Samstag, 26. März 2016
Wieder mal in der Toskana! Dieses Mal in Casciano di Murlo – in der Nähe von Via Maggio und damit 30km südlich von Siena. Karfreitag früh sind wir in Berlin losgefahren bei noch wirklich unwirtlichen 4°C. Wir zuppeln mit dem Crafter und dem Anhänger die alt bekannte Strecke über die A9, München, Salzburg und den Brenner (Schneetreiben!). Kaum Stau und angenehme Fahrt. Endlich kommt man mal dazu, die Zeitungen nachzulesen.
Wir nächtigen in Südtirol bei Auer auf dem Stellplatz Parkplatz der Pizzeria Nussbaumer und kehren natürlich zum Abendessen auch dort ein. Einen wunderbaren Lagrein entkorken sie für uns.
Heute Morgen sind wir dann weiter gefahren über Verona, Florenz und Siena und kamen in der Mittagsruhezeit auf dem Campingplatz an. Die Rezeption ist noch bis 15Uhr geschlossen und wir nutzen die Zeit um uns einen geeigneten Platz auszusuchen, den Crafter gerade zu stellen und die Moppeds auszuladen.
Nachdem wir dann eingecheckt haben bei der Rezeption, spendiert uns der sehr freundliche ältere Big Chef noch einen Espresso. Mit der Verständigung hapert´s leider, da wir immer noch nicht Italienisch gelernt haben (man sollte es ehrlich endlich mal angehen!).
Wir laufen noch mal rein nach Casciano und kaufen ein paar Kleinigkeiten im Minisupermarkt, genießen dann einen Aperitivo auf dem Platz vor der Kirche, bevor wir bei 18° noch ein Stündchen auf dem Campingplatz in der Sonne sitzen und den Blick über die vor uns sich ausbreitenden toskanischen Hügel schweifen lassen.
Ostersonntag, 27. März 2016
Wir frühstücken morgens draußen vor dem Bus in der Sonne. Als wir gegen 9:45Uhr los wollen, ist´s in Wirklichkeit schon 10:45Uhr : über Nacht kam die Sommerzeit. Wir brausen ab Casciano in Richtung Westen und tauchen schon bald ein in das Kurvengewirr der Colline Metallifere. Vor 3000 Jahren begannen die Etrusker und die Römer hier nach Erzen zu graben: nach Silber, Eisen, Kupfer, Bor, Quecksilber und Kristallen und alle nachfolgenden Bewohner dieses Landstrichs taten ihnen das nach. Bis vor 30 Jahren war hier der Bergbau in vollem Gange.
Rosafarbene Spuren des ehemaligen Bergbaus schmiegen sich in die erwachende Flora. Schlehenbüsche sprühen ihr weißes Blütenfeuer, Trollblumen und Primeln setzen hellgelbe Farbtupfer und man ahnt, dass in spätestens 6 Wochen hier Dschungel sein wird.
Wir genießen die unzähligen Kurvenstraßen in den Hügeln und schwingen hinauf und hinab in einen uns bislang unbekannten Teil der Toskana. Als wir Ausschau halten nach einem netten Marktplatz in einer netten kleinen Stadt, wo wir nach einer Cappuccinopause mein Mopped stehen lassen können, um auf einem weiter zu fahren, werden wir in allen Punkten enttäuscht und staunen trotzdem ein „aahhh…“.
Das, was auf dem Navi wie eine Stadt aussah ist das große Industriegebiet von Laderelle. Hier ist der Hauptort der Geothermik-Verarbeitung. Die Luft ist geschwängert von Schwefel“duft“ und durch die Landschaft schlängeln sich kilometerweit riesige silberne Stahlrohre. Die Bilder dazu sind uns leider abhanden gekommen.
Wie wir später nachlesen, ist genau hier – um Laderelle herum – der Magmabrei unter der Erde so heiß und so nah wie nirgendwo sonst auf dem Kontinent. Und die heißen Dämpfe werden in den Silberrohren gesammelt und zu Energie umgewandelt.
