Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
Willkommen

Dezember 2019 mit dem Flugzeug nach Vietnam und Kambodscha

Mittwoch, 18. Dezember 2019

In Berlin ist es jetzt kurz vor 15 Uhr. Da, wo wir jetzt sind, ist´s 6 Stunden weiter: fast 21 Uhr, wir sind in Hanoi. Wir haben uns wieder einmal Studiosus angeschlossen und sind über Weihnachten und Silvester nach Vietnam geflogen. 
Nicht nur die Zeitzone ist anders, auch das Klima ist komplett anders: zuhause grau und kalt und hier in Hanoi Sommerwetter, heute schwüle 29°C und all über all buntes, lautes Treiben auf den übervollen Straßen.
Der Hinflug ging über 11 Stunden. Wir haben uns ein wenig breitere und mit mehr Abstand zum Vordermann - und damit bequemere - Sitze gebucht und wurden freundlich umsorgt von dem Bordpersonal von Vietnam Airlines. Trotzdem kamen wir - alleine wegen des verschobenen Biorhythmus – völlig gerädert an und haben erstmal drei Stunden geschlafen im Hotel.
Die Hotelanlage ist luxuriös und weitläufig. Am Nachmittag geht es auf erste Erkundung durch Hanoi. Der Reiseleiter scheint kompetent zu sein und tastet sich vorsichtig an die Gruppe heran.



Durch die Gassen der Altstadt, entlang am „See des zurück gegebenen Schwertes“ und hinauf auf die Insel mit dem Jadeberg-Tempel bekommen wir erste Eindrücke von der 7 Millionen- „Stadt in der Flussschleife“. 








Die Reisegruppe besteht aus 23 – durchaus in die Jahre gekommenen – Menschen. Am Abend lernt man dann beim gemeinsamen Buffetdinner schon mal welche etwas näher kennen.
Wir kippen früh ins Bett und schlafen – bis auf eine Unterbrechung - dann doch die Nacht durch.


Donnerstag, 19. Dezember 2019
Ein üppiges Frühstücksbuffet eröffnet den Tag und gegen 9 Uhr geht es dann mit dem Bus hinein nach Hanoi. Der zusätzliche Local Guide spricht zwar gut Deutsch, dennoch fällt es uns noch schwer, ihn umfassend zu verstehen – so anders ist die Prosodie. Er berichtet auf die Frage, wo er denn Deutsch gelernt habe, von seinem Studium in den 70er Jahren in Cottbus. 







Der deutsche Studiosusführer zeigt uns zu Fuß dann den Literaturtempel und erklärt viel dabei – wovon wir nur Bruchteile behalten. Mittags pausieren wir in einem Lokal, dass sich der Ausbildung von unterprivilegierten jungen Leuten zum Gastronomiepersonal widmet. Wir bekommen dort vorzügliches vietnamesisches Essen. Zu Fuß und mit dem Bus geht es dann zum Ho-Chi-Minh-Mausoleum, das von weiß uniformierten Soldaten bewacht wird. Wir erfahren viel über den charismatischen, 1969 verstorbenen, Anführer der Nordvietnamesen. Wir besuchen auch den angeschlossenen Park in dem sich der leuchtend gelbe, prunkvolle Gouverneurspalast und das einfachere Gärtnerhaus, in dem Ho-Chi-Minh gewohnt hat, befinden. Als letzten Tagesprogrammpunkt fahren wir zum Wasserpuppentheater und gehen in die wirklich beeindruckende Vorstellung.



Reichlich k.o. treffen wir kurz vor 18 Uhr wieder im Hotel ein und können den Abend mit Lesen, Schreiben, Nachgucken von geschichtlichen Zusammenhängen und der Vorbereitung des morgigen Tages geruhsam verbringen.

Wir lassen ihn ausklingen in der Sundowner- Bar bei leckeren Cocktails und feinen Snacks – beleuchtet vom stylischen Flaschenweihnachtsbaum.



