Sonntag, 29. April 2018
Jetzt sitzen wir wieder vor unserem Bus in lauer Vorsommernacht – es brauchte dazu einige Anläufe.
Eigentlich wollten wir, drei Wochen nachdem wir aus Sizilien zurück waren, schon wieder los nach Italien. Der „alte Urlaub“ sollte ja nicht verloren gehen und Sardinien schien nach den beiden voran gegangenen Aufenthalten dort ein wieder angestrebtes Ziel. Also buchten wir bereits vor Monaten eine Fährüberfahrt mit Kabine – gottseidank mit Stornierungsgarantie.
Als dann – einen Tag vor geplanter Abfahrt nach Sardinien – der Reisemarschall den Wetterbericht für die Woche checkt und herausfindet, dass die Temperaturen sich zwischen 14 und 17° C bewegen sollen, begleitet von tropfendem Himmel, gibt es eine kurzfristige Telefonkonferenz. Diese endet mit dem Beschluss, das Fährticket zu stornieren und gen östliches Mittelmeer, wo das Wetter warm und stabil sein sollte, abzufahren.
So gesprochen und getan: Samstagfrüh ging´s los von Berlin. In Flachau im Salzberger Land finden wir einen Stellplatz beim örtlichen Jagdhof und speisen dort österreichisch gut.
Am nächsten Morgen geht´s dann durch den Tauerntunnel, den Katschbergtunnel und den Karawankentunnel von Österreich durch Slowenien nach Kroatien.
Gegen frühen Nachmittag erreichen wir dann den bei Porec gelegenen Campingplatz Lanterna. Hier waren wir schon einmal vor 8 Jahren, ein paar Wochen früher im Jahr – damals noch mit kahlen Bäumen, kaum Touristen und kühlen Temperaturen. Heute zeigt sich der Campingplatz brummend: es ist sommerlich warm, vor der Rezeption stapeln sich die platzbegehrenden Touristen (wahrscheinlich wegen des langen Wochenendes um den bevorstehenden 1.Mai) und die Natur entbreitet sich in voller Blüte und Schönheit.
Wir beziehen einen riesigen sonnigen Platz, entladen die Moppeds, erkunden den Platz und begrüßen den Urlaubstag mit einem kleinen Negroni in der Strandbar.
Am Abend wir dann typisch jugoslawisch gespeist und wir prosten uns zu ob unserer Umentscheidung vorgestern.
Montag, 30.April 2018
Es ist morgens so mild, dass wir draußen frühstücken können. Wir lassen´s langsam angehen und packen ganz gemütlich erst unsere Essensutensilien aus und später unsere Motorradkleidung. Als wir dann aufbrechen ist es schon später Vormittag. Wir drehen eine kleine Südwestrunde, kleine Asphaltstraßen, langgezogene Feldwege entlang der roten Erde in der die Weinstöcke sich satt begrünen, meist gut und entspannt zu fahren.
Mittags gibt´s ein Eis aus einem Supermarkt am Wege und wir kehren nach einem Supermarkteinkauf schon nachmittags zurück auf den Campingplatz. An der Beta gibt´s ein bisschen was zu richten: sie zeigt weder die aktuell gefahrenen Kilometer an noch die Kilometer der Wegstrecke. Letztendlich hilft alle Bemühung nichts: der Sprengring am Magneten am Vorderrad ist aufgedrückt, die Kupferringe haben sich beim Hantieren in der Wiese verloren – egal, man kann auch ohne Anzeige fahren. Aber Martin lässt das dann doch keine Ruhe und er bastelt weiter, findet noch einen anderen Magneten und mit Zweikomponentenkleber befestigt er ihn. Nun kann ich die 180 km/h auch ablesen, wenn ich sie mal erreiche.
Eigentlich wollten wir heute Abend selbst kochen (Trüffeltortellini mit Tomatenricottasauce und Salat), aber dies scheitert, weil es im Supermarkt kein frisches Gemüse einzukaufen gibt. Wir müssen morgen mal Ausschau halten während des Rumcruisens nach fliegenden Händlern am Straßenrand.
Abends laufen wir entlang des Meeres Stufen hinab und hinauf um am anderen Ende des Campingplatzes in einer über dem Meer gelegenen chicen Trattoria zu speisen.
