Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
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Oktober 2024 : mit dem California nach Norwegen


 

Sonntag, 20.Oktober 2024
Mittags geht es los in Richtung Norden. Heutiges Ziel: Rostock. Wir haben beschlossen, in den Herbstferien nochmal nach Norwegen zu fahren und Ausschau nach den Polarlichtern zu halten. In diesem Herbst gab es immer mal wieder auch Polarlichter in Deutschland zu sehen – nicht von uns (weil lichtes Berlin/Großstadt und viel zu spät in der Nacht erscheinend, da wo wir schon längst schlafen). Wir haben in den Bus die Sturmhaube fürs Aufstelldach eingepackt und unsere Heizunterdecke, sowie warme Klamotten und eine ganze Batterie an eingeweckten schmackhaften Gerichten.
Heute geht es erstmal wie gesagt bis Rostock, wo wir auf einem Einkaufsmarktparkplatz übernachten und ein festliches McDo Abendessen einnehmen. Das nahe gelegene, in Maps gepriesene, Restaurant betreten wir nicht, nachdem wir bei der ersten (Außen-)Inspektion starke Essens-Küchengerüche wahrgenommen haben und nun doch nicht wollen, dass wir selbst und dann der ganze Bus wie eine Frittenbude riechen.
Wir stellen uns den Wecker auf ziemlich früh, um rechtzeitig die Fähre nach Trelleborg zu erwischen.


Montag, 21.Oktober 2024
Selbige befahren wir dann mit unserem vorher gebuchten Ticket ganz unkompliziert und suchen uns einen der vielen freien Lümmelsessel für die Überfahrt aus.
Sechs Stunden später spuckt uns die Monsterfähre in Schweden wieder aus und wir trullern fröhlich mit unserem Bus bis nach Göteborg. Sehr spannend ist die Landschaft nicht, die wir durchfahren, da ist MeckPomm aufregender. Aber wahrscheinlich ist das Bullerbü-Schweden woanders. In Göteborg laufen wir am frühen Abend auf dem stadtnahen Campingplatz Lisebergsbyn ein und haben quasi freie Platzwahl.
Die Halloweenhexe begrüßt alle Ankommenden in ihrem schaurigen Wohnwagen mit beleuchteten Schirmchen, brodelndem Kessel und gruseligen Klängen.


Wir schnappen uns nach dem Busabstellen die nahe Straßenbahn Nr. 5 und tuckern eine Viertelstunde hinein nach Göteborg. Mittlerweile ist es dunkel geworden und wir durchstreifen die hübsche, durchaus feudale Universitätsstadt und das angesagte Viertel Haga.

 

Nach zwei Stunden haben wir uns die Steifheit von der Schiffspassage und der Autofahrt abgelaufen und kehren wieder zum Campingplatz zurück. Ganz entzückt sind wir über die absolute Aufgeräumtheit und Sauberkeit im Sanitärhaus des Platzes.
Es folgt eine ruhige, lange Nacht mit wilden Träumen.


Dienstag, 22. Oktober 2024
Etwas Regen gab es in der Nacht, doch am Morgen hat sich dieser weitgehend verzupft. Wir nehmen das Angebot des Campingplatz wahr, ein Frühstück für 125 Schwedische Kronen einzunehmen und sind ganz angetan, von der Vielfalt des Essensangebot an sich, aber auch von der Freundlichkeit und Verbindlichkeit des Personals hier.
Kurz vor 10Uhr sind wir dann wieder auf Tour und streben der norwegischen Grenze entgegen. Die draußen vorbeifließende Landschaft wird abwechslungsreicher: am Meer entlang und dann über mächtige Brücken über Fjorde und am größten norwegischen See, dem Mjøsa, entlang.


Wir kommen in Lillehammer auf dem Campingplatz Turistsenter bereits um 16Uhr an. Das Einchecken ist dann wieder so richtig norwegisch, wie wir´s kennen: niemand an der Rezeption, aber Martin erreicht schnell eine zuständige Person über die angegebene Handynummer. Wir sollen uns einen Platz aussuchen, den dann über Sms durchgeben und morgen Vormittag können wir dann bezahlen.