Wir parken dann die X-Country bei der örtlichen Carabinieri-Station und düsen gemeinsam auf der großen BMW nach Cecina um am Meer einen Osterkaffee samt Milchreiskuchen zu verspeisen. Wir sind die 50km nicht allein wegen des leckeren Kuchens hierher gefahren, sondern weil wir noch einen anderen Campingplatz inspizieren wollten, der vielleicht auch einmal in Frage kommt für uns.
Zurück zum Schwefelduft und den Silberschlangen wird die kleine gelbe abgeholt und wir düsen etwas weiter nördlich heimwärts über wieder neue, endlose Kurven. Zwischendurch gibt’s noch einen Espresso in einem winzigen Bergdorf.
Gegen 19 Uhr sind wir nach unserem ersten Tag auf dem Mopped in diesem Urlaub wieder angekommen auf dem Campingplatz. Nach einer heißen Dusche geht´s dann wieder ins nette Platzrestaurant.
Ostermontag, 28. März 2016
In der Nacht hat´s geregnet und auch morgens ist es noch ziemlich bedeckt. Wir frühstücken im Bus und lesen erst noch eine kleine Runde bevor wir uns auf den Weg machen.
Wegen des Wetters (kühl und bedeckt) fahren wir heute beide auf der 1200er. Zunächst geht´s über Nebenstraßen nach Buonconvento. Dort soll über Ostern ein Antikmarkt stattfinden. Wir parken gerade das Mopped als uns schon die ersten Regentropfen erwischen. Ein kleiner Walk durch die niedliche Altstadt geht noch – auch viele italienische Familien nutzen den Feiertag zum Gassen stöbern. Dann nimmt der Regen zu und wir flüchten in eine Bar. Dort tummeln sich eine Menge Italiener – jede/r mit´m Glas Montalcino oder Orangencocktail in der Hand. Und wir tun es den Einheimischen nach –aber nur beim Snack: ein Porchettabrötchen, also Spanferkel auf die Hand. Lecker!
Als der Regen etwas nachlässt, fahren wir weiter nach Pienza. Auch dort tummeln sich viele italienische Familien in den Gassen, anscheinend d e r Feiertagsbrauch. Wir machen auch wieder – wie 2010 – ein Selfie in der Kussgasse (und was sagt der Vergleich?).
Nachdem wir in Pienza bekannte Plätze aufgesucht haben, schwingen wir weiter nach Montepulciano – auch hier tapern wir auf bekannten Pfaden um am Schluss auch dem (teuren, aber immer noch sehr schönen) Jugendstilcafé Poliziano einen Besuch abzustatten.
Leider erwischt uns dann auf dem Heimweg die volle Kanne Regen, was v.a. den Fahrer der Gummikuh sehr sehr grummelig macht. Gute 10km vor Casciano fahren wir dann wieder hinein ins Sonnenland und schießen noch ein paar schöne Fotos.
Nun reicht es mit dem nassen Element und wir hoffen für morgen auf …. Sonne … und auf Wärme.
Dienstag, 29. März 2016
S O N N E ! So soll es ein. Morgens dauert es noch ein wenig bis es sich aufwärmt. Andere Campingnachbarn fahren morgens bereits ab – Pasqua = Ostern ist vorbei, die Arbeit ruft. Unsere noch nicht, also bleiben wir und fuppeln am Vormittag herum: Martin am Windshield der 1200er und ich mit diesem und jenem und mit Schrauben von innen halten (eine schmale Hand wird ab und an gebraucht …. ).
Gegen 11Uhr geht´s dann los auf den Moppeds mit Zielrichtung Maremma. Über kleine wunderschöne Straßen mit aufgeworfenem Asphalt und ohne jeglichen anderen Verkehr. Wir passieren Bagnio di Petriolo, wo ungenante Zeitgenossen sich im 43° warmen Schwefelbecken tummeln.
Uns treibt es weiter gen Süden. Wir verpassen die richtige Auffahrt auf unsere Route und müssen daher durch einige Tunnel auf einer Schnellstraße.
