalpiert hatte. Die Erstversorgung mit Wundspray und Taschentüchern hinterließ eine blutverschmierte Haar-Haut-Wunde, die uns dann heute Vormittag doch ärztlich versorgungsbedürftig erschien.
Die nette, deutschsprechende Lady von der Rezeption telefonierte umeinander um dann noch für den Samstagmittag (!) eine Arztpraxis zu finden, die uns aufnehmen würde. Schwupps, ins Auto gesprungen und nach Joyeuse gedüst und grad noch als letzte Patienten aufgenommen worden.
Martin wurde auf eine Liege beordert und wir sollten warten bis der Arzt kommt. Nach ein paar Minuten kam ein sehr gut aussehender junger Mann in Jeans und weißem T-shirt herein - zunächst dachten wir, er hätte sich hierhin verlaufen oder wäre vielleicht ein technischer Angestellter….
Nachdem der junge Arzt zunächst bemerkte, dass wir viel zu spät nach einem solchen Unfall die Wunde vorstellen, stellte sich an das Kopfende der Liege, untersuchte und säuberte die Wunde, rasierte Martin eine Tonsur, schnitt den Skalp ab und nähte die Wunde mit einem Stich zu. In der Apotheke lösten wir dann noch das Rezept für Betaisadonna, Kompressen und Sprühverband ein und zuppelten zurück zum Campingplatz.
Mit Motorradfahren war es dann heute mal nichts. Wir verbrachten einen wunderbar geruhsamen, sonnigen Relaxtag auf dem Platz, machten auch eine kleine Wanderung an der Beaume entlang und für den Abend nehmen wir uns vor, mal selbst zu kochen und zu grillen.
So geht es auch… und es geht gut.
Sonntag, 01. Juni 2014
Another beautiful day! Nach Platzfrühstück versorgen wir Martins Wunde und decken sie ab mit einer Kompresse und machen wir uns auf gen Joyeuse. Von dort geht es südwestlich bis kurz hinter Lablachere. Wir fahren hinauf in die Berge Richtung Nordwesten. Auf grobschottrigen Wirtschaftswegen, begleitet von üppigen Weinfeldern geht es am Gashahn ziehend in kleinen Gängen steil bergauf.
Wir kommen in das Gebiet des Parc Naturel Regional und machen eine kleine Mittagspause kurz vor dem Col Echelette. Martin probiert danach einen der Funduro-Trails aus, der sich immer noch von der gröberen Sorte zeigt.
Dann geht es in endlosen engen Kurven hinab durch das Tal bei Thines. Malerische blühende gelbe Ginsterbüsche und lilafarbende Natternköpfe umrahmen die romantische Szenerie.
Wir geraten dann noch zufällig über eine kleine Straße an die verwunschene Kirche von Lafigére. Nun geht es heimwärts entlang des Flusses Le Chassezac über eine lange Kurvenstraße. In Les Vans genehmigen wir uns noch ein Maroneneisbecher auf dem Marktplatz an dem sich Café an Café reiht und der südfranzösische Flair dick und breit in der Sonne liegt.
Unseren Campingplatz erreichen wir dann gegen 17:30 Uhr und sitzen noch eine ganz Weile in der immer noch warmen Abendsonne.
Montag, 02. Juni 2014
Heute geht es ab Joyeuse nach dem Tanken auf der anderen Seite der Beaume einen Schotterweg hinauf und wir haben einen grandiosen Blick auf den Fluss und auch auf unseren Campingplatz von weit oben.
Loser Schotter und große Steinplatten machen das Fahren durchaus zum Adrenalinkick. Auf der anderen Seite des Berges kommen wir an einem tollen, schiefergrauen Dorf mit Kastell an: schmucke Häuser, blühende Gärten, aber außer dem gelben Postauto, das jedes Gehöft anfährt, ist keine Menschenseele zu sehen. Zwischen den Weinfeldern hindurch kommen wir wieder auf die Straße und fahren weiter bis Grospierres und trinken mittags unseren ersten Kaffee.