Außer uns sind nur noch zwei andere Wohnmobile auf dem Platz. Die Sanitäranlagen sind modern und sehr sauber und wie ja oft üblich, so gibt es auch hier eine Küche für die Camper, einen Vaskerom mit Waschmaschinen und Trockner. Die erste unserer mitgebrachten Spezialeinweckkonserven darf auf den Prüfstein und wir servieren uns selbst exzellentes Hühnerfrikassee und Reis.
Als Verdauungsspaziergang laufen wir noch hinein ins niedliche Lillehammer. Jetzt nach 18Uhr sind längst alle Bürgersteige hochgeklappt und die Geschäfte geschlossen. Allein eine erkleckliche Anzahl an Hundebesitzerinnen und -besitzern sammelt sich mit den Tierchen an der Leine am Anfang der Fußgängerzone. Alle Menschen tragen reflektierende Riemenwesten – ist wohl so Usus in Norwegen im Winter- und die Hundchen, große und kleine, sollen hier ein bisschen Benimmtraining absolvieren.


Mittwoch, 23. Oktober 2024
Die Nacht war arg kalt. Ohne Heizdecke und Wollsocken wären die annähernd 0°C kaum zu ertragen gewesen. Da es in der Nacht ein wenig geregnet hat und die letzten Wassertropfen noch gefroren sind, dauert es ein wenig bis wir alles verstaut haben.
Nun geht es zum Peer-Gynt-Vegen, der 60km langen Hochgebirgsstraße durch das Espetal. Wir sind weitgehend alleine auf der geschotterten Straße unterwegs und genießen die bezauberten Aussichten auf die Seen, Moore, Wälder und bemoosten Felsen.







Die Reifen des Busses ziehen sich voll mit Schlamm, aber das kann der Allradler verkraften.
Mehrere Stunden sind wir in der paradiesischen Landschaft unterwegs und zeigen einander das und andere Naturwunder.
Am späteren Mittag pausieren wir am Rande der kleinen Stadt Vinstra und nehmen wieder unser norwegisches „Hobby“, Salatbar, auf. Außerdem suchen wir im nahen Vinmonopolet nach einem heimischem Digestif – und finden Aquavit. Noch nie getrunken, heute wird es das erste Mal. Zehn kleine Fläschchen mit verschiedenen Geschmacksvarianten werden uns dem Fachgebiet Aquavit näherbringen.
Aber erst einmal geht unsere Tour nun weiter gen Norden. Wir wollen einen Campingplatz kurz vor Dombas erreichen – noch ca. eine Stunde entfernt. Derweil hören wir Hörbuch (Arno Strobel „Mörderfinder“, 2. Band). Dumm geguckt, als wir den angestrebten Campingplatz erreichen: ein Schild verkündet, dass er geschlossen ist. Was tun? Weiterfahrt bis Dombås. Wir erkennen den trubeligen Hauptplatz gleich wieder. Gegenüber zwischen Tanke und Kirche finden wir ein paar kostenlose Parkmöglichkeiten. Bevor wir dort den Bus für die Nacht abstellen, darf er noch ins benachbarte Sanitärhaus für Autos: Selbstabspritzanlage. Martin duscht ihn ausgiebig von allen Seiten und verpasst ihm noch ´ne Emulsion (=Wachs). Dann darf er sich nach dem langen Tag ausruhen, wird rückwärts eingeparkt und steht dabei mit den Hinterrädern und der Heckklappe an einem erhöhten Bordsteinplateau (das wird noch wichtig im Verlauf des Abends!).
Wir gehen nun dinieren und wollen unbedingt Regionales essen. Das tun wir in der Tanke nebenan und bestellen Rentierwurst und Käsewurst als Hotdog. Martin beißt mutig in die „Jegerpølser“ – und sagt, es schmeckt.
Den weiteren Abend bestreiten wir im Bus, lesend, trinkend, klönend, surfend. Als wir uns dann zur Nacht rüsten (heute ist wegen des „öffentlichen Parkens“ Schuhschachtel  (= schlafen im Inneren des Busses, ohne Aufstelldach) angesagt), geht Martin nochmal außen um den Bus herum (um die Matratze aufzupumpen) und ich höre vom Inneren her ein leichtes Rumsen und dann ein Autsch … gucke nach, was draußen passiert ist und sehe Martin neben der Heckklappe auf dem Boden sitzen und eine Hand auf den Kopf haltend.
Was ist passiert? Er hat – wegen der veränderten, niedrigeren Höhe der Heckklappe (s. oben) sich verschätzt und ist frontal mit seinem Kopf gegen die Kante der Klappe gelaufen, die ihn brutal (so ist halt Metall) abgewehrt hat. Ergebnis: stark blutende Wunde auf dem Kopf (ich erspare dem/r geneigten Leser*in das Foto), ein ca. 3cm langer Schnitt und ein bedröppelter Reisegefährte.
Wir tupfen ab und sprühen Wunddesinfektion – vielmehr können wir jetzt nicht machen. Aber es ist uns mulmig, wie sehr diese direkte Begegnung mit der Heckklappe Folgen hinterlässt.


