Oktober 2021 mit dem California an Ost- und Nordsee
Wieder kam es anders als geplant. Wir hatten vor zehn Tagen das Fährticket nach Sardinien gekauft und unseren Bus schon mit Gepäck für einen Spätsommerurlaub beladen. Dann änderten sich die Voraussetzungen vor 3 Tagen: gesundheitliche Probleme sind aufgetreten, nichts oberbeunruhigendes, eher im Bereich „man wird älter“, aber dennoch so neu und noch nicht für uns kalkulierbar, dass wir dann am Freitagabend beschlossen, den Urlaub für dieses Mal lieber in Deutschland zu verbringen. Und so wurde aus dem sonnigen Sardinien eine deutsche Nordtour.
Sonntag, 10. Oktober 2021
Nachdem wir die Sommersachen gegen Wollmützen, Fleece und Anoraks ausgetauscht haben, brechen wir am späteren Vormittag auf gen Norden. Die Autobahn in Richtung Hamburg ist die unsere. An Kiel vorbei geht es dann an die Schlei. Die Ortsnamen, die vielfach auf -by enden, spricht man, so lernen wir, „bü“ aus, wie Bullerbü. Das -by bedeutet einfach „Ort“.
Am Nachmittag erreichen wir den Campingplatz in Karschau an der Schlei. Wir beziehen und besetzen unseren Platz und machen noch einen Ausflug nach Kappeln. Hübsch anzusehendes Städtchen mit mächtig Publikumsverkehr jetzt am Sonntagnachmittag bei geöffneten Geschäften. Wir begucken uns das Treiben am Hafen und bewundern die – immer um Viertel vor – hochgehende Brücke.
Am Abend – zurück auf dem Campingplatz – gehen wir ins angegliederte Schlei-Stübchen und sind erfreut überrascht über die Freundlichkeit und Witzigkeit des Kellners, des rappelvollen Lokals und des echt guten Essens dort.
Die Nacht im Aufstellzelt des Busses wird trotz nur 4°C kuschlig warm, dank Heizlüfter (genannt Wüstenwind), Heizdecke und Wollunterhemd.
Montag, 11. Oktober 2021
Erheblich ausgeschlafen und gut gelaunt geht es nach der Morgentoilette nach Glücksburg an der Ostsee. So ganz kann das Städtchen den ruhmreichen („Flair und Schönheit“) Beschreibungen im Reiseführer nicht in unserem Realitätscheck wirklich standhalten, aber wir finden a) eine anständige Bäckerei für´s Frühstück auf die Hand, b) das wirklich ansehnliche Wasserschloss Glücksburg aus dem Jahr 1587 im strahlenden Vormittagssonnenschein und c) eine chice neue nordische Mütze für den männlichen Part des Duos.
Weiter geht es an den Strand der Flensburger Förde in Sandwig. Wir blicken auf die Ochseninseln, die zu Dänemark gehören und als Kulisse für den viel beachteten Mehrteiler im TV, „Tod unter Freunden“, dienten, der uns gut gefiel und wegen dem wir auf diese Gegend zwischen Dänemark und Deutschland überhaupt aufmerksam geworden sind.
Anschließend fahren wir nach Flensburg und erkunden per pedes den historischen Hafen und einen Teil der Altstadt. Unterstellen wegen einer heftigen Regenhusche und ein Fischbrötchen zu Mittag runden den erfreulichen Besuch Flensburgs ab.
Nun ist Haithabu dran – schon so oft davon gehört und das Versprechen des Reiseführers („Wer noch kein Fan der Wikinger ist, hier wird er garantiert einer“) will eingelöst werden. Aber unsere Banausenhaut lässt das Wikingerbegeisterungsgen nicht durch – ja alles okay, ja alles ganz hübsch, aber voll entflammt sind wir nicht. Wir haben zumindest unser Vorhaben eingelöst, ein wenig mehr zu wandern und wir haben eine schöne Landschaft, Galloway-Rinder, Kolonien von kreischenden Wildgänsen und Schafe gesehen. Haken dran.
Zum Abschluss des Tages fahren wir noch nach Schleswig, die Beinchen sind schon müde. Der Dom wird gerade renoviert (kann man nicht rein), die Architektur ist reichlich sündig, die FuZo wirkt öde, allein der Platz in der Abendsonne am Stadthafen im Café bei Tonic bzw. Galao kriegt eine Eins.
Mit müden Beinen, aber glücklich und hungrig, kommen wir „heim“ und reservieren wieder einen Tisch im Schlei-Stübchen.
