Gründonnerstag, 28.03.2013
Oropesa abends: wir sitzen draußen vor unserem Bus auf dem Campingplatz Torre la Sal 2, die spanischen Familien rüsten sich für den abendlichen Osterwahnsinn. Das Mittelmeer rauscht nebenan leise vor sich hin, spanischer Vino tinto im Glas und laue Temperaturen um uns herum.
Vor gut 48 Stunden sind wir aus dem winterkalten (Minustemperaturen!) schneebedeckten Brandenburg losgefahren (kältester März seit ever…). Erste Etappe bis Bayern, wieder übernachten auf verschneitem Parkplatz im Bus – bayerische Jungmänner bitten Martin um Nachhilfe beim Anlegen des Starthilfekabels. Gottseidank haben wir die superwarmen Schlafsäcke dabei und die Standheizung dubbert morgens wohlige Anziehwärme.
Die zweite Etappe ist begleitet von einem spannenden Hörbuch und führt uns über Lindau, die Schweiz und durch Frankreich. Aber es zieht sich, viele Stunden auf der Autobahn, wenig körperliche Bewegung, am Abend etwas genervt. Unmittelbar vor der spanischen Grenze finden wir einen Übernachtungsplatz.
Heute dann die letzten paar hundert Kilometer, erste Cortados und gen Mittag dann erst mal die Absage auf dem zunächst angepeilten Campingplatz Peniscola (alles voll), also Weiterfahrt gen Süden.
Landung auf einem Campingplatz Nähe Oropesa: ein großes Teil, trotzdem fast voll belegt, die Spanier nutzen die Feiertage. Wir schnabulieren ein Tagesessen und machen uns am Nachmittag auf, auf eine erste kleine Betatour. Auch durch Oropesa fahren wir und bestaunen eine an Prora und KDF erinnernde monumentale Hochhausferienanlage. Eine interessante Mischung auskommerzialisierter und sozialistisch anmutender Menschbeglückung.
Müd´ und zufrieden – weil dem Winter entronnen - endet der Abend.
Karfreitag, 29.03.2013
Gleich morgens begrüßen uns lauer Wind und milde Temperaturen. Da wird nicht lang gefackelt und nach einem Morgen-Café-con-Lêche und einem Thunfischtostada geht es los auf den Betas. Wir zwirbeln uns meerwegwärts in Richtung Cabenas hinauf in die felsigen Hügel.
Wir freuen uns, dass bald der Asphalt dem Schotter weicht. Einzelne Wanderer, Mountainbiker und Jogger werden sorgsam überholt und wir erklimmen auf roten Schotterkurven den Telegrafenberg.
Bei einer Panoramapause ganz oben gesellt sich die örtliche Rangerin zu uns und erklärt sehr freundlich, aber unmissverständlich, auf Spanisch, dass wir uns im Parc Natural del Desert de les Palmes befinden und dass Motorräder hier keine Daseinsberechtigung haben. Wir entschuldigen uns und begeben uns schnellstens wieder auf rechtmäßiges Terrain.
Mittags pausieren wir in Castelló de la Plana und dürfen in einer netten Bar Zaungäste des bunten Feiertagsleben der spanischen Städterfamilien sein.
Gestärkt mit Ensalada rusa und Patatas con Roquefort steuern wir die Betas außerhalb des Nationalparks durch die Hügel. Einige freundliche Schotterstraßen lassen sich noch finden. Ansonsten umweht uns der betörende Duft der Orangen- und Mandarinenplantagen und das Auge weidet sich in silbrigem Olivenbaumgrün und frischem Mandelbaumgrün. Am Ende der heutigen Tour öffnet sich das Tal mit Blick auf die imposante Burganlage von Villafames.
Der abschließende Café ergießt sich von einer starken Windböe geschubst auf unsere Straßenkarte….ewiges Andenken.
Zurück auf dem Campingplatz erhaschen wir noch ein paar Sonnenstrahlen bevor ein Wind auffährt und Frisur und Ohren umbraust.
Ostersamstag, 30.03.2013
Diesmal nehmen wir zum Frühstück Tostada con marmelada mit zwei wirklich großen Café con Lêche. Ein deutscher Rollifahrer mit Freund am Nebentisch packt sich 8 Stück Süßstoff in seine Kaffeetasse. Kann man das wirklich so trinken?
