Wir sind Offroader   Daniéla und Martin
Willkommen

Oktober 2008 Slowenien Friaul Venetien mit 1200 GS

Mittwoch 15.10.2008
Abfahrt mit dem Autoreisezug in Wannsee abends um 18:50Uhr. Das alte Ehepaar, das mit uns dem Abteil zugeteilt war (er hat eine Schlafapnoe: röchelndes Schnarchen und Beatmungsgerät!), haben wir ins Behindertenabteil versetzen lassen.

Morgens kurz nach Salzburg aufgewacht und denn endlich mit ´ ner halben Stunde Verspätung kurz nach halb neun in Villach Menschen und Maschinen ausgeladen. Superwetter, Sonne, warm und wir preschen über den Wurzenpass über die verwaiste slowenische Grenze, weiter über den Triglavpass in die Socaschlucht.  Leider sehen wir nicht viel, weil mittlerweile sich doch herbstliche Nebelschwaden durch das Tal ziehen.

Unsere Tour geht weiter Richtung Bovec immer an der Soca entlang: grau, einsam und kühl. An der Baustelle der neuen Brücke über den Predel geht’s rechts hoch zum Abstecher zum Mangertpass. Dort oben ist Winter. Teilweise vereiste Tunneldurchfahrten und dicker Nebel. Keine rechte Wonne.

Unten wieder angelangt sind wir durchgefroren und wärmen uns in einem Lokal bei Nudel- und Gemüsesuppe auf. Weiter geht’s über Kobarid zum Einstieg auf den Stol. Zwar fanden wir ihn, sind auch einige 100m gefahren, dann aber der Beschluss heute nicht mehr unnötig Gefahr zu wagen, weil die Dunkelheit jetzt im Herbst so schnell und so früh kommt, wir uns noch einfahren müssen, nasses Laub und grober loser Schotter auf dem Weg uns Respekt gebieten bei dem Dickschiff. Dann also Quartiersuche in Kobarid und wundervollste Pizza in der Piceria Fedrig. Am Nebentisch ein taubstummer Großvater. Seine ca. 10jährige Enkelin kann gebärden und es ist eine nette Szenerie die Unterhaltung der beiden zu beobachten.
Ein Glas des guten slowenischen Teran rundet den Abend ab und wir versinken in den tiefen Schlaf.
 

Freitag, 17.10.2008
Morgens noch Regen und tiefhängende Wolken in Kobarid. Erst mal Cappuccino und Apfelquarkstrudel im örtlichen Museumscafé. Umfassende Ausstellung zur Isonzoschlacht und den 1.Weltkrieg angeschaut.

Jetzt geht’s auf den Stol, das Adrenalin steigt schon bei der Annäherung zum Einstieg. Aber es zeigt sich, dass der doch nicht ganz so schwer zu fahren ist, wie gedacht. Es läuft, es ist schön. Niemand kommt uns entgegen, niemand sonst überhaupt auf der ganzen Strecke. 
 

 

Die Abfahrt vom Stol .gestaltet sich dann völlig unspektakulär. Weiterhin allein auf der Straße, kurz vor dem Grenzübergang nach Italien säumen die Julischen Voralpen die rechte  Seite. In Germona finden wir Quartier auf dem Campingplatz am Ende des Ortes: ein Zimmer für zwei Tage.

Am Nachmittag dann noch eine Fahrt ohne Koffer auf den Monte San Simeone: viele, viele – asphaltierte Serpentinen und  neun Tunnel führen auf den Monte hinauf. Oben ein Schau-ins-Land: Rundumblick ins Tal von Germona.
 

 

Abends laufen wir rein in den Ort, die meisten Trattorias haben schon zu, eine finden wir noch, die uns Lasagne und Spaghetti Pomodoro gibt. Auf dem Heimweg zu unserem Zimmerchen noch einen Absacker Campari und dann ein bisschen italienisches Freitagabendblödifernsehen.