Dienstag, 12. Oktober 2021
Gestern Abend haben wir noch hin und her diskutiert, ob wir nach Sylt fahren sollen oder nicht. Die Überfahrt ist teuer und die Wetterprognose ist bescheiden. Lohnt es sich?
In der Nacht prasselte der Regen mehrfach auf unser Aufstelldach, wir lagen wohlbehütet und warm darunter. Am Morgen scheint bei Außentemperatur von 5°C die Sonne. Trotzdem entscheiden wir, dieses Mal nicht nach Sylt überzusetzen.
Zunächst geht es über kleine Straßen nach Seebüll zu dem ehemaligen Wohnhaus und dem Museum von Emil Nolde, dem Maler. Beeindruckend, seine Vita und einen Teil seiner Bilder und Drucke kennenzulernen. Vor allem der zum Wohnhaus gehörende, äußerst ausgedehnte und einem botanischen Park ebenbürtige Garten - auch jetzt noch Mitte Oktober blühend – beeindruckt uns sehr.
Danach fahren wir weiter über die dänische Grenze über den Römödamm auf die so lautende Insel. An dem Ufer der Nordsee entlang sehen wir die Vogelparadiese und genießen das Schauspiel der Wolken und des Windes. Die Sonne bleibt den ganzen Nachmittag über und wir beziehen einen Platz auf dem teuren, aber sehr schönen, Campingplatz Lakolk am Meer.
Nachdem wir uns einen Überblick über die kulinarischen Möglichkeiten vor Ort verschafft haben und uns einen Cappuccino (für 6,50 €!) to go genehmigt haben, laufen wir kilometerweise auf dem auch von Autos und Motorrädern befahrbaren Strand jetzt bei Ebbe. Ist schon eine tolle Atmosphäre hier, sehr locker, sehr entspannt. Über die Dünen geht es zurück zum Campingplatz. Noch ein kleiner Einkauf im Supermarkt: dänische Marmelade und Vollkornbrot.
Nach einer Session im Bus bei Wein und Gespräch geht´s dann noch zum dänischen Lokal: wir sind die einzigen dort, der Koch ist krank, es gibt nur Fastfood. Wir nehmen Fish & Chips und Chickensandwich. Begleitet wird das Ganze von einem never ending Medley per Sound and TV von 80er Jahren Hits und der halbfertigen Dekoration für die Halloween Session. Hinterher ist uns annähernd schlecht, dafür haben wir sehr gut gezahlt.
Wir lassen keinen Unmut aufkommen, sondern verbringen den Abend in trauter Zweisamkeit bei beachtlicher Kälte.
Mittwoch, 13. Oktober 2021
Wieder Regen in der Nacht und bislang die kälteste Nacht – gefühlt. Dank der Heizdecke bilden sich noch keine Frostbeulen, sondern wir klettern munter und gut ausgeschlafen am Morgen aus der Koje.
Es gibt ein feines dänisches Marmeladenfrühstück mit Tee im Bus. Wir machen uns gegen 10 Uhr auf, Dänemark zu verlassen und in Richtung Nieböll zu fahren. Dazu die kleine Anekdote: vor ca. einer Woche fiel Martins Outdoor-Smartphone – noch zuhause - ins Wasser. Obwohl als wasserdicht deklariert, zeigte es deutliche Funktionsstörungen und Feuchtigkeitsflecken. Diverse Beseitigungsversuche führten nicht zu einer befriedigenden Endlösung. Daher wurde – ganz kurz vor unserer Abfahrt – ein neues Smartphone, diesmal aus deutscher Produktion, bestellt, bezahlt und nach Nieböll zur Auslieferung geordert, weil wir absehen konnten, dass wir in etwa um den Zeitraum jetzt uns hier umeinander aufhalten würden. Ein bisschen war das Pokerspiel, v.a. weil die erhoffte Benachrichtigung ausblieb bislang.
Wunder über Wunder, dass dann heute doch 20 Minuten vor unserem Eintreffen in Nieböll beim freundlichen Händler das Smartphone geliefert wurde – und zwar von Berlin-Schöneberg kommend. Wir nehmen das schwere, weil robuste, Brikett entgegen und ziehen weiter, uns den Autoreisezugterminal nach Sylt schon mal anzugucken - für einen anderen Nutzungszeitpunkt. Lustigerweise sagt der Bahnmitarbeiter auf die entsprechende Frage Martins, dass Moppedfahrer natürlich nicht auf der Maschine sitzen bleiben für die Überfahrt, weil sie sonst festgefroren wären bei Ankunft auf Sylt.
