Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
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Ostern 2018 Sizilien mit dem Crafter

Donnerstag, 22.März 2018 und Freitag, 23.März 2018
Ganz früh geht es bei leichtem Schneegestöber los von Berlin auf der A9. Der Verkehr ist moderat und mit einigen kurzen Pausen gelangen wir nach 1030km bis Mantua in der Lombardei. Das hört sich auf den ersten Blick wie ein Gewaltmarsch an, war aber zumindest diesmal easy-going. Hörbuchkrimi, quatschen miteinander, Radio hören und schwupps waren wir dort.
Wir nächtigen auf einem zu bezahlenden Stellplatz, der unmittelbar vor den Toren der Stadt liegt und wandern die 1 bis 2 Kilometer hinein in das prächtig illuminierte Mantua. In Wikipedia lesen wir, dass die Stadt Kulturhauptstadt 2015 war und so wirkt sie auch auf uns. Von vier – vom Fluss Mincio gespeisten – Seen ist Mantua umschlossen wie eine Insel.

 


Wir finden eine hübsche Buschetteria und bei einem Glas Wein haben wir ein nobles Abendessen.
Am nächsten Morgen laufen wir noch einmal kurz durch Mantua und beschließen, dies neu zu uns gepurzelte Kleinod fortan noch öfter und intensiver zu erforschen. Martin versteigt sich zu dem Satz: „Vielleicht wird das ein zweites Bassano für uns“ … hoho, lass das bloß die Schwesterstadt nicht hören!
Am Freitag haben wir´s dann ganz entspannt und zuckeln die 450km bis Civitavecchia zum Hafen. Dort geht es – wie erwartet – chaotisch zu, wir warten viel (auf Tickets und aufs Einchecken auf die Fähre). Zuvor befreien wir unseren Bus noch von den Winterspuren der deutschen und österreichischen Straßen, um ihn hübsch Sizilien vorzustellen.
Last not least ruhen Bus im Inneren des Bauches der Fähre und wir an Deck in einer Zweibettkabine und schippern nächstens mit gefülltem Bauch Palermo entgegen.


Samstag, 24. März 2018
Morgens gegen 8:00Uhr spuckt uns und alle anderen, die nicht bis Tunesien weiter mitfahren, die Fähre am Hafen von Palermo aus. Wir fürchten den sagenumworbenen chaotischen Verkehr in dieser Stadt, doch die Samstagmorgenstimmung lässt noch viele Einwohner ruhig in ihren Betten schlafen, so dass wir ungebeult am Greenpark den Bus abstellen können, um eine kleine Stadterkundung per pedes zu wagen.

 

 

 

  


Der marode Charme Palermos erschließt sich uns zum Teil. Kühles und zunächst regenschauerdurchwirktes Wetter erleichtert dies nicht. Die Stimmung ist gelöst und tastet sich mit zunehmender Sonne gen Urlaubsfeeling. Einige barocke Gebäude und Fußmärsche durch hübsche Gassen später, erklimmen wir wieder unseren Bus und fahren nach Monreale.
Dort kommen wir in der Mittagszeit an, so dass der Dom uns leider wegen Siesta nicht einlässt, die prächtigen Mosaike zu bestaunen. Ein kleiner Walk die Anhöhe hinauf und durch das Städtchen müssen für heute genügen.
Es geht dann gen Westen die Küste entlang mit einem grandiosen Blick auf Castellamare von oben. Angeblich soll der malerische Flecken von mafiösen Strukturen durchdrungen sein.

 


Wir landen an unserem Zielpunkt San Vito lo Capo auf dem Campingplatz Pineta am frühen Nachmittag und genießen noch ein paar Sonnenstrahlen in der kühlen Luft.
Am Abend gehen wir ins Campingplatzrestaurant und erleben überraschend schmackhafte Pasta und regionalen Wein. Zurück im Bus lassen wir den Abend mit Martins best of ever Musik über die Soundmaschine ausklingen.


Sonntag, 25.März 2018
Über Nacht kam der Regen zurück und die Uhren wurden auf Sommerzeit umgestellt. Nur leider hat frühlingshaftes Wetter noch Verspätung und es windet und ist ungemütlich draußen. Wir beschließen, diesen Palmsonntag nicht untätig vorüberziehen zu lassen und verpacken uns selbst warm und regenabweisend. Der Bus bringt uns zum Nordeingang des Zingaro Nationalparks. Sogar der einsam dort verharrende Ranger sucht Schutz in seinem privaten PKW und huscht nur kurz durch den Regen um uns die Tickets zu verkaufen.


