Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
Willkommen

Oktober 2009 Sardinien mit 1200er GS

Wir fuhren mit der 1200er GS von 23.10.abends bis 01.11.2009 morgens

Hin- und Rückfahrt im Autoreisezug Berlin/Verona und mit der Fähre Livorno/Olbia

 

Auf dem Weg zur Fähre in Carrara

 

 

 

1. Tag

"Schade, dass es noch so dunkel ist", sagt Martin, "ich hatte gehofft, wir sehen die Küste bevor wir anlegen". Beim ersten Cappuccino an diesem Morgen an der Bordbar klärt der Kellner unseren Irrtum auf: das Ende der Sommerzeit in dieser Nacht und er schenkt uns damit noch eine weitere Stunde. Nochmal für eine kleine Pause zurück in die Kajüte und dann bei strahlendem Sonnenaufgang und milden 18°C an diesem 25 Oktober eine stimmungsvolle Anfahrt auf die Küste Sardiniens.

 

 

Der morgendliche Ritt auf der 1200er über die Straßen der Costa Smeralda wird vom sich aufheizenden Wind umschmeichelt. An Olbia sausen wir vorbei über gut ausgebaute und an diesem nachtouristischen Sonntagmorgen leeren, kurvenreichen Straßen gen Osten. Nach einem kurzen Abstecher ins mittelalterliche Burgos geht es weiter nach Thiersi.

 

 

Leider sahen wir während wir zwei frisch zubereitete Tramezzini con prosciutto e pomodore aßen, keine wild fuchtelnden Männer die "Sa Murra" spielten -  eine Art Knobeln, das sie hier auf der Insel traditions-und emotitionsreich spielen sollen.

Der Weg führt uns weiter zunächst an Alghero vorbei zum Cappa Caccia und der Neptungrotte. Das Motorrad darf sich jetzt ein bißchen ausruhen, die Helme werden angeschlossen und wir klettern atemberaubende 654 Stufen meerabwärts. Die schäumende Gischt links von uns und das türkisblaue Meer unter uns, Möwen sitzen gelassen auf bizarren orangefarbenen Felsen.

Warum keuchen die (wenigen) Menschen, die uns entgegen kommen, so sehr? Nach 654 Stufen und 110 Höhenmetern zittert das linke Bein deutlich wegen der ungewohnten Dauerbelastung. Die Höhle ist beeindruckend.


 

 

Der Weg zurück zum Motorrad wird sowohl atem- wie atemberaubend. Treppauf bei 25°C und Sonne zeigt, sich welch guter Wärmespeicher unsere Motorradkleidung ist. Die Möwen bleiben weiterhin gelassen.

Oben angekommen belohnen wir uns in der Bar mit einem Cappuccino bevor es zurück nach Alghero geht. Quartier beziehen wir auf dem örtlichen Campingplatz direkt am Meer,  jedoch gibt es nur Doppelstockbetten und Duschgettone. Am Abend wandern wir in die Altstadt hinein und werden mit letztendlich 38€ etwas abgezockt in dem Ristorante für die Spaghetti Polpi und Spaghetti Bottariga.

 

Tag 2

Bei 14,5°C Abfahrt von Alghero. Gen Süden tanzt die BMW im 5. Gang die zahlreichen Kurven der Westküste entlang. Panorama pur, die Sonne erweckt die große aus dem Brummeln ins gleichmäßige Schnurren.  Am Torre Argentina gibt es einen Abzweig zum Meer hin über ein Zufahrt ohne Straßenbelag. Eine Kooperative hatte vor wenigen Jahren am Torre Argentina gegen geringes Tagesgeld dieses große Gelände eröffnet: area maritimo protetta. Die Schilfdachbar und das kleine Restaurant sind jetzt geschlossen, aber in der Hauptsaison ist das hier ein Eldorado für Wohnmobilisten und Liebhaber naturnahen, unverfälschten Bleibens.

Weiter geht es nach Bosa, der Puppenstubenstadt: enge Gassen machen das Wenden für die dickbepackte BMW zum Kunststück. Über die SS 292 fahren wir weiter bis Riola und von dort auf die Halbinsel Sinis. 20km geht es über eine brettergrade Asphaltpiste bis zum Putzu Idu, wo im Sommer sich die Surfer und Skyter die Windkante geben und sich die Flamingos mit den Eisvögeln tummeln. Jetzt herrscht außer Windtosen nur Nachsaisonruhe.

