Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
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April 2012 Andalusien mit HP2 und Alp 4.0 im Crafter

 

Karfreitag,06.04.2012

Heute ist Karfreitag. Heute ist auch Martins Geburtstag. Wir sind in Spanien, in Andalusien, in Las Negras. Doch fangen wir erst mal von vorne an: vor drei Tagen.

Dienstag, nach´m Arbeiten, sind wir losgefahren in Berlin. Mit dem neuen roten Bus, die Hp2 und die Beta hinten drin. Monatelang hat Martin getüftelt, geplant, gezeichnet, eingekauft und ausgebaut, geflucht, sich den Kopf gestoßen, gefroren, geschwitzt und dann war er fertig: der Ausbau des Crafters. Stolz präsentieren wir einen großen roten Bus in dem hinten eine „Kabine“ für die Motorräder ist, genügend Platz für alles notwendige Equipment und vorne, abgeteilt, benzingeruchssicher, gibt es nun zwei Sitzgelegenheiten, eine Bank, Schubladenschränke, ein Waschbecken, ein WC und zur Krönung ein breites, super bequemes Hochbett……. Okay, okay: im vorderen Bereich gibt es das alles, mal muss man das eine weg packen, wenn man das andere aufbaut.

Jedenfalls sind wir nun – nachdem wir den Komfort und die Möglichkeiten des Busses drei Tage lang zuvor in MeckPomm getestet haben Dienstagabend in den Osterurlaub nach Süden aufgebrochen.

Bei kühlen 7°C kamen wir bis Bad Nauheim, steuerten den Wohnmobilstellplatz vor dem Usa-Wellenbad an und haben dort unser Hochbett-Nachtlager – noch mit Tai-Chi artigen langsamen, abgestimmten Bewegungen – aufgebaut.

Am nächsten Morgen geht es weiter über die volle Autobahn an Frankfurt und dann Karlsruhe vorbei und bei Mulhouse hinein nach Frankreich. Mittlerweile habe ich auch schon am Steuer gesessen und bin ein paar Stündchen gefahren und die große rote Kiste rollt ganz sanft, leise und gutmütig dahin.

Kilian und Klara, die schon vor einigen Tagen mit dem geliehenen Jimny nach Frankreich gefahren sind, treffen wir nachdem wir uns mit den Handys in Besançon verabreden.

 

Wir laufen zwei Stunden durch die Stadt, schwatzen und trinken grottensüße heiße Schokolade bzw. lauwarmen Espresso mit Dosenmilch. Dann fahren die jungen Leute mit dem Jimny zurück zu ihrem Campingplatz und wir mittelalten Leute trudeln mit dem Bus weiter gen Süden.

Zu unserer ungetrübten Unfreude beginnt es wieder zu regnen, abwechslungsweise wie Strippen oder wie aus Kübeln. Der erste Plan, einen netten Campingplatz mit Dusche und Restaurant für den Abend als Zwischenstation zu suchen, wird ob des Dauerregens verworfen. Wir beschließen, bis Avignon/Orange weiterzufahren und einen der Womo-Stellplätze aus dem ADAC-führer anzufahren für die Nacht. Also keine Duschen. Das „Restaurant“ wird unterwegs an der Autobahn eingeschoben und es ist auch gar nicht so schlecht gewesen.

Das Anfahren des Stellplatzes in Comps im Dunkeln gegen 22Uhr war nur unter erschwerten Bedingungen möglich: zunächst eine Unterführung nur 2,50m hoch (passen wir nicht drunter), dann das Navi, das uns auf abseitige Wege (zu dunkel, zu eng…) leiten will. Letztlich landen wir auf einer Art Marktplatz im nächtlichen, dörflichen Comps mit uralten Platanen und wähnen uns am Ziel angekommen…… Den Platz abschreitend kommt uns ein Hundebesitzer entgegen und (wer radebrecht hier eigentlich) klamüsert uns auseinander, dass der wirkliche, echtige Stellplatz für Campingmobile 200m geradeaus und dann links am Boulodrome ist. Dahin schippern wir dann und gesellen uns zu den dort bereits stehenden acht Womos hinzu. Jetzt kommt wieder unser Tai-Chi-Bettaufbau und dann ein gepflegtes französisches Matratzenschnarchen……

