November 2019 nach Barcelona mit dem Flieger
Bildungsurlaub vom 10. bis 16.November 2019
Wir wollen wieder schlauer werden und fliegen im Bildungsurlaub 2019 nach Barcelona – wollen mehr erfahren über die Autonomiebestrebungen der Katalanen, die Beweggründe und Widerstände hinter all dem.
Am Sonntag, dem 10.11.2019 geht´s los von Schönefeld und nach knapp 2,5 Stunden landen wir in El Prat, dem Flughafen von Barcelona.
Mit diversen U-Bahnen donnern wir 1,5 Stunden in die Stadt hinein, sehen außer Tunneln nicht recht viel. Es sind nur ein paar Schritte bis zum Hotel, unsere Seminarleiterin Marta Walter ist auch schon da und wir haben auch noch Zeit für ein erstes Glas spanischen Wein.
Als die Gruppe vollständig ist, marschieren wir gemeinsam los zum Hafen und lernen uns bei sehr guten Tapas kennen.
Montag, 11. November 2019
Es ist auch in Barcelona November, also durchaus herbstlich kühl. Morgens geht´s gleich los zur Rambla und einem Stadtspaziergang, den ein junger Historiker leitet. Wir erfahren viel zu den Ursprüngen Barcelonas.
Am Nachmittag besuchen wir Diplocat, einen Verein, der sich um den Dialog zwischen den Bürgern Kataloniens und dem Rest der Welt bemüht. Am frühen Abend geht es dann am Kai entlang zum katalanischen Parlament, wo uns der Pressesprecher erwartet und uns den Plenarsaal und das Gebäude zeigt.
Den ganzen Tag waren wir unterwegs mit Ubahn und zu Fuß, haben annähernd 12km zurückgelegt und tauchen sukzessive in die Problemlagen Kataloniens ein. Den Abschluss findet der Tag mit der ganzen Gruppe in einem Restaurant.
Dienstag, 12. November 2019
Es geht wieder los mit der U-Bahn zum Plaza Espana und von dort zu Fuß zu den Mossos d´Esquadra – der katalanischen Polizei. Wir bekommen die Strukturen, Aufgaben und Zuständigkeiten der verschiedenen Polizeieinheiten vorgestellt.
Die am Plaza Espana gelegene ehemalige Stierkampfarena ist heute ein ausgedehntes Einkaufszentrum, aber wir haben keine Lust uns dort rumzutreiben und fahren während der Mittagspause zur Sagrada Familia, der noch immer unvollendeten Kirche Gaudis und schauen sie von außen an.
Dann geht es ein wenig weiter auswärts wieder mit der U-Bahn und der merkwürdigste Besuch dieses Bildungsurlaubs steht an: ein superenges Archiv für evangelische Originalschriften. Der uralte Präsident des Archivs erzählt stolz von dessen Entstehung. Die Gruppe sitzt wie Hühner auf der Leiter um einen Tisch herum und kämpft gegen die wegen Sauerstoffarmut aufkeimende Müdigkeit.
Anschließend geht es noch in eine nahegelegene Kirchengemeinde, in der ausschweifend über die Entstehung des FC Barcelona berichtet wird. Ziemlich spät kommen wir wieder im Hotel an und sitzen noch eine Weile beieinander.
Mittwoch, 13. November 2019
Durch den Nieselregen pilgern wir zur La Pedrera, einem beeindruckenden Gaudibau, den wir mit Audioguide besichtigen. Anschließend nehmen wir noch an einem Vortrag teil. Die Stiftung, die von den Eintrittsgeldern der Pedrera finanziert wird, kümmert sich um soziale, ökologische und nachhaltige Projekte.
Die Mittagspause verbringen Martin und ich, wie meist, allein irgendwo in der Stadt, stromern herum, laufen lange Wege durch die Straßen und lernen so die Stadt kennen.
Am Nachmittag ist die Gruppe zu Besuch bei der Unabhängigkeit-Befürwortungs-Partei und erneut werden uns die – aus Katalanensicht – Ungerechtigkeiten und erfahrenen Missstände verdeutlicht.
Die Sichtweise wird mit der letzten Station des Tages – wir besuchen die Handelskammer - noch einmal intensiviert.
Zur Abendverköstigung gehen wir alle zusammen in eine Pintxosbar in der Altstadt: appetitlich hergerichtete Häppchen lachen die leeren Bäuche an. Bezahlen tut man hinterher anhand der übrig gebliebenen Holzstecker (die vorher die kunstvollen Pintxos zusammenhielten).