Unsere Fahrt geht dann weiter nach Husum, der Heimatstadt von Theodor Storm und Franziska zu Reventlow. Der Tonnenleger Hildegard, gebaut im Jahre 1908, liegt am Binnenhafen von Husum. Die kleinen, bunten Häuschen entlang des Hafens widersprechen Storms Spruch von der grauen Stadt am Meer. Das Schloss vor Husum liegt samt Schlosspark heutzutage mitten in der Stadt. Eine Stadt der Widersprüche also.
Auf dem Weg nach Sankt Peter Ording machen wir noch einen Abstecher zum Leuchtturm Westerheversand, dem bekannten aus Film und Fernsehen – zu oft in falsche Kontexte gesetzt („Wie das Land, so das …“: Leuchtturm steht in Nordfriesland, Getränk kommt aus Niedersachsen). Wirklich beeindruckend vom Deich aus, den Leuchtturm in der einen Richtung und die ausgedehnten Salzwiesen mit den Schafen in der der anderen Richtung zu sehen.
Der Campingplatz in Sankt Peter Ording macht einen ausgesprochenen guten Eindruck und so stört uns auch der aufkommende Regen nicht. Nach einem Abendspaziergang hinein in den Ort verköstigen wir uns mit Leckodauzien aus dem nahegelegenen Supermarkt in unserem Bus.
Donnerstag, 14. Oktober 2021
Regen in der Nacht, ungewohnte Wärme im Innenraum des Busses (sonst im winddurchtosten Ausstelldach), unruhige Nacht … so das morgendliche Fazit. Morgens sprüht der Regen noch ein wenig, aber wir kommen frisch geduscht, gut gefrühstückt und rechtzeitig weg vom Campingplatz.
Wir stellen unseren Bus gegen Gebühr am Strandparkplatz ab, holen uns noch einen Kaffee auf die Hand und laufen dann hinein ins Sankt Peter Ordinger Strand- Dünen- und Sandbankgelinge. Das Wetter ist nordseemäßig frisch und windig, aber gut „verpackt“ lassen sich die Weiten des Strandes, die unfassbaren Wolken und die cruisenden Möwen gut entdecken.
Zwei Stunden stapfen wir durch die Priele und den festen, feuchten Sand und lassen uns die Brise um die Nase wehen.
Wir verlassen Sankt Peter Ording um die Mittagszeit und besuchen für einen echt kurzen Abstecher das gerühmte Friedrichsstadt. Ganz nett, aber leider kann es nicht konkurrieren mit dem holländischen Viertel von Potsdam oder den Grachten Amsterdams.
Nun geht es weiter zur Elbe und bei Glücksstadt setzen wir auf der Fähre über auf die andere Seite und sind in Niedersachsen. Wir landen am Abend bei dem Campingplatz Geesthof, einem Reit- und Pferdeetablissement mit angeschlossenen Finnhütten und einer Campingarea. Das Restaurant „Raubritter“, das dazu gehört, fügt sich in die Kategorie „gut gemeint“ ein: man wird satt, hat aber nicht wirklich das Gefühl, gut gespiesen zu haben. Naja, … vielleicht sind wir zu mäkelig, vielleicht müsste man eine „Tour Gourmet“ über Deutschland legen, an der man sich orientiert bei solch einer Reise.
Freitag, 15. Oktober 2021
Es schüttet morgens wie aus Kübeln. Das Einpacken der elektrischen Leitung gerät zur Schlammschlacht. Frühstücken tun wir unterwegs bei einem Supermarktbäcker.
Dann geht es gut 100km weiter bis wir Bremerhaven erreichen. Wir steuern den Reisemobilhafen Doppelschleuse an und finden tatsächlich einen Platz dort.
m harten Nordseewind geht es hinein nach Bremerhaven zu Fuß – eine knappe halbe Stunde und schon sind wir bei den entscheidenden Museen. Wir stromern noch rum um den „Neuen Hafen“ (stammt aus den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts) und wechseln zwischen Wind-, Sonnen- und Regenschauerphasen. Dann geht es hinein auf eine Reise entlang des 8. Längengrades rund um die Erde im Klimahaus. Wir hatten die Karten im Zeitfenster gebucht.
