Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
Willkommen

Oktober 2010 Toscana mit 1200 GS

 

 

Freitag, 15.10.2010

Nach nur 26 Tagen sind wir wieder unterwegs nach Italien. Diesmal wieder einmal mit der Gummikuh und dem Autoreisezug Berlin-Verona. Der Zug ist ziemlich voll da es  Herbstferienanfang ist.

Die Raucherpause auf dem Bahnsteig in Halle beim Zwischenstopp gerät fast zur Katastrophe, da die Zugtüren ohne Vorwarnung zuschlagen und der Pfiff zur Abfahrt ertönt. Nachdem ich nicht die Einzige bin, hält jemand gewaltsam eine Tür weiter hinten offen und alle Raucher können sich hinein hechtend noch mit nach Verona.

 

Samstag, 16.10.2010

Wir wachen auf gegen 07:00 Uhr beim Halt in Bozen, sind danach ganz alleine im Wagon, auch die Schaffnerin ist weg, die normalerweise das Frühstück bringt. Das kommt dann sehr spät mit einer neuen Schaffnerin und die Ankunft in Verona wird erst 3 Minuten zuvor angekündigt, so dass wir Mühe haben unsere Motorradklamotten rechtzeitig zum Ausstieg anzuhaben.

Von Verona geht es auf die Autobahn in Richtung Modena. Kurz vor dem Kreuz Milano-Venezia fahren wir über mehrere kleine Straßen in das italienische Appenin-Kurvenparadies hinein. Einmal erschrickt Martin noch als er zu Beginn in einer engen Kurve von einem einheimischen Naked Bike Fahrer überholt wird: Innitiationsritus für hiesige Straßen.

Angekommen auf der SS 12 finden wir es spannend, dass die Straße auf einem Kamm sehr hoch in den Bergen verläuft. Es ist nebelig und dunstig und von zuerst 14°C geht es runter auf nur 10°, wir frieren. Heizgriffe,  Finger-und Zehenübungen und mancher Cappuccino geben hier Abhilfe.

Am Abetonepass, den Hannibal mit seinen Elefanten überschritten hat, fahren wir über die Grenze zwischen Emiglia Romana und der Toskana. Wir machen einen Stopp in San Marcello Pistoiese und bestaunen die Hängebrücke der Stahlarbeiter, die sich über das Tal schwingt. Im Magen macht sich ein flaues Gefühl breit als wir versuchen, sie zu überqueren.

Weiter geht es die SS 12 entlang über eine wunderschöne Kurvenstrecke nach Lucca. Wir erreichen das Hotel in Lucca noch grad bevor der Regen einsetzt. Am Abend spazieren wir durch das immer sehr hübsche und junge Lucca.

 

Sonntag, 17.10.2010

Leider ist morgens immer noch Regen in Lucca, was unser Hotelbesitzerssohn im Anzug sehr bedauert. Da am Nachmittag ein wichtiges Fußballspiel zwischen Lucca und Pisa angesagt ist und in ganz Italien wegen Antigewaltprävention in Stadien keine Regenschirme mitgebracht werden dürfen, hofft er, dass bis 14:00 Uhr der Regen aufgehört hat.

Naja, auf dem Motorrad können wir auch keinen Regenschirm aufspannen. Also fahren wir los und als wir nach einer guten halben Stunde in San Miniato ankommen, können wir den kleinen  Herbstmarkt mit regionalen, biologisch angebauten Produkten auch schon regenfrei genießen. San Miniato wirbt auf Plakaten für sich als "Slow City".

Auf kurvenintensiver, mit Zypressen umrahmter, von Weinhängen geschmückter Straße geht es dann nach San Gimignano.  Toskana wie im Bilderbuch. Die GS schwingt sich hinauf und darf sich dann vor der Stadtmauer San Gimignanos ausruhen. Wir streifen durch die sehr belebte, auch sehr touristische  und bei allem sehr positive Eindrücke vermittelnde Stadt.





Volterra dagegen, unsere nächste Station, wirkt auf uns düster und verwinkelt und wir können uns dem Satz einer Frau, die ihrer Familie aus einem Reiseführer vorliest: "....für Volterra sollte man sich mindestens einen halben Tag Zeit nehmen..." nicht anschließen.