Donnerstag, 24. Oktober 2024
Am Morgen hat Martin ordentlich Kopfschmerzen, ansonsten fühlt er sich lasch und ein wenig benebelt. Was tun? Krankenhaus? Arzt? Oder erstmal beobachten? Wir gehen es langsam an und erstmal fährt Daniela weiter, Martin in der ungewohnten Rolle des Beifahrers.
Weiter geht es entlang der E6 gen Norden. Der norwegische Verkehr ist entspannt, die Verkehrsdichte auf der Hauptader gen Norden ist sehr, sehr reduziert. Nach ca. 1,5 Stunden wechselt Martin auch wieder ans Steuerrad und es scheint ihm gut zu gehen.
Schwierig ist es, zu dieser Jahreszeit noch offene Campingplätze zu finden und unser Vorhaben, die Polarlichter zu treffen ist halt auch nicht auf ewig ausgelegt. Soll heißen, viel weiter nördlich als bis Trondheim wollten wir auf dieser Tour nicht fahren. Trondheim selbst bietet keinen Campingplatz an, also tuckern wir gemächlich bis nach Åsholmen am Trondheim Fjord.
Spoiler: dort kein Glück gehabt, alles zu. Wobei zu sagen bleibt, erstaunlich ist schon, dass alles tippitoppi erscheint bei dem kleinen Campingplatz und auch sogar das Haus der Rezeption offensteht, so dass man hineingehen kann. Aber niemand ist erreichbar unter den angegebenen Handynummern … So sind sie die Norweger: sauber, gastfreundlich, ohne Ängste, aber eben auch unverbindlich.
Für uns geht die Suche weiter: wir finden in der entsprechenden App einen (angeblichen) offenen Campingplatz in Levanger – 30 Kilometer weiter den Fjord hinauf. Auf der Fahrt dorthin gibt es sensationelle Ausblicke auf einen nebelverhangenen Ausläufer des Fjords.




Außerdem kommen wir noch – eher zufällig und nicht geplant – an einem imposanten Gebäudekomplex aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts vorbei und rätseln, was das wohl ist/war. Wir lesen nach: Im 2. Weltkrieg war es das Strafgefangenenlager Falstad. Ab 1942 bis 1945 haben die deutschen Besatzer dort über 4500 Häftlinge festgehalten, sie zur Zwangsarbeit verdonnert und über 200 Gefangene im nahe gelegenen Wald hingerichtet. Schreckliche deutsche, schambehaftete Geschichte.
In Levanger finden wir den hübschen Campingplatz sofort und es gibt ein Selbstbedienungscheckinn (Berlin! Hörst du? So geht Digitalisierung und es ist gar nicht so schwer).
Wenig belegt, können wir uns locker den gewünschten Platz aussuchen. Nun kommt in der gut ausgestatteten Küche (besser als unsere zuhause!) des Campingplatzes die Zubereitung des zweiten Einweckmahles zum Einsatz. Danach ein Spaziergang am Fjord entlang, um ein und das andere Mal WOW zu rufen, ob des irren Sonnenuntergangs.



Nachsatz des Abends: Martins Kopfwunde ist bislang brav und muckt nicht sehr herum. Ihm geht es gut.


Freitag, 25. Oktober 2024
Kilometermäßig werden wir uns heute gar nicht so viel bewegen – nur so 140km umeinander. Aber erst mal der Reihe nach. Die Nacht war sehr kalt, es mussten noch des nächstes weitere Anziehsachen übergezogen und die Heizdecke auf Stufe 3 geschaltet werden. Da war es wohl auch den Polarlichtern zu kalt, jedenfalls haben sie sich nicht blicken lassen – trotz wolkenfreiem Himmel.
Es dauert ein wenig am Morgen bis wir mit steifgefrorenen Fingern das Calicap abgenommen und nass zusammengelegt und verstaut und auch alle weiteren Utensilien, wie Stromkabel, Matte und Aufstelldach, an ihrem Reisebestimmungsort haben.
Da haben wir uns ein prächtiges Frühstück im nahe gelegenen Einkaufszentrum im Kafé Dromedar verdient! Und ganz nebenbei haben wir noch zwei chice Babycordhemden für Martin ergattert.
Dann geht es auf der E6 gut 70km bis Trondheim, das wir ja beim letzten Besuch nur verregnet erlebt haben. Dieses Mal ist dem nicht so, es ist gut kalt, aber die mittäglichen Sonnenstrahlen stellen die Schönheit und Beschaulichkeit der Stadt sympathisch heraus.