 

Morgens - es ist Donnerstagfrüh - geht es weiter. Einfach los und 1200km noch vor uns. Irgendwann die spanische Grenze, dank Schengener Abkommen steht da keiner mehr. Wir inhalieren den ersten Cortado und ein Bocadillo mit Serrano. Nachdem wir an diesem Tag knapp 1000km auf den weitgehend spanischen Autobahnen geschrubbt haben, seit 2,5 Tagen ungeduscht und fern der Heimat durch die Gegend wabern, muss es an diesem Abend ein Campingplatz sein.

Wir haben keine Ahnung und landen deshalb in Bernidorm. Manhattan ist gar nichts dagegen! Voll in britischer Hand… Wellington Club, British Singers, nackte betrunkene Engländer mit Minischurz vorm entscheidenden Teil, real English Breakfast for low price…. Und wir mitten drin aufm Campingplatz am Rande des Geschehens.

 

 

Ein wundervoller Abend mit Strandspaziergang und genussvollem Mahl im fussballguckenden Campingrestaurant….

Am Morgen -frisch geduscht- und Martins Geburtstag begrüßt-fahren wir weiter nach Andalusien. Bei unserem Frühstücksbreak hält auf demselben Parkplatz ein Bus mit japanischen Urlaubern. Ein japanischer Herr, ganz strikt, diszipliniert, geht schnellen Schrittes virtuelle Rechtecke ab auf dem Parkplatz. Bewundernswert und skurril zugleich.

Wir steuern Cartagena an, fahren gegen Mittag in die ziemlich leere Stadt, parken unseren Bus in der Nähe des Hafens und erklimmen die Stufen hinauf zum Kastell. Wenige Familien sind unterwegs. Beim Hinabgehen zurück in die Altstadt sehen wir nummerierte Plastikstühle in Reihen entlang der Gassen. Zunehmend mehr Menschen bevölkern die Straßen und Cafés. Des Rätsels Lösung ist, dass in der vergangenen Nacht Madrigua = Feiern und Prozessionen von Gründonnerstag auf Karfreitag statt fanden und dass die Menschen die ganze Nacht hindurch den Prozessionen beiwohnten und sie nun gegen Mittag endlich ausgeschlafen zurück kehren ins städtische Leben.

 

 

Cartagena macht auf uns einen sehr positiven Eindruck: alt und neu ist architektonisch harmonisch vereint. Einem ziemlich chicen Designmuseum statten wir auch einen kurzen Besuch ab. Dann aber geht es weiter in Richtung Almeria nach Las Negras.

Zu beiden Seiten der Straße ziehen sich endlos weit Gewächshäuser aus Plastik. Sicherlich verschönern diese weißen Monsterbauden die Landschaft nicht. Hier reifen die Tomaten und Erdbeeren für ganz Europa. Aber die Vorstellung „unter andalusischer Sonne gereift“ trifft nur sehr bedingt zu. Richtiger wäre der Slogan „unter einer Plastikplane in andalusischer Wärme gereift“, aber mit solch einem Slogan verkauft sich das nicht so gut.

 

 

Wir erreichen bei starken Windböen den tollen Campingplatz La Caleta und als wir endlich einen Stellplatz ausgesucht und die Moppeds ausgepackt haben, wandern in den Ort Las Negras und stoßen mit einem „Zoco“-Aperitif auf Ankunft und Martins Geburtstag an.

Den Abend rundet ein prächtiges Abendessen im Restaurant am Platz ab.

 

Ostersamstag,07.04.2012

Der Wind hat sich am Morgen etwas gelegt, Wir tun es, wie es die Spanier tun und stehen erst gegen kurz vor neun Uhr auf. Ein bisschen wird hier herum gewurschtelt, ein bisschen wird dort  im Bus geräumt, ein bisschen die Jeans durchgewaschen und aufgehängt und ein Café con leche im Restaurant und schwuppsist es 11Uhr bis wir wegkommen auf den Moppeds.

