Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
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Februar 2017 Marokko mit Studiosus und dem Flieger

Freitag, 10. Februar 2017
Marrakesch: alleine der Name hört sich schon an wie 1001 Nacht, Bilder vor dem inneren Auge von bunten Farben, Orient, fremdländisch … und das auch im Februar? Wir wollen´s ausprobieren und haben wieder eine Studiosusreise gebucht: Marokko – Erlebnis Wüste.
Gestern früh sind wir morgens bei minus 3°C aus unserer Wohnung losgetapert, mit Mützen und Handschuhen beschützt, die Reisetaschen aus LKWplane dackeln von uns gezogen hinterher, dann mit dem Bus nach Tegel und von dort mit Lufthansa nach Frankfurt.
Das Gepäck ist durchgecheckt bis Marrakesch. Der Anschlussflug geht nach Casablanca und wird gleich mal aufregend: Beim Eintreten ins Flugzeug und Suchen des Sitzplatzes, ein zunächst nicht näher definierbares Gestöhne, Geschreie, gruselige Laute von den hinteren Reihen. Was ist das? Ein Mensch, ein Tier? Alle Passagiere schauen höchst beunruhigt.
Mehrere Polizisten in Zivil bewachen zwei Marokkaner, die anscheinend zwangsweise heim gebracht werden – „rückgeführt“ wie man wohl richtig sagt. Der eine von ihnen stößt diese ins Mark gehenden Laute aus und der andere beschimpft wüst die Polizisten. Diese schirmen das Geschehen soweit möglich mit ihren Körpern ab.
Einige Passagiere versuchen sich mit der eigenen Meinung zu dem Ganzen einzumischen. Gottseidank verebbt das gequälte Jammern beim Start der Maschine.
(Eigene Gedanken zu der Situation: alles andere als schön, aber doch auch gut, dass man das miterlebt was politisch Beschlossenes in seiner Umsetzungskonsequenz bedeutet. Und Respekt vor den Aufgaben der Polizisten!)
Naja, wir landen dann nach knapp vier Stunden in Casablanca und stromern durch das weitläufige Flughafengelände um den Anschlussflug nach Marrakesch zu bekommen. Gegen 22:30 Uhr werden wir dann noch von der Reiseleiterin Andrea im Hotel in Empfang genommen.
Heute Morgen nach einer ruhigen Nacht im breiten Bett lernen wir beim Frühstück die anderen Gruppenteilnehmer kennen und es geht bald schon auf zur Medina (= Altstadt) von Marrakesch.
Den ganzen Tag über wechseln wir zwischen Etappen in denen der Bus uns wohin bringt und Durchstreifen der Gassen. Zunächst gehen wir zum Palais de la Bahia, dem Palast des Großwesir aus dem 19. Jahrhundert. Der Großwesir soll hier mit vier Frauen und 80 Konkubinen gelebt haben. Wunderbare Räume mit Mosaiken und ziselierten Stuckelementen.

 

 


Dann durchlaufen wir das jüdische Viertel der Medina bis zu den Saadiergräbern, einer 1917 von den Franzosen wieder entdeckten Mausoleum-Grabanlage von sieben Sultanen und anderen Dynastieoberen aus vergangenen Zeiten.

 

 

 


Weiter geht es zu einem amüsanten und lehrreichen Vortrag in der Naturapotheke. Ein gut Deutsch sprechender einheimischer Pharmazeut erklärt die Wirkung diverser Gewürze, Pflanzen und Samen – immer unterbrochen mit Riech- und Fühlproben derselben. Am Schluss kauft fast ein Jeder ein Sammelsurium der gezeigten Naturwundermittel.
Vor dem Mittagessen bringt uns der uns stetig folgende bzw. von Andrea herbei telefonierte Bus noch zur imposanten Koutoubia-Moschee, die wir von außen bewundern. Das monumentale, vierkantige Minarett ist das Wahrzeichen von Marrakesch.