Eigentlich wollen wieder einen der Offroad-Wege nehmen, aber hier ist das Befahren mit „vehicle moteur“ zwischen 15.03. und 15.09. nicht erlaubt. Wir halten uns dran und fahren nicht weiter auf dem GR 4. Vielleicht kommen wir mal Mitte September wieder.
Über kleinste Straßen geht es kurvenreich hinab und hinauf bis wir kurz vor Vallon Pont-d´Arc die Ardeche queren. Nun wird es sehr touristisch: Campingplatz an Campingplatz und Kanuverleih an Kanuverleih säumen die Straße. Wir fahren noch bis zur steinernen Brücke über die Ardeche und machen ein paar Fotos. Dann gibt´s wieder einen Kaffee (den schlechtesten der bisherigen Reise) und ein paar Kugeln Eis (okay).
Wir kreuzen zurück hinter Vallon Pont -d´Arc und finden den Einstieg zum Höhenwanderweg, den wir aber erst morgen befahren wollen. Martin bricht den einen Alleingang ins Gelände ab wegen zu großer Steinstufen, die er ohne Begleitung doch nicht fahren will. Den anderen Alleingang unternimmt er dann schon, auch dort gröbstes Gestein, aber machbar. Ich fahre über die kurvenreiche Straße bis zum Ortseingang von Ruoms, dort treffen wir uns wieder.
Nachdem wir in dem hübschen Ruoms den Fluss wieder gequert haben und ein Stück auf der Panoramaküstenstraße gen Heimat gefahren sind, entdecken wir kurz vor Ultimo noch einen der Waypoints des 2012er Fundurocups und probieren von dort aus eine Offroadstrecke heimwärts zu finden. Was zunächst günstig aussah, entpuppt sich dann nach 20 Minuten als doch verkehrstechnisch in die falsche Richtung.
Auf der Straße brettern wir die letzten Kilometer heim, kaufen im Supermarkt noch feines Gemüse und Lammkoteletts um diese dann auf dem Campingplatz zu zubereiten und zu vertilgen.
Ein schöner, erlebnisreicher Tag neigt sich mit gefülltem Bauch dem Ende.
Dienstag, 03. Juni 2014
Frühstück wie jeden Morgen: Tee, Joghurt und diesmal frisches Croissant und Pain au chocolat. Gestärkt fahren wir los und versuchen zunächst den einen Weg am Campingplatz vorbei am Ufer der Beaume entlang über die Berge zu finden. Keine Chance, weil am Ende des Alphaltwegs wieder ein „propriete privée“-Schild die Weiterfahrt verhindert. Also zurück und quer über die Hochebene östlich des Campingplatzes über eine kleine Verbindungsstraße bis kurz vor Ruoms. Ein kleiner Abstecher ins Bilderbuch gleiche Städtchen Lebeaume.
Dann aber über Ruoms – dort Kaffeestopp – bis zum Einstieg des Höhenwander- oder Kammwegs. Der beginnt zunächst harmlos, dann wird er überwachsen von dicht stehenden Bäumen und gepflastert von stark hervorstehenden Steinen. So geht es nun gut 12km immer weiter, schweißtreibende Sektionen wechseln sich ab mit entspannten, winddurchblasenden Fliegestrecken.
Stunden später und gefühlte Saunasitzungen hinter uns spuckt uns der Weg kurz vor Villeneuve de Berg aus. Dort haben wir wenig Glück mit der Begehr auf Salat und Kaffee im schon bekannten Marktplatzlokal: man rüstet sich für eine bestellte Gesellschaft und hat keinen Nerv für durchreisende Endurofahrer. Also verköstigen wir uns über den örtlichen Supermarkt und jausen vor dem Kriegerdenkmal auf der Schattenbank.
Weiter geht es südöstlich über das nächste Dorf hinein auf einen weiteren Grobschotterwanderweg. Einmal begegnen wir einer Kleingruppe von Wanderern, man grüßt sich freundlich winkend. Wir stolpern weiter bis nach Mas Intras, wo wir mal gucken, ob der Grenache, den wir ab und an geliefert kriegen, wohl gut wächst.