Dienstag, 01.Mai 2018
Tag der Arbeit! Martin demonstriert nicht, sondern schleppt erstmal einen 6 Liter Oschi aus dem Supermarkt an, um das gechlorte Wasser aus den Leitungen für den Tee mit frischem zu ersetzen. Süßteilchen ergänzen das Frühstück und sogar Tomaten hat er für´s Abendessen eingekauft.
Unsere heutige Runde geht südlich von Novigrad los, entlang der Mirna auf der alt bekannten „Schotterautobahn“. Horden von Mountainbikern fetzen die Piste entlang unter der Autobahnbrücke hindurch. Wir warten auf eine Lücke und fahren vorsichtig an den Radlern links vorbei.
Als uns die Schotterpiste nach knapp 12km auf Asphalt wieder auswirft, fahren wir weiter bis Buje und nehmen dort unseren Cappuccino. Dann geht es nordöstlich in die Hügel an der Grenze zu Slowenien hinein – immer wieder mal Offroadstrecken, die teilweise dann doch so grob“körnig“ und steil sind, dass Martin beide Moppeds nacheinander streckenweise abwärts lenken muss.
Am Scheitelpunkt der heutigen Route angekommen, geht es zurück über Groznjan. Dort parken so viele PKW vor dem Ort, dass wir doch mal gucken müssen, was da los ist. Ein hübsches Städtchen aus dem 12. Jahrhundert begrüßt uns, heute Treffpunkt von Musikern aus der ganzen Welt und Kunstgewerbelädchen im Kern. Am heutigen Feiertag strömen Menschenmassen durch den Ort. Wir kaufen eine Tüte frittierte kroatische Quarkbällchen und nehmen einen Espresso macchiato in einem über dem weitläufigen Tal gelegenen Café. Trüffelduft durchzieht die Ansiedlung.
Heimwärts geht es dann südlich der Mirna durch die Hügel und wir vollenden die Runde zurück nach Lanterna. Heute Abend kochen wir dann mal selbst und lassen den Abend bei süffigem istrischem Wein und guten Gesprächen und Pläneschmieden ausgehen.
Mittwoch, 02.Mai 2018
Heute sollte der Tag der Schotterwege werden, aber es wurde der Tag des Asphalts. Aber erstmal der Reihe nach.
Morgens war es blendend schön und warm und weil wir vorhatten eine größere Runde zu drehen, sind wir auch früher los als die anderen Tage. An der Tanke die Pferdchen gut gefüttert und sodann gen Landesinnere, gen Norden in Richtung Buzet. Knapp 40km donnern wir durch das stark bewaldete Mirnatal, eine Schlucht auf kurviger, schneller Straße. Bevor es hinauf und hinein gehen soll auf die Wege der Hochebene der Ausläufer des Ucka-Massivs, nehmen wir noch den Stärkungskoffeintrunk wie jeden Vormittag.
Dann zirkeln wir Kurve um Kurve hinauf bis auf ca. 800m. Kaum andere Fahrzeuge sind unterwegs. In Erwartung die vor Jahren vom Reisemarschall/Tourguide befahrenen – ewig langen – Schotterwege zu finden, lassen wir in diesem Niemandsland kaum eines der einsamen Dörfer aus.
Es ist wunderschön hier zu fahren, nur nicht das, was wir suchten. Schotter gibt es ab und an auf 100 manchmal auch auf 200m Länge, dann küsst wieder Asphalt unsere Stollen. Aber auch die langgezogenen, auf einer Höhe verlaufenden Waldwege haben sich bis auf´s Unsichtbare versteckt.
Wir trudeln lange entlang der slowenischen Grenze und einmal als wir bei einem Gleitschirmabflugplatz pausieren und ins Land gucken, kommt ein kroatischer Polizeiwagen nach dem Rechten zu schauen. Wir werden wohl als harmlos eingestuft … jedenfalls zieht der Grenz- und Ordnungshüter von dannen.
Dann fällt der unbedarften Betafahrerin und Homepageschreiberin ein, dass sie vor 8 Jahren beim letzten Besuch dieses Flecken Erde, schon einmal zu der Gegend des Ucka Massivs und dem sich Verfransen auf endlosen Schotterwegen geschrieben hat … flugs wird nachgeschaut im weltweiten Netz und entdeckt, dass wir wohl heute einfach die jeweils falschen Abzweigungen genommen haben.