Die blaue GS zieht weiter: zum Reiskornstrand am Is Arutas. Zuerst denke ich noch: "naja so sehr ist dies hier ja auch nicht zum Spucke weg bleiben....", aber beim genauen Gucken ist dieser Sand dann doch faszinierend !  


 

 Eine Gruppe finnischer Männer und Jungen in Neoprenanzügen tobt im Meer. Ein kleines Mädchen versucht ihren kleinen Hund Hanni auf finnisch davon zu überzeugen, dass er mitkommt, und schiebt den Hundekörper vor sich her mit beiden Händen.

Als der Reiskörner genug sind, wollen wir die Mexikanerhütte San Salvatore besuchen und etwas trinken, aber auch die hat schon Nachsaison und damit zu.

Es folgen dann landwirtschaftliche Großgebiete, die Sozia schläft hinten drauf.



Nach Guspini eröffnet sich eine Bergbaugegend: verlassene Minen, kurvenreiche Schotterstraßen und dann Igurtosu. Dort wird es abenteuerlich, die Straße ist offiziell gesperrt, trotzdem kommen uns aber etliche Fiats entgegen, so dass wir  beschließen  ebenfalls dortzu fahren, auch in Ermangelung einer machbaren Alternative.

Nach weiteren 10km Lehmstraße landen wir am Camping Sciopadroxiu. Es ist wundervoll: Blick auf die Riesendüne und grüne Berge. Wir beziehen ein eigenes Holzbungalow und parken die Gummikuh vor der Tür.

Abends werden wir in dem Campingplatzrestaurant spitzengourmetmäßig mit Meeresfrüchtevorspeise, Ravioli Ricotta ai Burro e Salvia, Rindersteak, Hauswein und Digestivo verwöhnt. Wir sind die einzigen Gäste. Nach dem Mahl ist die junge, chice Landlady auch ganz schnell weg: nach Igurtosu?

 

Tag 3

So wie der letzte Tag kulinarisch endete, beginnt der neue. Mit einem phänomenalen Frühstück mit frisch gepresstem Saft, warmen Croissants und duftendem Kaffee gestärkt, fahren wir die wenigen Kilometer hinunter zum Strand. Dort steht das alte Hotel de Dune, das mal eine Verladestation für die in der Gegend abgebauten Erze war und heute als skurriles Luxushotel weiter besteht.

 

 

 

 

Zu dieser Jahreszeit ist der Strand menschenleer und wir haben Zeit die alten Loren, die hier noch stehen, das Strandcafe mit den kunstreichen Metallstühlen und jede Menge angeschwemmter Muscheln zu bewundern und zu fotografieren.


 

 Es geht dann zurück über zwei Bachdurchfahrten die Küste entlang bis Marina di Arbus. Vogelschwärme und Jagdbomber begleiten uns auf der kurvenreichen, wunderschönen Straße über Montevecchio nach Arbus. 

 

 

Capuccinostopp und Apothekeneinkauf und weiter geht es über die SS 126 in ein 50km langes Bergkurveneldorado bis wir bei km 72 rechts nach Scivu abbiegen und versehentlich fast in dem verbotenen Bereich des örtlichen Schwerverbrechergefängnis landen. Schnell weg hier und rein in den Ort Scivu, dort an den traumhaften Strand und Pause gemacht.

 

 

Über Iglesias und Fluminimaggiore geht es zurück und bei Sonnenuntergang treffen wir wieder ein bei unserem Bungalow auf dem Campingplatz Sciopadroxiu.

Tag 4

Das Frühstück war heute morgen merkwürdigerweise nicht so üppig. Wir fahren gegen 9Uhr ab vom Campingplatz. Die 12km lange Schotterstraße über Igurtosu nach Montevecchio ist zwar weiterhin offiziell gesperrt, aber wir fragen sogar einen der Arbeiter dort und die haben keine Einwände, dass wir Piste fahren.

Wir schwingen uns ostwärts weiter bis Villamar und Tuili hinauf zum Altopiano di Giara di Gesturi. Auf der Hochebene begrüßt uns ein netter Ranger, der uns erklärt, dass wir mit dem Motorrad  die 3km lange Schotterstraße in das Reservat hinein fahren dürfen und die Maschine am Halteschild dann abstellen sollen und zu Fuß weiter gehen können. Uns erwartet ein verwunschenes Gebiet auf dem seit hunderten von Jahren Wildpferde leben.  Ein Hengst blickt die entgegenkommende Gummikuh streng an und zwingt uns zum Halten als er seiner Herde die Straßequerung sichert. Wir begegen auch schwarzen wilden Schweinen und galoppierenden Kühen. Dies ist ein Paradies hier oben.