 

 


Gegenüber dem Moscheevorplatz befindet sich unser Mittagslokal. Wir steigen hinauf bis zur Dachterrasse, doch der Mehrzahl der Teilnehmenden sind die windigen 15° C zu kalt um draußen zu sitzen. Andrea empfiehlt und wir probieren eine Bastilla – eine typische Hochzeitsvorspeise aus Fes: aus Hühnchen, Rosinen, Mandeln, Zwiebeln und orientalischen Gewürzen in luftigem Yufkateig, mit Zimt bestreut.
Gut gesättigt bringt uns dann der Bus zum Jardin Majorelle, dem verwunschen Zaubergarten, den einst Yves Saint Laurent mit seinem Lebensgefährten erworben, restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Ein endlos in den Himmel wachsender Bambuswald, meterhohe Kakteen und Sichtachsen, die auf das majorell-blaue Haus lenken, vermitteln eindrucksvolle Ästhetik. Das blaue Haus, einst Künstleratelier, ist heute das Berbermuseum, das über die Geschichte und die Kultur des Volksstammes – mit seinen vielen Verästelungen (es gibt etliche verschiedene Untergruppen, die gar nicht viel miteinander gemeinsam haben, außer dass sie sich nicht als Araber sehen) anschaulich informiert.

 


Am späten Nachmittag fängt es ein wenig an zu „feuchteln“ – noch kein Regen, mal schauen, was das noch wird. Der Bus bringt uns zurück zum Hotel, wo wir uns ein wenig ausruhen.
Das Abendessen wird dann ein Knaller: Der Bus fährt uns bis an die Stadtmauer der Medina und Reiseleiterin Andrea führt uns ins Dar-Es-Salam, einem marokkanischen, sehr chicen Lokal in den Gewölben eines Stadtpalastes aus dem 17.Jahrhundert. Szenen aus dem von Martin geliebten Hitchcockfilm „Der Mann, der zu viel wusste“ mit James Stewart wurden hier gedreht.

 


Unsere Reisegruppe wird mit einem Drei-Gänge-Menü beglückt: diverse gekochte Salate als Vorspeise, Tajine aus Rind, Aprikosen, Mandeln, Feigen als Hauptgang und Orangenscheiben mit Zimt bestreut als Dessert. Marokkanische Musik, eine Lichtertänzerin und eine Bauchtänzerin bringen den kulturellen Aspekt ins Janze.
Der schöne Abend wird mit einem Spaziergang auf dem nächtlich noch turbulenten Gauklerplatz Djamäa-el-Fna abgerundet.


Samstag, 11. Februar 2017
Morgens ist es noch recht kühl und Sprühregen gibt Luftfeuchtigkeit. Beim morgendlichen Gang durch den nördlichen Souk sind die meisten Händler erst am Öffnen. Wir schauen einem Drechsler zu wie er kunstvoll und geschickt mit den Füßen die Drechselmaschine antreibt und in Nullkommanix eine Minischachfigur entstehen lässt.
Wir bestaunen eine ehemalige Karawanserei mit einer alten Waage mit der die Last für die Kamele gewogen wurde: es gibt zwei 50 Kilo Gewichte und zwei 20 Kilo Gewichte, genau ausgelegt auf das maximale Gewicht, das ein Kamel tragen kann, 140kg.
Es ist nicht einfach, dass die Gruppe in den engen Gassen des Souk beieinander bleibt, stets wird der eine oder die andere von irgendeinem der vielen Augenschmauser in den zahlreichen Geschäften zum Halten und Schauen verleitet.

 

 

 

Rasant die Gassen durchquerende Mofafahrer oder Radler warnen mit Hupen die Schlendernden und tragen zum Auseinanderdriften der Gruppe bei.
Endlich kommen wir an der Medersa Ben Youssuf an und unter Andreas Führung besichtigen wir eine der bedeutendsten Koranschulen des Maghreb und zugleich eines der ältesten Gebäude der Stadt.

 

 


Bei einem jungen, hübschen als Touareg verkleideten Mann im Innenhof der Medersa kann man seinen Namen in einem arabischen oder lateinischem Schriftzug kalligraphieren lassen.
Junge asiatische Frauen plärren sich aus den Fenstern der ehemaligen Kammern der Koranschüler über den Hof hinweg zu um die beste Model-Pose aufs Smartphone zu bekommen.
Der Regen hat nachgelassen und es wird langsam wärmer als wir weiter durch den Souk ziehen und Scherenschleifern, Lederverarbeitern, Schmieden zuehen.
Wir laufen bis zum Maison de la Photographie und bestaunen in dem kleinen, toll restaurierten, mehrstöckigen Häuschen mit Innenhof Fotografien von Marrakesch aus den Jahren bis 1950. Das tollste an diesem kleinen Museum ist jedoch die Dachterrasse mit einem kleinen, aber feinen Café. Der Blick über die Dächer von Marrakesch bis zu den schneebedeckten Bergen des Atlasgebirges und das Ganze bei mittlerweile gut wärmender Sonne …. ohhh, was will man mehr? (Einen Café au lait und eine Orangina! kommt sofort!).