Der Plan, der beim nachmittäglichen Eis in der Altstadt Buzets geschmiedet wird, ist, heute Abend auf dem Campingplatz nochmals alles genau mit Karte, Routenplaner und Navi abzugleichen und einen erneuten Versuch übermorgen zu unternehmen, die endlos langen Schotterwege des Ucka Massivs (wieder) zu entdecken.
Heimwärts geht es dann wie der Brausewind wieder über die grüne Mirnaschlucht. Noch einen Abstecher nach Novigrad hinein machen wir und tanken auch nochmal.
Am Platz wird dann getüftelt und geklickt und der neue Plan nimmt Gestalt an.
Donnerstag, 03.Mai 2018
Ein moppedfreier Tag steht an, damit die beiden Maschinen und wir uns voneinander erholen können. Wir nehmen heute den Bus und tuckern über kleine Straßen nach Rovinj, der istrischen Perle. Ja, wirklich hübsch anzusehen ist die kleine Stadt: charmante enge Gassen, Künstler, die ihre Produkte anbieten und über allem thronend die St. Eufamiakirche. Wir gucken viel und kaufen aber nichts, beenden unseren Stadtrundgang mit einem Tintenfischmahl am alten Hafen.
Kleines Nebenbeiunglück für andere Berliner, die ihr Womo auf demselben Parkplatz wie wir abgestellt haben – auf dem ein Schild ausweist, dass dort keine Womos parken dürfen. Sie haben eine Kralle am linken Vorderreifen und gelbe Schilder auf Winschutzscheibe und Fahrertür. Nun gilt es erstmal ein bisschen mit der örtlichen Polizei zu telefonieren.
Wir starten den Rückweg entlang des Limsky-Fjords, einem ewig langen Arm der Adria ins Landesinnere. Dann statten wir noch Vrsar (M.`s ehemalige Campingplätze) und Porec (Einkaufszentrum ohne fündig zu werden) einen kurzen Besuch ab und sind dann am Nachmittag wieder „daheim“. Zeit also noch vor dem Bus zu lesen, zu schreiben und zu turnen.
Abends gibt es Selbstversorgermahl: in Olivenöl gedünstetes Gemüse und gegrillte Würstchen mit Senf.
Und dann kam der Regen! Als Martin noch vorschlug, das Festmahl zu unterbrechen, um das Vordach aufzuspannen, wehrte sich die Begleiterin dagegen. Schlecht entschieden! Es fing gegen 20:00 Uhr an zu pladdern in großen Tropfen und schwupps ging alles in Nässe unter. Man noch so gerade, schafften wir es, das Vorzelt einzuhängen und aufzuspannen. Dann kuschelten wir uns darunter und lauschten dem Prasselregen, Heinz Ehrhardt und dem aktuellem Newsticker.
Die Nacht war bezaubernd schön im regendichten, roten, warmen Bus. Der Regen lieferte das entsprechende Konzert dazu.
Freitag, 04.Mai 2018
Die Pfannen vom Vorabend konnten gut einweichen. Am Morgen ist der Regen vorbei und die Temperaturen sind wieder lau.
Heute soll´s dann auf die erneute Schottersuchtour gehen. Zunächst die Strecke bis Buzet über die grüne Höllenschlucht entlang der Mirna, Kaffee in Buzet. Dann geht es im Kreisverkehr diesmal rechts weg in Richtung Osten, um dann bei Rocko Pelje in die Ausläufer des Ucka Massivs zu gelangen.
Kleine asphaltierte Straßen führen kurvenreich in die Bergregion. Den ersten Abstecher nehmen wir nach Brgudac – aber leider, um nach wenigen Kilometern umzudrehen, weil hier die alten Wege nicht zu entdecken sind. Wir fahren weiter bis Racja Vas und biegen dort ein auf den ewig langen (über 20km!) langen Schotterweg: eine alte, mit zerfallenen Meilensteinen markierte Straße quer durchs Gebirge. Der Schotter ist – wie Martin sagt – noch gerade so, dass es Spaß macht, also durchaus zwischen pieselig klein und mit groben Steinplatten bestückt, Stufen und ausgefahrene Rinnen – alles im 2./3. Gang gut befahrbar, hüpfende Vorder- und Hinterräder inbegriffen.
Nach gut der Hälfte der Strecke bewahrheitet sich die Wettervorhersage und Duschvorhangregen setzt ein. Wir suchen Unterschlupf im angrenzenden Buchenwald an einem dicken Stamm und warten Schokolade essend und Chips kauend eine gute halbe Stunde ab.