Wir laufen dann bewaffnet mit den Billigschirmen (die diese Wanderung auch nicht groß überleben werden) durch die zwar von oben nasse und von unten schlammige aber ansonsten zauberhafte Natur. All überall blühen grüne, gelbe, lila und weiße wilde Gewächse. Man kommt sich vor wie in einem gigantischen botanischen Garten. Links unter uns braust das tyrrhenische Meer und gibt immer wieder den Blick frei auf türkisfarbene Badebuchten. Wir trotzen dem Regen bis wir zur Grotta dell Uzzo gelangen, wo wir uns ein paar Minuten ausruhen bevor wir die Rückwanderung über die glitschigen Steine antreten. Nach knapp zwei Stunden hat der Regen nachgelassen, unsere Schuhe und Hosenbeine sind schlammverschmiert und wir haben das Gefühl, etwas sinnvolles getan zu haben.

 

 


Einige Kilometer geht es mit unserem Bus über Kurvenstraßen zurück nach San Vito lo Capo um bei Cappuccino und Panini wieder zu Kräften zu kommen. Mit Hilfe des kleinen Wüstenwindes im Bus verbringen wir einen entspannten Nachmittag mit Lesen und Surfen.
Am Abend dann nochmal hinein ins Campingrestaurant, das uns auch heute nicht enttäuscht.


Montag, 26.März 2018
Wir satteln die Pferde und verlassen den Golfo di Castellamare in Richtung Trapani. Wir haben gelesen, dass sich in dieser, am westlichsten Zipfel gelegenen, Stadt Siziliens die Couscous- und Pasta Gerüche mischen: die Nähe zum nordafrikanischen Nachbarn soll hier greif- und sichtbare Gestalt annehmen. Zum anderen liegt die mittelalterliche Stadt Erice auf einem Kalkfelsen über der Stadt und gilt als besonderes Kleinod, das man u n b e d i n g t anschauen muss.
Besondere Attraktivität: man kann mit einer Seilbahn von Trapani Stadtrand hinauf nach Erice segeln.
Alles in allem Pustekuchen! Die Seilbahn war zunächst nicht bis kaum zu finden und als sie denn gefunden wurde, hatte sie zu. Also sind wir die Serpentinen mit dem Bus hinauf nach Erice gefahren und fanden dort ein zwar restauriertes aber doch irgendwie seelenloses Örtchen vor. Vielleicht lag es auch an der Vorsaison und den nicht geöffneten Geschäften und den leeren Gassen.

 

 

Naja, neuer Versuch dann in Trapani. Ein gewiefter Alter weist uns auf den kostenlosen öffentlichen Parkplatz ein und bekommt dafür einen Euro – damit wir nicht hernach einen zufälligen Kratzer haben. Den stimmungsvollen Mix auf Nordafrika und Süditalien konnten wir nicht entdecken. Auch hier war fast alles zu und vereinsamt. Einer der schmutzig weißen, zotteligen herrenlosen Hunde begleitet uns am Kai, doch als ich leise flüstere, „wir nehmen dich aber nicht mit!“ beschließt er in der Sonne auf bessere Kumpane zu warten. Der einzige Trost: das erste offene Eis des Jahres auf die Hand.
Nun braucht´s Kultur und zwar kompakt! Unser Weg führt über die Autobahn bis nach Segesta. Den Bus abgestellt auf dem Parkplatz und vom Shuttlebus abgeholt (in dem sich Martin ordentlich den Kopf blutig schrammt) geht es dann auf das Ausgrabungsgelände. Wir bewundern den riesigen Tempel aus der Zeit 430 v.Chr..

 

 

Inmitten von lila, gelben und orangen wilden Blumen liegt er erhaben auf einem Hügel.
Nachdem der Shuttlebus uns zurückgebracht hat, fahren wir weiter in Richtung Osten, um dann auf kleinsten Straßen in eine hügelige, landschaftlich bezaubernde Gegend gen Süden nach Corleone zu fahren. Bewirtschaftete Felder wechseln sich mit weitläufigen Brachflächen ab und kaum ein anderes Fahrzeug ist hier unterwegs.

 

 


Am frühen Abend queren wir das Ortschild von Corleone, dem wegen des „Paten“ berüchtigten Mafiaortes. Grau und ein wenig gruselig ist die Stimmung, die der Ort auf uns macht – gekrönt mit den roten Leitern, die am Kruzifix am Ortsausgang lehnen (vielleicht nur für die Karwoche?) – dem „Golgatha Corleones“.