 

 


Gut gestärkt laufen wir weiter durch den Souk, jetzt durch´s Wollfärberviertel und erstehen einen wunderschönen Pashima in leuchtendem Blau. Es geht über den Körbe- und Gewürzmarkt wo wir mit einem fliegenden Händler ins Gehege kommen als er uns einen Kamelledergürtel verkaufen will und den Preis in Euro nennt, wir aber denken, er nennt ihn in Dirham (1:10) … naja, wir wollten den Händler nicht ärgern, haben es aber … und den Gürtel nicht erstanden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Am Djamaa el Fna endet dann mittags bei netten Temperaturen inklusive Sonne die geführte Tour. Mecki, der alte heimische Führer, bekommt von allen ein Trinkgeld, freut sich und verabredet mit Andrea seinen nächsten Einsatz im Mai.
Wir pausieren bei Lammfleischspieß und Pizza über den Dächern des Gauklerplatzes auf der Terrasse des Café Glacier, laufen dann die lange Avenue Mohammed V heimwärts zum Hotel. Dort legen wir die Füße hoch und den Rücken flach am Nachmittag. Am Abend streunern wir alleine zu zweit durch die nahe gelegene moderne Shoppingmall und amüsieren uns über das bunte Treiben der jungen stylischen Marokkanerinnen und Marokkaner.

 

Sonntag, 12. Februar 2017
Abfahrt von Marrakesch nach dem Frühstück mit dem Bus in Richtung Ouarzazate auf der anderen Seite des Hohen Atlas. Es wird v.a. ein Busfahrttag. Unsere Reiseleiterin berichtet von ihren Sorgen gestern, ob der Pass, den wir über den Hohen Atlas nehmen wollen, überhaupt offen sein wird oder ob Schnee und Eis eine Passierbarkeit unmöglich machen. Eine schlaflose Nacht hat sie gehabt und sich die Alternativroute über Agadir (7 Stunden länger!!!) überlegt. Große Steine sind ihr vom Herzen gefallen als sie morgens hörte, dass der Pass auf 2260m überquert werden kann.
Einen kleinen Nachklapp bekamen Andreas gerade sich legende Befürchtungen als ihr der heimische Busfahrer berichtete, dass der Tiki-n-Tichka letzte Nacht von 20:00 Uhr bis heute Morgen 07:00Uhr zu war.
Naja, nun ist alles gut und der Bus windet sich hoch in das Atlasgebirge, das acht Gipfel über 4000m Höhe hat. Wir pausieren nach 1,5 Stunden auf 1470m Höhe beim Tizi-n-Aid Imguer (Tizi heißt Pass). Einen wunderbaren kleinen Café au Lait gibt es dort. Außentemperatur 7°.

 


Auf der Weiterfahrt hinauf in die Berge wandeln sich die grünen Hänge in weiße Flächen. Ein dicker, breiter Regenbogen umspannt das Tal. Nach weiteren 1,5 Stunden sind wir dann am Tizi-n-Tichka auf 2260m. Schneematsch draußen und unwirtliche Verhältnisse. Damit wird dies nur ein kurzer Fotostopp.

 


Dann geht es wieder die Berge hinab und wir fahren nach Ait Benhaddou in das einzige Lokal weit und breit zum Mittagessen. Den bemerkenswerten Ksar des Ortes werden wir in einer knappen Woche auf der Rückfahrt besuchen.

 

 


Letzter Programmpunkt des Tages ist der Besuch der Atlas Filmstudios am Rande von Ouarzazate. Ein schmächtiger, sprachlich gewandter Guide führt unsere Gruppe durch Styropor- und GFK-Kulissen von etlichen ausländischen Produktionen: Gladiator, Asterix und Obelix, Medicus, 10 Gebote …. etc. etc.
Im Hotel Karam Palace haben sie netterweise die Zimmer vorgeheizt, so dass wir uns wieder von Grund auf aufwärmen können. So richtig warm ist es den ganzen Tag nicht geworden. 