Als sich die ersten hellen Wolkenfetzen zeigen fahren wir weiter, das nassgesprenkelte Visier hochgeklappt zum Trocknen. Nach weiteren gut 10km wirft uns der Weg aus auf die alte Passstraße zum Poklonpass. Dort oben pausieren wir bei einem Espresso macchiato.
Heimwärts geht es zunächst hinauf noch bis zum Vela Ucka und dann runter nach Nordwest über wunderbare kurvenreiche Straßen, die außer uns kaum einer befährt (heute). Im großen Bogen geht es über das Landesinnere nach Pazin und von dort über weitere kleine Straßen bis nach Tar.
Leider haben sie im örtlichen Supermarkt noch immer nicht den neu entdeckten Superwein „Drachenblut“ wieder nachgeliefert bekommen. Wir kommen wieder heil und glücklich auf unserem Campingplatz an, der jetzt außerhalb von Feiertagen und Ferien ziemlich ruhig daher kommt. Uns macht das nichts. Wir fallen nochmals ein im jugoslawischen Lokal und bestellen mixed grill.
Die Situation, dass der Campingplatz jetzt nur mau belegt ist, nutzen wir und hören unsere Superhits übers den neuen Bluetoothlautsprecher draußen vor dem Bus neben der Mückenvertreiberkerze.
Samstag, 05.Mai 2018
Im neuen Slowmodus angekommen, lassen wir uns nach dem Frühstück Zeit, die Moppeds für den bevorstehenden Umzug in den Hänger zu verladen. Das dauert immer ein Weilchen und erfordert Martins gutes Auge und technisches Verständnis, aber es ist auch eine gute Zenübung.
Den heutigen Tag wollen wir nutzen ein wenig von unserem mitgebrachten Lesestoff zu verputzen.
Wir erkunden nochmal die Ausmaße dieses riesigen Campingplatzes und gehen abends zum Abschluss der Kroatienpassage in die schöne über dem Meer gelegene Trattoria.
Sonntag, 06.Mai 2018
Umzugstag: nach dem Frühstück werden Stühle und Tische noch eingepackt und alles wird gut gesichert mit den Gummibändern im Auto. Dann geht es los über die Grenze nach Slowenien und weiter bis nach Triest in Italien. In der Ferne sehen wir schon die bellunesischen Dolomiten mächtig und zum Teil noch schneebedeckt uns entgegen winken.
Am Nachmittag laufen wir ein auf dem alt bekannten und aber auch unter der neuen Pächterschaft runderneuerten Campingplatz Lago di Corlo in Arsié. Es ist gut heiß an diesem Sonntagnachmittag.
Gut, dass wir unser Vordach rechtzeitig einhängen, denn es fängt in der Nacht ordentlich an zu schütten. Wir gucken sicherheitshalber des nachts, ob die Moppeds nicht umgekippt sind auf dem immer weicher werdenden Untergrund. Aber sie stehen wie ´ne Eins.
Montag, 07.Mai 2018
Morgens hat sich´s ausgeregnet und die liebe Sonne lacht. Nach dem Frühstück satteln wir die Moppeds, nehmen vorsorglich Regenhose und –jacke im Gepäck mit und fahren in Richtung Feltre.
Von Arsié aus biegen wir kurz hinter Fonzaso ins Val Cortella ein und fahren hinauf zum Aunepass. Die sehr bewaldete Gegend gehört uns wie so oft annähernd alleine. Nach einem Cappuccino geht es dann wieder runter über Lamon bis San Donato. Kurz hinter dem Ort beginnt die 12km lange Schotterauffahrt zum Broconpass.
Eine von Martins Lieblingsschotterstrecken, die er schon seit 20 Jahren mit diversen Moppeds durchritten hat: Yamaha XT, KTM LC4, 80 GS, 1200er GS und Beta4.0. Ob die heute genutzte HP2 schon mal hier sich bewähren durfte, entzieht sich seiner Erinnerung. Heute jedenfalls zeigt die Strecke sich freundlich (nicht zu nasse runde Steine), ist aber durchaus kitzelig vor allem in den engen Kehren mit dem losen Geröll.
Etwas außer Atem und mit neuen Regentropfen auf dem Visier kommen wir oben auf dem Passo Brocon auf der Asphaltstraße an – und beide Lokale dort oben haben zu! Damit tanzen wir die Kurven runter bis nach Castello Tesino und finden dann auch endlich neben vielen (noch?) geschlossenen Bars eine, die uns Kaffee und süße Teilchen gibt.