Freitag, 20. Dezember 2019

Am Morgen geht es schon um 8 Uhr los mit Sack und Pack im Bus gen Halong Bucht. Die knapp 170km werden, inklusive einer Pause, in 3,5 Stunden bewältigt. Der Reiseleiter erzählt allerlei über das Bordmikro des Busses, wir drusseln so vor uns hin, begucken die Landschaft und schmökern im Reiseführer.
Die Halongbucht empfängt uns verhangen, so ist sie wohl meist, da 174 Regentage pro Jahr. Wir besteigen mit der Gruppe eine der zahlreichen Dschunken und schippern zunächst unter Deck, an Tischen mit Fensterblick, hinaus aufs Südchinesische Meer. Der Reiseleiter lässt Wein ausschenken und ermuntert zu einer gegenseitigen Vorstellungsrunde. Nach ca. 20 Minuten legen wir an einer Insel an, um eine ausgedehnte Kaarsthöhle zu inspizieren.






Dann geht es mit der Dschunke weiter durch die verwunschene und bizarre Welt der Halongbucht. Während der Fahrt wird auch das Mittagessen serviert: ein Potpourri von verschiedensten Tellern mit Seafood und panierten Fischteilchen. 
Einen großen Teil der Fahrt verbringen wir beide dann noch an Deck – zum Fotografieren und zum Staunen.
Nachdem wir wieder angelegt haben, bringt uns der Bus mit dem ganzen Gepäck zu dem gebuchten, nahe gelegenen Hotel. Den Abend verbringen wir wieder lesend und surfend im Hotelzimmer und bestaunen direkt aus dem Zimmer blickend die in immer wechselnden Lichtern illuminierte Brücke über den Meereseinschnitt. Da die Hotelbar im Erdgeschoss Happy Hour (get 2 for 1) offeriert, besuchen wir die dann auch noch und nehmen unser privat organisiertes Abendessen im Restaurant ein – und sind dabei eine der wenigen Gäste.

Samstag, 21. Dezember 2019
Am nächsten Morgen geht es gleich nach dem Frühstück zurück mit dem Bus in Richtung Hanoi. Auf dem Weg pausieren wir einmal bei einem Zuchtperlenbetrieb. Es wird uns gezeigt, wie junge Arbeiterinnen aus einer „Spenderauster“ Muskelstränge mit dem Seziermesser zerteilen, mit Antibiotika beträufeln, um sie dann in die aufnehmenden Austern (deren Panzer mit einer Zange gespreizt werden) zusammen mit einem Fremdkörper zu implantieren. Ich finde es so gruselig, dass mich dann auch der bezaubernde Schimmer der Perlenketten im Showroom nicht zu einem Kauf animieren kann. 
Der zweite Stopp auf dem Weg nach Hanoi wird bei einem Friedhof eingelegt und der vietnamesische Local Guide erklärt den Beerdigungsfortgang. Erst wird die frische Leiche in ein Verwesungsgrab, auf einem Acker/Feld gelegt. Dann nach ca. zwei bis fünf Jahren – den richtigen Zeitpunkt bestimmt der Wahrsager – wird nachts zwischen ein und fünf Uhr der verweste Leichnam wieder ausgegraben und der älteste Sohn reinigt alle Knochen mit Reisschnaps und Wasser. Dann werden die Knochen in einen ca. 60x40cm breiten, verzierten Steinsarg gelegt, dieser verschlossen und in eine Art Mausoleum beigesetzt. Brrrrr ….
Gegen frühen Nachmittag kommen wir wieder im heute verregneten Hanoi bei 20°C an und werden – vom Bus rausgeworfen – zu dem nahe gelegenen Lokal „5 Spices“ geführt. Dort gibt´s in mehreren Gängen vietnamesisches Essen. Sehr köstlich – aber zu viel.
Während die restliche Gruppe sich noch im Historischen Museum amüsiert, flitzen wir einmal rauf und runter die Straße am See, die zur autofreien Partymeile umgewandelt wurde, und vertreten uns die Beine.
Dann geht es auch schon zum Flughafen von Hanoi und wir fliegen eine Stunde nach Hue. Dort werden wir wieder von einem Bus und dem neuen Local Guide, Tao, abgeholt und unter dessen Geplauder zum Hotel Saigon Morin gefahren. Ein Absacker in der Bar im 3. Stock beendet den heutigen Tag.

Sonntag, 22. Dezember 2019
Dummerweise haben wir gestern Abend ein paar Kleidungsstücke gewaschen, die aber bei den schwülen 26°C mit der sehr hohen Luftfeuchtigkeit gar nicht dran denken, trocken werden zu wollen. 
Direkt nach dem Frühstücksbuffet im Garten des Hotels fahren wir los zur Zitadelle von Hue. Der Kaiserpalast hat gewaltige Ausmaße und obwohl nur noch ein Teil erhalten ist, sind wir gut zwei Stunden in den ehrwürdigen Gemäuern unterwegs.