Wir verlassen den Campingplatz mit den Betas gleich linksherum, fahren parallel zum Strand auf der Ruta de Torres nördlich und nach wenigen Kilometern biegen wir auf in die Hügel führende Schotterwege ein. Wir durchqueren auf Feldwegen die ländliche Landschaft bis mittags und lassen uns von Düften umwehen. Der Schwierigkeitsgrad der meisten Wege ist auch für die vorsichtige Fahrerin gut machbar. Da, wo´s schwieriger wird, weil bergab und grober Gleisschotter herumliegend, erkundet Martin vorab die Strecke und gibt entweder Okay oder sucht eine Umfahrung. Bis zur Mittagspause bei Morcilla (Blutwurst) und Sepia (Tintenfisch in Knoblauch) vor einer kleinen Dorfplatzbar ist alles im Lot.
Doch gleich danach auf der Weiterfahrt über eine idyllische, kurvenreiche Straße, die uns bis auf 900m hinauf führt, werden wir herausgefordert von ungeheuren Windböen, die mit Macht versuchen, uns entweder in die Leitplanken zu drücken oder den Berg hinabzuwerfen. Das ist nicht spaßig, es wird uns kalt und kälter und wir sind heilfroh nach gut 40 Minuten weiter unten in Olivenhainen und wieder mildem Sonnenschein zu landen. In der Nähe eines mehrere Jahrhunderte altem Olivenbaum nehmen wir ein Sonnenbad und erholen uns erst mal von dem Windkarussell.
Es ist schon Nachmittag geworden und wir begeben uns auf den Heimweg. Wir wechseln zwischen Straßenabschnitten (klein, kurvig, ziemlich einsam) und Offroadetappen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Die Lust am Offroadfahren verleitet uns durch das offene Tor einer – wie sich rausstellt - gigantomanischen Orangenplantage unseren Weg zu fahren und den weiterführenden Weg zu suchen. Dabei entdecken wir an dem tiefsten Punkt der Plantage einen großen, künstlich angelegten See, der sicherlich der Bewässerung der Pflanzen dient.
Es ist nicht klar, wo unser Heimweg weitergeht, wir stoppeln ein wenig herum und ein vielleicht falscher Ehrgeiz lässt uns die Überlegung umzukehren und den leichteren, weil eindeutigeren Weg zu nehmen, verwerfen.
Der Weg, den wir dann nehmen, führt bergab – was gut ist, weil heimwärts führend – ist aber eher sehr grobschotterig – und fordert die vorsichtige Fahrerin sehr.
Noch ist nicht klar, ob der Weg überhaupt raus oder etwa am Ende vor ein verschlossenes Tor führen wird.
Als es so scheint, dass nur noch eine – zugegeben längere - Grobschotterkurvenstrecke bewältigt werden muss, macht die Betafahrerin beim Wendemanöver einen groben Fehler und landet wie ein Käfer auf dem Rücken liegend auf dem Hinterrad ihrer Maschine. Das Geschrei ist groß, das rechte Knie schmerzt doll und der Bremshebel ist wieder einmal an der Sollbruchstelle abgebrochen. Martin hilft mehrfach: richtet die Maschine auf, fährt die verletzte Partnerin auf dem Soziussitz seines Moppeds die Stecke hinunter, läuft den ganzen Weg wieder hinauf mit rasendem Puls und fährt dann die zweite Maschine auch hinunter. Mit Ach und Krach kann ich dann meine Beta auf geraderen Strecke und dann auf der Straße auch selbst bis zum Campingplatz heimfahren, das Bein mit dem verletzten Knie schöps auf der Fußraste abgestellt.
Martin besorgt Eiswürfel zur Kühlung aus dem Supermarkt und reicht eine Ibuprofen. Noch ist nicht klar, was in welchem Umfang lädiert ist, vielleicht „nur“ eine Prellung, vielleicht auch eine Bänderdehnung, hoffentlich nicht mehr.
Humpelnd geht’s dann später zum Abendessenrestaurant um eine Paella mixta und eine Flasche guten Vino Tinto zu genießen. Wir lassen uns nicht komplett verdrießen.
Ostersonntag, 31.03.2013
In der Nacht ist die Umstellung auf Sommerzeit ganz klammheimlich erfolgt und das verletzte Knie ist dick und unförmig. Wir wollten heute eh einen Ruhetag einlegen, somit passt dann auch die Zwangspause. Noch ist ungewiss, wie das Knie sich bis morgen entwickeln wird. Wir packen die Moppeds ein, weil wir in jedem Falle morgen von hier aufbrechen: entweder nach Peniscola oder doch gen Heimat.
