Freitag, 26.08.2011
34°C als wir gegen 17:30Uhr los fahren aus Berlin. Schön, dass die Klimaanlage wieder geht im Jimny, somit tuckern wir bei 23°C Autoinnenraumtemperatur durch den üblichen Avus-Freitagabend-Stau gen Süden. Im Schlepptau der Hänger, in ihm die Beta 4.0 und die Husqvarna TE 449 plus etliche Taschen mit Gerödel.
Das Gespann Jimny und Hänger jagt mit atemberaubendem Tempo von 100 km/h (mehr darf´s nicht) über die Autobahn. Wir wechseln uns ab mit der Fahrerei, der jeweils andere liest vor oder erzählt Schwänke aus dem prallen Leben oder wir lauschen Radio 1, Antenne Sachsen- Anhalt („1000 Gründe für ein wunderbares Sachsen-Anhalt“), MDR, Bayern 3 („Am Gardasee tut´s nur noch halb so weh“) und last not least Ö3.
Wir entscheiden uns gegen überteuerte Autobahnhotels und für einen vier Stunden Schlaf auf den Sitzen des Jimny.
Samstag, 27.08.2011
Morgens um halb sieben regnet es und es hat erheblich abgekühlt, nur mehr 16°C. Es geht über Österreich und die Schweiz bis wir nach der italienischen Grenze den Comer See erreichen. Noch immer Regen, stürmisch und kühl. Die vielen Tunnel entlang des Comer See zaubern Tropfen und Sonnenstrahlen im Wechsel auf die Windschutzscheibe.
Mit dem Verlassen der Berge um den Comer See tauchen wir wieder in den Sommer ein: Sonne, Hitze, von Regen keine Spur. Eine ziemliche chaotische Straßenführung wegen Baustellen um Mailand herum lässt sogar unser Navi fast verzweifeln, die Autobahnzufahrt nach Turin zu finden.
Schließlich gelingt sogar dies und wir fahren die letzten 250km, die Berge im Blick, auf unseren Zielort zu.
Nach insgesamt 24 Stunden kommen wir auf dem uns fast schon heimatlichen Campingplatz Gran Bosco in Salbertrand an und bauen unser Zelt auf.
Sonntag, 28.08.2011
Morgens als wir aus dem Zelt herauskrabbeln ist es noch ziemlich kalt, schließlich sind wir an die 1000m hoch gelegen. Wie üblich nehmen wir unser Minifrühstück aus Cappuccino und Cornetto ein und machen uns dann auf auf unsere Tour. Kurz bevor wir aufbrechen, kommt noch ein Neuankömmling an: es ist Sven aus dem Enduroclub, der von seiner Tour von Avignon über den Passo Tre Croce ankommt.
Unsere Tour führt uns nach Oulx weiter nach Cesana zum Lago Nero. Zunächst führen leichte Schotterstraßen hinauf über Wandergebiete, viele Wanderer sind unterwegs und einige Ausflugsfamilienautos.
Ab der kleinen Ansiedlung Sagna Longa kommt die Betafahrerin bereits an ihre Grenzen beim Bergauffahren. Beim Bergabfahren über den groben Schotter muss das 1.Gangfahren um die Kurve mit gezogener Kupplung und getretener Hinterradbremse erst mal wieder geübt werden.
Wir wählen den Weg abwärts Richtung Bousson und pausieren mittags in Sauze di Cesana in der Sonne vor einer Bar bei den jetzt ruhenden Skiliften. Ungetrübter Blick auf den Mont Chaberton. Als wir wieder losfahren sind wir unschlüssig, ob wir hier in den Einstieg ins Val Argentiera hineinfahren dürfen. Noch das nicht eindeutige Schild studierend kommt ein Mountainbiker vorbei. Den fragen wir, auf Stolperitalienisch, ob die Strecke für Motorradfahrer erlaubt ist. Der antwortet: „oui, oui, trés jolie“ und uns kommt´s erst beim Weiterfahren, dass das ja ein Franzose war… ob der wohl auskunftsrelevant ist?