 

Montag, 13. Februar 2017
Die Klimaanlage in ihrer Heizungsfunktion lassen wir die ganze Nacht an. Das Badezimmer würde zu viel Wärme schlucken, also bleibt die Türe zu und das Duschen fällt aus (wer soll denn auch schwitzen bei der Kälte?).
Morgens strahlt jedoch der Himmel und tut so als hätte er gestern nicht dauern geweint. Es verspricht ein sonniger und damit auch etwas wärmerer Tag zu werden. Der Bus sammelt alle ein und wir überqueren einen kleineren Pass, den Tizi en Thrififft, fahren dann das Draatal hinunter mit seinen vielen Palmen bis kurz hinter Harte.

 

 

 

 

 

Dort steigen wir aus und machen einen geführten Oasenspaziergang bei dem uns die „Hochzeit der Datteln“ (= nachgeholfene Bestäubung von weiblichen Dattelpalmen durch Kletterer, die mit einem Zweig der männlichen Pflanze den weiblichen Kronen zum Babyglück verhelfen) und die Organisation der subsistenten Landwirtschaft (= Parzellen innerhalb der Oasenanlage, die Kleinbauern mieten können zur Selbstversorgung und zum Minimalverkauf von Datteln um das Einkommens aufzubessern). Den ganzen Weg durch die Oase werden wir von kleinen schwarzen Jungs begleitet, die hartnäckig und dann auch erfolgreich den Mitreisenden Dattelpaketchen für je 20 Dirham verkaufen wollen.

 


Weiter geht´s die wunderschöne Strecke entlang zwischen Djebel Sarhro und im Süden liegenden kleineren Gebirgen in Richtung Rissani ganz im Südosten Marokkos. Mittags pausieren wir bei Nekob und bekommen, weil alle lieber auf der Terrasse des Lokals speisen wollen, nasse Hintern von den noch nicht getrockneten Sitzpolstern der Gartenstühle.
Auf der Weiterfahrt steigen wir nochmal aus und lauschen den Erklärungen der Reiseleiterin Andrea zu dem auf dem naheliegenden Berg mit weißen Steinen gelegten Bekenntnis „Ich bin stolz Berber zu sein“ (früher Schimpfwort, jetzt identitätsstiftend) und zum typischen Baum in dieser Landschaft, der Akazie (Stachel bewehrt und mit unglaublich langen, tiefen Wurzeln). Die ist uns wohl aus Namibia gefolgt.

 


Am späten Nachmittag kommen wir im Hotel Kashbah Tombouctou, das am Rande des Dünengebiets Erg Chebbi liegt, an und fetzen gleich los um noch die Dünen im Sonnenuntergang zu fotografieren.

 


Dienstag, 14.Februar 2017

Die letzte Aktion des vergangenen Tages setzt sich fort mit dem beginnenden: wir stehen um 06:30 Uhr auf um die Dünen bei Sonnenaufgang zu fotografieren. Auch Petra und Klaus aus unserer Reisegruppe sind so früh draußen um diesen magischen Moment in der Wüste zu erleben.

 

 


Sehr früh sind wir dann auch beim üppigen Frühstücksbuffet und bei strahlendem Sonnenschein und sehr angenehmen Temperaturen sind alle bester Laune.
Unser Busfahrer und der Beifahrer haben heute Ruhetag. Wir fahren daher in insgesamt sieben Geländewagen los – wir zusammen mit Petra und Klaus. Unser Fahrer stammt aus dem Berbervolk und nur zu Beginn des Tages trägt er zwecks Touri-Beeindruckung einen blauen, folkloristisch bestickten Kaftan über seiner modernen Wolfhaut-Softshell – ab dem späteren Vormittag liegt der blaue Kaftan dann zusammengeknüllt auf der Mittelkonsole.

 

 

 


