Sonntag, 27. August 2017
Bildungsurlaub in Irland. Wir waren noch nie in Irland zuvor und nun fliegen wir heute ab auf die grüne Insel in die Republik Irland. In Dublin gelandet ziehen wir unsere Taschen durch endlose Gänge und stehen dann in endlosen Schlangen vor den Einreiseschaltern um dann endlose Minuten auf den Shuttle zum Rental Cars Park zu warten.
Als Belohnung erhalten wir aber dann einen putzigen hellblauen Mini und Martin steuert den erst vorsichtig, dann immer sicherer über die Linksverkehrautobahn nach Süden. Am Abend treffen wir im Seminarhotel Westlodge in Bantry ein und werden als letzte ankommende Teilnehmende von der Reiseleiterin Simone begrüßt.
Wir tapern hinein in den kleinen Ort Bantry. Hübsch anzusehen mit verwinkelten, bunt angemalten Häuschen an der Bucht. Wir essen Fish und Chips mit Essig und nehmen im Hotel noch einen Absacker.
Montag, 28.August 2017
Große Ouvertüre am Morgen: mit einem opulenten irischen Frühstücksbuffet mit Eiern, Würstchen, Bacon, Porridge, Obst, Brot, Toast, Black – und Whitepudding, Marmelade, Joghurt, Obstsalat und und und … beginnt der nieselregnerische Morgen.
Gleich nach dem Frühstück beginnt das Bildungsseminar im „Harbour Room“. Einführung in Land und Leute, gegenseitiges Kennenlernen und Programmablauf für die Woche. Damit sind wir nach gut zwei Stunden durch und hüpfen dann in einen Kleinbus, den Pauline, eine hübsche dunkelhaarige Irin lenkt. Die Fahrt geht über kleinste Straßen entlang der nördlichen Buchtküste bis zum Ende des Fingers, nach Mizen Head.
Dort ist es mittlerweile nebelig und der Regen nimmt zu. Nach einer Lachsquiche und einem Stück Rhababerkuchen mit Sahne verkleiden wir uns mit Regenhosen und Windbreakern und folgen dem netten Guide Finn hinaus auf die Spitze der Halbinsel. Wir lauschen den Geschichten zum Leuchtturm und dem Signalhäuschen, das den Schiffen im Atlantik bei undurchdringlichem Nebel und in Dunkelheit Orientierung gab und gibt.
Dann laufen wir noch bei Low-Tide, also Ebbe, am Strand entlang und erfahren viel über den großen Seetang und sammeln Muscheln.
Auf dem Heimweg entlang der südlichen Seite des „Fingers“ halten wir bei aufklarendem Himmel bei einer alten Altarstätte, Dolmen, und vertreten uns nochmal die Füße über den Klippen von Crookhaven.
Müde landen wir wieder im Hotel an und genießen dann am Abend das „Barfood“ hier im Hotel mit z.T. halben Portionen und einem Absacker in der Hotelbar mit einem dudelnden Einmannperformer.
Dienstag, 29.August 2017
Den Regen haben die Atlantikwinde verscheucht. Die Temperaturen bewegen sich um die 17° C.
Wieder üppiges irisches Frühstück, dann zwei Stunden über die „wetlands“ (Moore) und Irlands desaströsen Umgang mit der eigenen Ressource Öl (es sträuben sich die Nackenhaare!). Gegen 11Uhr läuft die Gruppe los nach Bantry und am Peer wartet Tim, ein Ire mittleren Alters mit gewaltigem Bauch. Er schippert uns nach Whiddy Island und drumherum, zeigt uns die Muschelbänke und erklärt viel zu alten Kämpfen um die Bucht und den Geschichten, die zur Insel gehören. Simone, die Seminarleiterin, erklärt alles immer nochmals auf Deutsch – nicht immer ist es einfach, das irische Englisch zu verstehen. Klingen tut es schön.
Wir laufen rum auf der Insel, viele Kilometer. Sehen den alten Friedhof – Steine als Grabsteine ohne Inschriften, sehen ein Pferd auf einer von alten Reusen vermüllten Wiese und sehen riesige Öltanks, in denen Großteile der irischen Vorräte lagern.
Ein Teil der Gruppe besucht noch die alte Schule der Insel, die seit 25 Jahren nicht mehr genutzt wird – aber in den Hochzeiten 80 Schülerinnen und Schüler gleichzeitig unterrichtete. Auf der Insel höchstem Punkt befindet sich ein Wehrfort aus vergangenen Zeiten.
Ein kleinerer Teil der Gruppe will die letzten der 15 Tageskilometer nicht mehr mitgehen und verweilt schwatzend und dösend in der Sonne.
Dann geht es zurück auf dem Fährboot, diesmal ohne Zwischenstopps und in Bantry verabschieden wir uns von Tim.
Wir beide kaufen noch Wasser ein und schleppen uns dann heim ins Hotel. Dort speisen und absackern wir und plumpsen erledigt ins Bett.