Nach Verlassen des Reservats fahren wir weiter in Richtung Osten über Barumini und Gergei, vorbei am Stausee Lago Medio di Flumendosa.  Eine Kurve folgt der nächsten, sanft aus der Hüfte schwingt Martin seine Maschine in einem nicht enden wollenden Tanz.

 

 

 

Im Nachmittagslicht umrunden wir den Tafelberg Perda Liana und genießen eine einzigartige Westernkulisse.

So viele Kurven an einem einzigen Tag? Die 1200er und ihr Fahrer haben einen Drehwurm als wir am Abend am Campingplatz in Arbatax auf der Halbinsel Tortoli ankommen. Die junge Rezeptionistin, die uns einen Bungalow zuteilt ist in Berlin-Schöneberg geboren. Erstmal haben wir 15 Minuten keinen Strom in dem Bungalow- macht aber nichts. Das Campingplatzristorante hat schon zu- wegen Nachsaison, eine neonbeleuchtete Pizzeria ein paar Straßen weiter, verpflegt alle hungringen Gäste, so auch uns. Eher miese Pizza.

 

Tag 5

Frühstücken tun wir in Tortoli nach langwieriger Suche nach einem Café. 


 

Dann fahren wir die wenig spannende SS 125 bis Baunei. Dort biegen wir  rechts ab auf das Altopiano su Golgo und folgen über 3km scharfen Serpentinen auf 500m Höhe.  Zunächst ist die Straße geteert bis San Pietro, dann gesellen sich Esel und schwarze Schweine und Ziegen zu uns und wir folgen dem nun geschotterten Weg in Richtung Cala Sisine. 

Die schwere BMW kann am Anfang die noch flachen Passagen gut befahren, zunehmend wird aber der Untergrund lockerer und loser und die Schotterstellen werden steiler. Die große Gummikuh pflügt sich durch. Immer wieder kreuzen unsere Freunde der Molkerei den Weg.  Nach ca. 10km im 1. und 2. Gang endet die Straße zu dieser Jahreszeit am trockenen Flußbett des Codula di Sisine.  Die Auf- und Abfahrten ins Flußbett sind dann wegen der doch fußballgroßen, ausgewaschenen Steine als Untergrund gut schwierig.



Die ehemalige Trasse kann man teilweise noch erkennen, sie ist jedoch zunehmend den Naturgewalten zum Opfer gefallen. Die Sozia jedenfalls steigt hier ab.

Schließlich wäre ein Weiterkommen nur mit einer Leichtenduro möglich gewesen- selbst für zwei Geländewagen, die hier stehen, ist die Strecke hier zu Ende.

Unser Weg geht dann zurück- eine Ziegenherde benennt die BMW zu ihrem Hütehund und läuft hunderte Meter meckernd vor uns her.  Zurück in Baunei gibt es die verdiente Pause bei Capuccino und Panino tonno.

Nun geht es auf den spannenden Abschnitt der SS 125 bis kurz hinter Urzulei. Dort machen wir noch einen Abstecher auf die neu gebaute Straße, das Ende wird aber mit erklimmender Höhe erreicht als nämlich der Nebel das Weiterschauen und - kommen erstickt. Wir kehren um, die Lust zu entdecken am Ende, und fahren wieder nach Arbatax zum Campingplatz.

Tag 6

Letzter Tag auf Sardinien: wir verlassen den Campingplatz gegen 8Uhr und frühstücken mit Blick übers Tal im Straßencafé in Baumei. Dann geht es weiter bei nur 13°C über die schon bekannte SS 125 Richtung Norden. Bei Cola Golone zeigt uns das GPS nach einer schönen Serpentinenbetonstraße einen Abkürzungsweg in Richtung Norden. Anfänglich als  schöne Asphaltstraße zwischen angrenzenden Landwirtschaftsgärten entpuppt sich diese Abkürzung dann allerdings auf den letzten 1500m als eine Mischung aus feinem Schotter und kindkopfgroßen Pflastersteinen..... die Sozia steigt wiedermal ab.....

Von der SS 125 geht es danach schnurstracks zum Abzweig Spiaggia Berchida. Letzte Sardinienstrandpause bei lauem Wetter. Muschelsuche und Sandfeeling.

 

 

Irgendwann ist das Ende gekommen: am späten Nachmittag geht es direkt auf Olbia zu und abends um 21Uhr legt dann unsere Fähre aufs Festland ab.