Lustige Episode zwischendurch: in Italien und in Deutschland gibt es ein gleich aussehendes Verkehrszeichen: weißer Kreis mit rotem Rand, in der Mitte ein rotes Auto neben einem schwarzen. In Deutschland heißt das „absolutes Überholverbot“. In Italien wird das anders interpretiert: bei Geschwindigkeitsbegrenzung auf 40km/h fahre ich 65km/h und werde von hinten sich steigernd angehupt, damit ich mich mal endlich an den rechten Fahrbahnrand verzische. Man will überholen. Das eben genannte Verkehrszeichen zeigt doch zwei Autos – folgerichtig darf man ein olles Mopped natürlich überholen. Jaja …alles Interpretationssache.
Als wir die Schnellstraße denn endlich verlassen können, betanken wir die Moppeds und uns selbst.
Dann geht´s hinter Grosseto bei Marina di Alberese hinein über die Mautstraße ins Maremmagebiet. Noch immer stehen da – wohl nicht mehr dieselben wie vor 5 Jahren– mächtigen Maremmarinder. Nach 15km über die Stichstraße am Meer angekommen genießen wir die Brise und bewundern die von Strandläufern errichteten Treibholzhütten.
Beim Ausfahren an der Naturparkschranke haben wir dieses Mal Probleme, weil der Automat unser Nummernschild nicht erkennt. Erst der SOS-Knopf am Automaten verbindet uns mit dem Operator, der uns dann gnädig nach Obulusentrichtung die Schranke passieren lässt.
Den letzten Kaffee vor der Heimfahrt nehmen wir in Talamone ein, dem Kite – und Surfparadies ganz an der Südspitze der Maremma.
Wegen der fortgeschrittenen Stunde geht es nun über ca. 50 Kilometer auf der Schnellstraße gen Siena bis wir wieder auf netten kleinen Straßen – serie di curve – heimwärts tanzen können.
Abends sind wir im Platzrestaurant die einzigen auswärtigen Gäste und der nette Wirt/Koch erkennt schon die neuen Stammgäste und spendiert uns zum Abschluss eine Zabaione mit versenktem Kuchen drin.
Mittwoch, 30. März 2016
Früh wach und aus den Federn. Zwar draußen gefrühstückt, aber der Wind zerzauselt das Haar und die Zeitung. Es geht dann am Vormittag los mit unseren beiden Rössern über Casciano hinaus durch die Montagnola – westlich von Siena – und haben dabei sogar eine kleine Schotterpassage. Wir sehen ein (verlassenes ?) malerisches Schloss auf einer Anhöhe thronend – also wenn uns das einer nachwerfen würde, das würden wir schon nehmen …
Wir kurven weiter auf Ministraßen San Gimignano entgegen – und diesmal nehme ich aber die Battle der italienischen Fiats an und lasse mich nicht überholen!
Wir erreichen San Gimignano gegen Mittag und gestärkt von einem Porchettabrötchen und zwei Cappuccino stöbern wir wieder auf bekannten Pfaden. Martin schießt das eine oder andere Foto.
Wir verlassen San Gimignano in nördlicher Richtung und durchqueren das Gebiet zwischen hier und Volterra auf einer kurvenreichen, ca. 10 km langen Schotterstraße, die nach Ulignano (Hotel aus dem 17. Jahrhundert) führt. Ansonsten ist hier wirklich Niemandsland. Kein Mensch, kein Haus, viel Land und Landschaft, doch der gelbe Schulbus liefert hier trotzdem Kinder ab.
Nach ca. einer Stunde hat uns Asphalt wieder und wir tanzen heimwärts auf wiederum uns neuen Straßen.
Kleine Episode bei einem Zwischenkaffee an der Straße: das kleine Mädchen des Cafébesitzers will unbedingt, dass seine Mutter ein Foto von ihm und den Moppeds macht. Kleine Krönung: es darf sich auf die gelbe setzen zum Fototermin!
Müde kommen wir noch bei Sonnenschein am Campingplatz an und trullern den Tag bei Lesen und Aufräumen aus.
Abendliches Schauspektakel als eine neuangekommene deutsche Familie mit drei Kindern und zwei Hunden größere Probleme hat, Multivan und Wohnwagen zu rangieren und platzieren auf dem Terrassengelände.
P.S.: Schließlich musste sogar wegen abgerauchter Kupplung der ADAC gerufen werden.