Wir entscheiden nach Piombino weiter zufahren, weil wir nach Elba übersetzen wollen und wählen die Schnellstraße. Martin dröhnt dabei  mittlerweile ganz schön der Helm. Als wir am Hafen ankommen ist die eine Fähre grade weg, die nächste kommt erst in knapp 2 Stunden, die einfache Überfahrt soll 47€ kosten. Wir beschließen daraufhin Elba Elba sein zu lassen und lieber in Richtung Maremma zu fahren.

In Castiglione della Pescaia finden wir das Hotel Lucerna. Ein älteres Wirtspaar mit vier dicken kleinen Schweinshundchen  vermietet uns ein nettes Zimmer. Der Ort ist sehr attraktiv und man kann sich gut vorstellen wie hier im Sommer der Bär steppt. Wir genießen ein superzartes gegrilltes Rinderfilet im Lokal "Tre Maschere" und sinken danach müde in die Federn.

 

Montag, 18.10.2010

Hinter Grosseto führt eine Stichstraße nach Marina di Alberese. Bei der Einfahrt ins Naturschutzgebiet Maremma muss man eine Schranke durchfahren. Dabei wird das Nummernschild fotografiert und beim Verlassen des Gebietes tippt man dann die Buchstaben und Zahlen des Schildes in einen Automaten ein und der berechnet je nach Zeitdauer, die man dort verbracht hat, dann den Obolus.

 

 

Den Maremmastrand haben wir dann fast ganz allein für uns, eine Menge Treibholz ist hier aufgetürmt.

 

 

Auf den Weiden des Naturschutzgebiets tummeln sich die Maremmarinder: mächtige Tiere riesigen Hörnen. Gutes Biofleisch.....

Wir fahren weiter auf die Halbinsel des Monte Argentario. Auf dem breiten Zufahrtsdamm gibt es Unmengen von Campingplätzen. Wir wollen eine Runde um die Insel drehen und starten gegen den Uhrzeigersinn in Porto Santo Stefano auf der Strada Panoramica. Die wird gen Süden immer schmaler und ist dann tatsächlich auf einer Strecke von ca. 4km ungepflastert: ein kleiner Offroadanteil.



Unser nächstes Ziel sind die warmen Quellen von Saturnia. Viele Menschen baden in den schwefelhaltigen Becken und dem Wasserfall in 37,5°C warmen Wasser.

 

Eigentlich wollten wir im pittoresken Pitigliano Quartier beziehen, aber es wirkt heute so düster auf uns, dass wir weiterfahren in die Nacht hinein. Die Straße ist menschenleer, die Fahrt ist eindrücklich geprägt von der Abendstimmung und der Kälte. Wir erreichen Santa Fiore gegen 19:00 Uhr und eine Zwillingsschwester von Simone Thomalla begrüßt uns herzlich im Hotel Fiora und verspricht uns, dass die Heizung im Zimmer in einer halben Stunde anspringt. Dann will sie noch wissen, welche Auswahl wir bei dem bevorstehenden 3 Gänge Menü wählen.

Die Welt wird wieder wohlig warm und satt und wir sind gerüstet für den nächsten Tag.

 

Dienstag, 19.10.2010

Es ist herbstlich draußen. Kommt heute die Sonne noch hervor? Aber ja...sie begleitet uns auf unserem Weg zur Abtei Sant Antimo aus dem 12.Jahrhundert, wo es wirklich aussieht wie im schönsten Toskanaführer.

 

 

In Montalcino sind die Straßen gesäumt von Brunellos jeglichen Jahrgangs. Mit einer Pizza auf die Hand machen wir Pause. 

Die letzten 30km für diesen Tag beginnen jetzt: unser Ziel ist es, den Schotterabzweig zum Agritourismo Viamaggio, 20km südlich von Siena, zu finden.

Der schlängelt sich 3km zwischen Bäumen und Pferdekoppeln vorbei bis man das Paradies erreicht: ein riesiges Gelände mit hübschen Steinhäuschen, gemütlichen Zimmern mit Kamin. Die alte Wirtin Juliana begrüßt uns freundlich. Wegen ihres wehen Beines bittet sie Martin, die steilen Stufen zur Zimmerbesichtigung alleine zu erklimmen. Wir sind begeistert und wollen drei Tage bleiben.