Sehr angetan von den Inhalten, aber auch von der museumspädagogischen Umsetzung verlassen wir nach knapp drei Stunden die Ausstellung. Dann gibt es noch einen Walk durch die FuZo = ernüchternd, erinnert uns an unsere Wilmersdorfer vom Flair her.
Den Abschluss des Abends finden wir im Gosh – zwar Selbstbedienung, aber Essen und Getränke von feinster Qualität. Ein guter Tag geht mit dem Rückweg zum Reisemobilhafen dem zufriedenen Ende entgegen.
Samstag, 16. Oktober 2021
Sprühregen am Morgen nach kuscheliger Nacht im Bus. Es läuft gemütlich an am Morgen mit Müslifrühstück im Bus. Wir verlängern den Aufenthalt hier im Reisemobilhafen um weitere 24 Stunden und laufen am Vormittag wieder hinein ins touristische Hafenviertel. Das Vorhaben, zunächst das Deutsche Auswanderermuseum zu besuchen, machen die davor in Schlangen anstehenden Menschen zunichte. Also treiben wir uns zunächst im nahen Outletcenter herum, finden aber nicht wirklich die Highlights.
Mittags besteigen wir dann die gebuchte Tour im Hafenbus und werden 1,5 Stunden charmant und informativ bequatscht durch die Übersee- und Containerhäfen Bremerhavens chauffiert.
Anschließend eilen wir dann noch zum Deutschen Auswanderermuseum und nehmen an dem interaktiv gestalteten Museumsrundgang teil. Nun sind wir reichlich k.o. und tapern mit gut Hunger zu einem von Martin ausgesuchten griechischen Lokal. Hat er sehr gut ausgewählt: Zaiziki, Lammkoteletts und Lachspfanne, und natürlich der obligate Ouzo, umrahmen den Abend. Kleines Nebenbei: das in Sichtweite liegende Reservierungsbuch symbolisiert sehr gut die zurückliegende Coronazeit dieses Jahres: die erste Hälfte des telefonbuchdicken Memorys ist jungfräulich unbenutzt, ab der Hälfte des Buches sind die Seiten gebogen, weil benutzt.
Heimwärts geht es über Brücken und Schleichwege bis wir den Reisemobilhafen gegen 20:30 Uhr wieder erreichen. Noch ein Glas vom neu gekauften Rotwein begleitet das Hineingleiten in die Nacht.
Sonntag, 17. Oktober 2021
Alles wird abgebaut, Elektrokabel verstaut und wir verlassen den Reisemobilhafen in Richtung Fischereihafen. Dort in den alten Backsteingebäuden vom ehemaligen Fischmarkt haben sich chice Locations angesiedelt. Im „Fischbahnhof“ frühstücken wir mit Torte und handgerührten Cappuccinos. Man kann sich gut vorstellen, wie hier im Sommer der Seebär steppt. Nach einem kleinen Rundgang ziehen wir weiter.
Unser nächster Stopp ist Wilhelmshaven. Zunächst geht es am Südstrand entlang. Hier beeindrucken die schönen, alten Backsteinbauten – in manchen sind Museen untergebracht und auch das Aquarium, vor dem ganze Horden anstehen, ist hier. Auf dem nahen Deich spazieren jetzt am Sonntag Familien mit Kind und Kegel und Hund. Ernüchternder wird dann der Blick in die Innenstadt: außer dem expressionistischen Rathaus, das was her macht, scheint die restliche Bausubstanz eher an der Zweckdienlichkeit des Nachkriegsaufbau orientiert zu sein. Wie wir nachlesen, hatte Wilhelmshaven im 2. Weltkrieg etliche Luftangriffe zu erleiden, die über 90% der Altstadt zerstörten.
Wir tuckern weiter bis Carolinensiel, einem kleinen Ort an der Nordseeküste, der sich mächtig touristisch aufgebläht hat. Etliche Lokale, offene Geschäfte jetzt am Sonntag, kaum ein freier Parkplatz zu finden und vor dem einzigen Fischbrötchenstand eine lange Schlange. Nett zu gucken, aber für uns nicht wirklich lohnend zu bleiben.
Die restlichen Kilometer bis Norddeich/Norden, wo unser angestrebter Campingplatz liegt, rollen wir gemütlich dahin. Deichschafe säumen den Weg. Der Campingplatz ist ordentlich voll, das italienische Platzrestaurant bereits ausgebucht für heute Abend. Also buchen wir die Fähre nach Norderney morgen und den Besuch im Seehundhaus übermorgen per Internet und reservieren in einem knapp 2km entfernten Lokal per Telefon für heute Abend. Dann wird ausgiebig geduscht und wir marschieren los am Deich entlang gen Abendessen.