Die Route führt über Las Negras, Campohermoso- dort getankt dann auf Schotter- Wellblech weiter bis Nijar. Hinauf schrauben sich endlose Kurven- an einer Solarstromgewinnungsanlage vorbei- nach Lucainena de lasTorres. Am idyllischen kleinen Marktplatz nehmen wir Platz im Café. Neben dem Bürgeramt verkauft noch grade das Pächterpaar seine Gurken, Tomaten und Knoblauchzöpfe. Wir bekommen als Belohnung für unser Radebrechen ein schlaraffenlandgleiches Mittagessen aus Melone, rohem Schinken, Manchego und Trauben kredenzt mit einem Kaffee im Glas.

 

 

Dies und die warme Sonne genossen, fahren wir denn weiter links ab nach Turrillas. Wir schrauben uns hinauf zunächst auf Asphalt bis zu einer Funkstation auf knapp 1400m. Dann geht es ausgeschildert weiter auf Schotter, Kurve um Kurve 21km nach Tabernas. Wir erreichen die Film-Wüstenszenerie bei Tabernas am Nachmittag. Im Geiste sieht man hinter der Szenerie von Felsen, Kargheit, Kakteen und ausgewaschenen Flussbetten, Sergio Leone hinter der Kamera sitzend und schreiend: “Klappe, die30.!!“

 

 

 

 

 

 

 

Kaum jemand ist außer uns dort. Es gibt hier noch viel zu entdecken und zu er-fahren, aber für heute ist es genug. Wir fallen noch für eine kurze Verschnaufpause ein zu einem Café con leche in Tabernas und braten dann auf Asphalt heimwärts gen Las Negras.

Das dauert. Zunächst eine gerade schnelle Autopista, dann wieder hinab über endlose Kurven von Lucainena nach Nifar. Und zu guter Letzt wieder voll rein in die Wind durchbrauste Heimstrecke. Bei wiederum orkanartigen Böen ankern wir am Campingplatz und vertilgen am Abend begleitet vom geheizten Gussofen neben dem Tisch im Restaurant Meeresgetier auf die vorzüglichste Art zubereitet.

After Dinner wird noch ein wenig geschrieben, gedacht und geplant … und dann genächtigt.

 

Ostersonntag,08.04.2012

Keine Ostereier, keine bunten Nester…. dafür Sonne satt und warme Temperaturen Der Wind von gestern Abend hat sich wieder verzischt. Wir gehen´s gemütlich an und frühstücken erst mal spanisches Desayuno mit Tostado mit Tomate und Atun (Thunfisch) in der Sonne und versenden Ostergruß-Sms´n an unsere Kinder.

Als es mittags los auf Tour geht, trauen wir uns noch nicht die Membraninserts zurück zu lassen, kommen aber dann bald ins Schwitzen ob der ansteigenden Temperaturen. Es geht südlich an der Küste entlang über Rodalquilar und San José zum Cabo de Gata. Das Gebiet ist ab San José Naturpark, aber eine Schotterstraße führt zu den traumhaften Stränden Playa del Mónsul und Playa de la Media Luna. Wir sind nicht die Einzigen, die heute unterwegs sind: ganze spanische Großfamilien nutzen das tolle Wetter für einenStrandausflug. Nach knapp 10km ist auch Schluss mit dem Schotterweg, ein Schildverbietet die Weiterfahrt mit jeglicher Art von Kfz. Wir kehren um und helfen per Winken beim kurzen auf den Strand gucken noch einer verkorkst stehenden Womo-Fahrerin beim Rangieren und Ausparken.

 

 

In San José machen wir ein Mittagspäuschen bei Tapas und Kaffee und entledigen uns dabei endlich der Membraninserts, die nun im und am Rucksack weiter mitfahren dürfen.

Wir steuern den „rückwärtigen Punkt“ des Schotterweges an indem wir außen herum auf der normalen Straße bis zum Torre de San Miguel und dann noch weiter die 8km bis zum Leuchtturm Faro de Gata fahren.