Donnerstag, 14. November 2019
Eine ziemlich weite Bahnfahrt führt uns in einen Außenbezirk, in dem die private Universität La Salle liegt. Eine sprühende Mittvierzigerin, halb Deutsche, halb Katalanin, berichtet von ihrer universitären Projektarbeit, den Studienbedingungen an dieser Uni und dann vehement von ihrer Sicht auch über die politische Situation Kataloniens. Auch sie argumentiert, dass der einzige – wenn auch noch lang nicht verwirklichbare – Weg für Katalonien die Unabhängigkeit ist.
Mittags werfen Martin und ich wieder einen Blick auf die Stadt von der 9.Etage des Kaufhauses El Corte Inglès von der Restaurantterrasse aus bei Salat und Sandwich.
Am Nachmittag trifft sich dann die Gruppe bei Omnium Cultural, der Organisation, die sich um den Erhalt der katalanischen Sprache und Kultur einsetzt und natürlich auch wieder die Autonomiebestrebungen unterstützt.
Martin und ich absentieren sich am Abend von der Gruppe, weil wir eigentlich vorhaben, einem Tipp eines Freundes zu folgen für eine besondere Tapasbar – „La Panxa del Bisbe“ (Der Bauch des Bischofs) und auch dort einen Tisch vorab reserviert haben. Aber es kommt anders, da unsere Bäuche von mittags noch zu voll sind: wir sagen die Reservierung ab, laufen in dem hippen Viertel durch die Straßen und genehmigen uns einen Cocktail in einer Bar.
Freitag, 15. November 2019
Der letzte offizielle Tag des Bildungsurlaubs bricht kühl, aber sonnig an. Wir besuchen Femcat, eine private, unabhängige Stiftung, die sich um die wirtschaftliche und soziale Situation Kataloniens kümmert. Femcat entwickelt Vorschläge und Initiativen, die die Wettbewerbsfähigkeit des Landes unterstützen. Die charismatische, dunkelhaarige Vortragende zeigt sich ebenfalls als glühende Nationalistin.
Leider bringt der anschließende Besuch bei der Gewerkschaft zu den Themen Wohnungsnot und Jugendarbeitslosigkeit keine wirklich neuen Erkenntnisse – es sind dieselben Probleme mit der sich auch unsere Heimatstadt herumschlägt.
Während der Mittagspause schlendern wir über das Hafengelände und besuchen das wenig attraktive Einkaufszentrum Maremagnum.
Der allerletzte Programmpunkt führt uns in die Parteizentrale der sozialistischen Partei Kataloniens – der PSC. Dort stellt sich Ferrán Pedret, der Hauptkandidat der Partei, unseren Fragen und zeigt einen ganz anderen Weg zur Einigung Spaniens und Kataloniens auf: der lange Weg der Diskussion, der Aushandlung unter Befolgung der geltenden Gesetze. Er tritt vehement gegen Bipolarität und Nationalismus ein und plädiert für ein pluralistisches, diverses Miteinander. Dies liegt uns mehr bei allem Verständnis für die erlittenen und herrschenden Ungerechtigkeiten, die wir von vielen Katalanen berichtet bekommen haben.
Zum Abschluss der gemeinsamen Woche fahren wir noch einmal zum Plaza Espana. Ein Teil der Gruppe geht sich die musikuntermalten Wasserspiele in Montjuic anschauen. Um 20Uhr treffen sich dann alle im Restaurant des Cousins der Reiseleiterin Marta für ein opulentes Goodbye-Menü.
Samstag, 16. November 2019
Kleiner Rückblick auf die Woche und Resümee: Das Programm war ordentlich fordernd, viele Wege, viel Laufen, zum großen Teil wirklich interessante Einblicke in die katalonische Situation. Die Gruppe der Teilnehmenden war wie immer sehr gemischt: ein paar sehr nette, ein paar weniger ansprechende Leutchen, die meisten ganz normale Menschen – wie wir auch.
Wir wissen jetzt wirklich mehr als vorher über das Land. Wir merken, wie wenig differenziert unser Blick zuvor war.
Wir haben an diesem Samstagvormittag noch ein bisschen Zeit und besuchen mit vorgebuchten Karten den Park Guell, um dann samt unserer eingefangenen Erkältung zum Flughafen zu fahren und heimwärts zu fliegen.