Mittwoch, 30.August 2017
Nieselregen am Morgen, aufhellend ab 11 Uhr – das passt! Nach dem Intrudo über die keltische Vergangenheit und die Verwicklungen im heutigen Vorhaben „Lachsfarm“ brechen wir auf – wieder mit Pauline im Schulbus – nach Glengarriff. Dort geht es erstmal hinein in die örtlichen Strickwarengeschäfte auf der Suche nach dem echt irischen Pullover. Und er wird gefunden!
Nach einem (überfälligen!) Kaffee und einem Scone geht es mit der Blueferry und Cierian auf die Garnish Island. Cierian erzählt uns über die Organisation „Save Bantry Bay“ und deren Engagement gegen das Vorhaben der Regierung, Lachsfarmen in der Bantry Bay zu erlauben.
Cierian erklärt gut und eindrücklich und die Atlantikseehunde und ein Seeadler, die seine Ausführungen im Hintergrund beäugen, verleihen ihnen Nachdruck. Wir werden in Zukunft weniger Lachs essen!
Nachdem wir übergesetzt sind auf die Garnish Island führt uns Simone durch die von Engländern im 18.Jahrhundert angelegten „Italienischen Gärten“ der Insel.
Zurück geht es auf dem Boot und die Seehunde dösen weiterhin auf den Felsen.
Pauline nimmt uns wieder in ihren Schulbus auf und macht noch einen Ausflug hinauf auf die windige und kurvenreiche alte Handelsstraße, die zwischen den Countys Cork und Kerry verläuft. Auf 480m Höhe springen die neonfarben gekennzeichneten Schafe herum, bläst ein heftiger Wind die Haare aus dem Gesicht und eröffnet sich ein phantastischer Weitblick über die ganze Bucht. Hier oben auf dem höchsten Punkt der Grenze zwischen den Countys – so sagt zumindest die Legende – ist 1642 ein irischer Priester gejagt von englischen Häschern zusammen mit seinem Pferd in die Tiefe hinab gesprungen, weit geflogen und in Bantry unversehrt gelandet.
Abends wieder im Hotel angekommen, haben wir gleich eine Gruppendiskussion mit Manfred, einem vor knapp 30 Jahren nach Irland ausgewandertem Deutschen. Dann schließt sich ein Abendessen mit anschließendem Barbesuch an. Wir verbringen einen netten Abend mit zwei Reiseteilnehmerinnen bei schöner Livemusik.
Donnerstag, 31.August 2017
Lilly wird heute fünf – mein Gott, ist es schwierig die kleine Lady ans Telefon zu bekommen!
Fast den ganzen Tag gibt´s heute keinen Regen. Nach einer äußerst ermüdenden Vormittagsrunde im Seminarraum, die eher einem Stammtisch ähnelt als einer gepflegten Diskussion, machen wir uns auf nach Bantry downtown.
Die alte Dame Hazel führt die Gruppe durch die Stadt und berichtet überdetailliert von den Ups and Downs. Der Mehrwert hierbei ist hinterfragungsfähig.
Mittags ist dies überstanden und die Kaffeepause ist redlich verdient. Dann geht es zu Fuß zum Bantry House, dem die Gegend beherrschenden großartigen Landhaus aus dem 17.Jahrhundert. Wir bestaunen den gepflegten, wunderschönen Garten und bekommen eine Führung durch das Haus von der „Schlossherrin“ Sophie. Die junge Frau ist direkte Nachkommin des ehemaligen Earls. Sehr frisch, kompetent und völlig ohne Allüren erzählt sie uns über das Anwesen, die Familiengeschichte und die aktuellen Aufwände in Mensch und Geld um auch zukünftig dieses schöne Anwesen zu halten.
Der letzte gemeinsame Abstecher des Tages geht dann noch durch den Park des Bantry House nach Kilnaruane, einer aus keltischen Zeiten stammenden heiligen Stätte.
Martin und ich wandern dann zurück nach Bantry, essen dort Muscheln und Seafood Chowder und freuen uns hernach auf eine Pause im Hotel.
Am Abend geht´s dann noch einmal zu Fuß nach Bantry hinein, da heute Pub-Besuch mit Livemusik angesagt ist.
Freitag, 01.September 2017
Es war ein phantastischer Abend gestern! Ganz hinten im Pub Ma Murphy in einer Art Biergarten spielten drei bis sechs Musiker, Iren, ein Italiener, ein Amerikaner. Alle, die dabei waren, waren sehr ergriffen. Gegen 0:30 Uhr kommen wir wieder im Hotel an.
Beim letzten Gruppenzusammentreffen mit den Teilnehmenden am Bildungsurlaub steht das Feedback geben und die eigene Reflexion im Mittelpunkt. Nach Aushändigung der Teilnahmeurkunde verabschiedet man sich rundherum herzlich.
Dann geht es mit Sack und Pack und dem kleinen Mini Richtung Bantry. Bei allerschönstem Sonnenschein laufen wir über den Wochenmarkt und sagen dem Städtchen Good-Bye.