 

 

 

 

Alle Abstecherversuche enden an Kfz-Verbotsschildern. Auf dem Rückweg pausieren wir am Café am Torre de San Miguel und lernen dort Waldi kennen, einen Harleyfahrer aus dem Allgäu, der hier in Andalusien lebt und heute ohne Harley aber mit spanischer Freundin den Ostersonntag genießt. Waldi sagt, wenn wir durch Los Escullos kämen, sollten wir in der örtlichen Bikerkneipe einen schönen Gruß von ihm ausrichten und dann bekämen wir ein Bier umsonst……

 

 

Wir fahren weiter Richtung Norden und finden ohne dass wir danach suchten bei Los Albaricoques die Ruta de Cine: die ganz normale Straße mündet in einen breiten Schotterweg aus roter Erde. Schilder verweisen auf die ehemalige Filmszenerie für „Zwei glorreiche Halunken“. Wir brettern kilometerlang lustvoll über die Schotterpiste und die Welt gehört uns alleine.

 

 

 

 

 

 

Der Heimweg führt über Fernán Pérez und schließlich landen wir gut 10km vor Las Negras auf der Straße. Ein wunderschöner Oster-Moppedtag geht dem Ende zu. Das alles schreit nach Wiederholung.

Am Abend auf dem Campingplatz bekommen wir Besuch von einem Deutschen, der schon seit 5 Monaten hier residiert und uns auch einen Winter-Weihnachtsferien-Urlaub nur wärmstens ans Herz legt. Man kommt über die Moppeds ins Gespräch.

Ein paar Minuten später kommt noch ein anderer Herr an unseren Platz um die Lenkerhöhe der Beta zu messen: der Sound hat ihn animiert, doch nochmal darüber nachzudenken, das Motorradfahren doch noch nicht aufzugeben.

Jetzt wird´s gleich Zeit, sich wieder den Leckodauzien im Restaurant zu widmen. Was nehmen wir heute? 

 

Ostermontag, 09.04.2012

Kein Feiertag bei den Spaniern, daher sind viele der auf dem Campingplatz urlaubenden Einheimischen gestern abgereist. Sonne und Wärme sind heute wieder in voller Präsenz vorhanden und wir brechen auf diesmal um die unmittelbare Umgebung zu erkunden. Von Las Negras aus versuchen wir den nordöstlichen Weg entlang der Küste in Richtung des Punta del Plomo zu finden. Es erfordert einiges Stochern und Ausprobieren – nette Schotterwege locken- um herauszufinden, dass diese Wege denn doch dem ökologischen Gleichgewicht gewidmet sind und Moppeds dort zwar können aber nicht dürfen. Wir, nicht frustriert nur realisiert- wählen dann den notwendigen, weil erlaubten Weg über die nordwestliche Straße bis Fernán Peréz und biegen dort rechts ab in Richtung Carboneras. Zwar kein Schotter doch landschaftlich eine wunderschöne, Kakteen zu beiden Seiten, Straße erlaubt kilometerlanges Kurvenschwingen. Nach gut 15km führt rechts ein ausgeschilderter Weg durch die Sierra de la Higuerra hinab zum Meer und einem paradiesischen Strand. Einige, vor allen Dingen deutsche, Wohnmobile stehen dort und genießen das Naturspektakel.

 

 

 

Nach einer kurzen Rast kehren wir um und fahren denSchotterweg bis zur Straße zurück um dann weiter nach Aqua Amarga zu cruisen. Aqua Amarga ist ansehnlich touristisch aufgestellt: weiße Häusel, blaues Meer, Cafés am Strand. Wir fallen in eines ein und nehmen eine kleine spanische Jause. Den Abschluss unserer Ostroute markiert für heute der Leuchtturm am Puntade los Muertos.

Nun geht es wieder zurück bis Fernán Peréz und wir tauchen ein in die gestern entdeckte Ruta de Cine und jagen auf der roten Erde gen Südwesten. Wir durchfahren das ehemalige Goldschürfergebiet und entdecken stillgelegte Stollen und scheinbar endlose Stein-Schotterwege. Als Abschluss des heutigen Tages gibt es noch ein Leckerli: einen Strandaufenthalt mit Sonnenbadunterhalb des Castilo de San Romain am El Playazo.