Vormittags besuchen wir Rissani: zunächst das Mausoleum Moulay Ali Cherif – zumindest den für Nichtmuslime frei zugänglichen Hof der Anlage. Der lokale Führer, der obligatorisch ja immer engagiert werden muss, öffnet die Türen der Moschee und des Mausoleumvorhofs, damit die Fotografen der Gruppe wenigstens von außen ihre Bilder schießen können.
Dann geht es weiter auf den Wochenmarkt in Rissani downtown. Wir laufen zunächst durch den überdachten Teil des Souks, begucken dann den Schafs-, den Esels- und den Kuhmarkt und durchstreifen abschließend die vielen Freiluftstände mit Kleidung., Schuhen aus Gummireifen, Gewürzen, Haushaltgegenständen und Früchten. Alles ist weitgehend untouristisch, eher auf die Versorgung der örtlichen Bevölkerung ausgelegt. Wenn wir einen Esel hätten kaufen wollen, hätten wir ca. 60€ hinblättern müssen (.. aber der passt ja nicht in unser Gepäck und überhaupt… für den Ritt zur Arbeit eignet er sich auch nicht …). Wir erstehen zwei Orangen für den sensationellen Preis von 3 MAD = 30 Cent.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Nach einer kurzen Mittagspause im Hotel bei Obst und Joghurt geht´s schon wieder weiter in den Geländewagen. Die erste Station ist ein Musikzentrum für Gnaoua-Musik im Süden des Erg Chebbi. Sechs bis acht schwarze Männer, deren Vorfahren einst aus Mail und Ghana kamen, führen uns in weiße lange Überwürfe gehüllt und mit einem Turban auf dem Kopf ihre traditionelle Musik mit Trommeln, Blechkastagnetten, einer Gambe, die Hajhuj genannt wird und mit dunklem melodischem Gesang vor.
Dann geht es weiter in den Geländewagen den Erg Chebbi offroad zu umrunden. Von einem Aussichtspunkt mit Rundumblick sehen wir die 50km entfernte algerische Grenze – markiert durch einen langen Gebirgszug.
Wir besuchen danach eine Nomandenfrau, die alleine mit ihrem 5jährigen Sohn in der Wüste lebt. Der Kleine sieht die Wagen kommen, winkt und darf auf dem Außentrittbrett ein paar Meter mitfahren. Unsere Reiseleiterin hat die junge Nomadenmutter bei einem früheren Aufenthalt kennengelernt und hat ihr und dem kleinen Sohn ein paar Dinge mitgebracht, die deren Leben leichter machen sollen.

 

 

 


Nun geht es hinein in die weichen, roten Sanddünen. Die Wagen driften und für uns beide ist´s die reine Freude. Leider bleibt dann doch der eine und andere Wagen im Sand stecken. So erfahren scheinen die Fahrer nicht zu sein. Grundsätzlich passiert nichts Gravierendes dabei, doch wir sind nicht mehr im Zeitplan und die Reiseleiterin wird ärgerlich und regt sich drüber auf.

 

 

 


Mit etwas Verspätung kommen wir dann aber alle dennoch an bei der Kamel …. äh pardon … Dromedarstation. Der erste Teil unserer Gruppe reitet schon mal los auf den Wüstenschiffen während der zweite Teil der Gruppe (zu denen auch wir gehören) noch einen Kaffee bestellt, der in der marokkanischen Bedächtigkeit völlig unhektisch dann auch irgendwann serviert wird.
Dann geht es auch für uns los mit dem Dromedarritt: für einige ist´s das erste Mal! Nicht ganz ohne ist das Draufsitzenbleiben beim Aufstehen und Hinsetzen des großen Tieres. Aber die Karawanenführer, unserer heißt Hassan, haben alles im Griff und führen die Tiere behutsam die Dünenberge hinauf.
Auf halber Höhe lagern dann die Dromedare, wir steigen ab und klettern auf den Kamm der Düne. Die Karawanenführer breiten Decken auf dem Kamm aus und graben den Rand der Decke in den Sand ein. Wir nehmen Platz und erwarten den verhangenen Sonnenuntergang.

 

 

 

 

 


Die marokkanischen Guides albern im Sand herum wie kleine Jungs und nachdem die Sonne untergegangen ist, laden sie uns ein, den Dünenberg auf der Decke – von ihnen gezogen – hinunterzurutschen: „marokkanisch Skifahren“ nennen sie es.
Hassan und seine Kollegen wollen uns noch Steine und Fossilien verkaufen und reagieren ein wenig beleidigt als wir abwinken und „nur“ Trinkgeld geben.
Die Wüstenschiffe schaukeln uns brav zurück und dort wartet schon unser Mr. Wolfshaut und bringt uns im Toyota bei meditativer Berbermusik heim zum Hotel.
Nach einer Runde Duschen bedienen wir uns von dem üppig ausgelegten Abendessenbuffet und sitzen dann noch mit anderen Reiseteilnehmern zusammen und klönen. 