 

 


Weiter geht es noch nach Prizzi, dem zweiten berüchtigten Mafiaort („Die Ehre der Prizzis“). Der angegebene Stellplatz dort gefällt uns nicht und somit fahren wir weiter bis Palazzo Adriana. Finden dort den kostenlosen Stellplatz auf dem ehemaligen Bahngelände und laufen hinein in den kleinen Ort.

Die einzige Pizzeria nimmt uns gerne auf und wir verbringen einen durchaus lustigen Abend bei Pizza, lokalem (dünnem) Wein und Camillieri im unweigerlich laufenden TV, was uns amüsiert, da wir während der heutigen Fahrt im Bus wieder einmal einen Montalbano Krimi (die immer auf Sizilien spielen und immer die kulinarischen Köstlichkeiten der Insel thematisieren) gehört haben. Zur Krönung des Abends gibt´s einen Espresso und einen Averna - jeweils im Plastikbecher. Die Nacht im Bus wird trotz der Außentemperatur von nur 5° C cosy dank der Standheizung und der Wärmeunterdecken, die von der Zweitbatterie gespeist werden.

 

 

Dienstag, 27. März 2018
Morgens sieht Palazzo Adriana noch netter aus. Auf dem Hauptplatz sind in der Morgensonne nur Männer und ein Leichenwagen zu sehen (ein Schelm, der Böses dabei denkt). Die frühe Sonne erwärmt die Steine der mittelalterlichen Gebäude und unsere Seele. Nach einem Cappuccino in der Ortsbar fahren wir weiter durch die schöne Hügellandschaft auf kleinen Straßen gen Süden und lauschen dem Fortgang des Montalbano Krimis.
Wir erreichen Agrigento gegen Mittag und frönen nochmals dem Kulturgen. Hera-, Zeus- und Concordiatempel werden auf dem ausgedehnten Gelände des Valle dei Templi besucht und fotografiert.

 

 

 


Die Stadt selbst lassen wir links liegen. Wir steuern den vorab ausgesuchten Campingplatz an. Der Besitzer plärrt laut auf italo-englisch alle geltenden Regeln und verteilt (nicht funktionierende) Wlan-Codes. Wir suchen uns einen Platz und versuchen eine Session in der Sonne, aber es ist zu kalt.
So ganz gefällt uns der Süden der Insel nicht und wir entwerfen neue Pläne für den weiteren Verlauf unserer Reise.
Am Abend laufen wir an hochgesicherten Villen mit übermannshohen Mauern vorbei zum Strandgebiet von Agrigento – dem Lungomare. Dort gibt es jede Menge – auch edel anmutende - Lokale, wir wählen eine ganz nett aussehende Trattoria und speisen gut.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz passieren wir weitere Hochsicherheitsvillen – was ist das nur für ein reiches Völkchen, das sich diese abweisenden Burgen hier hinstellt? Reiche Agrigenter, die ihre knappe Freizeit unter ihresgleichen verleben wollen? Wir wissen es nicht.


Mittwoch, 28.März 2018
Es ist gar nicht so kalt am nächsten Morgen, auch die Sonne lacht ein bisschen. Dennoch setzen wir unseren neuen Plan um und verlassen Agrigento in Richtung Norden. Noch ein tolles Morgenlichtfoto von dem Tal der Tempel, dann geht es wieder hinein in eine Blickschweifelandschaft: grüne Hügel, im Hintergrund schneebedeckte Berge, bizarre Felsen und Wiesen mit buntesten Blumen drum herum.
Wir genießen das Dahingleiten wie im Panaromafilm. In Caccamo, einem sehr netten kleinen Örtchen, pausieren wir und probieren zum Lunch endlich einmal die typischen Arancini: Reisbällchen in der Größe von Orangen, gefüllt mit Schinken und Mozzarella, in Panade gerollt und ausgebacken. Caccamo hat einen mächtigen Dom und ein wuchtiges Kastell. Wir verpassen die Chance noch vor der Mittagsruhe eingelassen zu werden, da das Ticketangebot eines älteren Herren als Verkaufsoffensive missdeutet wird. Der ältere Herr wendet sich beleidigt ab und wir erklimmen die steilen Stufen des Ortes ohne Burgbesichtigung.
Wir gondeln dann im Bus weiter bis Cefalu und durchstreifen den sehr ansehnlichen, hübschen Ort. Auch hier keine Dom- oder Kreuzgangbesichtigung, diesmal ohne unser Verschulden: die haben winters (und als solches gilt der März noch) nur vormittags geöffnet.