Warm aufgeladen von der Sonne und den schönen Bildern im Kopf und in der Kamera kommen wir gegen 18 Uhr auf dem Campingplatz an. Nach der Versorgung der Moppeds (Ölstand messen) und der Menschen (Dusche) brechen wir auf zum Bergfest: Paella mixta im Restaurant.

 

Dienstag,10.04.2012

Am Morgen windet es noch immer sehr stark und es regnet auch noch dazu. Wir sehen, dass über dem kleinen Bergkamm schon wieder helleres Wetter kommt und lassen den Tag gemächlich angehen. Als der Regen weg ist und nur noch der Wind sehr kräftig pustet, fahren wir los in Richtung Campohermoso und schleichen uns durch das Industriegebiet in Richtung Almeria. Die Windböen versuchen immer wieder die Fahrerin vom Mopped zu pusten, aber die gibt Stoff und macht das bucklich Männlein und trotzt dem Wind…. immer dem vorausfahrenden Guide hinterher. Auf die Autobahn will sie heute ums Verrecken nicht, darum schwenkt der Guide auf den Schotterweg, der parallel zur Autobahn läuft, ein. Dieser Weg ist anscheinend für landwirtschaftliche Fahrzeuge gedacht, ein 20km-Schild weist ihn als reguläre Straße aus. Es geht über Schlaglöcher und ausgewaschene Rinnen, kleine Anhöhen und Abfahrten hinweg kilometerlang immer parallel zur Autobahn. Dann jedoch führt der Schotterweg eine etwas steilere Anfahrt mit losem Schotter hinauf. Martin fährt die große Maschine zügig hinauf, ich traue mich nicht und warte. Plötzlich ein Donnern hinter mir und ein Endurofahrer kommt angebraust und saust die steile, schmale Auffahrt hinauf. Oben angekommen sagt er Martin, erst auf Spanisch, dann auf Englisch, dass das hier alles Superendurogelände ist. Martin kommt den Hang hinunter und fährt meine Beta hoch.

 

 

Zusammen geht es dann weiter in Richtung Almeria. In Viator pausieren wir bei einem Cortado und fahren dann weiter nach Los Banos de Sierra Alhamilla. Die Straße ist zwar eine Sackgasse, aber die unglaubliche Steinwüstenlandschaft zu beiden Seiten der kurvenreichen Straße entlohnt die Auf- und Abfahrt.

 

 

Was bei der Auffahrt so lockend als weitläufige Schotterpisten aussah, entpuppt sich als Fake, da man nicht reinkommt in das Gelände: alles mit Toren zu nach wenigen Metern, da Steinbruchgebiete.

 

 

Ein paar Kilometer hinter Rioja (einem, nicht dem Rioja) führt dann doch ein Schotterweg rechts rein. Den nehmen wir und erkunden aufwärts fahrend das Gelände, ungewiss wie weit der Weg uns fahren lässt. Eine gute Weile fahren wir Kehre um Kehre bergauf, dies scheint als Arbeitsweg für die zu bauende Hochspannungstrasse genutzt zu werden. Grad als wir überlegen, ob der Weg wohl auf der anderen Seite des Gebirges wieder heraus kommen wird, ist plötzlich Schluss: tiefe, durch Regenwasser ausgespülte Furchen erlauben höchstens dem gekonnten Trialfahrer ein Weiterkommen.

 

 

 

 Zurück an der Straße fahren wir bis Tabernas. Es ist mittlerweile Nachmittag, wir suchen eine offene Bar und der nette junge Spanier dort findet in seinem Kühlschrank noch ein wenig Käse und rohen Schinken und macht uns ein Bocadillo. Dazu eine große Flasche Wasser, so können wir dann auch unseren Weg gestärkt fortsetzen. Martin will noch einen Superblick auf das Minihollywood erhaschen – die ehemaligen Filmkulissen für viele Spaghettiwestern aus den 60er Jahren, das heute kostenpflichtiges Eventgelände ist- und fährt dazu eine parallel laufende schmale, steile Schotterauffahrt hoch, die dann jäh für ihn und die große Gummikuh endet. Wenden und Hantieren ist kaum möglich,nur mit Flachlegen der Maschine und Zerren am Vorderrad wird die Rückkehr möglich gemacht. Aber das Foto auf das Minihollywood ist im Kasten.