 


Samstag, 18.10.2010
Gemütlich morgens bei verhangenem Himmel, klarer Luft und 13°C gen Tolmezzo für Frühstückscappuccino und Cremacornetto. Dann geht’s auf den Monte Paularo, die Kälte nimmt zu, also werden die Gamaschen angelegt. Nach 2km bergauf auf Asphalt wird die Straße zur teilweise sehr losen, tiefen Schottergasse. Nur einmal überholen wir Wanderer, sonst bis auf 2000m Höhe die totale Einsamkeit. Alles ist herbstlich gelb, durchsetzt mit roten und grünen Steinen. Am Gipfelplateau hat´s nur 6°C und wir springen rum als Wärmeübung. Beim Hinabrollen lassen geht´s sehr easy.
 

Bei Sutrio macht Martin auf einmal eine scharfe Kehrtwendung und bremst: er hat eine HP2 stehen sehen. Wir machen dort im Café eine Cappuccinopause. Der HP2 Fahrer ist ein Italiener, der dann auch bald weg düst. Nach der Pause geht es weiter in Richtung Osten: Einstieg nach Zolvello auf einen Rundweg an den Berggipfeln: Monte Valsecca, Piz de Mede, und Monte Crostis vorbei, dessen Mittelstück geschottert ist.

Anschließend führt unsere Tour durch das Val Pesarina über das Forcella Lavadet und über das Sella di Razzo runter zum Lago di Savris. Von dort hinein zum Monte Novarza: dort zuerst Asphalt, dann in den Bergen neben herum tosenden Quadfahrern vorbei am Monte Forchia und hinab Richtung Ovaro. Zum Teil war dies eine ziemlich komplizierte Strecke für die 1200er, weil grober und sehr loser Schotter. Wir schwitzen.  
Ab Ovaro ziehen wir heimwärts über normale Straße, passieren Tolmezzo und kippen todmüde ins Bett.
 

Sonntag, 19.10.2008
Abfahrt von Germona in Richtung Pordenone und Vittorio Veneto. Hinauf aufs Col Visentin, das vom Wanderweg München-Venedig gekreuzt wird. Auf 1763m Höhe kleiner Hüttenschmaus in uriger  Schutzbaude. Der Weg dorthinauf war harmlos: teilweise grobe Steine, aber immer sehr breiter Fahrweg, der gut fahrbar ist.

 Zurück geht´s über die Strada del Prosecco. In Combai kommen wir in einen dicken Stau, weil Maronenfest ist und die ganze Provinz dort feiert. Mittlerweile sind´s wieder 20°C. In Valdobbiadene auf dem schönen Hauptplatz nochmal Cappuccino bei bester Laune.

Wir wollen unseren „alten Freund“,  dem Monte Grappa auch einen Besuch abstatten und schwingen uns über 28 Kehren hinauf bis zum Gipfel. Auf dem Abweg überholt Martin in einer der 14 Kehren souverän einen vor jeder Kurve hupenden Bus und wir suchen den Weg nach Bassano di Grappa, finden dort ein prima Hotel und verlustieren uns dann am Abend auf der Ponte del Alpini in der Menge der Einheimischen beim Aperitivo.

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Der zum Abendessen servierte Stockfisch bekommt das Prädikat „interessant, aber nicht unbedingt wiederholungsbedürftig“. 

 

Montag, 20.10.2008
Bei blendendem Wetter cruisen wir die Serpentinen am Stausee von Cismon nach Arsie. Der uns bekannte Campingplatz dort  ist schon in die Winterruhe versunken. Wir wählen die Martin gut bekannte alte Auffahrt zum Passo di Brocon. Sehr unterschiedlichen Untergrund  gilt es für die die 1200er zu bewältigen: leichter Schotter, grober Schotter, ausgewaschene Furten, hoch stehende Steine, Spurrinnen. Martin reitet die Gummikuh stehend. Eine anstrengende und tolle Fahrt!
 

 

Oben auf der Passhöhe pausieren wir bei Apfelstrudel und Cappuccino in der Sonne sitzend, derweil von überall her Jeeps kommen und die örtlichen Wald- und Straßenarbeiter sich ebenfalls zu dieser Stunde für ihre Mittagspause dort oben einfinden.

Kurz nach dem Pass geht es rechts ins Val Tolva Serpentinen schwingend auf inzwischen asphaltierter Straße. Vom Castello Tesino führt eine erneuerte Asphaltstraße eng am Hang in zahlreichen wunderschönen Kurven mit grandiosen Ausblicken aufs gegenüberliegende Tal hinab nach Grigno.