Aber wir sehen dann, dass dies ein Nebenweg ist, der nach 3000m auf den Hauptweg trifft, der durchaus auch von Motorrädern und Autos befahren wird. Zunächst geht es gemütlich trabend über leichten Schotter sanft bergauf. Wir passieren Gebirgswiesen neben Bergflüssen auf denen italienische Familien sonntäglich campen, picknicken und Federball spielen.
Nach mehreren Kilometern geht es dann doch recht steil über gröberen Schotter hinauf, die Gashand tut ihr Bestes. Unsere beiden Maschinen klettern bergauf und erklimmen die 2100er, 2200er und 2300er Höhengrenze. Nach der xten Steilserpentine aus Schotter muss der konditionell stärkere Husqvarnafahrer alleine die restlichen 100 Höhenmeter bis zum Ende der Fahrstrecke bewältigen. Am Rifugio trifft er vier Endurofahrer mit Münchner Kennzeichen, die dort pausieren.
Die Betafahrerin lädt ihre Energielager beim Beobachten der einheimischen gelbgrünen Alpinheuschrecke wieder auf. Von denen tummeln sich hier auf dem grauen Stein hunderte, sie genießen die sehr warme Sonne und führen ihre Balztänze aus.
Die Abfahrt vom höchsten Punkt des Val Argentiera bietet wieder Möglichkeiten des Übens aber auch der Entspannung und des Genießens. Kleiner Schreck noch beim Halt bei den Campingwiesen: mit Ausmachen der Maschinen hört die Betafahrerin ein dröhnendes Summen in ihrem Kopf, wird hysterisch, schreit: „Hörst du das…eine Hornisse oder so was ist in meinen Sachen!!!“ und schmeißt ihren Rucksack im hohen Bogen in die Pampa. Der Huski-Guide hört nichts und denkt, jetzt hat die Höhenluft ihren Geist umnachtet. Doch bei der näheren Prüfung, Helm abgesetzt und Ohr an Helm, hört man im Helm ein kräftiges Summen. In der zurück liegenden Menschenpause hat sich anscheinend ein Brummfliegdingens durch einen Lüftungsschlitz ins Helminnere reingeschlichen, ist dann mitgefahren und versucht nun durch Turboflügelschlag sich zu befreien.
Martin baut den halben Helm auseinander, doch es nützt nichts, das Viech bleibt drinnen und summt weiter. Wir schließen draus, dass wenn wir´s nicht befreien können, es wohl auch mich nicht in den Kopf stechen kann während der Fahrt. Also fahren wir nun mit dem Brummviech im Helm weiter.
Kurz vor Sauze di Cesana kommen wir wieder auf die Alphaltstraße und kurven gemütlich heim zum Campingplatz in Salbertrand. Wir genießen noch ein Stündchen die Abendsonne und duschen anschließend heiß und ausgiebig, um dann zusammen mit Sven zum Abendessen in das Platzrestaurant zu gehen.
Montag, 29.08.2011
Mit Sonne begrüßt uns auch dieser Tag als wir gegen halb neun aus dem Zelt krabbeln. Die österreichischen Platznachbarn packen zusammen und die italienischen Großeltern mit den beiden Enkeltöchtern im Adriatik-Wohnmobil schlafen noch. Wir rücken unseren kleinen Tisch in ein Sonnenfleckchen und Martin plant mögliche Ziele für die kommenden Tage.
Wir fahren nach Sauze d`Oulx und suchen die Auffahrt zur Strada dell`Assietta. Die LKW, die die Skipisten und Lifte die Wintersaison vorbereitend instand setzen, haben die Auffahrt weitgehend planiert. Dennoch ist zu Beginn die Steilheit so enorm, dass die Betafahrerin schon fast wieder ´ne Krise bekommt. Einmal müssen wir ein ganzen Weilchen hinter einem Teile liefernden LKW herzuppeln, der es mit seiner Ladung kaum an den Bäumen links und rechts vorbei schafft. Wir lassen Abstand von einander, damit die hinten Fahrende nicht total mit dem von den Reifen aufgewühlten Sand voll geduscht wird.