 

 

 

Weiter geht es dann über die zunächst asphaltierte Straße, die parallel an dem ehemaligen Filmgelände vorbei in die Berge führt. Hinauf, hinauf und immer weiter hinauf lockt Kehre um Kehre der Camino. Der Untergrund ist eine Mischung aus noch-Asphalt und gebröseltem Teer, gewürzt mit Schlaglöchern und losem Sand. Als nach unermüdlichem Hinaufschrauben die schwächere Fahrerin die Krise bekommt und hupenderweise eine Pause einfordert, ist der vorausfahrende Guide ganz erstaunt, weil er doch nur ganz entspanntes, lockeres Fahren erlebte: eigentlich hätte man die Hände glatt vom Lenker nehmen können….. so unterschiedlich kann man das Fahren empfinden.

Es geht dann weiter noch viele Kilometer, nicht mehr ganz so steil hinauf führend, zwischendurch auch mal zum Ausruhen sitzend auf dem Bock und wir erreichen die Sendestation über Turrillas, die wir schon von unserem ersten Tag kennen. Nun geht es heimwärts über die schon bekannten Straßen über Turrillas und Lucainena Noch sind es viele, viele Kurven bis wir nach insgesamt 170 Tageskilometern abends kurz vor dem Dunkelwerden den Campingplatz erreichen. Der Wind begrüßt uns wieder mit voller Macht und wir sind reichlichk.o.

 

Mittwoch,11.04.2012

Oh, wie schön: der heutige Tag beginnt ohne Windböen und mit Sonne pur. Wir wollen uns heute nicht so viel vornehmen. Nach diesmal einem Marmeladentostadafrühstück - wir sind die einzigen Frühstücksgäste heute!- fahren wir los über Rodalquilar und peilen den Strandabschnitt bei Polacra an. Es zeigt sich, dass die zunächst freundliche Strandzufahrt in erst holprigem, dann aber in einer steilrinnenartiger Steinfurche mündet. Der Könner kann´s fahren, die Zögerliche nicht und die 500 m runter kraxeln zum Strand wollen wir nicht und da andere Meerabschnitte auch noch schöne Töchter …äh…Stände haben, fahren wir weiter. Hinter San José steuern wir über den vom Ostersonntag schon bekannten Schotterweg den Playa des los Genoveses an und packen uns für eine gute halbe Stunde in die Sonne.

 

 

Danach geht es zurück weiter nach La Isleta um im Meereswogen umtosten Restaurant den üblichen Mittagscortado und Tapas einzunehmen. Der lokale Kellner zeigt sich wegen der zahlreichen Gäste völlig gestresst und bittet uns, uns an die Bar zu wenden und selbst zu bestellen, was wir auch tun. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die Wirtin kein Deutsch oder Englisch kann und wir nur bruchstückhaftes Spanisch. Die „dos cortados por favor“ bekommen wir noch hin, was die Tapas betrifft, hilft hier auch kein drauf Zeigen, da die Vitrine 1,50m entfernt ist. Die spanischen Beschreibungen hören sich alle an wie „brocos, nochosos, chrrrramesas…“, also überlassen wir die Auswahl der Wirtin. Eine weise Entscheidung.

Gestärkt geht es hinein ins Erzabbaugebiet: der Ruta des Minerales folgend. Die breite Schotterstraße entlang zufegen und sich zu berauschen an den Sinneseindrücken der alten Stollen, Abbaugebiete und verlassenen Auswaschbecken, alles überwuchert von wilden Rosen und einer toskanischen Landschaft, ist ein lustvolles Erlebnis.

 

 

 


Martin probiert den einen und den anderen eher trialartigen Weg aus. Man kann und wir werden- bei den nächsten Aufenthalten hier-noch viel entdecken. Der Versuch, in eine weitere große Schotterstraße einzufahren, misslingt, weil zur Sicherung allzu wagemutiger Erkunder ein großeraufgeschütteter Erdwall die Zufahrt versperrt.