Anschließend geht es mit Rikschas bis zum Wahrzeichen von Hue: der Thien-Mu-Pagode. Und danach mit dem Drachenboot auf dem Parfümfluss wieder zurück in die Stadt.



Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Gruppe fahren wir mit der Hälfte der Mannschaft nochmal mit dem Bus und den Reiseleitern nach außerhalb und besuchen die Totenstadt des Kaisers Minh Mang. 



Nett, aber nicht überwältigend, wenigstens haben wir uns die mittäglichen Garnelennudeln wieder abgelaufen.
Das Abendessen wird dann wieder für die Gruppe im festlich beleuchteten Hotelgarten serviert. 
Es entstehen dabei Zweifel, ob eher wir zu anspruchsvoll in den Erwartungen an Kommunikation sind oder ob doch das, was „angeboten“ wird von dem jeweiligen Gegenüber doch mehr im Bereich des Seichten anzusiedeln ist.

Montag, 23. Dezember 2019
Schon ab morgens früh um 6 Uhr machen auf dem Platz gegenüber dem Hotel – direkt an der von hupenden Moppeds belebten Straße – eine Gruppe von Frauen jeden Alters Linedance und Morgengymnastik: sehr nett anzusehen.
Nach dem Frühstück fahren wir los mit dem Bus entlang von landwirtschaftlich genutztem Gelände hinauf auf den Wolkenpass. Wir machen Fotostopps an der Stelle, wo der Pazifik in die Lagune übergeht und sich malerische Dschunken dem Fischfang widmen und oben auf der auf knapp 500m gelegenen Passhöhe. Oben sind noch Bunkeranlagen aus den vergangenen Kriegen zu sehen.




Nach gut drei Stunden kommen wir in Da Nang an, einer heute modernen Industriestadt, die zur Zeit des Vietnamkriegs Hauptstützpunkt der Amis war. 
Wir besichtigen dort das Museum mit Exponaten der Mitglieder der Champ-Kultur, die vor mehreren hundert Jahren aus dem indischen Kulturraum nach Vietnam kamen und heute eine der 48 Minderheitsethnien sind. Der Museumsrundgang ist mittelinteressant, frischt aber viele der Geschichten, die wir in Indien im letzten Jahr gehört haben, auf.
Nach einem kurzen Pho-Mittagessen, die typische vietnamesische Nudelsuppe, fahren wir weiter bis Hoi An zu dem Basislager, wie der Reiseleiter stets sagt, und checken in dem wirklich sehr chicen Palm Garden Ressort Hotel ein. Wir beziehen ein Apartment mit einem gigantisch großen Bett, einem stylischen Bad und einer angeschlossenen Miniterrasse plus Teich vor dem Zimmer.
Am frühen Abend geht es dann mit der ganzen Gruppe und dem Bus dann hinein nach Hoi An, dem touristische Hotspot Vietnams. Wenige Gassen mit unzähligen Geschäftchen und einer noch unüberschaubaren Anzahl von Lampions verbreiten fröhliche Atmosphäre. Zuerst bekommen wir noch Tempel und Geschichte des Örtchens erklärt, doch dann beim freien Durchstreifen der Gassen und der zur einbrechenden Nacht leuchtenden Lampions entfaltet sich der fast kitschige Zauber des Ortes. 












Ein gemeinsam eingenommenes Menü in einem der Straßenlokale beschließt den Abend der Gruppe. Zurück im Hotel nehmen wir noch einen Absacker und lauschen dem lauten Quaken der Frösche in den Teichen.

Dienstag, 24. Dezember 2019
Relaxtag heute am Heiligabend. Ein kleinerer Teil der Gruppe, die 7 ältesten Mitreisenden, unternimmt einen Tagesausflug. Die übrigen, so auch wir, schlafen aus, gehen spät zum Frühstück und faulenzen am Pool. Für den Nachmittag haben wir eine Massage gebucht und am Abend soll ein festliches Galadiner im Garten stattfinden. 
Wunderbares Sommerwetter begleitet uns durch den Tag. Wir unternehmen nach der Massage noch einen Strandspaziergang entlang des Südchinesischen Meeres – aka Pazifik. Für den Abend hat die Hotelleitung sich mächtig ins Zeug gelegt: alles ist mords-weihnachtsmäßig geschmückt, verschiedene Cocktails werden gereicht, ein Chor, aus dem Personal bestehend, singt fetzige Christmas Carols und als Babyangels verkleidete 5jährige (Kinder des Personals) rocken mit. Im klimatisierten Saal wird ein bombastisches Galadiner in Buffetform angeboten und auf der Bühne werden wechselnde Events performt.
Alles in allem ein sehr netter Heiligabend – auch wenn einige Mitreisende durchaus auch wieder einen Grund zum Meckern finden. 