 

Mittwoch, 15. Februar 2017
Abfahrt 08:30 Uhr wieder im Bus. Es wird ein abwechslungsreicher Fahrtag. Über Rissani geht es Richtung Norden. Die Reiseleiterin erzählt über die Bevölkerungshistorie seit 2500 v.Chr. (Berber besiedeln Nordafrika) bis zur Kolonialisierung im 19.Jahrhundert.
Unseren ersten Stopp machen wir bei Erdhügeln um uns Khettaras anzusehen. Die Erdhügel sind die Ausgrabungsaufhäufungen von ca. 15m tiefen Löchern, die zu einem ausgeklügelten Bewässerungssystem gehören. Bis 1964 – bis der Stausee bei El-Rachidia gebaut war – war dieses Oasenbewässerungssystem in Betrieb und versorgte über 100km die Felder der Bauern.

 


Wir halten dann wieder am Rande des Flusses Todra für einen exzellenten Café au lait, von dem ich gleich zwei nehmen muss um den abgestürzten Koffeinpegel wieder aufzurichten.
Bei „Best of Marokko-Musik“ geht es im Bus bis Tinerhir, einer kleinen quirligen Stadt. Wir besuchen dort eine Teppichschau, die ein sehr witziger Berber inszeniert. Zunächst wird uns die Teezeremonie rund um das Bereiten von Minztee vorgeführt (nur gut, wenn beim Eingießen des Tees eine Schaumkrone entsteht), wir bekommen marokkanische Cantuccini und Datteln gereicht. Dann aber wird´s ernst. Einen um den anderen wunderschönen Teppich breiten die gewieften Berber aus. Ein Meer von Farben und Mustern. Und ich hätte sonst was drauf verwettet, dass wir niemals in einem solchen Etablissement einen Teppich kaufen. Was sollen wir auch mit einem Teppich?


Aber … ich habe mich in einen „picassofarbenen“ Läufer verguckt und fatalerweise Kaufinteresse gezeigt. Die Gruppe beobachtet gespannt, ob wir wohl handelseinig werden … der Erstpreis ist absurd hoch. Zumindest ist er ungefähr um das 10fache höher als das, was wir ausgeben hätten wollen. Ich bekomme Magenschmerzen, weil wir nicht handeln können. Martin erklärt dem Verkäufer unser Unbehagen und wir entschuldigen uns als Nichtverhandler.
Wir kehren zurück zur Gruppe und laben uns erst mal an „Berberpizza Calzone“: ein Fladenbrot gefüllt mit Kräutern.
Noch hat das Spiel kein Ende und es geht in die Verlängerung. Der Verkäufer zeigt Erbarmen und minimiert Schlagabtausch.
Letztendlich zahlen wir mehr als vorab gedacht und erheblich weniger als der genannte Erstpreis – alles mit großen Adrenalinausschüttungen verbunden. Wir verlassen Geschäft mit einer kleinen aber feinen Rolle, die wir nach Hause mitnehmen werden.
Mit dem Bus geht es weiter in die Todraschlucht, dazwischen ein paar Fotostopps um alte Lehmhausdörfer, die zum Teil verlassen sind, abzulichten. Wir durchlaufen die Todraschlucht mit ihren bis zu 300m steil aufsteigenden roten Felswänden.

 

 

 

Wir unternehmen dann noch einen Oasenspaziergang mit dem lokalen Führer Mohammed. Er ist 24 Jahre alt und kurz vor seinem Masterabschluss in Economics und Umwelt. Er spricht arabisch, berberisch, französisch und englisch und ein paar Brocken japanisch kann er auch. Mohammed erzählt von der Umsetzung der ursprünglichen Bevölkerung in neues Dorf auf die andere Seite der Straße und erläutert die „drei-Stockwerks-Bewirtschaftung“ der Palmenoasen.
Auf dem Weg zum Hotel in Boumalne du Dadés liest die Reiseleiterin übers Bordmikro interessante Artikel zu den politischen Verhältnissen, v.a. zu den Handelsbeziehungen Marokkos mit Europa und den Überseestaaten vor.
Eine Gruppe „singender“ (gröhlender) Berber begrüßt uns vor dem Hotel Kasbah de Dades, einem großen äußerst chicen Schuppen.

 

Donnerstag, 16. Februar 2017
Nachdem es gestern am späteren Abend uns beiden mehr oder weniger plötzlich nicht so gut ging (einmal Darm und einmal Schüttelfrost) sind wir ganz froh um die etwas spätere Abfahrt im Bus in die Dadesschlucht. Eigentlich sind wir schon wieder ganz okay nach dem Ruhen in der Nacht, aber wir kontaktieren doch noch eine Apotheke in Boumalne du Dadés um ein Fieberthermometer, Papiertaschentücher und Nasentropfen zu erwerben. Letzteres erweist sich als schwierig bis unmöglich und auch mit Hilfe einer Mitreisenden, die Apothekerin ist, finden sich keine Nasentropfen ohne Cortison in der marokkanischen Apotheke.
Der Bus windet sich um die Kurven hinauf in die pittoreske Dadesschlucht. Die strahlende Sonne und die damit verbundenen milden Temperaturen erfreuen das Gemüt und verschaffen den Passionierten etliche Fotostopps.

