Samstag, 12.04.2014
Status jetzt: wir sitzen abends draußen vor unserem Bus, in der Toskana. Die Vögel zwitschern, die Moppeds ruhen sich aus nach der langen Anfahrt und freuen sich auf den morgigen Ausritt.
Wo genau wir sind? Mugello verde, Campingplatz, 30km nördlich von Florenz.
Die liebe, neu eingeführte Gewohnheit wurde gestern Abend wieder belebt: Martin holte mich vom Arbeiten ab und wir warfen uns dann direkt auf die Autobahn gen Süden.
Später am Abend vorbei an der blau beleuchteten Allianz Arena vor München gen Salzburger Autobahn und der nächtliche Stopp bei Kolbermoor, wo´s so schön nach samtgrauen Kühen und Landluft riecht.
Martins Ansinnen heute Morgen um 5:50Uhr sich anzuziehen und wieder los zu fahren, habe ich empört abgewiesen. Aber um 08:00 Uhr war´s denn so weit und nach Butterbrezenfrühstück ging´s über die österreichische Grenze, den Brenner und durch Südtirol hindurch bis zum echtigen Cappuccinoland.
Nachmittags kamen wir hier an und umrundeten in einer 1,5std. Wanderung den Berg an dem der Campingplatz, der kleine Ort San Piero und eine mittelalterliche Burganlage liegen.
Martin überträgt die Routen der nächsten Tage aufs Gerät und wir genießen den fast sommerlichen Abend.
Heute Abend geht´s in Platzrestaurant, mal sehen, was die bieten.
Sonntag, 13.04.2014
Die Bäume voll im Frühjahrslaub, die Morgensonne lacht, milde Temperaturen. Nach dem ersten Cappuccino ziehen wir uns um und starten. Es geht in Richtung Autodromo Mugello, der Rennstrecke. Heute ist „freies Fahren“. Nachdem wir 5 Euro Eintritt bezahlt haben, passieren wir das Eingangstor und fahren auf die Zuschauerterrasse. Mit ohrenbetäubenden Gejaule preschen die Rennmaschinen, um die nie zu erkennende Führungsposition zu gewinnen, im Affentempo um die Kurven. Geschwindigkeiten von bis zu 300km/h auf den Graden und Kniepolster streifende
Asphaltküsse in den Kurven lassen das Herz gefrieren.
Am hinteren Ende des Platzes gibt es eine Kurvenrunde für den Nachwuchs: auf Pocketmaschinen üben zukünftige Rossis ähnlich wie die Großen.
Nachdem wir uns satt gesehen haben, fahren wir weiter: hinauf auf den Passo Giogo, dort oben sammeln sich – wie es sich für einen Frühlingssonntag gehört – Moppedfahrer jeder Couleur. Wir betrachten während einer Cappuccinopause das Treiben. Dann geht es wieder kurvenreich hinab über Firenzuola um dann in Richtung Passo della Futa weiter zu schwingen. Langsam kommt Routine in die Wahl der Ideallinie.
Oben auf dem Passo della Futa halten wir und besuchen kurz den größten deutschen Soldatenfriedhof auf italienischem Boden. Hier sind 30.000 Gefallene, deutsche und italienische, begraben. Ein schauriges Monument.
Über kleine bis kleinste Straßen geht es dann in niedrigen Gängen hinauf und hinab über enge Kehren. Bis auf zwei kleinere Schauer hat das freundliche Wetter den ganzen Tag gehalten bis wir gegen 17Uhr wieder auf dem Campingplatz landen.
Wir freuen uns auf die heiße Dusche und werden wieder am Abend im Platzrestaurant essen gehen. Jedoch heute weniger….gestern war der Bauch nach dem Mahl zu sehr belastet.
P.S.: Der Tag rundet sich am Abend als im Fernsehen im Restaurant der Moto-Gran-Prix aus den USA übertragen wird und Martin mir viele Regel- und Hintergrunddetails erklären und einige der jungen Helden vorstellen kann.
Montag, 14.04.2014
Der heutige Morgen beginnt zunächst sehr verhangen und nebelig. Die Sonne braucht bis nach 10Uhr um sich gegen den Nebel durchzusetzen. Wir lassen´s gemütlich angehen und fahren erst um kurz vor 11Uhr vom Platz.