Mittwoch, 25. Dezember 2019
Nochmal ausschlafen – die kleine Eidechse, die gestern noch durch unser Zimmer gehuscht ist, ließ sich über Nacht und am Morgen nicht wieder sehen. Noch vor dem Frühstück packen wir unsere Siebensachen zusammen und stellen die Taschen zur späteren Busverladung vor die Tür.
Gut 45 Minuten dauert der Shuttle zum Flughafen von Da Nang und gut 1,5 Stunden der Flug nach Saigon.
In Saigon angekommen schlägt uns außerhalb des Flughafens die tropische Hitze mitten ins Gesicht. Der Flughafen von Saigon liegt nur 7km vom Stadtzentrum entfernt, der Verkehr aber in dieser 13 Millionen Stadt ist der pure Wahnsinn, darum dauert die Fahrt mit dem Bus hinein ins Zentrum trotzdem gut 40 Minuten. Das gibt dem jungen Local Guide, der uns vom Flughafen abgeholt hat und im Alter unserer Kinder ist, Gelegenheit sich vorzustellen (er hat Germanistik in Vietnam studiert und will unbedingt mal nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz) und seine – südvietnamesische - Sicht auf das bestehende politische System darzustellen (man muss stets „brav“ sein, keine Widerworte gegen das System, keine Demonstrationen und weiterhin – trotz über 40 Jahren Wiedervereinigung – große Unterschiede zwischen Nord- und Südvietnam …). 
Unser Studiosusführer erläutert während des anschließenden Spaziergangs den Wiedervereinigungs-palast, die Kathedrale Notre Dame und das Postamt – beide aus dem zu Ende gehenden 19. Jahrhundert als die Franzosen die „Chefs“ in Vietnam waren. 






Der Stadtspaziergang führt uns dann noch zur Oper und zum Rathaus – das von keinem Bürgermeister behaust ist – und vorbei am legendären Hotel Rex, dem ehemaligen Hauptquartier des US-Information Service, und dem Hotel Caravelle, dem Treffpunkt der französischen Kriegsreporter während des Vietnamkrieges.



Dann sammelt uns der Bus wieder auf und bringt uns wenige hundert Meter weiter bis zu unserem Hotel. Wir beziehen ein fantastisches Zimmer im 6.Stock mit Blick auf den tosenden Verkehr auf dem Platz der Tran Hung Dao Statue. 



Im 21. Stock gibt es eine ebenso fantastische Dachterrasse mit einer Bar und einem Pool und weitem Blick über die Stadt.
Zum Abendessen führt uns der Reiseleiter bis zur nächsten Prachtstraße und wir fallen ins vorbestellte Restaurant zum vietnamesischen Menü ein.

Donnerstag, 26. Dezember 2019
In diesem Hotel gibt es das bisher prächtigste Frühstücksangebot der Reise: extrem umfassend.
Bereits um 8:30Uhr tapern wir los, um bei der sich aufschaukelnden Hitze (bis zu 35°C) möglichst früh am ersten Programmpunkt zu sein: dem Kriegsmuseum. Die draußen auf dem Gelände positionierten „übrig gebliebenen“ Helikopter, Panzer und Flugzeuge dienen heute primär als Fotoobjekt, vor dem sich Asiaten ablichten lassen. Das Museum selbst zeigt in vielen gut gestalteten Ausstellungsräumen die Schrecken und Gräuel des Vietnamkriegs. Mich hat´s sehr ergriffen.

Nach gut 1,5 Stunden geht es dann weiter mit dem Bus, der uns zum chinesischen Viertel bringt. Dort schauen wir den taoistischen Tempel Thien-Hau an und besuchen den Ben Thanh Market. 










