Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
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Dezember 2008 / Januar 2009 Korsika

mit Beta Alp 200 im T4

Diesmal sieht die "Reiseberichterstattung" etwas anders aus: aus den Eindrücken der Korsikareise entstand eine Geschichte, in der viele unserer Erlebnisse verarbeitet wurden. Lest selbst und vergleicht mit den Bildern, was Ihr dann wieder erkennt. Viel Spaß beim Lesen!

Weihnachten auf Korsika

Das Wetter in Paris war normal für diese Zeit des Jahres. Etienne zog seinen Schal um Mund und Nase. Er war froh, dass die harten Prüfungswochen in der Sorbonne nun endlich vorüber waren und vor ihm fast drei Wochen ohne Büffeln lagen. Endlich einmal wieder ausschlafen und einfach nichts tun.

Als Etienne durch den Pariser Schneeregengriesel seine Bude im Wohnheim erreichte, war er durchgefroren. Aber er hielt sich nicht lange auf, tauschte seine Kollegmappe mit der schon fertig gepackten Reisetasche und machte sich umgehend auf den Weg zum Busbahnhof. Einmal Paris-Nizza und zurück.

Am Abend fuhr die Fähre, die ihn heimbringen sollte. Heim nach Korsika, der Insel auf der er geboren und aufgewachsen war. Die ihm so nah und so sehr in ihm war, dass er sich oft fremd fühlte in Paris. Ein merkwürdiges Gefühl, wenn man die gleiche Sprache spricht, mehr oder weniger genauso so aussah wie die, die um einen waren und doch diese Fremdheit spürte. Etienne spürte, er war aus einem anderen Holze geschnitzt als die Pariser, er war aus korsischem Holz, ursprünglicher, naturverbundener. Auf der Fähre suchte sich Etienne einen Schlafplatz in den im Winter weitgehend leeren Gängen – im Sommer war hier alles voll von Touristen, die Korsika überfluteten und ein wenig von dem Besonderen dieser Insel in den zwei, drei Wochen ihres Aufenthalts mitbekommen wollten. Etienne verbrachte die Nacht eingemummelt in eine Decke mit Träumen von Eukalyptusbäumen und dem Duft der Macchia, von der berühmten korsischen Fischsuppe und den wunderbaren Desserts, die seine Mutter bereitet.

Morgens um 7:00Uhr am Weihnachtstag kam Etienne in Ajaccio an und er freute sich seinen Onkel am Anlegekai stehen zu sehen. Klarer Himmel, und die aufgehende Sonne über den Bergen in der Ferne. Auf der mehrstündigen Fahrt im Samurai, dem alten aber immer noch jede Bodenwelle nehmenden Geländewagen, bis kurz hinter Sartène hatte Etienne dann alle Neuigkeiten, Gerüchte und Schmonzetten über die nähere und weitläufigere Verwandtschaft und Bekanntschaft seines Heimatorts Grossa durch den Onkel übermittelt bekommen. Der Onkel fragte nicht viel nach Etiennes Studentenleben in der Paris, wichtig war, dass Etienne nun endlich wieder zuhause war. Darüber schienen alle sich sehr zu freuen.

Etiennes Mama weinte ein wenig vor Rührung bei der Begrüßung, sie hatte den Sohn seit dem Sommer nicht mehr gesehen.

In Vorbereitung des Weihnachtsfestes standen Etiennes Mutter und die Großmutter, sowie alle drei Tanten in der Küche, um wie üblich, das üppige Mahl vorzubereiten. Als Etienne fragte, was es denn in diesem Jahr geben würde, zwinkerte ihm die Mamon zu und sagte: „Sanglier“ wie immer, aber diesmal doch besonders.

Etienne packte die paar Sachen, die er in seiner Reisetasche hatte, in seinem alten Kinderzimmer aus, das er wann immer er in Grossa zu Besuch war, wieder bezog und machte sich auf auf eine kleine Runde durch das Dorf. In der kleinen Bar du Sport neben der Kirche waren jetzt am späteren Vormittag schon fast alle Männer des Ortes versammelt. Alle trugen Camouflagehosen, khakifarbene Jacken und hatten ihre Hunde dabei. Ein fast undurchdringliches Stimmengewirr schlug Etienne entgegen als er die Tür zur Bar öffnete.