Hügelabwärts geht es nun nach Gras. Martin probiert den einen und den anderen Seitenweg aus und testet die Grobsteintauglichkeit. Der sich anschließende Heimweg über Gorges de l`Ardeche zieht sich …und zieht sich. Einige Versuche, die Strecke abzukürzen, misslingen. Der Hintern tut weh der Magen hängt auf halbacht als wir kurz vor Ultimo auf dem Campingplatz ankommen.
Zwei Minuten bevor der Campingsupermarkt zumacht, erfahren wir vom Padrone, dass das Restaurant hier erst wieder am Freitag offen haben wird. Also kaufen wir – noch in Motorradkluft – Eier, Oliven, Eselssalami und Zwiebeln und Baguette und bekommen als Trostpflaster ardesischen Speck und jeder eine Kirsche vom Padrone geschenkt.
Nach Duschorgie und einem kleinen Glas Wein haben wir wieder Oberwasser und bereiten unser Improvisationsabendessen und warten auf den „Ästling“ – die Jungeule, die gestern Nacht sich über unseren Köpfen vor Hunger nach ihren Eltern plärrend alle Campinggäste in unserem Umkreis wach hielt.
Mittwoch, 04. Juni 2014
Bedeckt heute. Wir fahren in normaler Kleidung auf nur einem Mopped nach Joyeuse.
Dort ist mittwochs Markt. Wir streunen ein wenig durch die Verkaufsgassen, trinken einen Café au lait und kaufen ein paar der berühmten französischen Duftseifen.
Ein Schwenk über den Supermarkt auf dem Rückweg und dann erst einmal lazy day auf dem ziemlich leeren Campingplatz. Wir lesen die mitgebrachten alten Zeit-Ausgaben.
Gegen 15 Uhr brechen wir dann auf zu einer kleinen Wanderung. Wir laufen noch einmal ans Ende unseres Campingplatztals, dahin, wo wir mit den Moppeds nicht weiterkamen. Von dort geht es über einen Singletrail steil hinauf über Steinstufen. Das Klettern macht Spaß, mit dem Mopped würde zumindest ich mich das nicht trauen. Es fängt an zu regnen, aber wir wandern unbekümmert über die Beaumeschlucht hinauf.
Der Trail mündet in einen breiteren Wanderweg und wir laufen durch Wälder immer ratend, ob´s wohl die richtige Richtung ist. Wir kommen an einem ausgedehnten Grundstück vorbei: Golfplatz ähnlich erstreckt es sich über Wiesen und Hügel. Das Pferd hat eine Blindmütze auf und die beiden Hunde kündigen uns an und freuen sich als wir vorüber ziehen.
Schließlich nach zwei Stunden kommen wir kurz vor unserem Campingplatz wieder an und freuen uns, dass der Regen sich nun verzogen hat. Morgen soll es wieder schön und sonnig sein.
Donnerstag, 05. Juni 2014
Moppedtag unbegrenzt in Sicht. Die Sonne lacht morgens, es ist warm. Das übliche Frühstück am Platz: Pain au chocolat, Tee, ein wenig Melone und Joghurt. Dann geht es nach dem Tankstopp westlich von Joyeuse über Serpentinen hinauf in die Berge: die gleiche Tour zunächst wie am ersten Tag. Martin wagt den holprigen Abstecher über Steinstufen und ich warte am Olivenbaum auf ihn.
Dann geht es hinein ins Gelände um Lablachére und oh Wunder, was am ersten Tag nicht machbar erschien, ist heute fahrbar. Wenige Kilometer danach auf der Straße, dann wieder hinein ins Gelände und über angenehme Wege gen Chandolas. Kurze Rast bei Wasser und dem Rest der Melone. Weiter geht es südöstlich um die Wasserdurchfahrtsstelle vom Fundurocup 2012 zu finden. Dies gelingt auch nach einigen Stocherversuchen.
Zurück geht es auf die Straße, von dort Richtung Camping Mazet und dort ein Abstecher in die Kletterfelsen entlang der Chassezac.
Nun endlich – es ist schon 14Uhr – gibt es einen Kaffee und ein Eis in St. Paul le Jeune. Danach sucht Martin den Einstieg zur alten Bahnentrasse (ohne Schienen). Das erweist sich als schwierig, da eine Oldiegruppe von Stein- oder Käfersuchern das Durchfahren eines Endurofahrers fast nicht ermöglichen.