Wir wissen, dass wir nur einen Miniteil von dem schönen Andalusien gesehen haben und erleben durften. Es war das Ziel speziell dieser Reise, die Sierra Alhamilla zu befahren. Die großen, berühmten Städte Andalusiens und die vielen Gegenden, die es noch zu erkunden gibt hier, wecken unsere weitere Neugier und beflügeln uns das nächste Wiederkommen schon zu planen.

Leichte Melancholie überfällt die Schreiberin bei dem Gedanken, dass dieser Urlaub nun dem Ende zu geht. Martin in seiner stets optimistischen und vorwärts gerichteten Blickweise, sagt dazu: „Wir machen noch viele Urlaube, das ist gesetzt.“ Ja, Martin.

Adios Andalucia.

 

Epilog:

Zwar verlassen wir Andalusien, aber unser Urlaub ist noch nicht zu Ende. Drei Tage lang zuppeln wir heimwärts und erleben noch schöne Momente.

Zunächst geht es nordwärts, die Küste entlang, rechts von uns das Meer und links von uns Bergketten. Am Abend des 12.04. erreichen wir den Campingplatz etwas außerhalb von L´Ametlla de Mar mit knapper Not bevor das Büro schließt für diesen Tag. Die Anfahrbeschreibung war nicht eindeutig. Ein grandioses Fischgericht und ein rauchender Digestif begleiten diesen letzten spanischen Abend.

Am nächsten Morgen schippern wir noch die 150km bis Barcelona. Hier wollen wir eine Kurzbesichtigung unternehmen. Das Begehr droht fast zu scheitern, als wir 1,5 Stunden lang keinen Parkplatz für unseren Bus finden. Martin hat mehr Geduld und findet denn doch einen. Barcelona, wir kommen! Der knapp 2stündige Streifzug zeigt uns Kolumbus auf der Säule, dieSanta Maria, die doch keine ist, ein Stück der Rambla, eine Tapasbar zur Pause, schöne Plätze und volle Straßen. Eine Stadt, die einlädt zum Wiederkommen mit mehr Zeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bald queren wir die Grenze und sind wieder in Frankreich. Unseren Nachtstopp legen wir auf dem Marktplatz in Crest- im Ardechegebiet- ein. Unsere Sprachkenntnisse reichen aus um in der Bar „Sur Quais“ direkt am Fluss mitten unter alternativen Franzosen jeden Alters einen Pastis und einen Chartreuse zu bestellen und zu bekommen.

Am nächsten Morgen- Samstagvormittag- tauchen wir hinein indas filmreife französische Städtchen und nehmen unser petit dejeuner in einem der lokalen Cafés, schlendern durch die Gassen und über den Marktplatz, auf dem Eier, Gemüse und Fleisch verkauft werden und erklimmen die steil hinaufführenden Stufen zu dem die Stadt beschützenden Bergfried.

 

 

 

 

 

Unsere Heimreise geht weiter, diesmal nicht durchs Rhonetal, sondern die Route östlich entlang.

Bereits wieder in Deutschland gucken wir uns ein wenig Freiburg im Breisgau am Samstagabend an. Wir sind sehr angetan von dem Bächle, das durch die Stadt in gemauerten Kanälchen fließt und in dem Kinder ein Holzbötchen hinter sich herziehen, wenn sie mit ihren Eltern in die Stadt gehen. Für unser Abendessen wählen wir den „Schlappen“, eine urige stundentische Kneipe/Wirtschaft mit lokalen Spezialitäten.

Noch 200km weiter geht unsere Abendreise, wieder ein Schwimmbadparkplatz gibt uns bei Neckarsulm Obhut für die Nacht.

Nun ist´s wirklich over…. keine Schleifen und Städtebesichtungen mehr. Es geht heim und wir freuen uns auf unsere Stadt und unser Zuhause. Wir feiern die Heimkehr und planen den nächsten Trip… Ja, so sind wir.