 

 


Gegen 16Uhr kommen wir auf dem östlich von Cefalu gelegenen Campingplatz Raisgerbi an und der mehrere Sprachen radebrechende ältere Padrone weist uns auf einen der terrassierten Plätze mit Blick aufs Meer ein. Nachdem wir uns eingerichtet haben (Tisch, Stühle, Regenvordach, Bus gerade gestellt auf Auffahrschiene) tapern wir an der Straße entlang noch in den Ort hinein und kaufen ein bisschen Proviant ein. Abends geht es dann in das Campingrestaurant und endlich gibt´s auch mal die berühmten Pasta con le Sarde.

 

 

 

 


Donnerstag, 29. März 2018
Sonne! Wärme! Blick aufs Meer! Endlich endlich scheint es ein akzeptabler Campingtag zu werden. Wir verbringen einen Faulenzertag am Platz. Lesen, aufräumen, Wäsche waschen, bissi Sport machen und zum Meer hinabsteigen und den Blick über die Wellen schweifen lassen. Am Abend sieht man eine leichte Sonnenbräune und ein Grinsen auf den Gesichtern.

 

 

 

 

Karfreitag, 30.März 2018
Auch an diesem Morgen scheint die Sonne warm auf den Bus. Wir packen zusammen und bezahlen bei der Enkeltochter des alten Padrone – seine Frau schenkt uns zum Abschied noch zwei Zitronen aus ihrem Garten. Dann geht es hinein in die Madonie, dem stark bewaldeten und mit hohen Bergen bestückten Naturpark.
Zunächst klettern wir mit dem Bus über viele Serpentinen hinauf nach Pollina und parken den Bus außerhalb der Stadtmauer. Wir haben gleich unseren Morgensport beim Erklimmen der steilen Gässchen. Die wenigen Einwohner des Ortes sammeln sich um einen fahrenden Gemüsehändler um kindskopfgroße Fenchelknollen und buschige Artischockenstauden zu erwerben.

 

 

 

Wir haben kein Glück in den beiden offenen Bars – denn ein Besitzer lässt sich nicht sehen (die sind wahrscheinlich auch beim Gemüsehändler). Wir könnten die Whiskeyflaschen ungesehen mitnehmen, tun das natürlich nicht und ziehen koffeinlos von dannen.

 

 

 

Glück haben wir dann auf dem Weg zum nächsten Ort: wir sehen in der Ferne den schneebedeckten Ätna (den manche auch Vesuv nennen … ) und in Castelbuono selbst tobt der vorfeiertägliche Wahnsinn: die Straßen sind voller Menschen, die einkaufen, schwatzen und mit den fleißig die Falschparker aufschreibenden Carabinieri heftig gestikulierend diskutieren. In Castelbuono wird in jeder Darreichungsform Manna angeboten: gut für Haut, Verdauung, Alterserscheinungen und und und … . Wir kaufen lieber sizilianische Nudeln, Orangen und einen Grappa.

 

 


Weiter geht es durch die kleinen Straßen der Madonie und bei Petralia sottana und Petralia soprana (eins an der Straße, eins oberhalb der Straße auf einem Felsen) stoppen wir auch noch mal. Es ist Mittagszeit, alles ist wie ausgestorben, man bereitet sich vor auf die abendliche Prozession. Witzig ist, welche ungewöhnlichen Parkmanöver manche Einwohner in den steilen Gassen wählen.

 


Unser Weg geht weiter nach Enna, wo wir am Nachmittag ankommen. Enna ist der geographische Mittelpunkt Siziliens und gilt als magischer Ort. Weil eine der berühmtesten und größten Karfreitagsprozessionen hier stattfinden, sind viele Straßen schon von quer stehenden Polizeiautos gesperrt und unsere Magie besteht darin noch einen Parkplatz für unseren Bus zu finden.


Dann stiefeln wir laut prustend steile Gassen hinauf zum Dom, wo sich schon die Mitglieder der Bruderschaften sammeln. Noch sind die Kapuzen nach hinten über den Kopf gelegt, so dass die Gesichter der Männer und Jungen zu sehen sind. Gegen 17Uhr geht es los mit der Prozession und verhüllt ziehen Tausende von an Ku-Klux-Clan erinnernden Gestalten bei an den „Paten“ erinnernder, getragener Musik durch die Straßen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Martin macht noch ein Foto von der Enna gegenüber liegenden Stadt Calascibetta, die sich ebenfalls malerisch an einen Felsen schmiegt.