Mit vielstimmigem Hallo, Schulterklopfen und einem sofort spendierten Pastis begrüßten ihn die Männer. „Etienne, du Lump, endlich wieder da!“ „Na, nun kann es aber endlich los gehen!“ „Da kommt unser Held!“ „Der kleine Etienne, zurück aus der großen Stadt, dorthin wo das echte Leben ist....“...so und ähnlich empfingen Etienne seine ehemaligen Nachbarn, seine vielen Onkel, seine früheren Klassen- und Spielkameraden. Etienne kam kaum dazu selbst etwas zu sagen. Alle redeten wie wild auf ihn ein. Und alle zwinkerten ihn ihm zu, verschwörerisch, aufmunternd, voller Freude.

Gewiss die Bewohner Grossas waren Menschen, die ihr Herz am rechten Fleck hatten, herzlich, ehrlich, vielleicht ein wenig rau, aber in dieser Herzlichkeit und so als hätten sie lang auf ihn gewartet, so hatten sie ihn noch nie willkommen geheißen, wenn er zu Weihnachten heim nach Grossa kam.

Nach dem zweiten Pastis, Etienne war noch immer selbst nicht viel zu Wort gekommen, verebbten die Drückereien und Schulterschläge ein wenig und die Männer sprachen über das, was sie im Moment am meisten beschäftigte: La temps du sanglier.... die Zeit des Wildschweins.

Ach ja, ab Weihnachten brach auf Korsika die Hochzeit der Wildschweinjagd an und jeder Korse, der als Mann gelten wollte, beteiligte sich aktiv an allen Gesprächen und allen Aktivitäten zur Wildschweinjagd. Es gab kein anderes Thema.

Etienne hatte auch früher nie wirklich verstanden, was an der Wildschweinjagd so faszinierend sein sollte. Die kleinen Details darum herum hatte er im Laufe seines Lebens in Grossa natürlich mitbekommen: dass die wertvollen Hunde, mit denen man das ganze Jahr über als Junge prima spielen konnte, ab Weihnachten knallbunte Halsbänder trugen, damit sie nicht versehentlich mit erschossen wurden, wenn die Jagd in vollem Gange war, und dass ebenfalls aus diesem Grunde die Jäger neonfarbene Käppies trugen, dass es für die Insider eine ganz klare Hierarchie gab, wer Treiber, wer Fänger war, dass diese Hierarchie ausgehandelt wurde während des ganzen übrigen Jahres und enorm wichtig war, dass das Zusammenspiel der Fänger ähnlichen Strategieplänen folgte wie die Aufstellung eines Basketballteams bei der Euroleague, dass Zeitpunkt, Wetter, Windverhältnisse und Temperatur bestimmende Größen waren, die zu Erfolg und Misserfolg einer Jagd beitrugen. Und natürlich die vielen Geschichten über Sanglier, seine Gewitzheit, seine Schläue, seine Hintertriebenheit, wie es oft versuchte, die Jäger in die Irre zu führen, wie es manchmal auch schon Männer attackiert hatte, sogar verletzt hatte. Das Sanglier war eine Bestie, der nur mit gut ausgeklügeltem Plan beizukommen war.

All diese Geschichten hatte Etienne hundertmal gehört, sie gehörten für ihn quasi zur Heimatmusik und interessierten ihn nicht wirklich, da er nichts damit zu tun hatte.

Etienne genoss den sanften Anisgeschmack des Pastis, gerne rauchte er mit den Männern die angebotene Gauleois mit vor der Bar in der mittlerweile 14 Grad warmen Sonne und er fühlte sich heimisch wohl endlich wieder seine Sprache hören zu können. Sollten sie doch über ihr so wichtiges Sanglier reden, Hauptsache er war hier, daheim, zu Weihnachten und konnte sich einfach seit langem mal wieder zurücklehnen und ohne etwas leisten zu müssen dazu gehören.

Noch hatte Etienne Aufschub, noch ganze 40 Stunden. Erst kam Weihnachten, der erste Feiertag, ein ruhiges Fest, der gemeinsame Gang zur Kirche, Mutters wundervolles Dessert.

Am frühen Morgen des 26. wurde Etienne durch ein Rütteln an seiner Schulter geweckt. Erstaunt schreckte er hoch, sieht seinem Onkel ins Gesicht: “Ist etwas passiert?“. Der Onkel legte den Finger an seine Lippen und machte „pscht! Weck die anderen nicht...“, dabei lächelte er und schüttelte den Kopf. „Nein, nein es ist nichts passiert. Alles ist in Ordnung. Es geht los, Etienne. Komm!“ Der Onkel zwinkerte ihm wieder zu.