 

 

 

 

 


Als der Bus zu dick wird für die immer enger werdenden Serpentinen steigen wir um in Minibusse bzw. wir wieder in einen Toyata 4x4 und fahren hinauf bis auf über 1800m Höhe. Dort steigen wir aus, durchlaufen mit der ganzen Gruppe das dort liegende Dorf und machen eine Wanderung am Fluss entlang hinab bis zum Mittagslokal.

 

 

Eine Stunde in der Sonne und dann geht es wieder mit unserem großen Bus die Schluchtkurven hinab und wir legen noch einen weiteren Spaziergang ein, der uns ein wenig ausgiebiger im Gelände verweilen lässt um die verrückten und bizarren Bergformationen zu bewundern.
Am späteren Nachmittag sind wir zurück im Hotel – die „singende“ Berbergruppe steht wieder zur Begrüßung bereit – und wir haben Zeit, uns ein wenig auszuruhen.

 

Freitag, 17. Februar 2017
Ein eher ruhiger Tag wird das heute. Abfahrt erst um 09:30Uhr. Es geht wieder über Boumalne downtown, diesmal biegen wir jedoch nicht nach rechts ab in die Dadesschlucht, sondern nach links, die Straße der Kasbahs entlang.
Reiseleiterin Andrea erzählt über die Solar- und Windparks in Marokko und allgemein über die Energiesituation im Land. Sie liest auch vor aus dem Buch „Die Gefangene“ von Malika Oufkir – sehr ergreifende Autobiographie einer Tochter des ehemaligen Geheimdienstchefs, der den vorhergegangenen König Hassan II stürzen wollte.  Sie war mit ihrer Familie ewig lang in Sippenhaft im Gefängnis.
Die Reisegruppe hört zu, döst im Bus vor sich hin und genießt das milde Wetter und die schönen Ausblicke.
Wir stoppen dann bei einem „Multifunktionshalt“: Toilette, Souvenireinkauf (Rosenwasserprodukte), Café, Fotostopp und es ist nicht leicht, die gewünschten Café au lait zu ordern geschweige denn sie zu bezahlen.


Bei Skoura steigen wir dann wieder aus und machen …. hohoho … wiedermal einen Oasenspaziergang und der lokale Führer heißt …. (zum ersten, zum zweiten und zum dritten …) Mohammed.
Weiter geht es mit der nächsten Lesung aus dem Buch von Malika Oufkir bis wir mittags wieder an dem Lokal von vor knapp einer Woche sind in Ait Benhaddou – diesmal bei Sonnenschein und mit massig asiatischen Touristen.
Nach dem Essen auf der Terrasse gehen wir über die neue Brücke und dann weiter am Fluss entlang - diesmal mit dem lokalen Führer Achmed - um jenseits der Stadttore, die für Filmkulissen („Der Gladiator“, „Sodom und Gomorrha“) gebaut wurden, den idealen Blick auf die Stadt zu bekommen.
Dann laufen wir hinauf in die alte Lehmstadt in den eigentlichen Kern. Stoppen immer wieder einmal um einem Maler, der kleine Kunstwerke mit „transparenten Aquarellfarben“ (die erst im Sonnenlicht sichtbar werden) erstellt, zu zuschauen oder eines der Angebote der unzähligen Souvenirshops zu bewundern oder um das optimale Foto zu schießen.
Es werden sechs bunte Käppis für die Enkel gekauft – natürlich wieder mit unsäglichem aber erfolgreichem Handeln.

 

 

 

 


Nachdem wir hoch durch den Ksar bis zum höchsten Aussichtspunkt des Wächters für die Stadt geklettert sind, kehren wir ein in das Elternhaus unseres lokalen Führers Achmed und lernen seine 88jährige Mutter kennen, eine Berberfrau, die ihr ganzes Leben hart gearbeitet hat, zwölf Kinder bekommen hat und weit davon entfernt ist, jammerig zu sein. Befragt – und übersetzt von unserer Reiseleiterin- antwortet sie auf die Frage eines Reiseteilnehmers, was wohl die schönste Zeit in ihrem Leben war: die Jetztzeit, denn nun sei sie frei von allen Pflichten.