In den zwei Stunden per pedes durch die Stadt haben wir viel gesehen. Nun holen wir den Beigen (Martin würde gleich korrigieren und sagen: „den Ascotgrauen“!) aus dem Kinderparadies aka Parkhaus wieder ab und gondeln mit ihm weiter südwärts auf der E39. Nach einer knappen Stunde sind wir im absoluten Nowhere-Land auf dem Høgkjølen Fjellcamp in naturschöner Hochlandschaft – und im Dauerregen.
Neben vielen Dauercampern (von denen aber niemand da ist), sind wir die einzigen Gäste. Der nette, deutschsprechende, an einen Waldschrat erinnernde Betreiber zeigt uns einen Platz direkt vor dem in die Jahre gekommenen, aber total sauberen Sanitärhaus.
Als der Regen gegen 18Uhr aufhört, schließen wir uns an den Strom an und fahren das Dach hoch, Martin lässt das Frischwasser ablaufen zur Sicherheit: es soll noch kälter werden kommende Nacht.


Samstag, 26. Oktober 2024
Und es war die bisher kälteste Nacht dieser Reise: wollene Skiunterhemden verstärken unsere Widerstandskraft. Eisblumen zieren das Heckfenster am Morgen. Doch die Sonne scheint volle Lotte und trocknet einen großen Teil der Überziehmütze für das Dach. Es hat uns sehr gut gefallen auf diesem kleinen Campingplatz mitten im Wandergebiet. Dass wir trotz sternenbedeckten, klaren Himmels wieder keine Polarlichter bekamen, ist niemands Schuld.
Wir tuckern mit dem Bus die E39 entlang und bekommen in jeder Kurve wieder einen neuen herrlichen Ausblick auf die bezaubernde Nebel-Sonnen-Herbstlandschaft. Nur Kaffee gibt´s hier nirgendwo. Nach zwei Stunden erreichen wir die Fähre bei Halsa und setzen über nach Kanestraum.
Ab Kristiansund fahren wir auf der Atlantikstraße (die wir bereits in umgekehrter Richtung 2022 befuhren) und freuen uns über die Ausblicke auf den jetzt ebbeführenden Atlantik, das gleißende hellblaue Licht und die vielen Brücken, über die wir fahren.





Sehr viele Kilometer waren das heute nicht, aber nach fünf Stunden haben wir dennoch genug und buchen uns ein für eine Nacht auf dem Campingplatz Kviltrop in Molde – und scheinen´s wieder einmal echt gut getroffen zu haben.


Sonntag, 27. Oktober 2024
Morgens müssen wir die Calihaube wieder feucht einpacken wegen der gefrierenden Nässe der Nacht. Dann geht es flugs zur Fähre am Hafen, die wir just zur Abfahrtszeit erreichen. Das Bötchen bringt uns hinüber nach Vestnes. Leider regnet es auf der anderen Seite des Fjords und das endet auch nicht wesentlich auf der zweistündigen Fahrt auf der E39 bis wir Ålesund mittags erreichen.
Wir lassen uns nicht so leicht frustrieren und ziehen die Mützen übern Kopf und die regenabweisenden Jacken an und stapfen durch das Städtchen, das an diesem Herbst-Regen-Sonntag nicht sonderlich bevölkert ist. Glück haben wir, ein nettes Café zu finden, dort mit „Hello guys!“ begrüßt zu werden und einen mit Hafermilch aufgeschäumten Cappuccino und ein leckeres Vanille-Himbeer-Hefeteil zu bekommen. In einer kurzen Regenpause können wir sogar ein paar hübsche Fotos von Ålesund schießen.