Unsere Tour führt über San Piero und Borgo San Lorenzo, Vicchio und Dicomano. Dort tanken wir die Moppeds voll bevor wir uns in die zahlreichen Kurven des Appenin hinauf und hinab werfen. Gelbe wilde Primeln blühen überall entlang des Weges, ein Tier halb Fuchs, halb Waschbär kreuzt flugs die Straße und für Augenblicke gucken wir einander Aug in Aug. In Stia, einem sorglos wirkenden Slowfoodstädtchen pausieren wir bei Cappuccino und Salmamipanini um dann weiter gen Nordwesten über den Monte Falco weitere 3000 Kehren zu nehmen. Die Straße gehört uns annähernd alleine.
Für ein Sonnenbad ist es doch noch zu kühl, darum geben wir uns den ganzen Tag dem Moppedtanz hin und kurz bevor wir dem Drehschwindel erliegen kommen wir wohlbehalten wieder auf dem Campingplatz an.
Eine freundliche Urlaubsgelassenheit ist bei uns eingezogen und wir beobachten wohlwollend das Treiben auf den Nachbarplätzen um uns herum.
Dienstag, 15.04.2014
Entgegen der Internetauskunft der Wetterforen lacht uns auch dieser Tag freundlich an. Die eine oder andere dunkle Wolke will anderswo abregnen.
April, April…..war denn doch nicht so: gelegentlich Schauer, so dass wir uns ein bisschen unterstellen mussten. Wir drehen eine größere Runde in Richtung Monte Catini Therme wieder über eine Vielzahl von kleinen Bergstraßen. Wir schauen uns dort von außen den alternativ zur Auswahl gestandenen Campingplatz an: witzig, dort hat jeder Stellplatz ein eigenes Sanitärhäuschen. Aber sonderlich frequentiert scheint auch dieser Platz momentan nicht zu sein.
Wir fahren dann hinauf nach Monte Catini alto (Altstadt) und abgesehen davon, dass das Wetter zwar trocken, aber nicht sonderlich wärmend ist und das ganze touristische Ambiente mangels Gästen noch nicht zur Party wird, bekommen wir dort oben den teuersten Cappuccino und Pausensnack der bisherigen Reise serviert.
Heimwärts schlängeln wir uns dann durch vom regionalen Berufsverkehr vollen Straßen bis kurz hinter Pistoia in Richtung Osten um dann eine Bergstraße Richtung Norden zu nehmen. Die ersten Kilometer sind asphaltiert und als dann erst ein Stück Schotter und danach ein Stück Pfützenschlamm kommt, ist der hilfreiche Helfer und zwei-Moppeds-im-Wechsel-Fahrer nicht weit.
Dennoch zieht sich und zieht sich die Bergstraße in endlosen Kürvchen dahin und die Entscheidung noch einmal eine Abkürzungsstraße zu nehmen fällt uns nicht leicht. Vor allem, weil wir nicht wissen, ob uns Asphalt oder wieder offroad begegnen wird.
Martin schließt logisch, weil ein offizielles blaues Wegweisestraßenschild auf den auf der anderen Seite des Berges liegenden Ort hinweist, dass das nur eine Asphaltstraße sein kann und so ist es denn auch. Wir erleben eine tolle Strecke und kommen aber auch ziemlich geschafft gegen 18Uhr auf dem Campingplatz an.
Mittwoch, 16.04.2014
Es ist kühler heute Morgen. Regen ist nicht in Sicht. Wir suchen die kleine Straße von gestern Nachmittag und kurven wieder zurück über den Berg in Richtung Vernio. Zwischendrin krieg ich nochmal eine Kurvenfahrstunde und genügend Möglichkeiten zum Üben.
Eigentlich wollten wir heute eine kürzere Runde drehen, aber auf den kleinen Straßen macht man kaum Kilometer, verbraucht aber viel Zeit. Wir umrunden den Monte Calvi mit seinen Stauseen. Viele hübsche Straßen mit blühenden Obstbäumen, und fast unbefahren (außer uns!), geben das Ambiente.
So richtig warm wird uns heute nicht und die Tour wird doch länger als gedacht. Wir laufen gegen 17:30Uhr auf dem Campingplatz ein.
Leer ist´s geworden auf den Nachbarstellplätzen. Na, da sind wir mal gespannt, ob denn doch zu Ostern die italienischen Familien zu Hauf hier noch einfallen werden.