Etienne verstand überhaupt nichts, aber er stand auf und wollte sich anziehen.

Sein Onkel hielt ihm ein in helles Packpapier eingewickeltes Paket hin: „Nein nicht deine Sachen. Diese hier.... ein Geschenk von uns. Für dich.“

Etienne zog die dunkelgrüne wattierte Hose an und den grauen Troyer dazu, auch den khakifarbenen Anorak. Nachdem er auch die chicen braunen Dockers genau in seiner Größe anhatte, folgte er seinem Onkel hinaus in den noch nebelverhangenen Morgen.

Es war kalt, noch war die Sonne nicht aufgegangen, 5 Grad nur. Etienne fror, verstand nicht was dies alles sollte, aber er folgte dem Onkel. Der ging voraus bis zur Kirche, bis zur Bar. Dort standen zu dieser frühen Stunde, überraschenderweise für Etienne, auch die anderen Männer des Dorfes, seine früheren Schulkameraden, seine ehemaligen Nachbarn, und sie alle begrüßten ihn mit großen Hallo, als hätten sie ihn nicht vorgestern erst willkommen geheißen. Auch ihre Hunde hatten die Männer dabei, alle trugen bunte Halsbänder: leuchtendgelbe, neongrüne, orangefarbene.  Jacques, der Wirt der Bar, trug ebenfalls Camouflagekleidung. Etienne hatte ihn noch nie so kostümiert gesehen. Jacques rief: „Etienne, mein Kleiner, nun guck´ mal nicht so kariert! Freu dich, es wurde ja schon Zeit endlich ein Mann zu werden!“ Alle Männer lachten. Etienne verstand überhaupt nichts.

Man drückte ihm eine Schale heiß dampfenden Milchkaffee in die Hand. Er schlürfte ihn dankbar und verlegte sich weiter aufs Schweigen und Beobachten.

Alle Männer hatten, soweit es Etienne sehen konnte, ihre Gewehre dabei. Teilweise lehnten diese lässig, nutzlos an der Hauswand, teilweise waren sie auch geschultert.

Die Hunde waren unruhig, zogen an den Leinen, bellten und sahen ihrem Herren direkt ins Gesicht.

Als Jacques nach zwanzig Minuten mehr festsetzte als fragte „Dann man los, Leute, es wird Zeit. Wir haben noch eine Verabredung!“, stellten alle Männer die nun leeren Kaffeeschalen am Tresen ab und machten sich auf in Richtung Kirchplatz.

Etienne folgte ohne zu fragen. Er ahnte. Hinter der Kirche waren vier Geländewagen geparkt. Mittlerweile war es kurz nach neun Uhr, etwas wärmer war es geworden mit dem Sonnenaufgang, knapp 8 Grad.

Alle 18 Männer verteilten sich auf die Geländewagen. Die munteren Gespräche waren verstummt, schweigend fuhr man los, Jacques voraus als Führender der Truppe.

Es geht ein kleines Stück zurück auf der D21 und dann führt kurz nach Grossa ein Weg nach rechts. Die Frau eines Pärchens auf einem Geländemotorrad ist grade dabei das Gatter zu öffnen auf dem ein Schild verkündet, dass man auf die freilaufenden Rinder achten soll und dass das Gatter wieder verschlossen werden soll. Sie gibt für die Truppe der Geländewagen aus Grossa den Türöffner und –schließer und die Menge der französischen Wageninsassen, alles Männer, bedankt sich und grüßt freundlich. Etienne wundert sich, was die beiden Motorradfahrer hier wohl in aller Frühe vorhaben. Die kleine Kolonne der Geländewagen fährt schweigend weiter. Kaum merklich ist jedes Gespräch verebbt, alle starren angespannt aus dem Fenster.

Der Weg, den sie nehmen ist nicht mehr asphaltiert, er ist breit und lehmig, sehr feucht von der Nacht zuvor, Spurrillen und Steine, große Pfützen. Die großen Reifen der Wagen verursachen Spritzfontänen. Die angekündigten freilaufenden Kälbchen und ihre Mütter bewundern und bestaunen den morgendlichen Wintertross, nehmen dann aber doch im Galopp reißaus. Die Landschaft ist wunderschön: Macchia und die überall nun gleichzeitig blühenden wie auch fruchtbehängten Erdbeerbäume. Etienne verliert sich fast ins Träumen.