Ich warte derweil unterhalb des Bahnviadukts um beim Queren des Endurofahrers das ultimative Foto zu machen.
Endlich kommen wir wieder zusammen – viele Kilometer und Stunden später - als sich on- und offroad wieder treffen.
Letzte Episode des Fahrtages ist dann die Hochebene hinter Ruoms und oberhalb Arlebancs, wo wir uns ein spätes Sonnenbad genehmigen.
Durchaus angestrengt kommen wir mit einigen Merguez und Landbaguette im Gepäck am Abend zurück. Grillgut, frische Tomaten, Brot mit Salzbutter und Rotwein runden den Abend ab.
Freitag, 06. Juni 2014
Letzter Fahrtag, strahlendes Wetter am Morgen für die Spätaufsteher. Wir lassen´s gemütlich angehen. Wir machen uns dann auf gen Hochebene … und wir fahren einen der harmlosen GR-Wanderwege. Dann biegt Martin ab in einen kleineren und immer schmäler werdenden Weg. Die Steinstufen werden mehr, das Geröll aufm Weg auch. Wir stoppeln uns durch das Gelände. Dann scheint der Weg sich wieder zu öffnen, links von uns geht es weit hinab ins Tal. Ich trau mich sogar auf dem schmalen Weg entlang des Abgrundes zu fahren und ernte Lob von Martin.
Aber es war ein Irrtum, dass der Weg sich nun öffnet: in keine Richtung geht es annehmbar weiter. Martin versucht einen Weg für uns zu finden, aber bei dem Versuch entlang der Abgrundkante über eine Steinstufe zu hopsen, bleibt seine rechte Fußraste am Stein hängen und das Mopped rutscht ihm weg ins Gebüsch hangabwärts. Nach einigen Ruckel-und-Ziehversuchen um eine günstigere Anfahrposition zu bekommen, gelingt es uns gemeinsam die Beta wieder auf die Spur zu bekommen. Es bleiben Schweißströme und einige Kratzer am Auspuff und am Kupplungshebel.
Letztendlich finden wir füsselnd über wirklich große Steinstufen hinweg und einem Miniweg folgend dann doch auf den breiteren Weg zurück, der nur 200m entfernt war. Noch habe ich die Technik nicht drauf, wie man „einfach“ über eine große Stufe runterrollt und Martin muss mehrmals helfen.
Jetzt geht es erstmal über eine Schotterautobahn mit frischem Fahrtwind versorgt gen Ruoms zum Kaffee trinken. Anschließend wagen wir uns nochmal hinein ins Gelände: gleich hinter Ruoms hinauf auch in „altes Fundurocup-Gebiet“.
Bergauf gelingt nun auch schon das Fahren über grobe und lose Steinmengen, sogar das Nehmen größerer Steinstufen klappt verhältnismäßig angstfrei. Aber Martin muss doch an einigen Passagen beide Maschinen rauf- bzw. runterfahren. Schlimm für ihn, da die Sonne sengend ist und das nochmalige Hinaufsteigen des grade gefahrenen Berges Blutdruck treibend ist (an dieser Stelle nochmals ausdrücklichen Dank dafür!).
So tummeln wir uns noch eine ganze Weile in dem endlos scheinenden Gebiet und treten gen Spätnachmittag die Rückfahrt an. Ein Halbschattensonnenbad auf „unserer Hochebene“ beendet den Fahrtag.
Wir freuen uns, dass an diesem Abend das Platzrestaurant wieder geöffnet hat und lassen uns mit Lachtartar, Coq au vin, Rotbarbenfilets und einem Eis verwöhnen.
Samstag, 07. Juni 2014
Jeder noch so schöne Urlaub … und dieser war besonders schön …geht irgendwann zu Ende. Den heutigen Tag widmen wir dem bedächtigen Einpacken der Moppeds und des Reisegepäcks. Wir kaufen noch Wein und landestypische Würste im Supermarkt ein, wollen zuhause einladen zu einem Ardeche-Abend. Den Rest des Tages verbringen wir dösend und lesend in der Sonne und gewöhnen uns an den Gedanken, dass es morgen gen Heimat gehen wird.