Und da beginnt sie nun, die Assietta. 26km liegen vor uns, kurvig, schottrig, teils schmale Kehren, weite Blicke in die atemberaubende Landschaft. Ein Tross von Geländefahrzeugen aus Niederbayern kommt uns entgegen, wir drücken uns an den Straßenrand. Ein Jimny, der da auch mitfährt hat das originelle Kennzeichen SIM-NY….. Im Verlauf der Befahrung kommen uns weitere Geländefahrzeuge, Endurofahrer, aber auch voll bepackte Dickschiffe entgegen.
Bei einem Stopp treffen wir auf zwei Endurofahrer aus Ostfriesland. Der eine fährt auch eine Husqvarna, eine TE 511, und er klagt darüber, dass das Öl mit Benzin verdünnt wurde bis die überschüssige Menge über die Kurbelgehäuseentlüftung in den Luftfilterkasten gedrückt wird und seine Maschine beschmaddert. Diesen Fehler zeigt die Maschine nun schon wiederholt, er hat den zweiten Motor eingebaut bekommen. Der Ostfriese fragt Martin, ob er eine Idee hat dazu. Hat der aber auch nicht.
Wir wünschen den beiden noch viel Glück und setzen unsere Fahrt bis zum Col de Finestre fort. Dort stärken wir uns mit einem Cappuccino und fahren dann die kurvenreiche Schotterstrecke bergab. Martin düst voran und ich zuppel im gemäßigten Tempo –hin und wieder mich doch trauend einen PKW zu überholen- hinterher. Als der Schotter wieder in Asphalt übergeht hat Martin eine hübsche Pause gehabt bis ich ankomme.
Auf den nachfolgenden Kehren und Kurven hinab nach Susa kann das Straßenkurvenfahren wieder prima geübt werden.
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages lassen wir noch auf den müden Körper einwirken als wir zurück auf dem Campingplatz sind, bevor wir uns heute nach Oulx hinein aufmachen um dort zu speisen.
Dienstag, 30.08.2011
Nach einer langen Nacht….man ist doch immer ziemlich k.o…..geht es morgens in Richtung Bardonecchia, wir wollen eigentlich zur Mulatiera fahren. Zuvor machen wir noch einen Abstecher zum Einstieg auf den Sommelier um bei Rochemolle zu gucken, was auf dem Ver- und Gebotsschild steht. Unterwegs treffen wir auch wieder Sven, der heute mit einem Mitfahrer den Sommelier erklimmen will. Als in Rochemolle kein Schild zu finden ist- vielleicht sind alle Verbote jetzt Ende August auch schon entfernt….entscheiden wir uns um und nehmen uns den Sommelier auch vor. Daniela kann eine Mitfahrt vorerst nur bis zum Rifugio zusagen. Die Aussicht, die knapp 3000m mit den vielen Kehren und den ausgedehnten Grobschotterpassagen zu schaffen, scheint wenig realistisch und gar nicht attraktiv. Da helfen auch Martins Ermunterungsworte nichts. Wir schließen einen Deal: er fährt erst mal allein hinauf und lässt im Nebenfilm den Check laufen, ob er´s ihr zutrauen würde. Eventuell, ganz eventuell würd sie´s dann auch probieren, bei einer für ihn zweiten Auffahrt. So trennt man sich gütlich um 12Uhr, Martin saust in die Höhe und Daniela lagert sich am Bergbach. Zwei Collies, die spazieren geführt werden, wollen das Lager mit teilen, der eine pinkelt ein bisschen sogar den Rucksack an… bis die italienische Besitzerin die beiden Tiere resolut zu sich ruft und der lagernden verhinderten Endurofahrerin mehrfach: “no aggressivo! (Die tun nichts) zuruft.