Zur Mittagszeit bringt uns dann der Bus wieder zurück zum Saigon Fluss zu einem touristischen Holzboot mit dem wir dann die Skyline von Saigon vom Wasser aus bei einem flott servierten Mittagsmenü abschippern.



Danach ist laut Reiseplan Freizeit angesagt und wir nutzen diese indem wir uns selbstständig durch die Straßen Saigons bewegen – was sich etliche Reiseteilnehmer gar nicht trauen wegen des Verkehrs. Man hat auch eher den Eindruck, es würde gerade eine Demonstration stattfinden mit hupenden, eng aufeinander fahrenden Moppeds – aber es ist der ganz normale Verkehr Saigons.




Wir besuchen den Russenmarkt und trullern durch enge Gassen und über volle Plätze und wir sehen elterliche Moppedbrigaden, die vor der Schule auf ihre Kinder warten.
Am frühen Abend sind wir zurück im Hotel und trinken einen der besten Negronis ever. 
Letztendlich beschließen wir, heute nicht mehr auszugehen ins wilde Nachtleben, sondern den Abend auf der Dachterrasse im 21. Stock bei guten Gesprächen miteinander ausklingen zu lassen.

Freitag, 27. Dezember 2019
Früh müssen wir heute aufstehen, da es bereits um 7:30Uhr los geht auf den zusätzlich gebuchten Ausflug ins Mekongdelta. Der Großteil unserer Reisegruppe fährt auch mit. 
Der Bus windet sich raus aus dem städtischen Morgenwahnsinn auf den Straßen gen Südwesten. Knapp zwei Stunden sind wir unterwegs, der Reiseleiter erzählt vom Reisanbau, die meisten dösen vor sich hin. Dann kommen wir in Ben Tre, einem Städtchen an einem der breiteren der neun Arme des Mekongdelta, an.





Wir laufen wieder wie gestern durch einen Markt bis zum Wasser und besteigen dort ein flaches Motorboot mit 30 Sitzmöglichkeiten und einer Überdachung. Scheppernd tuckert das Bötchen voran. Es geht vom großen Wasserlauf in kleinere Kanäle. 





Zwischendurch wird angelegt und man steigt mal aus, beguckt sich eine Ziegelei und ein ander´ Mal einen Kokosnussbetrieb mit Vorführung der verschiedenen Verarbeitungsmöglichkeiten und einem Verkaufsshop. Eine Darbietung von Gesang und Musik plus Servieren von lokalem Obst rundet diesen Stopp ab. Das große Boot biegt in den nächsten Kanal ein – links und rechts stehen die Wasserpalmen, von denen die Menschen hier leben. Der Wasserkanal wird zu schmal und führt zu wenig Wasser, so dass wir aussteigen müssen und in der Hitze ein wenig die Straße entlang laufen.
Dann picken uns bestellte Tuk-Tuks auf und bringen uns auf eine Flussinsel zum Lokal, in dem es das Mittagessen gibt: Elefantenfisch plus weitere vietnamesische Köstlichkeiten.



Ältere vietnamesische Frauen bringen uns anschließend - geschickt durch die trüben Wasser lenkend - mit Ruderbooten zurück zum Ende der Flussinsel. Und wieder andere Tuk-Tuks vollenden den heutigen Mekong Ausflug.
Nochmal gut zwei Stunden geht es zurück im Bus bis Saigon. Und wieder dösen die meisten vor sich hin.

Ab Abend laufen wir beide alleine über die prächtig erleuchtete Hauptallee und „speisen“ bei Mc Do, um anschließend auf der Dachterrasse des Hotel Rex bei Lifemusik und guten Cocktails uns von dem quirligen Saigon zu verabschieden.