Donnerstag, 31. März 2016
Morgens kein Windgeheule, nur Sonne und milde Temperaturen. Wir frühstücken wieder draußen vor dem Bus, lassen uns Zeit am Vormittag und fahren erst nach 11 Uhr los. Es geht heute ins Chiantigebiet. Wir tanzen bis Siena auf Nebenstraßen und fahren dann über die Crete Senesi hinein ins klassische Weinbauland. Die Crete bietet ungehinderte Blicke über unendliche Weiten von sanften Hügeln und Zypressenreihen. Wir freuen uns über die aneinandergereihten Serpentinen und die ins Becken gehenden Motorradtänze.
Nach unserer Pause in Castelnuevo Berardenga - einem Örtchen mit attraktiver Schau-Villa – durchfahren wir Straßen mit angrenzenden endlosen Weinfeldern. Immer wieder pausieren wir für einige Minuten, lassen den Blick schweifen und atmen die sanfte Luft der klassischen Toskana.
In Castellina in Chianti, einem schmuck hergerichteten Städtchen mit zum Verkauf schön hergerichteten regionalen Leckodauzien, das auf die Sommertouristen wartet, nehmen wir den letzten Espresso der Rundfahrt ein um dann erst über die Schnellstraße Siena zu umfahren und auf den letzten Kilometern wieder über kleinste Kurven heimwärts zu schwingen. Ein dänischer Campingnachbar taucht wie aus dem Nichts auf und fragt sehr interessiert nach den Preisen für unseren Anhänger, die Moppeds usw. und bedauert, dass in seinem Land der Erwerb und der Unterhalt von Moppeds schier unerschwinglich ist. Ein leichter, unbeschwerter Tag findet seinen Abschluss bei Spaghetti Carbonara und regenwurmdicken Maccaroni mit Pfefferkäsesauce im Platzrestaurant bei Carmine, dem Wirt.
Freitag, 01. April 2016
Durch den die Sonne verdeckenden Wolkenhimmel donnern Jagdbomber und liefern mit ihrem ohrenbetäubenden Lärm die Frühstücksmusik. Der Multivan der deutschen Familie wurde schon gestern vom ADAC abgeholt. Ein Ersatzauto haben sie anscheinend (noch) nicht bekommen. Also amüsieren sich die Kids mit ihren Rollern beim bergauf strampeln und bergab sausen.
Martin klickt eine neue Tour zusammen: heute soll es nach Massa Marittima gehen, also in den Südwesten.
Gegen Mittag fahren wir los, die Temperaturen sind prima. Zunächst die schon bekannte Stecke in Richtung Colline Metallifere. Zwischendurch checkt Martin nach einem Moppedtausch (oh, was ist die große respekteinflößend - wenngleich auch sehr brav) die Fahrwerkseinstellung an der gelben und verändert sie in Richtung Handlichkeit (was immer das bedeutet). Ich beobachte derweil eine Hühnerfamilie am Dorfrand.
Wir legen einen Stopp ein bei der alten Kirchenruine San Galgano und nehmen unseren ersten Cappuccino. Weiter geht es dann über große, langgezogene Kurvenstraßen an den südlichen Ausläufern der Colline Metallifere.
Gegen 15Uhr kommen wir in Massa Marittima an, noch liegt die Kleinstadt im Mittagsschlaf. Wir besichtigen den Dom und die sehr schöne Piazza Garibaldi und laufen hinauf zur Fortezza. Sogar den Turm der Festung besteigen wir. Leider kann man wegen des bedeckten Wetters nicht wie angekündigt den Blick bis Elba schweifen lassen.
Zurück auf der Piazza Garibaldi gibt´s noch einen Espresso und ein Eis auf die Hand.
Heimwärts kurven wir über endlose kleine und größere Straßen – fast ausnahmslos gehört das Gebiet uns alleine. Einmal juckt es Martin dann doch einen Offroadabstecher mit der 1200er zu machen. Ganz zahm – mit ausgeschaltetem ABS – rollt sie sich den Holzarbeiterweg hinunter und klettert auch wieder hinauf. Es gäbe noch viel zu entdecken ….