 

 

Wir verweilen zwei Stunden in der Sonne am Pool bei 20°. Gegen 16:00 Uhr knattern fünf Endurofahrer die Auffahrt herauf. Zwei davon sind Deutsche, drei Italiener und einer davon ist der Wirt, und Sohn von Juliana, Angelo. Er hat die Gruppe der Endurofahrer hier geführt.

Vittorio- Viktor, einer der Deutschen empfiehlt uns, uns ihnen am Abend anzuschließen. Da kocht Angelo für alle für einen Pauschalpreis von 25€: raffinierte Vorspeisen, ein gigantomanisches gegrilltes Rinderteil, Dessert, Espresso, Wein und Wasser... und alles bei offenem, prasselndem Kaminfeuer.

 

Mittwoch, 20.10.2010

Der Tag beginnt etwas nebelig und etwas kühl. Wir fahren über Buonconvento und frühstücken dort. Dann ein Kurzaufenthalt in Bagno Vignoni bei den Thermalquellen mit 52°C heißem Wasser, inklusive der Reparatur des Schalthebels, der den Stiefel in der jetzigen Stellung aufschrappelt.

Weiter geht es nach Montepulciano und wir besuchen wieder das Café Poliziano.


 



Angelo fragt uns ab Abend, ob wir wieder teilnehmen wollen an seinen Kochkünsten und wir sagen freudig zu.

Wir haben den Kamin in unserem Zimmer angeworfen und können damit in ein wohliges Nest sinken.

 

Donnerstag, 21.10.2010

Schon am Morgen als das Tal noch nebelig verhangen ist, kündigt sich ein wundervoller Sonnentag an. Wir schwingen zwischen Nebelflatschen und Sonnenstrahlen die Kurven bis Murlo, dem gut restaurierten Etruskerdorf, wo man vor wenigen Jahren fest stellte, dass die wenigen Einwohner genetisch identische Anteile mit den alten Etruskern haben.

Außer uns und einem hinter seinem Haus rauchenden Etrusker ist aber niemand sonst dort zu sehen. Wir fahren über die Schotterstraße Radi-Siena durch die Porta Romana nach Siena hinein und parken die GS. Wir schlendern durch Siena, sitzen eine Weile auf dem Campo in der Sonne und nehmen noch einen Espresso bei Nanini.

 

 

 

Auf dem Rückweg nach Viamaggio besuchen wir noch die gotische Kirchenruine von San Galgano.

An diesem Abend kocht Angelo nicht und wir fahren mit den anderen beiden Deutschen in die Pizzeria im Dorf.

 

 

Freitag,22.10.2010

Heute nehmen wir Abschied von Viamaggio, nicht ohne zu denken, dass wir wieder kommen wollen.... vielleicht mit anderen, bestimmt aber mit unseren leichteren Motorrädern. Wir bezahlen bei Juliana und Angelo und bedanken uns für den schönen Aufenthalt.

Auf unserem Weg gen Norden besuchen wir noch den Chianti Skulpturenpark bei Vagliagli. Immer wieder die Erfahrung bei unseren Herbstreisen, dass wir oft alleine sind in den Dörfern, auf den Straßen, in den Museen, der große Tourismus ist zu dieser Zeit schon abgeebbt. Hier ist dies auch so: die junge Frau, die unsere Eintrittsgelder kassiert, hält die Einführungserklärung für den Park nur für uns. 


 

Unsere Fahrt geht weiter durch das Chiantianbaugebiet um Monti del Chianti. Hier gibt es erstaunlich viele nicht asphaltierte Straßen, derer wir einige ausprobieren.

 

 

 Nach einem letzten Sonnenbad bei 20°C  setzen wir unseren Weg fort. Je weiter wir nach Norden kommen, desto kälter wird es.  Bei nur 10°C überstehen wir den Rossritt über die Autobahn und beziehen in Bologna für die Nacht ein Zimmer im Holiday Inn.

 

Samstag, 23.10.2010

Nach üppigem Frühstück im Hotel setzen wir die Fahrt auf der Autobahn fort, besuchen noch das Outletcenter in Mantova und erreichen Verona am Nachmittag.

Der Autoreisezug nach Hause geht planmäßig ab.