Samstag, 28. Dezember 2019
Das endlose Procedere von Auschecken im Hotel, Flughafentransfer und Einchecken für den Flug nach Kambodscha gehört trotz aller Lästigkeit einfach dazu, wenn man Globetrotter spielen will.
Der Flug selbst von Saigon nach Siem Reap dauert nur eine gute Stunde.
Ein einigermaßen erträgliches Visa-on-Arrival-Vorgang ist das erste, was wir vom Land kennenlernen. Dann erwartet uns der Local Guide und er hat einen lustigen, indisch anmutenden Bus mit lila Bommelgirlanden mitgebracht. Auf dem Weg zum Zentrum von Siem Reap führt uns der Studiosusguide ein in Basics-to-know about Cambodia. Eine kurze Mittagspause in der wir ein steril verpacktes Magnum Eis und einen Café to go ergattern wird vor dem Besuch des Nationalmuseums eingelegt. Im Museum erfahren wir nicht nur im Raum der 1000 Buddhas eine Menge von der Geschichte der Khmer und von der Entstehung von Angkor Wat.
Dann geht es ins Hotel, das ein besonderes Kleinod ist. Die ganze Anlage Angkor Village Ressort ist wie ein Dschungelgelände im Kolonialstil gestaltet. Unser Zimmer ist altmodisch und modern zu gleichen Teilen. Im Holz und Grün gehaltenen Badezimmer zum Beispiel regnet über der Dreiecksbadewanne eine Deckendusche herab. Der Hotelpool ist auch äußerst ungewöhnlich: er ist gestaltet wie ein das ganze Gelände durchlaufender, mäandernder Dschungelfluss und ist damit 250m lang.
Nach einer kleinen Pause auf der dem Zimmer angrenzenden Terrasse geht es dann mit Bus und der ganzen Truppe hinein nochmal nach Siem Reap zu einem chicen, von einem Franzosen betriebenen Lokal zum Abendessen.

Sonntag, 29. Dezember 2019
Heute heißt es wieder früh aufstehen. Das Frühstück wird im prächtigen Palmengarten draußen angeboten. Bereits um 7:30Uhr stehen 10 Tuk-Tuks vor dem Hotel und wir werden immer paarweise eingeladen und nach der Registrierung beim Angkor Wat Büro zu den phänomenalen Tempelanlagen gefahren.




Über 2,5 Stunden führt uns der Studiosusguide über das Gelände, das die weltgrößte Sacralanlage darstellt. Die von vielen Bildern und Filmen bekannten, meist gut erhaltenen Tempel aus dem 11. und 12. Jahrhundert beeindrucken in echt aber noch viel mehr. Besonders die Fotonarrischen aus der Gruppe – inklusive Martin – kriegen den Zeigefinger kaum vom Auslöser.











Auch in Kambodscha herrscht tropische Sommerhitze und so bringen uns die Tuk-Tuks mittags reichlich k.o. zurück zum Hotel. 
Ein Entspannungsnachmittag steht an mit kleinem Mittagssalat bzw. -suppe, gebuchter Massage von kleinen, aber starken kambodschanischen Händen und schwimmen im Flusspool.
Abends fahren wir dann wieder mit dem Bus hinein nach Seam Reap, diesmal in ein recht modernes Lokal, das von einem Engländer geführt wird.

Montag, 30. Dezember 2019
Zunächst einmal sehr wichtig: der jüngste aus der unmittelbaren Nachfolgegeneration wird 30 heute: herzlichen Glückwunsch, Niklas!
Zu dem Zeitpunkt als wir aufstehen, liegen daheim wahrscheinlich noch alle in den Betten, da wir ja 6 Stunden voran sind hier in Kambodscha. Heute geht es um 8 Uhr los, wieder zu dem Tempelareal. Angkor Thom, die Königsstadt und damals mächtigste Hauptstadt des Angkorreiches, steht auf dem Programm. Wir bestaunen zunächst vom davor liegenden See aus das gigantische Südtor mit den lächelnden, in Stein gemeißelten Khmer. Eine ganze Reihe von guten und bösen Dämonen empfängt auf der Brücke davor die Besuchenden. 





In der Blütezeit des Angkorreiches lebten 750.000 Menschen in dieser Stadt. Es ist schier unglaublich, welche Logistik schon vor über 800 Jahren geübt wurde, um dies möglich zu machen.

Wir laufen über steile Treppen und Galerien und sehen wie im Comic die in Stein gehauenen dreigeschossigen Reliefs. Unser Reiseleiter kann seine umfassenden Kenntnisse auspacken und vom Leben, von den Mythen, den Kämpfen und den Göttern der damaligen Zeit erzählen und den ganzen hinduistischen Kosmos darstellen.





Auch die berühmte Elefantenterrasse und das Tor zum Leprakönig bestaunen wir, wie auch den im Zentrum von Angkor Thom stehenden Bayon, einem wirklich monumentalen Tempel. 







Und stetig lächeln hundertfach die steinernen Khmer einladend oder warnend auf uns herab.