Nach einer Stunde kommt Martin zurück und ist mehr denn je der Überzeugung, dass auch die ängstliche Daniela unter seiner Anleitung die Auffahrt schaffen kann.
Okay, denn los. Martin sagt, wir machen ´ne Kaffeefahrt. Drei Großteilstücke: zunächst die engen Kehren hinauf: stehend, immer erster Gang, Kupplung ziehen, außen anfahren und nach innen ziehen, Kupplung vorsichtig lösen und gleichzeitig Gas geben. Es klappt
Der 1. Teil ist nach gut einem Dutzend Kehren überwunden. Dann kommt der entspanntere zweite Teil: Leichtschotter, teilweise auch etwas gröber, keine großen Steigungen, stetig und sanft bergauf im zweiten und dritten Gang. Nach einigen Kilometern kommt der schwierigste dritte Teil: grober bis gröbster Schotter, deutlich bergauf und in den Kehren eine andere Technik: im Sitzen mit gezogener Kupplung, mehr eiernd als fahrend, manchmal auf füsselnd… also den Preis fürs elegante Fahren bekomme ich nicht. Aber last not least hat Martin Recht gehabt: er hat mich ernsthaft auf den Sommelier gecoacht. Ich bin stolz! Und ich glaube, er auch ein wenig. (Martin: Stimmt!)
Bergab wird´s manchmal für mich etwas kitzelig, aber bis auf die vorvorletzte Kehre geht alles gut, konditionell wohl anstrengend. Eine kleine Schrecksekunde und fälschlicherweise die Handbremse zu doll gezogen und plumps liegen Fahrerin und Beta im Staub. Bremshebel leider wieder an Sollbruchstelle gekürzt.
Nach der ganzen Abfahrt gibt es noch vor dem Heimfahren einen Cappuccino in Bardonecchia. Auf dem Campingplatz kontrolliert Martin die Luftfilter der beiden Maschinen und fettet die Ketten.
Mittwoch, 31.08.2011
Nachdem nun der Sommelier als Etappenziel gestern geschafft wurde, nehmen wir uns heute die Route am Lac Roterel vor. Die 20km bis Susa werden straßenkurventauglich besser als vor zwei Jahren gefahren und wir tanken die Moppeds noch mal voll bevor wir von Susa in Richtung französische Grenze, Lac Mont Cenis, weiterfahren. Unterwegs gibt’s noch eine kleine Lehr- und Trainingseinheit für Daniela: Kurvenfahren im 3. Gang, Gas weg vor und an der Kurve, sobald man die Kurve einsehen kann, Gas wieder aufgedreht. Diese kleinen Hinweise sind wirkungsvoll und verbessern die Fahrlaune.
In Bar Ceniso noch ein Cappuccino auf der Sonnenterrasse der einzigen offenen Bar und dann kurz hinter dem Ort links hinein auf die Route. Schon bekannt ist die verhältnismäßig steile Auffahrt bis zum Anglersee, die geht auch gut. Doch dann beginnt das Elend: ein alter Weg mit total verworfenen, Hochkant aufgerichteten Steinplatten. Noch geht es, wenn man im ersten oder zweiten Gang darüber brettert. Doch wie erwartet wird’s ab der Steinbrücke heftig, zu heftig. Das Hochkant der Steinplatten wird zum Superhochkant und Daniela kommt an ihre Grenzen und tritt in den Streik. Dies führt dazu, dass Martin beide Maschinen hintereinander runter fahren muss.
Sehr anstrengend für ihn, denn er muss jedes Mal wenn er sein Mopped runtergebrettert hat, wieder den steilen Steinweg hochlaufen um die Beta zu holen.
Nach der zweiten Steinbrücke beim Bachdurchlauf beendet Daniela den Fahrstreik und schafft die verbleibende Strecke selbst zu fahren. Erleichterung auf allen Seiten.
Wir fahren dann links ab, am Lac du Mont Cenis entlang. Martin fährt flott voran, ich folge mit Abstand um nicht den ganzen Staub zu fressen. Er wartet dann wie ein Ritter hoch zu Ross bis seine Betafahrerin eintrudelt.