 


Der 60jährige Sohn Achmed bereitet mit seinem älteren Bruder eine Teezeremonie für uns vor und leckere Kekse werden dazu gereicht. Ein angenehmer Besuch in diesem Berberhaus.
Zurück zum Bus geht es dann zum etwas außerhalb gelegenen Hotel Riad Ksar Ighnda und es erweist sich wiederum als ein Baustein aus dem Märchen aus 1001 Nacht.

 


Samstag, 18. Februar 2017
Ruhige Nacht und musikbegleitetes Frühstück, Gepäck verstaut im Bus und dann teilt sich Gruppe auf wieder in sieben Geländewagen auf und wir fahren hinein in die Bergregion des Hohen Atlas. Auf einer Nebenstrecke, die für den Bus nicht gut passierbar wäre, schraubt sich der Toyata Meter für Meter in die Höhe.
Hänge, die in rot, grün und weiß leuchten vom Eisen- und Kupfergehalt des Gesteins und vom Salzstock, der nach außen drängt, begleiten unsere Fahrt.

 

 

 


Wir fahren bis Telouét auf 1840m und unternehmen von der Mitte des kleinen Ortes eine Wanderung zur ca. 800m entfernten Kasbah. Von außen eine ziemlich heruntergekommene Ruine, deren verschachtelte Gänge wir erklimmen. Die Kasbah Dar Glaoui - wie sie richtig heißt - war der Herrschaftssitz des mächtigen Paschas von Marrakesch, der den Süden des Landes Ende des 19./ Anfang  des 20. Jahrhunderts beherrschte.

 

 

 

 

 


Die maroden Stufen und kargen Gänge im Inneren der Kasbah lassen die immense Pracht der Räume im ersten Stock nicht vermuten: dort zeigen sich drei prächtige Säle mit kleinteiligen marokkanischen Mosaiken, Stuck verzierten Wänden und kunstvoll geschnitzten und bemalten Zedernholzdecken.
Abschließend steigen wir noch hoch zur Dachterrasse und lassen den Blick über die blühenden Mandelbäume und die liebliche Landschaft streichen. Der Frühling hat hier bereits Einzug gehalten.

 


Zurück gewandert bis zur Ortsmitte kehren wir ein in der Auberge und genießen unter freiem Himmel in der Sonne marokkanischen Salat (eine Art Bruschetta-Aufstrichmix), Tajine und Mandarinen.
Die Geländewagen bringen uns dann durch einsetzenden Schneegriesel und Regen hinauf auf 2260m und übergeben uns auf dem Tichka-Pass - inzwischen ohne Schnee - unserem dort wartenden Bus.

 

 
Über die Serpentinen des Passes, den wir vor einer Woche erklommen haben, geht es nun zurück nach Marrakesch. Am frühen Abend sind wir wieder im Hotel Nassim in dem wir unsere ersten Nächte in Marokko verbracht haben.
Es gibt zum Abschied noch ein gemeinsames Abendessen und eine hübsche Rede eines Reiseteilnehmers – stellvertretend für die Gruppe – mit Dank an die Reiseleiterin Andrea und herzliche Worte von ihr an die Gruppe zurück.
Der „harte Kern“ entdeckt dann noch die  - uns bisher verborgen gebliebene – Hotelbar.
Aber es geht dann doch auch bald in die Federn – wir müssen früh raus am nächsten Morgen.

 


Sonntag, 19. Februar 2017
Um 05:15 Uhr klingelt der Weckdienst, um 06:00Uhr ist Frühstück und um 06:45 Uhr fährt der Bus die neun „frühen Vögel“ zum Flughafen. Alles läuft glatt mit dem marokkanischen Zoll und wir bekommen unserer Ausreisestempel.
Es hat uns so gut gefallen in Marokko, dass wir auf alle Fälle wieder kommen möchten – vielleicht mit eigenem Wagen und mehr Offroadanteilen und vor allem: mit mehr Zeit im Gepäck.


Bis Casablanca fliegen wir noch zusammen, dann trennen sich die Wege/Flüge und wir verabschieden uns von Petra und Klaus, mit denen wir hoffentlich in Verbindung bleiben werden.
Heimzu fliegen wir diesmal direkt und als wir die Alpen überfliegen haben wir Sonne und weite Sicht.