Gestärkt geht es weiter über Strigno hinauf in Richtung des Passo Cinque Croci, der ja im oberen Drittel nicht mehr zu befahren ist. Wir nehmen die abwärts führende Umleitung, die direkt am Rifugio abgeht und die in einen Schotterweg mit Brücken über die reißenden Flüsse und direkt an der südlichen Auffahrt des Passo di Manghen endet.
Der Sprit ist annähernd alle und die Betafahrerin braucht dringend eine Koffeininfusion. Dann geht es über Telve und das Val Sugana auf der Schnellstraße nach Grigno.
Dort biegen wir ein auf die überaus schöne Straße nach Castello Tesino – hinauf und hinauf entlang von rostigen Leitplanken, Kehre um Kehre mit fantastischen Ausblicken ins Tal und auf die bellunesischen Dolomiten.
Wieder bei Castello Tesino angekommen nehmen wir die knapp 30km lange Hochebenenstraße nach Arsié. Zu guter Letzt gibt es noch einen heiligen Schreck als Martin neben einem die Straße versperrenden Lastwagen knapp vorbei fahren will.
Er bleibt hängen und Mopped und er kippen gegen den LKW. Martin hat nicht bemerkt, dass der Motor des LKW lief und ein Fahrer am Steuer saß. Nun ist Hilfe schnell erforderlich: die eigene Maschine abgestellt, den LKW Fahrer mit fuchtelnden Armen auf die brenzlige Lage aufmerksam gemacht und zum Liebsten geeilt. Gemeinsam bekommen wir die große HP2 wieder aufgerichtet und geben dem verdutzt guckenden Hilfsarbeiter, der hinter dem LKW hervorlugt, Entwarnungszeichen.
Zunächst fahren wir weiter, doch als Martin ein paar hundert Meter später anhält und fragt: „Was hast du denn eigentlich gemacht, als ich mit dem Mopped festhing?“ klappt mir doch die Kinnlade runter und ein paar Tränen fließen. Da hat er den Ernst der Lage mal nicht erkannt.
Auf den letzten Kilometern des Tages unternehmen wir in Arsié noch einen kleinen Einkauf und sind froh nach fast 200km und gut 8 Stunden wieder heil auf dem Campingplatz angekommen zu sein.
Den Aperol Sprizz am Abend und die Spaghettiportionen haben wir uns redlich verdient.
Dienstag, 08. Mai 2018
Kein Regen in der Nacht, kein Regen am Morgen – trotzdem erweitert und repariert Martin das schützende Vordach während ich das Frühstück bereite.
Heute lassen wir uns wiedermal Zeit und kommen erst kurz vor 11:00 Uhr weg. Es geht am Stausee entlang den Weg über die Brücke am Lago di Corlo suchend. Bei Rocca wechseln wir dann auf die andere Seite des Sees. Nach wenigen hundert Metern aufgeworfenem Asphalt geht die steil bergauf führende Straße bei einem nicht eindeutig zu identifizierendem Hinweisschild in losen Schotter über. Außer uns fährt niemand dort, Reifenspuren sind jedoch deutlich zu sehen. Über eine gut lange Zeit wechseln sich enge Schotterserpentinen mit Klamottensalat ab – das geht an die Kondi! Weiter oben wird´s dann etwas friedlicher, zumindest enden die engen Kehren. Doch weiter zerren der 1. und 2. Gang am Gashändchen und brettern die Maschinen hinauf – bis wir an der SS 141 auf die Auffahrt zum Monte Grappa auf Asphalt treffen.
Die Kurven hinauf zum Gipfel unseres „alten Bekannten“ nehmen wir lustvoll, v.a. nachdem wir uns zusätzliche Jacken angezogen haben. Es ist nebelig oben auf 1740m! Eine kleine Schar von Reservisten-Alpini (Gebirgsjäger) schmiert Salamibrötchen draußen vor dem Gipfellokal. Für wen, ist auf die Schnelle nicht herauszufinden.
Nach einer Cappuccinopause geht´s für uns wieder hinab über die kleine Straße, die an den ehemaligen Schützengräben vorbei führt, gen Osten. Da die reguläre Abfahrtsstraße (noch/wieder?) gesperrt ist, befahren wir (wie schon 2015) die länger durch Wald und Kehren führende, und wir landen unten in Possagno.