Jetzt kommt das Gegenprogramm zum kulturellen Teil: ein Stopp im Outletcenter Sicilia. Die Ausbeute ist für jeden von uns beiden ein Tütchen mit einem neuen Kleidungsstück.
Mittlerweile ist es Abend geworden und wir sind unschlüssig, ob wir auf dem Parkplatz des Outletcenters nächtigen sollen oder weiterfahren. Als Martin sich dann auch noch – out of the blue – einen Hexenschuss zuzieht, gondeln wir Ibu gepimpt mit Sitzheizung durch die Nacht gen Catania. Dies gefällt dann zunehmend der Beifahrerin überhaupt nicht mehr und die Stimmung ist am Tiefpunkt als der angestrebte Campingplatz Almoetia zu später Stunde noch erreicht wird.
Ein paar Diskussionsrunden und zwei Grappa später, halten wir´s dann mit dem Scarlett O´Hara Spruch: „Morgen ist ein neuer Tag!“


Ostersamstag, 31.März 2018
Ja, der neue Tag lacht und alles sieht viel angenehmer aus. Wir suchen uns auf dem Campingplatz einen schöneren Platz und frühstücken erstmal ausgiebig in der Sonne.
Gegen Mittag brechen wir auf zu einer nördlichen Ätnarunde. Einen Cappuccino gibt´s noch in Fiumefreddo. Der große Berg-Berg (=Mongibello = Mons + Djebel = Berg + Berg) hüllt heute im weißen Gewand seinen Kopf in Wolken. Über Piedemonte , Presa und Sant´Alfio geht es immer weiter hinauf bis zum Rifugio Citelli auf 1800m. 

 

 

 

 

Schwarze Lavabrocken zu beiden Seiten der Straße bekunden einen der letzten großen Ausbrüche von 2002 und lassen die Landschaft zum einen unwirklich, als auch fantastisch und beeindruckend vorüberziehen. Am Rifugio sammeln sich italienische Bergwanderer und –kletterer. Die weißen, skurril wachsenden Birken in der schwarzen Lava kündigen das Frühjahr noch nicht an.
Am Piano Provenzana ist der letzte Vulkanausbruch noch besser spürbar. Auf das heimgeschickte Zwischenfoto kommt der Kommentar „Mondlandschaft“.
Auf der Weiterfahrt sehen wir die unendlichen, aber erfolgreichen Bemühungen der Anwohner hier, Weinterrassen anzulegen und die fruchtbare Lavaerde für landwirtschaftlichen Anbau zu nutzen.
Beim Nachmittagseis in Linguaglossa verkünden etliche naive Wandmalereien genau diesen Spagat des Lebens hier am Ätna: bedroht von den verheerenden Ausbrüchen und zehrend von der segenbringenden Fruchtbarkeit der Erde.
Wir setzen unsere heutige Tour fort bis nach Randazzo. Hier wird es eine wahrliche Herausforderung den großen Bus durch das Gassengewirr zu manövrieren: was Martin – völlig cool bleibend – auch vorzüglich gelingt.
Auf dem Rückweg besuchen wir noch den Friedhof von Linguaglossa, auf dem prachtvolle Mausoleen und Grabanlagen aus dem vorigen Jahrhundert zu bestaunen sind.
Noch immer bei gutem, sonnigem Wetter, aber etwas winddurchzaust, verbringen wir die Zeit auf dem Campingplatz mit Duschen und neuer Planung. Heute Abend soll das Campingplatzrestaurant geöffnet haben – na, sind wir mal gespannt.
Epilog: War gut (Spaghetti Frutti di Mare, von der Mama zubereitet), aber wir plus ein weiteres Paar waren die einzigen Gäste, ab 20:45Uhr Totentanz. Schade, so wird das nichts mit den offenen Campingplatzlokalen in der Vorsaison. In der Mülltonne findet sich am nächsten Tag von anderen Gästen dort abgelegt eine leere Büchse „Erbseintopf mit Speck“ von einer deutschen bekannten Marke – ist das echt besser als italienisches Restaurantfood?
Es braust und windet um den Bus herum, aber das brave (leer gezutzelte) Creative spult die Best-of-Playlist ab, nachdem es wieder am Strom hängt. Thanks!


Ostersonntag, 01.April 2018
Heute jagt einen niemand in den April! Martin tut so etwas nicht und sonst gibt´s keine deutsche Tageszeitung und keinen bösen Buben, die Freude dran hätte. Juchhei!
Das Brausen hat zugenommen und es wird nicht leicht einen halbwegs windgeschützten Ort zum Draußenfrühstück zu finden. Wir brechen heute früher auf, um die Südrunde um den Ätna zu nehmen.
Eine ganz andere Landschaft zeigt sich hier: weitläufiger, den Weg, den die Lava genommen hat, sieht man deutlich. Beim Hinauffahren auf die Höhen des Ätna wird der Blick aufs Meer geöffnet.