Auf mehrfachen Wunsch einiger Reiseteilnehmenden wird der Nachmittagsprogrammpunkt geändert und wir fahren mit dem Bus zum Tonlé-Sap-See, um die „schwimmenden Dörfer“ zu sehen. Eigentlich sind wir nur mitgefahren, um ja nichts zu verpassen – ohne direkte Vorstellung, was uns erwartet. Wir werden´s nicht bereuen!
Eine gute Stunde ist der Bus über staubige Pisten und entlang von frisch ausgesäten, satt grünen Reisfeldern unterwegs. Wir erreichen den Tonlé Sap, einen der größten Seen Asiens, der in der Regenzeit eine Ausdehnung von 12.000 Quadratkilometern haben kann, am frühen Nachmittag. Wir besteigen mit den Mitfahrenden eins der super lauten, hellblauen Longtailboote, das uns knatternd und rumpelnd den Seitenarm zum See bringt. Entlang des Ufers stehen Stelzenhäuser, die einerseits romantisch aussehen, die aber auch andererseits das ziemlich karge und entbehrungsreiche Leben der hier wohnenden Menschen spiegeln. 
Jetzt in der beginnenden Trockenzeit leben die Dorfbewohner noch in ihren Stelzenhäusern und gehen dem Fischfang nach. Ab März, wenn auch die Seitenarme des Sees kein Wasser mehr führen, siedeln die Menschen dann mit all ihrem Hab und Gut um mehr in Richtung Seemitte.




Nach ungefähr einer halben Stunde erreicht unser Longtailboot die Einmündung in den Tonlé Sap und ein gigantisches Wasserrund öffnet sich. Es ist Süßwasser, hier leben neben 600 Fischarten auch Krokodile.
Auf einem Ponton im See halten wir an, steigen aus und gruseln uns vor den gefangen gehaltenen Krokodilen und kaufen dann doch „leider“ keine aus deren Leder gemachten Schuhe.






Mit dreckigen Hinterteilen – von den schmuddeligen Bänken im Boot – und tausend Bildern im Kopf kehren wir nach gut 1,5 Stunden zurück zu unserem Ausgangspunkt.
Der Bus bringt uns zurück zum Hotel und dann bald wieder hinein nach Siem Reap zu Madame Butterfly, dem Abendrestaurant.

Dienstag, 31. Dezember 2019
Am letzten Tag des Jahres pustet uns die Hitze Kambodschas wieder an und wir freuen uns auf die Aircondition, die uns im Bus ein wenig relaxen lässt auf dem Weg zum „Lara Croft Tempel“, dem Ta Prohm. Wieder ein Tempel, aber dieser hier ist ein Dschungeltempel, der erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert von den Franzosen wiederentdeckt wurde.
Statt jedes Detail zu restaurieren entschied man sich damals, die alles überwuchernden Dschungelpflanzen, die sich mit den Steinen des Tempels aus dem 12. Jahrhundert in Innigkeit vereinen, stehen zu lassen.
Die teilweise 80m hohen Würgefeigen umschlingen und durchdringen die alten Tempelmauern und ein ganz besonderer Charme entfaltet sich dadurch.






Abschließend an diesem Vormittag besichtigen wir noch die Wasserbecken des Klosterheiligtum Preah Khan mit seinen labyrinthtigen Galerien.




Mittags essen wir in einer Hotelfachschule, die für junge Menschen aus einfachen Verhältnissen, eine einjährige Ausbildung zum Koch, zur Hotelangestellten oder Kellner*in anbietet, mit inkludiertem intensivem Englischunterricht. Dies ist ein französisches NGO-Projekt und es ist schon sehr niedlich anzusehen, welche inneren Hürden die jungen, kambodschanischen Mädels überwinden, allein, wenn sie ein Glas vom Tisch an einer wenig gut zugänglichen Stelle nehmen sollen.



Wir streunern noch ein wenig in Siem Reap Downtown umeinander alleine und fahren anschließend mit einem Tuk-Tuk zurück zum Hotel.
Am Abend wird dann feierlich mit Cocktailempfang, mehrgängigem, europäisch ausgerichtetem Menü und schließlich Countdown mit Disko der Silvesterabend begangen und das Neue Jahr begrüßt.
Als wir gegen 0:30 Uhr zu unserem Zimmer gehen, sitzt dort vor den Stufen ein kleiner Frosch.