Abends ist es so mild, dass wir bis zum Essenstermin draußen sitzen, lesen und uns unterhalten.
Samstag, 02. April 2016
Wettermäßig der bislang schönste Tag! Wir kommen trotzdem erst mittags los und wollen heute Montalcino ansteuern und zwar z.T. offroad. Damit geht es kurz nach der Abzweigung nach Murlo hinein auf einen Schotterweg. Die ersten 5- 6 km sieht das ja alles noch ganz manierlich aus. Man rollt ganz gelassen im 2. oder 3. Gang über die Hoppelphasen. Waldarbeiter säumen den Weg. Dann aber haben wir die gewollte Abfahrt verpasst und befinden uns in unwegsameren Bergabgelände mit ausgewascheneren Rillen. Für Martin weniger problematisch als für mich. Und für mich problematischer als es mit der Beta zu handeln wäre.
Wir probieren noch einen anderen Weg, aber das Gelände scheint nicht geeignet für meine eher auf Straße getrimmte Maschine. Also kehren wir zurück zum Asphalt und setzen unsere Fahrt mit Zielrichtung Kaffee in Montalcino fort (avisiert in ca. 40 min).
Bald steht da auch auf dem Wegweiser „Montalcino 14 km“ und rieche schon den Duft des nahenden Cappuccino. Weit gefehlt! Martin sagt noch: „Lass uns umkehren, diese Straße wollte ich erst auf dem Rückweg fahren“, aber ich bestehe drauf, die 14km nun endlich runterzuschrubben.
Was ich nicht weiß, ist dass dies d i e berühmte Schotterstraße nach M. ist, oft beschrieben in Offroadmagazinen. Nun beginnt der Leidensweg: Schotter, Waschbrett, dazu vorbei- oder entgegenkommende Samstags-SUV-Fahrer, die sich die Kante geben. Eine Staubwolke nach der nächsten hüllt uns ein und das Stottern der Maschine auf dem Waschbrett verunsichert die X-Countryfahrerin enorm. Die Nerven liegen blank nach einer halben Stunde und die halbe Wegstrecke ist noch nicht geschafft.
Die Schönheiten der Strecke, die Martin erkennt, bleiben mir verborgen.
Montalcino erreichen wir dann erst gegen 14:30Uhr und es dauert bis sich die Grundstimmung wieder in Richtung konstruktiv einstellt.
Ruhiger geht´s dann weiter über die unendlichen Anbaugebiete des Brunello. Der Blick kann sich weiden und weiten. Wir begucken uns noch ein Weingut, das Direktverkauf des edlen Tropfens betreibt (und das Martin von früheren Besuchen her kennt) und schwingen dann über die Straße ins Tal hinein ins Buonconventogebiet.
Einkauf im Supermarkt, Espressobar und Tankstelle sind die letzten Haltestationen bevor es dann endgültig heimwärts geht.
Am Abend wirft sich Carmine, der Wirt aus dem Platzrestaurant, in die volle Professionalität und serviert Martin ein exzellentes gegrilltes Fiorentina (Rinder-T-Bonesteak) und mir Spaghetti con Cozze.
Sonntag, 03. April 2016
Bestes Wetter ist angesagt: 24°C und Sonne. Wir wollen heute eine große Sightseeingtour machen und fahren bereits um 10:00Uhr los beide auf der großen Maschine.
Es geht über Siena auf der Schnellstraße nach Arezzo. Noch ist es morgendlich kühl und bei 16°C kommt noch keine wohlige Wärme auf. Die Belüftungzips werden geschlossen.
In Arezzo zeigt sich freundliches Treiben in den Straßen je näher wir der Piazza Grande kommen. Jeden ersten Sonntag im Monat (also auch heute!) findet ein gigantischer Floh- und Antikmarkt in den Gassen um den Dom statt.
Es gibt viel zu gucken. Die Italiener sind super entspannt, das schöne Wetter tut das Übrige dazu.