 

 


Weiß und majestätisch thront der Berg über allem. In Zafferana stoppen wir für einen Spaziergang durch das Städtchen. Die Kirchgänger strömen einander „Auguri“ wünschend durch die Gassen. Viele nehmen noch ein kunstvoll verschnürtes Dolce-Päckchen aus den Bäckereien mit zum anstehenden Familienbesuch.


Nach einem Espresso fahren weiter bis zum Rifugio Sapienza auf knapp 2000m. Dort oben windet es, was das Zeug hält und wir vermummen uns so gut es geht. Dann stiefeln wir strapaziös hinauf auf einen Kraterrand. Mächtig anstrengend ist´s dem Wind, dem losen Lavageröll und der ordentlichen Steigung zu begegnen. Oben angekommen, ist´s zwar noch windiger, einen Rest an glühender Magma kann man leider nicht entdecken. Also stiefeln wir wieder vorsichtig hinunter, diesmal die noch steilere Variante wählend. Ein wirklich gutes hat es: heute brauchen wir keinen Sport mehr zu machen.

 


Ein schauerlicher, überteuerter Kaffee, ein Arancini und eine belegtes Panini im lokalen Bergrestaurant beenden unseren Besuch in der luftigen Höhe, denn höher dürfen Normalsterbliche nicht im eigenen Auto fahren. Die Alternativen (Gondelbahn oder Unimog oder Quad) kommen aus „für-heute-eingestellt“ (wegen des Windes) und Überteuerung nicht infrage.
Wir dümpeln dann windgeschützt im Bus noch durch etliche Sträßchen und Orte rund um die Südroute. Hier auf einer Hochebene stehen etliche chic aussehende Häuschen, die jetzt jedoch noch nicht belebt sind. Als wir noch eine Seitenstraße hinauf fahren um eventuell zu einer Grotte zu gelangen, endet die Straße an einem Parkplatz vor einem Wanderweg. Als Martin aussteigt gesellen sich gleich drei wild lebende (brave?) Hunde hinzu und schauen hungrig und bettelnd drein. Gut, dass wir noch ein altes Brot dabei haben!
Heimwärts geht es dann über breitere Straßen und nach einem Vorabendespresso und einem Profiterole (Windbeutelchen mit Pistazienfüllung) ziehen wir noch über eine imposante – weil landschaftlich mit Lavafeldern und Weinbau annähernd lieblich – Nebenstraße zu unserem Campingplatz.
Leider hat das Restaurant heut nicht offen (die Familie des Besitzers feiert ihr Ostern) und wir versorgen uns selbst mit Würstchen aus der Dose, Brot und Oliven.


Ostermontag, 02.April 2018
Der Wind hat sich gelegt und so fällt uns das Zusammenpacken am Bus auch erheblich leichter. Gegen 10:30Uhr fahren wir los. Auf der Autobahn nach Messina geht es zügig voran. Insgesamt scheint uns der Norden und Osten Siziliens besser zu gefallen und wir wollen wiederkommen.
In Messina ist schreckliches Verkehrsaufkommen und die Straßen sind größtenteils verstopft. Das Unterfangen „Supermarkteinkauf“ wird verschoben. An der Fährstation ist mauer Andrang und so können wir ganz relaxt das Ticket für die Überfahrt kaufen und noch einen letzten Kaffee in der nahe gelegenen Bar trinken. 

 