Gegen 15Uhr erreichen wir wieder den Parkplatz auf dem unser Bus im Regen auf uns gewartet hat und als die Parksäule unsere Karte wegen „out of order“ nicht akzeptieren will, hilft uns unsere App Easypark aus der Patsche und wir können getrost abfahren.
Die Weiterfahrt gen Osten – Ålesund bedeutet immer „Schleife fahren“ – mit dem Ziel in bzw. bei Åndalsnes einen der drei kleinen Campingplätze auszuwählen, ist zwar nicht mehr so regenreich, dafür aber bald wegen der Umstellung auf die Winterzeit eine Dunkelfahrt. Åndalsnes will uns nicht – oder besser gesagt, wir kommen nicht zusammen und so fahren wir weiter: die auch bei Dunkelheit bezaubernde E136: zu beiden Seiten erheben sich die gewaltigen Feldwände des Romsdalen(wir wollen auf alle Fälle wiederkommen und das alles bei Tageslicht begucken und eventuell bewandern!). Letztendlich landen wir am Abend wieder in Dombas und beziehen gleich „unseren“ Gemeindeparkplatz von vor vier Tagen (remember: der Heckklappenunfallort). Saukalt ist es mittlerweile und wir sehen bereits Schneeschiebefahrzeuge auf der benachbarten Tanke.
Unser eigener Abend wird in der einer nahegelegenen Pizzeria formvollendet. Hat gemundet, aber war nicht der Heuler – aber kann man das auch erwarten? Dann mummeln wir uns ein in der Schuhschachtel und verleben eine ausreichend warme lange Nacht.


Montag, 28. Oktober 2024
Morgens schneit es leicht und Arbeiter stecken bereits die ersten Schneehöhestangen in die Erde am Straßenrand. Wir frühstücken, wie so oft, an der Tanke und machen uns auf den Weg nach Oslo. 350km liegen vor uns, die wir bei sonnigem, kalten Winterwetter spielend mit dem Hörbuch von Marion Brasch „Ab jetzt ist Ruhe“ bewältigen.
Unterwegs besuchen wir noch die Stabkirche von Ringebu, die 1270 erbaut wurde und das Vinmonopolet in Gjøvik wegen Nachschub.


Am Nachmittag kommen wir in Holmenkollen auf dem sehr zwiespältig bewerteten Campingplatz Bogstad an und checken per Selfservice für zwei Nächte ein. Der Campingplatz ist mit wenigen Urlaubern belegt und wir können uns wieder den gewünschten Platz aussuchen.
Die Gästeküche ist nutzbar, aber weitaus weniger komfortabel als auf den bisherigen Campingplätzen. Wir laden uns die örtliche ÖPNV App runter und buchen zwei 24Stunden-Tickets.
Dann geht es hinein nach Oslo mit dem Bus und wir laufen abends noch knapp zwei Stunden durch die Stadt.



Als wir komplett durchgefroren sind, fahren wir zurück mit dem Bus und landen zwar im Stockdunkeln, aber gar nicht so spät wieder in Bogstad. Etliche norwegische, sportliche Menschen sind mit Rollskiern in einem Affentempo unterwegs auf den hügeligen Straßen rund um Holmenkollen. Der Rest der Bevölkerung joggt oder fährt Rad: wirkt alles sehr dynamisch und sportlich.


Dienstag, 29. Oktober 2024
Dank wollener Skiunterwäsche und Heizunterdecke überstehen wir die Nacht locker. Das Herausschälen aus dem warmen Bus kostet ein wenig Überwindung. Da wir erst in Oslo selbst frühstücken wollen, schnappen wir uns wieder den Bus und tuckern in die Stadt hinein.
Zweites Ziel (nach dem Frühstück, welches äußerst mäßig war) ist das architektonisch berühmte Opernhaus von Oslo. Wie eine überdimensionierte, gestrandete Eisscholle liegt es am Ufer des Fjords. Die Besucherinnen und Besucher können auf dem Dach des Opernhauses spazieren gehen und wie bei einer echten Eisscholle ist der Weg immer wieder uneben, von Stufen unterbrochen, man muss Obacht geben, wohin man tritt. Aber irgendwie ist die ganze Konstruktion eine geniale Idee und man hat wunderbare Ausblicke auf die Stadt rundherum.




Kleines Bonmot und großer Unterschied zu den Verhältnissen bei uns zuhause: ohne extra Eintritt oder Wachpersonal, kann man in das Opernhaus hineingehen, sich aufwärmen und die Örtlichkeiten dort nutzen. Undenkbar bei uns in Deutschland, aber hier funktioniert das alles problemlos.
Unser Weg führt uns dann weiter durch die Stadt: Kvadraturen, Festung Akesrshus, das Glockenspiel des Rathauses um 12Uhr und dann die Halbinsel hinter dem Nationalmuseum.