Montag, 18. Oktober 2021
Heute geht es auf die Insel Norderney. Wir laufen vom Campingplatz los, auf dem Deich eine gute halbe Stunde bis zum Hafen von Norddeich. Mit vielen, vielen anderen Menschen geht es mit der ziemlich voll besetzten Fähre hinüber auf die „Königin der Ostfriesischen Inseln“. Eine knappe Stunde dauert die Überfahrt.
Mit dem Inselbus fahren nach Norderney Stadt und laufen durch das touristische Zentrum, an dem sich Geschäft an Geschäft und Bar an Café reiht. Dies alles lassen wir an der „Marienhöhe“ (einem heute geschlossenen Café) hinter uns und laufen über viele Kilometer am Strand entlang.
Das Wetter ist prächtig, uns wird schon so warm, dass wir die Handschuhe wegpacken und die Jacken öffnen. Außer Heerscharen von Möwen und angeschwemmten Muschelschalen tummeln sich hier – auch an einem Montag – wahre Menschenmassen, Familien mit Kindern allen voran. Wir laufen bis zur „Weißen Düne“, dem bekannten In-Insel-Lokal. Aber auch dort stehen Trauben von Esswilligen an, so dass wir weiter tapern übers Inselinnere – so langsam auf dem Rückweg befindlich.
Auf der Aussichtsplattform pausieren wir ein kleines Weilchen und blicken auf das Wattenmeer und die an Wüste erinnernde Landschaft und die bizarren, winddurchzausten Bäume.
Am Ende unserer Wanderung über die Insel sind wir reichlich k.o. und die Füße tun schon weh. Am Ende des Tages werden wir knapp 20km auf der Uhr haben – für uns schon eine beachtliche Leistung, auf die wir stolz sind.
Die Rücküberfahrt mit der Fähre werden wir, auf Holzklappstühlen auf Deck sitzend, ordentlich vom Wind durchgepustet. Zurück in Norddeich fallen wir zum Abendessen noch bei einem anderen Italiener als gestern ein und bekommen – oh Wunder – mehr oder weniger die gleiche Speisekarte wie gestern vorgelegt. Es nährt sich der Verdacht, dass doch alle, oder zumindest die meisten, Lokale hier in einer Hand sind und das sind aus unserer Einschätzung keine Italiener. Na egal, wir sind satt geworden und treten den Heimweg zum noch etwas entlegenen Campingplatz an.
„Daheim“ pflegen wir unsere müden Muskeln und Gelenke mit einem Glas Wein innerlich und lauschen einer Diskussion unter namhaften Journalisten, die wir auf dem Smartphone aufrufen.
Dienstag, 19. Oktober 2021
In der Nacht hat es etwas geregnet und auch morgens sprüht es noch ein wenig vom Himmel herab. Die Deichschafe und die ganze Gegend liegen in hellgrauem Herbstnebel.
Nach einem Nachfülleinkauf im Discounter in Norden und einem Frühstück im Bus fahren wir zum Seehundhaus nach Norddeich, wo verwaiste Heuler aufgepäppelt werden bevor sie wieder ausgewildert werden.
Am Nachmittag sind wir in Großefehn angekündigt, wo Danielas Schwester mit Mann wohnt. Bei tollem, selbstgebackenen Apfelstreuselkuchen plaudern wir gute zwei Stunden sehr nett miteinander.
Dann verabschieden wir uns und verlassen Ostfriesland und ziehen gen Südwesten, um am Abend auf dem Campingplatz in Münster einzuchecken. Die kleine Hektik beim Einchecken und Restaurantservieren kann dann während des durchaus sich ziehenden Abendmahls auspuffen.
Es ist halbwegs warm am Abend – 16°C um 22 Uhr – und der Regen soll in den nächsten 12 Stunden erstmal ausbleiben. Gute Aussichten.
Mittwoch, 20. Oktober 2021
Am Morgen danach sieht die Welt oft schon wieder positiver aus … die Diskussionen um Verbesserungen bei unseren Reisen wirken noch nach.