Um kurz vor 13Uhr fahren wir mit den wenigen anderen Passagieren los und eine halbe Stunde später erreichen wir schon das Festland Italiens. Auch hier versinkt alles im Feiertags- und Mittagsruhemodus (=kein offener Supermarkt) und wir werfen uns auf die Autobahn nach Salerno.
So geht es über Stunden begleitet vom spannenden Hörbuch durch Kalabrien, Basilikata und Kampanien. Die Landschaft spricht uns so sehr an (Berge auf beiden Seiten der Autobahn, schmucke Dörfer, die sich an Felsen schmiegen und endlose (landwirtschaftliche?) Wege, die es zu erkunden gilt), dass wir unseren langgehegten Plan, auch diesen Teil Süditaliens zu besuchen, neu aufleben lassen.
Bei Cosenza finden wir dann doch noch einen offenen, großen Supermarkt und durchforsten das regionale Angebot und kaufen schon Probeexemplare späterer Kaufobjekte ein. Die Fahrt auf der süditalienischen Autobahn zieht sich … und wir beschließen, ein Alternativziel anzusteuern. Im Stellplatzführer finden wir ein „Agriturismo“ bei Padula und sind hellerfreut als wir gegen 19Uhr auf ein Gelände fahren, auf dem schon drei weitere Womos stehen und Hühner wild gackernd durch die Botanik laufen und Schafe und Ziegen uns blökend begrüßen.
Der nette Besitzer Francesco begrüßt uns per Handschlag und lädt uns zu halb acht ins Ristorante ein.
Dem folgen wir gerne und finden uns mit den anderen drei Paaren im Gastraum ein. Wir werden dann in einer Speisenfolge von Antipasti-Varianten, Primo Piatto, Secondo Piatto und (angebotenem) Dolce zugeschüttet. Wir wählen jeweils EINE Portion von allem für beide und wandern nach einem Amaro mit dicken Bäuchen und nicht überteuerter Rechnung gen Bus. Faires Angebot: statt Stellplatzgebühr bezahlt man das Menü und steht in herrlicher Landschaft.
Nur kühl ist es hier über Nacht und wir sind sehr froh, stromversorgt, unseren Heizlüfter und unsere Wärmedecken betreiben zu können.


Dienstag, 03.April 2018
Wegen der wirklich kalten Nacht (5°C ?) musste wenigstens unser Kühlschrank kaum über die Zweitbatterie gefüttert werden. Morgens ist es sonnig und angenehm warm und als wir uns von Francesco verabschieden, meinen wir es ernst, dass wir wiederkommen wollen.
Nun geht es weiter über die Autobahn gen Norden. Nach Salerno fädeln wir uns ein auf die „Strada Costiera amalfitana“. Ca. 2 Millionen Autos sind unterwegs. Über die nächsten drei Stunden zuppeln wir uns über zauberhafte Küsten-Steilküsten-Landschaften und aber grausige, stressauslösende Fahrmanöver. Kurzummadum: schön anzuschauen vom Beifahrersitz: riesige Zitronen, pastellfarbene Terrassenhäuser, edle People, die durch die Straßen der malerischen Orte schlendern - auf der einen Seite. Auf der anderen Seite: überfüllte Straßen, null-Komma-null Parkplätze und Stress pur, wenn einem auf der Gegenfahrbahn ein Bus entgegenkommt.

 

 


Fazit 1: mit einem anderen Fahrzeug (Jimny oder Moppeds) wäre die Tour vielleicht genießbarer geworden. Fazit 2: ich brauch da nicht mehr hin, die nächsten 20 Jahre! Fazit 3: ist schon schön, aber ist nicht unsere Welt.


Puh! Nachmittags wirft uns der Bus kurz vor Neapel, kurz vor dem Vesuv (welcher der Gipfel ist es denn nun?) raus auf die Autobahn gen Rom. Endlich mal ein Stopp möglich bei einer der normalen Autobahnraststätten.
Bis Rom unterliegen wir dann einem Ziehharmonikaeffekt: Stau, nicht-Stau und es zieht sich. Gott-sei-Dank ist das Hörbuch spannend und noch nicht zu Ende.
Wir freuen uns dann gegen 19Uhr endlich in Rom am altbekannten Campingplatz angekommen zu sein und ab 20:00 Uhr im Lokal die echten Spaghetti Carbonara zu verspeisen.
Fazit of the day: Fertig auf der Bereifung, aber schön in Rom zu sein.


Mittwoch, 04.April 2018
Morgens regnet es und wir schlafen aus bis sich der Himmel geklärt hat. Nach einem Cappuccino und einem gemeinsamen Hörnchen stiefeln wir los zur Bahnstation Due Ponti und fahren mit dem Vorortzug eine gute Viertelstunde hinein ins Roma aeterna. Wir freuen uns an der Atmosphäre dieser wunderbaren Stadt und laufen vom Piazza di Popolo über den Corso bis zur Spanischen Treppe. Dann müssen wir natürlich zum Fontana di Trevi und werfen Münzen in den Brunnen – wie es alle tun (die wie wir wiederkommen wollen. Daneben ist´s natürlich auch eine schöne Einnahmequelle für die Bettler). Was auffällt in Rom an den touristischen Plätzen ist, dass diese wie in vielen Großstädten mit Pollern abgegrenzt sind, aber hier sogar von Soldaten mit Maschinengewehren bewacht werden.
Wir trullern weiter durch die Straßen und nähern uns der „Schreibmaschine“, dem Monumento Vittorio Emanuele. Statt eines Cappuccino im Straßencafé (=4,50€!) nehmen wir einen in einer Bar am Tresen (=1,50€) und statten dann noch dem Kapitol, der Romulus und Remus säugenden Wölfin und dem Forum Romanum einen Besuch ab.