Von dort finden wir den Einstieg über die Straße nach Enego  ins Altopiano dei sette Commune. Viele Tornante sind zu fahren: rassig, schnell und kurvig. Weiter geht´s hinter Enego rechts ab dem Monte LIsser auf zunächst noch asphaltierter, denn geschotterter Straße. Die Auffahrt zum Fort Lisser ist leider wegen des Schilds „privata“ nicht möglich.

Westlich geht es dann weiter auf Schotterwegen in Richtung Asagio. Alles ist zum größten Teil gut fahrbar, nur der Durchrüttelungsfaktor ist immens. Asagio gefällt uns nicht, alles sehr touristisch, schon jetzt auf Weihnachten geschmückt, ein monumentales Denkmal für den 1. Weltkrieg „schmückt“ die Stadt und wir trankendort den teuersten Cappuccino der ganzen Reise.

Weiter geht´s in Richtung Monte Verena. Wir nehmen den Einstieg bei dem Abzweig SS 349 nach dem Schild „Malga Pusterle“. Eine leichte Schotterstraße wandelt sich zur Serpentinenschotterstraße, wir schrauben uns hinauf vorbei am Skigebiet zum Monte Verena. Martin will einen Abzweig nehmen, der eher an 4x4-Wege erinnert: große Felsplatten gemischt mit tiefen Spurrillen. Meine Angst wird aber zu groß und damit  kehren wir um und nehmen einen anderen Weg hinauf zum Fort Verena.

Dort oben sind kurz vorm Ende des Arbeitstages noch wenige Arbeiter, die die Liftstation in Ordnung bringen. Edelweiß blühen dort oben, Gemsen springen umher.

Wir kommen schließlich erst spät und im Dunkeln zurück nach Bassano. Nach ausgiebigem Duschen vertilgen wir Filetsteak und Pizza.
 

Dienstag, 21.10.2008
Die Entscheidung den gestrigen Sonnentag fürs Motorradfahren zu nutzen war goldrichtig, denn heute ist´s verhangen und sieht ein wenig nach Regen aus. Wir machen einen Pausentag und fahren mit der Regionalbahn für 4,25€ nach Venedig.

 

 

 

 

 

 

in Venedig einmal durch die Stadt, über Brücken, Plätze, zum San Marco und mit dem Vaporetto zurück zur Statione Termini. Auf dieser Tour durch die Stadt haben wir ein superchices Sakko für Martin gekauft- alta moda- und es per Postpaket nach Berlin geschickt (Es kam erst zwei Monate später bei uns an, nach erteiltem Postsuchauftrag).


Mittwoch, 22.10.2008

Abfahrt von Bassano, Frühstück in Marostica, Wetter 16° und etwas nebelig. Wir fahren dann durchs Pasubiotal und hinter San Antone biegen wir rechts ab zum Passo di Lomo. Sehr weit geht der Weg aber nicht, da nach wenigen hundert Metern die schöne Schotterstraße zum Wandererrefugium wird.

Unser Weg führt uns über den Passo di Brocola bis Piazza und dort weiter in Richtung Serrada. Kurz hinter Serrada biegt rechts ein wundervoller Schotterweg -5km lang !- zum Fort dell Somme hinauf. Der Weg ist nicht schwierig zu fahren trotz des teilweise sehr losen Schotters, weil er nur sehr langsam ansteigt. Oben angekommen spazieren wir über die Fortreste.


 

Jetzt geht’s dann weiter in Richtung Gardasee und wir beziehen Quartier in einem Bikerhotel in Nago-Torbole.
 

Donnerstag,23.10.2008
Nach dem Frühstücksbuffet im Hotel beobachten wir die Abfahrt eines Pärchen aus Miesbach: sie mit einer alten Indian und er mit einer uralten BMW 250er Einzylinder. Die Fahrerin dazu sehr stylisch im langen Ledermantel.

Wir strolchen durch die Höhen des Monte Baldo entlang des Ufers des Lago di Garda, finden´s aber wenig spannend, weil zu nebelig, zu wenig kurvig und gar kein Schotter. Endlich finden wir  die Straße um den Monte Naole, können aber in dem dicken Nebel nicht wirklich Landschaft und Wegführung erkennen. Dann auf einmal lichtet sich der Nebel und die Straße ist schottrig und wird zunehmend steiler. Wir fahren an drei Brotzeit machenden Mountainbikern vorbei. Dann plötzlich ein ca. 60%  steiler Abhang mit komplett losem Schotter. Die Gummikuh zeigt keinerlei Bremswirkung wegen des ABS. Die Sozia steigt ab und Martin lässt die Gummikuh einfach runter rollen und schafft den Abhang. Jetzt versteh´ ich,  warum das ABS abschaltbar sein muss.