Bevor die gegenüberliegende spanische Familie ihren Heimwegantritt, kommt die junge Mutter rüber zu uns, schwätzt uns auf Spanisch voll und stellt zwei große Netze Orangen – statt Ostereier – bei uns ab. Sind ihr wohl zu viel zum Mitnehmen und wir sehen aus wie dankbare Abnehmer. Wir lachen und sagen „Gracias“.
Dann folgt noch ein wenig dösen und lesen in der Sonne am Platz, ein kleiner Walk ans Meer und tagesendlich ein gepflegtes Abendessen im Restaurant.
Ostermontag, 01.04.2013
Auch an Tag 2 ist das Knie noch dick und macht aua beigedrehter Bewegung. Wir verlassen den netten Campingplatz, werden noch von unseren britischen Platznachbarn mit Wünschen und einem aus einer Bierdose selbstgebastelten Aschenbecher verabschiedet, um dann auf der Landstraße gen Valencia zu rollen.
Nach einer knappen Stunde dort angelangt, tapern wir im langsamen Tempo durch die feiertäglich (weil viele Geschäfte geschlossen sind) wirkende Stadt. Wir erhaschen einen ersten positiven Eindruck von der Altstadt und anschließend auch von der futuristischen Ciudat des Artes, der zum Jahrtausendwechsel gestalteten architektonisch interessanten Museums- und Eventstadt.
Der Einkauf im Carrefour rundet unsere erste Valenciaerkundung ab (wir kommen irgendwann wieder). Nun geht es wieder nordwärts und wir steuern den Campingplatz vom Vorjahr in Ametlla de Mar an. Das Restaurant dort hat zu nach der Semana Santa, also gibt es aus dem „Hausbestand“ einheimischen Licor de Hierbas mit „Knieeis“ und Heringsfilets in Tomatensauce auf Vollkornbrot. Sehr lecker.
Dienstag, 02.04.2013
Die Weiterfahrt gen Norden muss zweimal angetreten werden, weil ich ca. 20km auf der Landstraße nach dem Campingplatz bemerke, dass ich meine rote Hose in der Duschkabine habe hängen lassen. Also kehren wir noch einmal um, holen die rote Hose ab und rollen dann nordwärts nach Katalonien. Wir wollen uns Tarragona ansehen. Dies gelingt nur mühsam, da das verletzte Knie streikt und gar nicht laufen will. Ein kurzer gemeinsamer Aufenthalt im Café und ein Ministreifzug von Martin durch die Altstadt Tarragonas sind alles, was diesmal drin ist.
Wir fahren dann weiter auf der Küstenstraße, neben uns brandet die Costa brava. Wir fahren durch die Ferienorte Lloret und Tossa de Mar und kurven in Serpentinen entlang der steil zum Mittelmeer abfallenden Felsenklippen.
Am Abend landen wir dann in Platja d´aro auf einem sehr schönen, jedoch fast leeren Campingplatz mit Terrassenplätzen. Da das Platzrestaurant zuhat, fahren wir in den Ort hinein und sind sehr angetan von seiner Präsenz: schöne Geschäfte, wenig Honkytonk, eine Vielzahl von Lokalen. Eins davon für uns: Kava, Pizza und Muscheln. Zum Abschluss des Abends finden wir uns mitholländischen und einheimischen Fußballfans in einem Café ein und sehen die erste Halbzeit des Spiels Barcelona gegen Paris.
Mittwoch, 03.04.2013
Nun verlassen wir Spanien und fahren über die Grenze nach Frankreich hinein.
Es wird ein langer Fahrtag. Wir wechseln uns ab, Martin fährt den Löwenanteil. Am Nachmittag pausieren wir in Grenoble, das wir beide noch nicht kannten und humpeln ein gutes Stündchen durch die Stadt. Auch hierhin wollen wir noch mal kommen und vielleicht zwei Tage lang die Stadt intensiver erleben.
Wir fahren an diesem Abend noch über die deutsche Grenze und finden oberhalb eines Friedhofs am Rande des südlichen Schwarzwaldes einen Nachtstellplatz.
Donnerstag,04.04.2013
Fröstelige Nullpunkttemperaturen und Altschneefelder begleiten uns auf dem noch langen Heimweg. Noch hat der Frühling nicht Einzug gehalten in Deutschland.
Es war schön, ein wenig den spanischen Frühling anschnuppern zu können. Jetzt warten wir, dass es auch hier warm wird.