 


Nun müssen wir aber etwas tun um unsere müden Füße und die lahmen Rücken zu entlasten und fahren eine Runde Bus. Nächstes Ziel wird dann der Petersdom, den wir echt mal wieder besuchen wollen. Unglaublich lange Menschenschlangen vor den Sicherheitsschleusen versprechen eine Wartedauer von mindestens 1,5 Stunden und veranlassen uns zur Planänderung.
Wir verzichten auf den Besuch des Petersdoms und umlaufen die Engelsburg, überqueren den Tiber auf einer seiner hübschen Brücken und besuchen den römischen Dainese-Shop.
Mittlerweile ist es 16:30Uhr, die Stadtwanderer sind ermüdet und der Bahnhof mit dem Rückbringezug ist nahe. Also geht´s gen Campingplatz und wir spüren dem Romgefühl noch ein kleines Weilchen in der Sonne sitzend vor unserem Bus nach.
Abends dann zum Abschied nochmal in das feine Lokal hier. Wir kommen sicher wieder.


Donnerstag, 05.April 2018
In der Nacht hat Regen freundlicherweise unseren Bus ein wenig gewaschen und heimelige Atmosphäre im Inneren verbreitet. Morgens scheint wieder die Sonne und die Campingplatzgäste ziehen in Scharen nach Rom downtown. Wir rollen unser Elektrokabel ein, bezahlen und fahren ab in Richtung Florenz.
Statt florentinischem Flair erobern wir noch einmal ein Outletcenter, das Barberino di Mugello. Mit kleiner Beute ziehen wir weiter in Richtung Bologna und suchen einen (zu großen) Supermarkt für die Mitbringsel auf.
Unser heutiges Ziel erreichen wir gegen Abend und stolpernd zögernd hinein durch den Feierabendverkehr in Ferrara. Das ist unser erster Besuch in Ferrara und wir sind ganz überwältigt von der Anzahl und Schönheit der Paläste und Gebäude aus der Renaissance. Auch darüber hinaus macht die Stadt einen äußerst munteren Eindruck – nicht zuletzt wegen der vielen Studenten, die sich auf Fahrrädern auf den Straßen tummeln.

 


 

 

 

 

 

Wir läuten Martins Geburtstagsvorabend mit einem Negroni ein, den uns „NAIKI“ (zumindest steht sein Name auf seinem Basecap) kunstvoll mixt und kredenzt. Schon lustig angestochen, schmeckt die danach georderte Pizza vorzüglich.
Unser Rastplatz über Nacht ist der öffentliche Stadtparkplatz –ausgewiesen vom ADAC Stellplatzführer.


Freitag, 06.April 2018
Der Geburtstagsmorgen zeigt sich erst einmal sehr nebelig. Ferrara hüllt sich ein und damit entfällt eine Fortsetzung der abendlichen Fotosafari. Wir müssen einen weiteren Besuch dieser schönen Stadt auf ein ander´  Mal vertagen.
Damit ziehen wir weiter und erreichen Bassano del Grappa zwei Stunden später und parken auf dem alt bekannten Platz und laufen hinein in unsere Lieblingsstadt. Der örtliche Modepapst überreicht uns - wie meist – ein paar hübsche Andenken. Nach einer kleinen Mittagspause auf dem Piazza Liberta wird noch bei Nardini vorbeigeschaut und dann geht es schnurstracks zu unserem unter dem Monte Grappa gelegenen Campingplatz.
Sehr viele Gleitschirmflieger sind unterwegs und es wird knapp ohne Reservierung noch etwas auf dem Campingplatz zu bekommen. Aber auf einer Zusatzwiese wird uns ein Areal zugewiesen und wir reservieren gleich mal für den Abend in unserem Lieblingslokal.
Ein paar entspannte Sonnenstunden vor dem Bus sind uns noch vergönnt und wenn es wahr ist, was uns Freunde schrieben, haben wir gute Chancen auch in Berlin jetzt in den Frühling hineinzufahren.


Samstag, 07.April 2018
Genau 1000km zeigt das Navi an von Bassano Campingplatz bis Zuhause. Die scheppern wir locker ab bei einem neuen Krimihörbuch und kommen ohne große Staus gegen 22:30Uhr daheim an. Nu isser vorbei der Urlaub, aber wie sagte schon Sepp Herberger: „Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub!“ oder so ähnlich.