Eine kleine asphaltierte Straße führt ins Tal hinein. Am 2. Rifugio endet der Asphalt, kein Verbotsschild ist zu sehen, einige Wanderer sind auf der weiter bergwärts führenden Straße unterwegs. Wir sind noch unschlüssig, ob wir hier fahren dürfen, wagen es dann (wegen des nicht vorhandenen Schildes). Jedoch nach circa 1km hält uns ein freundlicher Herr auf, der erklärt, dass in Frankreich wohl seit 2007 alle Offroadstraßen für motorisierte Fahrzeuge gesperrt sind- mit und ohne Hinweisschild dazu. Er erzählt noch Horrorgeschichten von Geld kassierenden Polizisten und hohen Strafen, die man sowohl in Frankreich wie auch in Spanien abdrücken muss, wenn man erwischt wird. Wir bedanken uns und kehren wieder um.
Am Lac du Mont Cenis entlang fahren wir bis zur Hauptstraße, die landschaftlich reizvoll über eine schöne Kurvenstrecke wieder nach Susa führt. Noch einmal pausieren bei Kaffee und Panino in Bar Ceniso… die Barbesitzerin erkennt uns nicht wieder… und so dann ein Abstecher ins Val Clapiera. Wieder eine kleine, kurvenreiche, wenig befahrene Straße, die nach circa 8km in Schotter übergeht. Vorbei an einer Ansiedlung von wenigen Häusern führt die Straße an ein riesiges, trockenes Flussbett in dem große Steine wie Mahnmale der Wasserkraft liegen und auf das Öffnen der Schleusen zu warten scheinen. Hier spaltet sich der Weg: links geht er nach 500m in einen Singletrail über und rechts führt er nach noch wenigen Metern in einen Fahrweg aus groben, aufgeschütteten, nach oben ragenden Schottersteinen. Beide Wege tippt Martin nur an, es ist ihm jedoch zu kitzelig, diese alleine jetzt zu fahren. Und was mich betrifft: no chance.
Der Versuch, die auf einer alten (10 Jahre alten) Karte Abkürzung, Susa umgehend, nach Chiamonte leitend, zu finden scheitert. Zwar fahren wir durch nette kleine Dörfer und bekommen etwas vom Lokalkolorit mit, was nett ist, aber nicht das Ziel war.
Donnerstag, 01.09.2011
In der Nacht trommelte stetig Regen aufs Zelt und wir haben vorsichtshalber die auf dem Boden liegenden Sachen noch auf die Taschen rauf gelegt (falls ein Bach durchs Vorzelt läuft…). Morgens dann noch Restregen und bewölkter Himmel. Wir nehmen den Jimny, lassen die Motorräder daheim und fahren nach Bardonecchia und suchen dort den Einstieg zum von Sven beschriebenen Tre Croce Pass. Verborgen auf einer Straße hinter dem donnerstäglichen Wochenmarkt finden wir den auch mit der Hinweistafel, dass zwischen 01.07. und 31.08. das Befahren freitags, samstags und sonntags nur vor 09:00 und nach 17:00 Uhr gestattet ist. Ein Lob, dass es September ist und auch noch donnerstags. Der Jimny windet sich über eine enge, mit großen festen und losen Steinen bepflasterte Straße über Kehre an Kehre in die Höhe. Zunächst geht es lange durch den Wald. Bei knapp 2000m verlässt der Weg die Baumgrenze und öffnet sich in das herrlichste Bergpanorama. Geradeaus ginge es in den Abgrund, doch rechts führt der Weg weiter, vorbei an einem Schild, das auf das Befahren auf eigenes Risiko hinweist. Hinauf auf knapp 2300m über grobe Gleisbettsteine klettern wir mit dem Jimny. Dann parken wir ihn in einer Ausweichbucht und laufen zu Fuß noch einige Höhenmeter hinauf, wo wir eingestürzte Bunkerbauten finden.