Wir sammeln uns mit vielen anderen Touristen um 13:30Uhr zur Wachablösung vor dem Osloer Schloss. Ein gut einstudiertes Spektakel!



Noch stromern wir ein Weilchen weiter durch die Stadt, die uns beiden in ihrer Vielfalt gut gefällt. Irgendwann sind die Beine müde und unser Heimwärtsbus bringt uns wieder zum Campingplatz zurück.
Jetzt noch der Mitbringseleinkauf im nahen Supermarkt und Erbseintopf mit Würstchen für uns zum Abendessen (von unseren Einweckkonserven!). Dann noch ´ne Dusche und ein Glas Wein, ein Absacker und dann gilt auch für uns: “Ab jetzt ist Ruhe!“.


Mittwoch, 30.Oktober 2024
Der Tag, an dem wir Norwegen verlassen … nach der kalten Nacht, ein kalter Morgen, die Wiesen sind bereift und zum Einpacken und Verstauen von Stromkabel, Fensterabdeckung und Dachhaube zieht Martin dann doch auch Handschuhe an, um ein wenig Fingergefühl noch zu haben.
Wir verlassen den Campingplatz, Holmenkollen, Oslo und dann auch irgendwann das Land und fahren gut 300km bis nach Göteborg. Dort checken wir wieder auf dem Campingplatz mit der Halloweenhexe ein, den wir auf dem Hinweg schon genutzt haben.
Wieder fahren wir mit der Straßenbahn hinein nach Göteborg downtown und stromern ein wenig durch die Malls und Geschäfte. Die Überlegung, in der Fiskekrogen zu Abend zu essen, verwerfen wir dann doch, alles zu unübersichtlich und zu teuer. Auch im angesagten Viertel Haga, das wir beim letzten Besuch vor zehn Tagen nur im Dunkeln und mit schon geschlossenen Geschäften gesehen haben, bleiben wir nicht – auch hier scheinen uns die Preise für einfache Shrimpssandwiches über die Maßen hoch.
Wir schnappen uns also unsere Straßenbahn und sind 20 Minuten später wieder auf dem „heimatlichen“ Platz. Eine leckere Hühnersuppe mit Reis (aus unserem Einweckarsenal) gibt es zum Abendessen.
Den Rest des Abends buchen wir schon mal die Fähre für morgen und bekakeln noch einmal unsere – durchweg positiven - Eindrücke dieser Reise und schmieden schon mal neue Pläne.


Donnerstag, 31. Oktober 2024
An unserem letzten Tag geht es nochmal gut 300km gen Süden bis nach Trelleborg. Ein kleiner Supermarkteinkauf dient dem Auffüllen des Reiseproviants und schon stehen wir an für die Abfertigung am Fährhafen. Es zieht sich hin und mit einer Dreiviertelstunde Verspätung legt die Fähre dann um 15:45Uhr ab.
Sechs Stunden später – plus der Verspätung – kommen wir in Rostock an und nach weiteren knapp drei Stunden, kurz nach Mitternacht, sind wir dann zuhause.


Unser Fazit:
Nachdem uns 2022 Norwegen landschaftlich schon sehr gefallen hat, waren wir gespannt, wie wir dieses Mal zurechtkommen würden: bei erheblicher Kälte und auf der Jagd nach den Polarlichtern.
Die Polarlichter haben wir nicht gesehen (waren wahrscheinlich nicht nördlich genug und/oder es gab keine Sonnenstürme im Universum). Schade, aber es hat die Reise nicht geschmälert.
Mit der Kälte kamen wir in unserem Bus gut zurecht – eigentlich besser als wir es erwartet hatten.
Wir hatten ein noch besseres Gefühl bei dieser Reise als 2022. Uns haben wieder im Besonderen begeistert:
• die unkomplizierte Besetzung (zum Teil Selfcheckinn) auch von leeren Campingplätzen,
• die Sauberkeit der Sanitärhäuser und des Landes ansich (da liegt kein Müll rum!) und
• die freundliche Sachlichkeit der Menschen dort.


Wegen der noch immer nicht gesehenen Polarlichter haben wir bereits einen neuen Plan entworfen. Mehr dazu bald auf dieser Seite.