 

 

Nach einigen Minuten kommen die Mountainbiker nach und einer legt sich bei dem steilen Abhang lang und wirft sein Bike in die angrenzende Wiese. Daraufhin ziehen es die anderen beiden vor, ihr Rad hinunter zu schieben. Die drei Biker zollen Martin ordentlichen Beifall für seine gekonnte Leistung.

Man versucht nun fortan-jeder auf seine Art- den Weg zu meistern. Wir halten- wenn wir schneller sind- den Bikern die Viehabsperrgitter auf und die bedanken sich.
Wieder runter an den Gardasee, diesen umrundend und Bruschetta- Pause machen in Desenzano. Wir sehen einen Typen, der immer wieder um unser Motorrad herum geht und mit der Fußspitze dran stößt. Wir wundern uns, werden fast ärgerlich. Spinnt der denn? Später zeigt er uns und gestikuliert auf Italienisch, dass da eine der Schrauben der hinteren Radabdeckung weg ist und diese schlackert. Ein Stück vom Schraubenabstandshalter ist abgebrochen.  Wir bedanken uns bei dem Italiener und Martin richtet den Schaden notdürftig mit Kabelbinder.

Es geht zurück über die wenig spannende Occidentale. Die Orte rund um den Gardasee sind alle sehr touristisch. Abends essen wir nochmal im TexMex. Dies war nicht unbedingt einer der spannendsten Tage.
 

Freitag, 24.10.2008
Abfahrt vom Hotel um 10:00Uhr, Sonnenbrille liegen gelassen, in Richtung Gargnano. Dort rechts hoch zum Lago d´Idro. Auf der Karte ist die Straße gelb und grün gekennzeichnet= kurvenreich und landschaftlich schön. Wir können uns dem nicht anschließen, kennen da anderes….. Von der Westseite des Idrosees fahren wir bei Anfo zum Passo della Spina. Am Refugio Rosa entdecken wir ein Schild „Cima Forte Oro“ und folgen ihm. Ein netter Schotterweg führt hoch, doch kurz vor dem Fort wird der Weg fürs Dickschiff zu eng und wir laufen die restlichen 80m hoch zum Fort.
 

 

Danach geht es weiter über den Passo Maniva auf einem Schotterweg mit atemberaubenden Steiltiefen und Felsen. An Holzarbeitern vorbei, Mountainbiker überholend, endet unser Weg ca. 2km vor dem Passende durch Straßenverschüttung durch Steinabgang..

 

 

Also müssen wir wieder runter fahren. Doch Martin kann dies nicht auf sich sitzen lassen und saust mit mir hintendrauf um den Berg herum um von der anderen Seite dann doch noch den Pass mit dem Motorrad zu erklimmen. Oben angekommen, 9°C und der letzte Drachenflieger des Tages hebt ab zum Absprung.

Heimwärts geht’s über Richtung Crocedomini und das Giogo della Bala. Wir schrauben uns auf 2100m hoch,  gelb-rot-grüne Landschaft. Abwärts dann verwandelt sich die Straße wieder in Schotter und wird zunehmend lehmiger und in den Nordkurven auch immer nässer. Wir denken, wir sind in Südamerika! Einmal überholen wir ziemlich riskant einen Steinbruchlaster, der im Schritttempo abwärts kriecht.
Gegen 18:30 Uhr laufen wir in unserem Hotel ein.
 

Samstag, 25.10.2008
Nachdem Martin nun sein jährliches Kurvenpensumtraining reichlich absolviert hat, kann es auch wieder  nach Hause gehen. Auf dem Weg nach Bozen machen wir noch schöne Stopps in Trento, am Lago di Caldenazzo und in Kalterersee, wir fahren über den Passo di Manghem  und fahren abends das Motorrad auf den Autoreisezug. Nach Cappuccino und Aperitif auf dem Bahnhof geht’s um 20:10Uhr nach Berlin.