Abwärts ist die Fahrt dann ziemlich kitzelig, da wegen des Regens der vergangenen Nacht Steine und Passagen glitschig sind und die Kehren sehr eng.
In Bardonecchia trinken wir den teuersten Cappuccino der Reise (einer muss immer der teuerste sein!) und verlassen dann das jetzt sehr verschlafene Touridorf in Richtung Fenils. Wir wollen uns noch den Einstieg zur Chabertonroute anschauen, der so oft zitierte Bergbauernhof an dem erlaubtes motorisiertes Weiterfahren endet.
Zurück auf dem Campingplatz beschließen wir, dass Daniéla für heute am Platz in der Sonne bleibt (um die errungenen Erfolge nicht für glibschige Steine zu gefährden) und Martin noch einen Alleingang zum Passo di Mulatiera macht.
Freitag, 2. September 2011
Wieder schönes Wetter und da morgens ab 7:30Uhr ordentlich Krach ist- Autotüren zuschlagen und Frühstücksgemurmel- sind wir früh auf den Beinen und beginnen unsere letzte Tour auf den Mont Jafferau bereits um 9:15Uhr. Wir wählen den Einstieg kurz vor Bardonecchia über Clots. Es geht zahlreiche Serpentinen hinauf, wechselnd Erdreich und Schotter, weitgehend durch Wald. Kurz nach der Baumgrenze kommt man über Verbindungsweg zum Fort Foens auf die Jafferaustraße. Wir treffen die „Warner“ vom Lac du Mont Cenis wieder, heute im Mercedes G unterwegs. Die zwei Männer freuen sich offensichtlich uns wieder zu treffen und Ich lege dann noch einen Sturz in der Kehre hin als ich beim Runterschalten den Leerlauf statt des 1. Gang erwische. Die Maschine reagiert prompt und kippt einfach um. Bluterguss am linken Knie und verstauchtes rechtes Fußgelenk sind die nicht folgenschweren Ergebnisse.
Weiter geht es auf der Jafferaustraße hinauf zum Gipfel. Abwechslungsreich gestaltet sich die Tour: gemütliches, meditatives Leichtschotterbergauffahren und dann auch grobes Steinplattenkreischgezerre. Oben auf 2700m ist es sonnig, schön und mit unglaublichem Panorama gerahmt.
Auf dem Weg abwärts fahren wir natürlich über die Tunnelstrecke. Dies ist spannend: wie der einer der Mercedes G Fahrer meinte: mit 120m die längste Waschstraße Italiens.
Ich bin froh, dass Martin mir voraus fährt und ich in seinem Lichtkegel einigermaßen durchgeleitet werde. Die nach dem Tunnel abgehende Abfahrt ist lustig und entspannt: Huckel und große Kehren 15 km Abspann.
Nach einem Snack in Oulx sind wir gegen 15Uhr zurück auf dem Campingplatz und fangen an unseren Heimweg vorzubereiten indem wir die Motorradräder in den Hänger laden und die Siebensachen zusammenpacken.
Dann passiert doch noch ein Unglück und Martin haut sich volles Rohr seinen Kopf an einer Strebe im Hänger an: mit dem Ergebnis einer 3cm langen blutenden Platzwunde.
Ich weiß nicht bei wem von uns der Schreck größer ist, jedenfalls plädiere ich für eine Arztgang und Zunähen, aber Martin setzt sich durch und wir tupfen das Blut nur ab, desinfizieren, und überlassen den Heilkräften der Natur das Übrige.
Nettes erfreuliches Detail am Abend: eine Honda Supermoto kommt auf den Platz und als der Fahrer den Helm absetzt und auf uns zukommt, begrüßt uns Udo, den wir hier vor zwei Jahren kennengelernt haben. Leider beginnt sein Urlaub hier morgen, wo wir abfahren, aber wir verabreden uns locker für kommendes Jahr. Same time same station.
Es war eine wunderbare Woche und sie ist unbedingt wiederholungswürdig.