Mit ´nem Foccacia auf die Hand stärken wir uns für die Weiterfahrt nach Cortona. Wir haben schon gelesen, dass man jegliche Fahrzeuge vor den Toren der kleinen Stadt oben auf einem Hügel parken muss, aber am heutigen Sonntag ist besonderes Halligalli: ein Radrennen findet in und um die Stadt statt. Wir durchlaufen die einzig ebene Straße in Cortona, die Via Nationale, um dann zum Teil steil bergauf die Gassen zu erkunden. Nett, dieses kleine Cortona, aber so richtig springt der Funke nicht über (man darf wohl auch nicht jede kleine, nette Stadt mit Bassano vergleichen …).
Gerade als wir abfahren wollen, werden die Radrennenabsperrungen abgebaut und wir können ganz regulär die Serpentinen bergab fahren.
Das letzte Ziel des Tages liegt jenseits der „Landesgrenzen“: wir tauchen kurz hinein nach Umbrien, um einmal den Trasimenischen See zu sehen. Bei Castiglione del Lago fahren wir ganz ran an den See und machen einen auf Sommerfrische: Espresso und Eis am Sonntagnachmittag.
Dann geht es wieder heimwärts. Über Montepulciano und Pienza über die schon bekannten, und dennoch nicht ein Schönheit einbüßenden Kurvenstraßen, bis wir auf unseren letzten (Kilo-) Metern die Ecken und Grashalme - persönlich beim Namen kennend - grüßen.
Montag, 04. April 2016
Heute geht es nach dem späten Frühstück und den Sonnedösen ins Montagnolagebiet. Wir finden kleine – winzigkleine- Straßen, die z.T. nicht asphaltiert sind und in die Dörfchen und Weiler im Waldgebiet führen. Sehr entspannt driften wir durch das einsame - jetzt, nicht im Sommer – Gebiet in dem die Natur gerade dabei ist ihre Blütenarme auszustrecken. In den letzten warmen Tagen haben alle Büsche und Bäume beschlossen auszutreiben und die Hänge färben sich gelb vom Raps. Auch der Wein hat die ersten hellgrünen Blättchen ausgebildet.
Am frühen Nachmittag suchen wir eine Jausenstation und finden sie in Colle di Val d´Elsa. Dieses wirklich sehr beeindruckende, sich über einen Bergkamm ziehende, mittelalterliche Städtchen liegt etwas abseits der Touristenroute. Malerisch schmiegen sich eine ganze Anzahl von Palazzi und Gewölbehäusern in engen Gassen aneinander.
Wir machen uns am Nachmittag dann auf nach Siena – hinein in den Berufsverkehr.
Siena beeindruckt uns immer wieder. Die Schönheit des gestreiften Doms, die architektonische Weitläufigkeit des Campo und die hübschen Geschäfte und die miteinander parlierenden Menschen. Natürlich darf auch ein Kaffee bei Nanini nicht fehlen und wir kaufen auch wieder eine Espressotasse und eine Dose mit originalen Bohnen für zuhause.
Über die Schnellstraße geht es dann zurück zum Campingplatz. Wir kommen etwas später an als sonst und unser Carmine hat schon Sorge, dass wir ihn heute vergessen hätten.
Dienstag, 05.April 2016
Morgens geht es Martin gar nicht gut. Der Bauch grummelt und wir wollen erstmal mit dem Losfahren noch abwarten, ob es Besserung gibt.
Mittags scheint dann alles Körperliche dem Normalbetrieb entgegen zu gehen und wir düsen los. Auf einer Maschine um Weite zu ermöglichen. Zunächst in Richtung Buonconvento, um dann nochmals den Offroadweg in Richtung Montalcino zu nehmen. Wie angenommen, ist´s dann heute auch nicht so staubig, weil die samstäglichen Freizeitfahrer heute arbeiten dürfen.
Ab dem Ende der Offroadstrecke biegen wir rechts ab und steuern die Abbazia di San Antimo an. Hier waren wir auch vor 5 ½ Jahren: ein toller Ort mit knorrigen, uralten Olivenbäumen, einer sehr intakten Kirche aus dem 12. Jahrhundert. Im Inneren der Kirche ist alles sehr schlicht, jedoch hell und harmonisch. Halleluja-Gesänge sind zu hören. Sind sie vom Band oder singen in einer nicht einsehbaren Nische wirklich die hier lebenden Augustinermönche?