Es verspricht ein wunderbar warmer Herbsttag heute zu werden mit ungewöhnlichen 18°C. Wir fahren hinein nach Münster Zentrum und finden ein chices Café, vor dem wir sogar draußen frühstücken können. Gut drei Stunden laufen wir anschließend durch Münster, das uns ausgesprochen gut gefällt. Anders als bei anderen deutschen Städten, die auch im Zweiten Weltkrieg große Teile ihrer Innenstadt durch Luftangriffe verloren haben, haben sich die Münsteraner dazu entschieden, ihre historische Innenstadt sukzessive wieder aufzubauen. Das Ergebnis lässt sich sehen: ein weitläufiger Domplatz – auf dem heute auch noch Markt ist, nette Gassen und imposante Kirchen. Begleitet wird der positive Eindruck durch die vielen Fahrrad fahrenden Student:innen.
Am frühen Nachmittag ziehen wir weiter gen Südwesten, der Offroadmesse in Bad Kissingen entgegen. Wunderbar orange und gelb leuchtende Laubwälder biegen sich im warmen Herbstwind und die Weitläufigkeit der uns zu großen Teilen unbekannten Landschaft, die an den Autofenstern vorbeizieht, beeindruckt uns. Immer schauen wir auf dem großen Straßenatlas nach, was das gerade für eine Gegend ist und in welchem Bundesland wir uns befinden.
An diesem Abend fahren wir bis Frankenberg (Eder) im südlichen Teil des nordhessischen Landkreises Waldeck-Frankenberg, beziehen dort einen Platz auf dem kostenfreien, ortseigenen Stellplatzgelände und laufen bergauf in das Städtchen hinein. Hier hat der Zweite Weltkrieg keine Zerstörungen der Häuser verursacht, so dass es gut erhaltene Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert zu bewundern gibt.
Eher zufällig als gezielt landen wir bei einem mexikanischen Restaurant zum Abendessen. Regen und Wind setzen ein, als wir uns auf den Rückweg zum Stellplatz machen.
Donnerstag, 21. Oktober 2021
Die angesagten 176km bis Bad Kissingen legen wir unter Hörbuchkrimibegleitung zurück – hören also kein Radio. Stürmischer Herbstwind und Dauerregen kümmern uns nicht sonderlich in unserem warmen Bus. Lediglich wundern wir uns über zwei, drei uns entgegenkommende vollbeplankte Offroadfahrzeuge – wie die Wildgänse, die in die falsche Richtung fliegen.
Angekommen in Bad Kissingen lüftet sich dieses Geheimnis: die Offroadmesse ist von der Polizei zumindest für heute abgesagt wegen Sturm – und Orkanwarnungen – für den heutigen Nachmittag und Abend. Was tun? Wir beraten und beschließen, es morgen noch einmal zu versuchen und in der Zwischenzeit nach Würzburg zu fahren, das wir uns schon lange mal ansehen wollten. Zugeständnis an die Unwetterwarnung: wir mieten uns in ein Hotel am Mainufer für diese Nacht ein, damit uns kein herabfallender Ast oder entwurzelter Baum erwischt.
Der Nachmittag in Würzburg wird einem ausführlichen Stadtspaziergang gewidmet. Viel fränkischer Barock zeigt sich im windigen, aber doch sonnigen Würzburg. Vielleicht war die Hotelvariante doch einer Übervorsicht entsprungen, aber es ist auch ganz schön, wieder einmal ausgiebig zu duschen und ein bisschen Liegeluxus zu erleben.
Am Abend geht´s zu einer Tapasbar. Nette Location! Zurück im Regen und durch die Nacht. Die Hosen sind vorne nassgeregnet, können nun im Hotelzimmer über der Heizung trocknen … doch eine gute Idee, das Hotelzimmer genommen zu haben!
Freitag, 22. Oktober 2021
Am nächsten Morgen hat sich das Unwetter verzogen (und hoffentlich nicht zu großen Schaden angerichtet). Wir fahren nach Bad Kissingen und sind bei den ersten dabei, die mit den Bussen vom Parkplatz zu der Outdoormesse gefahren werden.
Es ist zwar ziemlich kalt, aber die Sonne lacht mit den Messebesuchern um die Wette. Alle scheinen sich zu freuen, dass in diesem Jahr die Messe wieder stattfinden kann. Wir strolchen knapp drei Stunden auf dem Gelände umeinander und holen uns die eine oder andere Anregung.
Am frühen Nachmittag treten wir den großen Heimweg an nach Berlin – nicht ohne noch eine letzte Leberkässemmel in Münterstadt uns einzuverleiben.
Bei orange strahlendem Vollmond, der direkt über der Autobahnspur zu liegen scheint, kommen wir wieder in den heimischen Gefilden an.