Mittwoch, 1. Januar 2020
Nun ist es da, das Jahr, das sich so chic spricht: 20/20. Mal sehen, was es – uns- bringen wird und welchen Herausforderungen wir zu meistern haben werden. Heute ist unser 13. Jahrestag und starten in unser 14. Beziehungsjahr und freuen uns darauf.
Der Reiseleiter war heute gnädig – wegen der letzten, etwas verlängerten Nacht – und wir starten heute erst um 9:30 Uhr.
Es geht im Bus, mit geschrumpfter Gruppe, zum ca. 1,5 Stunden entfernten Tempel Banteay Srei, dem Tempel der Frauen. Banteay Srei gilt als schönste, eleganteste, weil verspielteste Tempelanlage des Angkorreiches. Die Anlage wurde erst 1914 von den Franzosen entdeckt und ist ein Traum aus rotem Sandstein. Die vielfachen Reliefs sind äußert gut erhalten und erzählen wieder die Geschichten der Götter und des gefälligen Lebens der Menschen bzw. der Strafen, die ihnen drohen, wenn sich nicht so gefällig leben.

Auf dem Weg zu der Tempelanlage hält der Bus und pausiert bei einem Straßendörfchen. Der Reiseleiter erzählt allerlei über die Palmyrapalme und deren Nutzung. Leider können mehrere Frauen – so auch ich – den Ausführungen nicht in der gebührenden Aufmerksamkeit folgen, da an mehreren Ständen entlang der Straße einheimische Frauen Tücher in den tollsten Farben anbieten.









Den Nachmittag des Tages widmen wir wieder einmal der Entspannung: gehen zu einer einstündigen Fußmassage und schwimmen im Pool. Wissend, dass das dolce far niente in der heißen Sonnenhitze übermorgen ein jähes Ende finden wird, wollen wir noch ein bisschen Sommer tanken.
Für den Abend ist das Abschiedsdinner hier im Hotel geplant mit anschließender Vorführung von Tempeltänzerinnen.

Donnerstag, 2. Januar 2020
In absolut minimierter Form, nämlich nur der Reiseleiter, der Local Guide und wir beide nehmen an dem letzten Programmpunkt teil. Wir fahren zu viert mit dem großen (!) Bus zu einer privaten Schule knapp 30km entfernt. Dort erwarten uns neben dem Principal eine Gruppe von zehn Kindern plus zwei Volonteer-Teachern: zwei amerikanische Damen aus Florida, die 6 Wochen in ihrem Ruhestand als Lehrkräfte in dieser Schule arbeiten. Die Schule widmet sich – neben dem normalen Schulbesuch der Kinder auf den öffentlichen Schulen – ausschließlich der Vermittlung von Englisch und von Computerkenntnissen.
Wir fanden den Besuch sehr bewegend, v.a. als die Kinder zum Abschied „We are the world, we are the Children“ für uns singen.
Zurück im Hotel packen wir unsere Taschen und verbringen die letzten Stunden am Pool.
Um 15:30 Uhr holt uns der Bus ab und bringt die Gruppe zum Flughafen von Siem Reap.
Den Heimflug treten wir dann kurz vor Mitternacht an, durchfliegen die Nacht und die Zeitzonen und kommen morgens kurz vor halb sechs Uhr in Frankfurt an.
Graue, kalte Winterstimmung empfängt uns. Ja, was soll man dazu meinen …



Lessons learned:
* China heißt „Reich der Mitte“, weil nach dem historischen Weltbild die Welt ein Quadrat ist und China (angeblich) in der Mitte des Quadrats liegt.
* „Aufrutschen“ ist kein Ausdruck von demokratischem Verhalten, sondern nur eine nicht zu erfüllende Forderung von Zuspätkommenden.
* Sich doch auf den ersten Eindruck zu verlassen, wenn man eine Person kennenlernt, ist vielleicht doch nicht so falsch – aber man darf auch revidieren.
* Man kann in Vietnam eine anerkannte, gute Tat tun, indem man gegen Geld, einen zuvor gefangenen Singvogel, aus dem Käfig, in den er eingesperrt ist, frei lässt. Das nützt dem Vogel, dem Vogelfänger und einem selbst.
* Das Krafttier Frosch soll folgende Bedeutung haben: innere und äußere Reinigung, Vertrauen in eigene Intuition, Ballast abwerfen, Befreiung, neuen Entwicklungen Raum geben. Eine gute Losung für ein neues Jahr.