Dann ein erster kleiner Schock als nach einer Kurve eine große Blutlache dabei ist in den Boden einzusinken, eine zweite Blutlache wenige Meter danach. Etienne begreift sofort, dass hier erfolgreich Wildschweine gejagt wurden.

Wenige Minuten nach den Blutlachen hält Jacques mit seinem Defender unter einer Baumgruppe an und steigt aus seinem Fahrzeug. Die anderen Wagen parken direkt daneben und alle Männer steigen aus. Auch Etienne.

Die Hunde, jetzt alle an der Leine, sind aufgeregt, sie ziehen und zerren an ihrem Geschirr. Jacques legt den Arm um Etiennes Schulter, er drückt ihm ein Gewehr in den Arm. Etienne möchte es zurückweisen, aber als er des Onkels Blick sieht, nickt er Jacques zu.

Die Männer sind eingespielt. Sie gehen in langen Schritten einige 100 Meter den Lehmweg zurück. Wie in einer einstudierten Choreographie verteilen sie sich um den Talkessel um den der Weg führt. Dichte Macchia macht den Talkessel scheinbar undurchdringlich. Unberührte Natur.

Die Glöckchen um den Hals der Hunde bimmeln vielstimmig im morgendlichen Nebel.

Jacques hat nun die Leinen aller Hunde gebündelt in seiner Linken. Die Männer setzen ihre Spielaufstellung fort: alle 50 Meter bleibt einer von ihnen stehen und stellt sich in Positur mit Blick auf den Talkessel. Etienne geht ohne Worte neben seinem Onkel. Es erinnert ihn an die Zeit als kleiner Junge als er neben und mit seinem Onkel durch Grossa ging, stolz darauf wie all die anderen Männer seinen Onkel grüßten.

Plötzlich bleibt der Onkel stehen, Etienne mit ihm. Doch der Onkel macht eine rüde Handbewegung, bedeutet Etienne weiterzugehen. Etienne versteht nicht gleich. 50 Meter weiter dann zeigt eine erneute Handbewegung des Onkels, dass Etienne nun stehen bleiben soll. Die Männer, die Etienne bis hierhin noch begleitet haben, gehen weiter. Der nächste bleibt wiederum 50 Meter weiter stehen.

Die alles geschieht annähernd wortlos. Das Ballett der Jäger.

Da sieht Etienne Jacques. Mit alle den Hunden, die nun nicht mehr an den Leinen hängen, dafür laut und nachhaltend bellen, dringt Jacques hinunter in den Talkessel ein.

Minuten später hört man gellend, gespenstisch Rufe, immer wieder „Asch-asch-uuuuaaah,  asch-asch-uuuuuaaah, asch-asch-uuuuuaaah....“. Seinen Onkel und den Mann 50 Meter neben sich zu seiner Rechten sieht Etienne in den Talkessel starren.

Auf einmal ein Geräusch, ein gleichmäßiges Knattern. Das Pärchen vom Gatter vorhin kommt langsam auf seinem Motorrad angefahren, die großen Pfützen durchfahrend. Der Mann zu Etiennes Rechten legt den Finger auf den Mund und weist mit seiner linken Handfläche gen Boden, einer streicht pantomimisch seine Nase entlang... das Zeichen für „Sanglier“, das Wildschwein. Er zeigt den Motorradfahrern, die hier fast das Ballett zu stören drohen, dass sie anhalten, den Motor ausstellen und sich ruhig, ganz ruhig verhalten sollen. Sie folgen dem Dirigenten, lassen Ihre Helme auf, bleiben nah an Etienne ganz am linken Wegesrand stehen, schalten den Motor aus. Lange Minuten vergehen.

Das Glöckchengeklingel der Hunde entfernt sich, kommt näher, entfernt sich wieder. Heiseres vielstimmiges Bellen. Die Männer blicken gebannt in die Macchia des Talkessels. Keiner spricht mehr. Die Gewehre hängen noch über der Schulter. Als das Gebell und die Rufe des Treibers sich noch weiter zu entfernen scheinen, winkt Etiennes Onkel dem Motorradpärchen zu, winkt sie durch, sie sollen weiterfahren.

Dann wird das „Asch-asch-uuuuaaah, asch-asch-uuuuuaaah, asch-asch-uuuuuaaah....“ wieder lauter, gellender, aggressiver. Das Hundegebell kommt näher. Die Glöckchen beginnen den Todeskanon zu läuten, schrill, hektisch und immer die gleichen Töne. Etienne hört einen leisen Pfiff. Er blickt zu seinem Onkel. Der bedeutet ihm, es ihm nachzutun, das Gewehr anzulegen, den Lauf gegen den Talkessel. Etienne versteht.