Donnerstag, 17.04.2014
Angesagt hat das Internetwetter für heute den sonnigsten und wärmsten Tag. Also nehmen wir uns die Chiantirunde vor, weil die länger sein wird. Unser Weg führt südlich nach Pontassieve und dann queren wir bald den Arno und fahren weiter in die Berge in Richtung Greve.
Auf kleinen und kleinsten Straßen kurven wir durch die Weinanbaugebiete und sehen die ersten grünen Zweige des Chianti 2014.
In Greve pausieren wir kurz jenseits des touristischen Trubels und fahren ab dort östlich wieder gen Heimat. Die Straße wird für 4km zum Schotterweg, beide Moppeds können den gut nehmen. Weiter heimwärts geht es in Richtung Figline um dann wieder den Arno zu überqueren. Wir machen noch einen Schlenker über die Ränder der Pratomagno Berge und landen wieder in Pontassieve. Von dort geht´s die schon bekannte Straße zurück.
Abends im Platzrestaurant müssen wir uns fast anbrüllen, da zwei „Gesellschaften“ von mehreren italienischen Damen dort speisen, lachen und eine ziemlich Lautstärke erzeugen.
Freitag, 18. 04. 2014
Karfreitag. Morgens ist es noch ordentlich kalt, toll, dass wir Wüstenwind und Wärmebett im Bus haben. Wir wollen heute eine kleinere Abschlussrunde machen und das „Rest-gute-Wetter“ nutzen.
Zunächst fahren wir auf dem Schotterweg nach San Piero – auf dem wir an unserem ersten Tag die kleine Wanderung machten – und statten der Fortezza (riesige Anlage, seit Jahren wird die anscheinend saniert) einen Besuch ab.
Danach kurven wir über Vaglia wieder hinein in die Berge. Wir sehen in der Ferne den Dom von Florenz im verhangenen Licht. Bergauf geht es sanft und kurvig. Hinweisschilder zeigen eine Sperrung bei der Fonte Seppi an…wir wissen nicht wo das ist und fahren zunächst weiter. Als dann plötzlich die Straße gesperrt ist und riesige Risse den Asphalt teilen, bleibt nur noch Umkehr oder Nutzung des schmalen Fußgängerpfads, um dann auf der anderen Seite des Risses weiter zufahren.
Südlich des Monte Morello queren wir die Autobahn und der zunächst romantische, östlich verlaufende Weg mündet nach gut 6km, jenseits von Legri, in einen Schotterweg, der für unsere Moppeds nicht sehr geeignet ist. Mit den Betas kommen wir wieder und dann aber…. Jetzt ist Umkehr angesagt und wir finden parallel zur Autobahn unseren Heimweg in Richtung Barberino di Mugello. Dann noch das letzte Stück über die „elende Landstraße“ und der Nachmittag wird mit Moppedverladung zugebracht.
Fazit: Sehr schöne Gegend, angenehmer Campingplatz, tolle Straßen. Vor allem mit dem Campingplatz waren wir voll zufrieden: der Stellplatz war groß und lag günstig, im Platzrestaurant fühlten wir uns jeden Abend gut aufgehoben und genossen die reichhaltige Speisekarte und den netten Service. Das Wetter hätte gerne noch ein wenig wärmer sein dürfen, so dass Sonnenzeiten und abendliches Draußensitzen möglich gewesen wären. Die Unterschiedlichkeit des Fahrkönnens und die daraus resultierende auch sehr unterschiedliche Herausforderung für die beiden Fahrer kamen deutlich zum Vorschein und gab Anlass zu Diskussionen für weitere Planungen. Wir finden einen für beide befriedigenden Weg.
Samstag, 19.04.2014
Über Nacht kam der Regen und wir sind froh gestern Abend noch die Moppeds im Trockenen verstaut zu haben. Wir zahlen und fahren ab und amüsieren uns noch mit Einkäufen im großen Supermarkt und im nahen Outletcenter.
Dann geht´s nach Bassano del Grappa, unserer heimlichen Lieblingsstadt und wir verbringen einen lustigen Ostersamstagabend.
Am Ostersonntagmorgen geht es dann endgültig gen Heimat und abends gegen 21Uhr laufen wir im frühlingswarmen Berlin ein.