Auf der Suche nach einer Cappuccinobar steigt die 1200er die sehr steilen Gassen von Seggiano empor und wird fündig ganz oben auf der Kuppe der Stadt. Weiter geht es dann zum Giardino di Daniel Spoerri, einem Skulptur-Natur-Spektakel. Aber wir gehen dann doch nicht rein, weil wir erstens nicht sicher sind, ob wir nicht doch schon mal hier waren, weil wir zweitens nicht die erforderlichen 2 oder 3 Stunden Zeit haben zum Erkunden und auch nicht in der entsprechenden (leichten) Kleidung und weil drittens eine ganz Busladung Deutscher sich im Vorgarten stärkt. Ein ander´ Mal ….
Wir streben hinauf auf den Monte Amiata um zwischen den dichten Buchenstämmen auf 1712m Höhe Schnee und – jetzt nun doch ruhende- Skilifte zu entdecken. Es hat immer noch 16° Außentemperatur, aber der Schnee hält sich in den Nordhängen.
Mit dem letzten Tropfen Benzin landen wir dann in Castel del Piano, um den Abschlussespresso und ein Zitroneneis zu uns zu nehmen. Auch die gute Stute bekommt bei Agip was zu trinken.
Heimwärts geht es dann nochmal über wunderbare Strecken und über Bagni di Petriolo (die Schwefelbecken!) gelangen wir dann bis um kurz vor 18:00 Uhr am heimatlichen Campingplatz an.
Mittwoch, 06. April 2016
Heute hat Martin Geburtstag! Wir haben einen supertollen Sommersonnentag und beschließen, heute nicht mehr Mopped zu fahren, sondern in aller Ruhe die Moppeds in den Hänger zu laden. Das dauert dann auch ein ganzes langes Weilchen und geht nicht ohne Schwierigkeiten (und Zaungäste) von statten. Besonders bei der kleinen gelben, die rückwärts reingerollert werden muss, wird´s hackelig: das Vorderrad kippt beim 2. Versuch von der Auffahrrampe und die arme kleine hängt mit´m Popo im Hänger drin und mit´m Vorderteil schwebt sie 50cm überm Boden
Letztendlich kriegen wir es dann doch mit Schieben, Ziehen und mehreren Hebelversuchen hin, dass wieder beide Moppeds brav fest gezurrt im Hänger stehen.
Am frühen Nachmittag laschen wir dann noch mal nach Casciano hinein um einen Cappuccino und eine Kleinigkeit zum Essen zu uns zu nehmen.
Ermüdet von der „Wanderung“ und dem sonnigen Tag, ganz im Omm- Entspannungsmodus, segeln wir lesend dem Abend entgegen und sind schon sehr gespannt, was Carmine uns heute als sein angekündigtes „menu creativo“ servieren wird.
Donnerstag, 07. April 2016
Na das war ein Erlebnis gestern! Carmine hat sich wirklich ins Zeug gelegt und sich von „Dolce Sicilia“ über „Antipasto Ice“ bis zur „Dorate zufrieden“ mit Ananas gefüllt in gastronomischem Künstlertum ausgetobt. Als wir spät wieder zum Bus kamen und mal wieder Netzempfang haben, schreibt Sohn Kilian Geburtstagsgrüße und schränkt ein, dass Martin sich fortan den Geburtstag mit Frida Philine teilen muss …. herzlich willkommen neue Erdenbürgerin!
Wir ziehen am Vormittag los vom Campingplatz, fahren viele Stunden bis wir am Abend nach Bassano einfahren. Wir durchstreifen unsere kleine Lieblingsstadt und nächtigen auf dem städtischen Parkplatz im Bus.
Freitag, 08. April 2016
Morgens geht es los von Bassano. Ein kleiner Stopp in Tramin bei Roner. Über den Brenner ist der Frühling noch nicht gekommen, auf den Bergen liegt wieder frischer Schnee.
Österreich, deutsche Grenze, Bayern… ein Stopp in Bayreuth und nach 1000km dann kurz vor Mitternacht zuhause in Berlin. Auch schön.