Ein Espresso in Crespano hilft über die Nachmittagslethargie und um dem angesagten Regen für den Nachmittag zu entgehen, statten wir unserem Stammcampingplatz bei der Auffahrt zum Monte Grappa nur einen superkurzen „Wie-voll-ist-er?-Checkbesuch“ ab und düsen dann heimwärts durch das Tal entlang des Canale di Brenta bis Cismon del Grappa. Von dort geht es dann über die kleine (Fahrrad-) Straße links der Stauseeschlucht zurück nach Arsié.
Kurz bevor der Regen und das Gewitter losgehen, bestaunen wir noch die gewaltigen Wassermassen, die sich an der Staumauer in den Abgrund stürzen.
Fünf bis achteinhalb Regentropfen erwischen uns bevor wir den rettenden roten Bus erreichen.
Die nachfolgende Massivduschung erleben wir dann geschützt vom Inneren des Bus´. Es wird erheblich kälter und wir mummeln uns ein in dicke Pullover und schielen sehnsüchtig auf die Berliner Wettervorhersage: 26° C und Sonne.
Tröstlich und schön, dass am späten Abend und in der Nacht die Nachtigall zwitschert und trällert.
Mittwoch, 09.Mai 2018
Als sei nie was gewesen strahlt auch an diesem Morgen die Sonne aufs Frühstücksbrot. Wir legen wieder einen moppedfreien Tag ein und gondeln mit dem großen roten los.
Günstige Nebenbedingung: wir können unser Krimihörbuch auf dem Wege weiterhören. Wir fahren in Richtung Asolo - aber ins Industriegebiet und suchen nach dem Fabrikverkauf von Scarpa (finden den aber nicht bzw. es gibt den gar nicht) und nach dem Alpinestars Outlet (was wir ja finden, aber dort nichts erwerben). Dann klappern wir noch ein paar Supermärkte ab auf der Suche nach einem ganz speziellen Grappa. Schließlich landen wir in Bassano del Grappa und es ist sehr heiß dort – annähernd 30° C. Hinein in das Städtchen – es ist ja erst einen guten Monat her seit wir da waren und Nardini und den Haute-Couturisten wieder besucht. Die alte Holzbrücke wird aufwändig restauriert, gerade hat´s begonnen und die avisierte Fertigstellung ist in 890 Tagen.
Als wir am Nachmittag den Weg zurück nach Arsié antreten, setzt wieder der Regen ein und die Temperatur fällt dramatisch um die Hälfte. Der Campingplatz am Lago di Corlo versinkt im Modder.
Einige voll regennasse Motorradfahrer (aus Ulm und aus Belgien) kommen am Abend noch an und beziehen die Mobile Homes. Wir haben den Wüstenwind im Bus und für die innerliche Frierung auch etwas.
Donnerstag, 10.Mai 2018
Heute ist Christi Himmelfahrt, Vatertag, Herrentag … und in Italien kein Feiertag (mehr). Der Campingplatz ist voller geworden mit den deutschen, österreichischen und französischen Feiertagstouristen. Leider ist´s auch am Vormittag immer noch ziemlich bedeckt und leicht tröpfelnd. Tut der Stimmung schon ein wenig Abbruch.
Dann überlegt es sich die Sonne doch noch und lugt über die nächsten Stunden hervor und wärmt das Terrain. Wir nutzen die Gunst des Augenblicks und fahren auf eine kleinere Runde auf das Col Perer. Dort statten wir schottermäßig erst dem zugewachsenen Fort am Cima Lan einen Besuch ab und dann dem eigentlich (ab Ende Mai) Besuchern offen stehenden Forte Leone.
Auf dem kurvenreichen Rückweg pausieren wir noch beim Istituto pediatrico – dem ehemaligen Kinderkrankenhaus direkt am Col. Es strahlt in seiner abgeschepperten Mächtigkeit einen morbiden Charme aus.
Heimwärts angekommen verpacken wir die Moppeds in den Hänger und richten alles für ein entspanntes Abfahren morgen und einen zuvor entspannten Abend heute.
Diesen begehen wir – as usual – im örtlichen Restaurant bei famoser Pizza.
Freitag, 11.Mai 2018
Heimwärts mit Gebrüll! Die knapp 1000km rattern wir wieder ab in gewohnter, entspannter Manier und kommen daheim gegen 22:30Uhr an. Auch schön wieder zuhause zu sein.