„Asch-asch-uuuuaaah, asch-asch-uuuuuaaah, asch-asch-uuuuuaaah....“, wildes Gebell, schrilles Gebimmel. Eine adrenalingetränkte Anspannung nimmt nun von Etienne Besitz, genau wie von all den anderen Männern. Geräusche sind in der Macchia zu hören. Etwas wildes, großes scheint sich darin zu bewegen. Das Gebell kommt näher und näher. Etiennes Arm, der das Gewehr hält, zittert. Er kneift das linke Auge zu.

Die Schreie des Treibers kommen näher, das Geläute und das Gebell auch, die Luft brennt vor Anspannung. Gleich wird das gejagte Wildschwein aus der Macchia herausbrechen und vor seinen Augen erschossen werden...... Etienne will am liebsten fortlaufen, aber er bewegt sich nicht einen Millimeter von der Stelle. Er hält sein Gewehr direkt in Richtung der Geräusche aus dem Talkessel. Wenige Meter vor Etienne bewegt sich die Macchia. Es kommt etwas direkt auf ihn zu.

In dem Bruchteil einer Sekunde sehen sich Etienne und das um sein Leben rennende Wildschwein in die Augen. Dann schießt Etienne. Er trifft das Wildschwein direkt in die schwarze Brust. Ein weiterer Schuss von rechts zischt an Etienne vorbei und trifft das Tier in die Schläfe. Das Sanglier fällt direkt vor Etienne auf die Seite, es zuckt und gibt noch einen tiefen Laut von sich. Etienne bewegt sich nicht, hält noch immer mit zitterndem Arm das Gewehr im Anschlag. Langsam läuft warmes, dunkelrotes Blut um Etiennes Schuhe.

Das erlegte Tier liegt vor Etienne mit offenem, gebrochenem Auge.

Dann vielstimmiges Geschrei, alle klopfen Etienne auf die Schulter, umarmen ihn, drücken und küssen ihn. Er wird hoch gehoben auf die Schultern der Männer und ein Jubel erhebt sich. Etienne versteht nichts.

Die nächste Stunde vergeht in gelöster Stimmung unter den Männern. Sie lachen und schwatzen. Jacques ist mit den Hunden zurück und jeder gibt seinem Hund eine Belohnung für die geleistete Arbeit. Einer holt einen der Geländewagen und sie ziehen das tote Sanglier an den Läufen zusammengebunden bis zur Baumgruppe.

Dort feiern sie alle zusammen. Mitgebrachte Lebensmittel werden herum gereicht: grobe Salami, Coppa, Baguette, Käse. Eine Flasche Wein kreist.

Immer wieder klopft einer der Jäger Etienne auf die Schulter. Die Motorradfahrer kommen von ihrem Ausflug zurück und werden übermütig begrüßt und eingeladen mitzuessen und zu feiern. Mit Blick auf das tote, schwarze, verschwitzte, in seinem Blut auf der Seite liegenden Wildschwein lehnen die beiden dankend ab und fahren begleitet von dem Lachen der Jäger weiter.

Nachdem das Tier auf die Ladefläche eines der Wagen gehievt wurde, beginnt ganz anders als die Hinfahrt der Rückweg. Übermütig singen und lachen und scherzen die Männer.

Zurück in Grossa, es nun bereits mittags, verabschieden sich alle voneinander und gehen nach Hause. Etienne geht zusammen mit seinem Onkel in Etiennes Elternhaus. Der Onkel redet und redet. Etiennes Mutter hat die wunderbare Fischsuppe gekocht und will alles darüber hören wie ihr Sohn die Bestie getötet hat.

Etienne ist müde. Er sehnt sich nach seinem Zimmer in Paris und seinen Büchern. Noch sechs Tage, dann wird er wieder heim fahren.

 

 

 

Auf Bildern sieht man die Steilheit oft nicht

Die Steilheit sieht man auf Bildern oft nicht


Eukalyptusbäume werfen mit Rinde

 

Am Tolla-Stausee

 

Dieser Weg blieb den Wildschweinen

 

Bei Bonifacio

 

Auffahrt zum Col de Bavella

 

Col de Bavella

Col de Bavella

 

Die letzten Meter Offroad