Unser Weg führt uns nun auf den Ring of Beara, der kleineren Ausgabe des Ring of Kerry. In Glengarriff steigen wir in die beschriebene Tour ein und fahren in einer offenen Acht zunächst die Südküste gen Westen. Wir biegen dann ab der „Taille der Acht“ ab in die spektakuläre Bergwelt der Caha Mountains. Reinstes irisches Zauberland umgibt uns! Über den Healy-Pass geht es hinein nach Kerry auf die andere Seite der Halbinsel.
Die spektakulären Blicke verursachen viele Panoramastopps und die superenge Straße zwingt uns immer wieder zum vorsichtigen Manövrieren bei entgegen kommenden Fahrzeugen. Martin macht dies mit großer Aufmerksamkeit und einer scheinbaren Leichtigkeit.
Wir fahren bis an den südwestlichsten Zipfel Irlands: Dursey Island.
Dann geht´s entlang der Südküste wieder zurück bis Glengarriff. Dort finden wir ein nettes B&B und stromern durch das Dörfchen am Abend, hauen uns den Bauch mit Pommes Frites und Steak voll und purzeln müde ins Bett.
Ein Tag , der mit „phantastisch“ begann und mit famos endete!
Samstag, 02.September 2017
Der Burner waren Zimmer und auch Breakfast nicht (Tee mit gechlortem Wasser …), aber gut … sind wir mal nicht so zimperlich ...
Gegen 09:30 Uhr kommen wir los und tuckern über kleine Straßen Richtung Cork. Kleiner Rumpser auf der Straße: bei entgegenkommendem Verkehr fahren wir zu weit links, überholpern eine Einfahrtsstufe zu einem Grundstück und erschrecken. Wir laufen zurück und finden die vordere Radkappe im Straßengraben.
Vorsichtig geht es weiter und ab Cork auf die Autobahn. Zwischenstopp beim Rock of Cashel. Lustigerweise treffen wir dort sogar einen unserer Seminarteilnehmer wieder.
Die restlichen 150km bis Dublin Airport verlaufen ähnlich unkompliziert wie das Zurückgeben des Mietautos. Keine fünf Minuten nach Abgabe wird er schon zu weiteren Zwecken entführt.
Uns bringt der Shuttlebus zurück zum Terminal 2 und von dort ein Linienbus in die Innenstadt Dublins. Das vorgebuchte Hotel ist schnell gefunden und nach einigem Hin- und Her schaffen wir es dann doch das vertrackte Zimmertürschloss zu verriegeln und ziehen los zur ersten Stadterkundung.
Genug vom irischen Frittenreich fallen wir zurück auf unsere alte Leidenschaft und kehren am Abend ein bei einem Italiener.
Zurück geht´s durch den Templebar Bezirk in dem die Leuchtreklamen um die Wette mit den Junggesellen/innen-Abschiedsgruppen eifern um den Pokal der Skurrilität.
Den Absackerwhiskey nehmen wir im hauseigenen Pub ein und stiefeln bloß noch zwei Etagen höher zu unserem Zimmer. Juchei… das Zimmertürschloss geht auf!
Sonntag, 03.September 2017
Die Wettervorhersage prophezeite Dauerregen. Als wir morgens auf die verschlafenen Straßen Dublins schauen tröpfelt es etwas und das war´s dann auch für den Tag. Tja, Glück muss man haben!
Wir tigern durch das morgendliche Dublin, frühstücken im Bahnhofscafé und suchen nach einer Gepäckaufbewahrung für unsere – noch im Hotel zurückgelassenen – Trolleys. Finden aber nichts. Wir kaufen uns ein Tagesticket für den Hop-on-hop-off-Bus und schlendern mit selbigen erstmal bis mittags zurück zu unserem Hotel. Glücklicherweise hat jetzt das angeschlossene Pub schon auf und die lieben Leut´ nehmen unser Gepäck in Obhut.
Also können wir unbeschwert – im wahrsten Wortsinne – wieder in den nächsten Hop-on-Bus hoppen und auf Stadterkundung im Oberdeck des Busses gehen. Wir sehen die berühmte Guinessbrauerei und den Dublin Palace, eine Art Burg, wir durchfahren die Innenstadt mit den schönen Straßenzügen und bewundern das Hotel in dem schon Marylin Monroe, J.F. Kennedy und Bruce Springsteen abstiegen. Wir sehen das schon sehr gruselige Denkmal der halbverhungerten Auswanderer und das restaurierte Schiff, das diese nach Nordamerika brachte.
Knapp zwei Stunden erleben wir die Stadt vom Bus aus. Mittlerweile ist es quirlig geworden in Dublin und die Straßen sind voller Menschen, die Geschäfte haben auch auf am Sonntag.
Zum Abschluss gehen wir noch ein bisschen shoppen bevor wir uns auf den Weg machen, unser Gepäck im Pub abzuholen und den Flughafenbus zu erwischen.
Am Flughafen erwartet uns modernste Selbsteinchecktechnik und gegen 18 Uhr verlassen wir dann Irland gen Berlin.
Die Uhren werden wieder vorgestellt und abends um 22 Uhr kommen wir zuhause an. Wir sind uns einig: nach Irland wollen wir noch einmal – mit mehr Zeit im Gepäck – fahren.